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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Drittes Quartal.

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ritimen Perioden nur Folge der entgegengesetzten Bewegung sein konnten, daß
also Perioden der Erhebung der Kontinente oder der Ausdehnung des Erd¬
mantels mit solchen des Zurücksinkens der Kruste auf den Kern abwechselten.
Er sagt am Schlüsse seiner Abhandlung:

Mit dem Ende der Tertiärperiode trat allen Anzeichen nach ein bedeut¬
samer Wendepunkt in der Entwicklungsgeschichte unsers Planeten ein. Wahrend
die geologischen Perioden bis hierher eine gewisse Stetigkeit der Entwicklung
bekunden, sowohl in Bezug auf die Charaktere und Größenverhältnisse in den
Entwicklungsreihen der Spezies als in Bezug auf die klimatischen Verhältnisse,
während bis hierher die Aufstauung der großen Kettengebirge (Hemisphären-
kraterbeckenründer) in regelmäßigen Intervallen stattfand, bis gegen das Ende
der Tertiärperiode die gewaltigste Gebirgsbildungsepoche eintrat, haben wir aus
der posttertiären Zeit die unzweideutigsten Spuren von Wechseln der extremsten
Klimas, welche gleichzeitig über große Teile der Erde sich erstreckten. Es finden
sich aber nicht nur Neste von Vertretern der arktischen und tropischen Farrn
in denselben Horizonten über große Teile der Kontinente verbreitet, sondern die
Reste lassen auf große Schwankungen in den Größenverhältnissen von Tieren
derselben Spezies, auf bedeutende Schwankungen in der äußern Erscheinung und
in deu Lebensgewohnheiten schließen. Es finden sich auffallender Weise ans
diesem langen Zeitraum keine Spuren von Veränderungen im Bau der Ketten¬
gebirge, welche sich denen ans der Tertiärperiode zur Seite stellen ließen. Die
posttcrtiäreu Ablagerungen haben an der Faltung der Kettengebirge uicht Teil
genommen, die Gebirgsbildung scheint also gegen das Ende der Tertiärperiode
der Hauptsache nach ihren Abschluß erreicht zu haben.

Es ist gewiß nicht ohne Bedeutung und steht im Zusammenhang mit diesen
Erscheinungen, daß ungefähr zu jenem fernen Zeitabschnitt die Entwicklung des
Menschengeschlechts sich vollzog.

Vergegenwärtigen wir uns noch einmal in chronologischer Reihenfolge die
Hanptperioden der posttertiären Zeit, zu deren hypothetischer Annahme die obigen
Vetrachtnugeu führen:

1. Erste Kontinentalperiode. Allgemeines Überwiegen der Hebungen,
Bildung des ältesten Diluvialsandes, breite Landverbinduugeu zwischen Europa,
Afrika, Amerika und Asien, große Verbreitung eines kontinentalen.Klimas, größte
Verbreitung und Entwicklung der Landsängetiere, Ablagerungen in deu ältesten
Knochenhöhlen, in denen ausschließlich vorkommen: Reste vom Mammuth, Rhino-
zeros, Riesendamhirsch, Niesenhyäne, -Tiger, -Löwe, -Wolf 7e., älteste unpolirte
Steinwerkzeuge, große und kräftige Meuscheu. (Erster Sphärenerhebungskrnter,
erste Losreißung der alten von der neuen Welt, Fjordbildung.)

Hieran schloß sich eine Übergangsperiode zur großen Eiszeit, in der ein
allgemeines Überwiegen der Senkungen, ein allgemeines Vordringen des Welt¬
meeres stattfand. (Erste Sphnrenkratcröfsnnng in der Gegend des Mittelmeeres.


ritimen Perioden nur Folge der entgegengesetzten Bewegung sein konnten, daß
also Perioden der Erhebung der Kontinente oder der Ausdehnung des Erd¬
mantels mit solchen des Zurücksinkens der Kruste auf den Kern abwechselten.
Er sagt am Schlüsse seiner Abhandlung:

Mit dem Ende der Tertiärperiode trat allen Anzeichen nach ein bedeut¬
samer Wendepunkt in der Entwicklungsgeschichte unsers Planeten ein. Wahrend
die geologischen Perioden bis hierher eine gewisse Stetigkeit der Entwicklung
bekunden, sowohl in Bezug auf die Charaktere und Größenverhältnisse in den
Entwicklungsreihen der Spezies als in Bezug auf die klimatischen Verhältnisse,
während bis hierher die Aufstauung der großen Kettengebirge (Hemisphären-
kraterbeckenründer) in regelmäßigen Intervallen stattfand, bis gegen das Ende
der Tertiärperiode die gewaltigste Gebirgsbildungsepoche eintrat, haben wir aus
der posttertiären Zeit die unzweideutigsten Spuren von Wechseln der extremsten
Klimas, welche gleichzeitig über große Teile der Erde sich erstreckten. Es finden
sich aber nicht nur Neste von Vertretern der arktischen und tropischen Farrn
in denselben Horizonten über große Teile der Kontinente verbreitet, sondern die
Reste lassen auf große Schwankungen in den Größenverhältnissen von Tieren
derselben Spezies, auf bedeutende Schwankungen in der äußern Erscheinung und
in deu Lebensgewohnheiten schließen. Es finden sich auffallender Weise ans
diesem langen Zeitraum keine Spuren von Veränderungen im Bau der Ketten¬
gebirge, welche sich denen ans der Tertiärperiode zur Seite stellen ließen. Die
posttcrtiäreu Ablagerungen haben an der Faltung der Kettengebirge uicht Teil
genommen, die Gebirgsbildung scheint also gegen das Ende der Tertiärperiode
der Hauptsache nach ihren Abschluß erreicht zu haben.

Es ist gewiß nicht ohne Bedeutung und steht im Zusammenhang mit diesen
Erscheinungen, daß ungefähr zu jenem fernen Zeitabschnitt die Entwicklung des
Menschengeschlechts sich vollzog.

Vergegenwärtigen wir uns noch einmal in chronologischer Reihenfolge die
Hanptperioden der posttertiären Zeit, zu deren hypothetischer Annahme die obigen
Vetrachtnugeu führen:

1. Erste Kontinentalperiode. Allgemeines Überwiegen der Hebungen,
Bildung des ältesten Diluvialsandes, breite Landverbinduugeu zwischen Europa,
Afrika, Amerika und Asien, große Verbreitung eines kontinentalen.Klimas, größte
Verbreitung und Entwicklung der Landsängetiere, Ablagerungen in deu ältesten
Knochenhöhlen, in denen ausschließlich vorkommen: Reste vom Mammuth, Rhino-
zeros, Riesendamhirsch, Niesenhyäne, -Tiger, -Löwe, -Wolf 7e., älteste unpolirte
Steinwerkzeuge, große und kräftige Meuscheu. (Erster Sphärenerhebungskrnter,
erste Losreißung der alten von der neuen Welt, Fjordbildung.)

Hieran schloß sich eine Übergangsperiode zur großen Eiszeit, in der ein
allgemeines Überwiegen der Senkungen, ein allgemeines Vordringen des Welt¬
meeres stattfand. (Erste Sphnrenkratcröfsnnng in der Gegend des Mittelmeeres.


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[0416] ritimen Perioden nur Folge der entgegengesetzten Bewegung sein konnten, daß also Perioden der Erhebung der Kontinente oder der Ausdehnung des Erd¬ mantels mit solchen des Zurücksinkens der Kruste auf den Kern abwechselten. Er sagt am Schlüsse seiner Abhandlung: Mit dem Ende der Tertiärperiode trat allen Anzeichen nach ein bedeut¬ samer Wendepunkt in der Entwicklungsgeschichte unsers Planeten ein. Wahrend die geologischen Perioden bis hierher eine gewisse Stetigkeit der Entwicklung bekunden, sowohl in Bezug auf die Charaktere und Größenverhältnisse in den Entwicklungsreihen der Spezies als in Bezug auf die klimatischen Verhältnisse, während bis hierher die Aufstauung der großen Kettengebirge (Hemisphären- kraterbeckenründer) in regelmäßigen Intervallen stattfand, bis gegen das Ende der Tertiärperiode die gewaltigste Gebirgsbildungsepoche eintrat, haben wir aus der posttertiären Zeit die unzweideutigsten Spuren von Wechseln der extremsten Klimas, welche gleichzeitig über große Teile der Erde sich erstreckten. Es finden sich aber nicht nur Neste von Vertretern der arktischen und tropischen Farrn in denselben Horizonten über große Teile der Kontinente verbreitet, sondern die Reste lassen auf große Schwankungen in den Größenverhältnissen von Tieren derselben Spezies, auf bedeutende Schwankungen in der äußern Erscheinung und in deu Lebensgewohnheiten schließen. Es finden sich auffallender Weise ans diesem langen Zeitraum keine Spuren von Veränderungen im Bau der Ketten¬ gebirge, welche sich denen ans der Tertiärperiode zur Seite stellen ließen. Die posttcrtiäreu Ablagerungen haben an der Faltung der Kettengebirge uicht Teil genommen, die Gebirgsbildung scheint also gegen das Ende der Tertiärperiode der Hauptsache nach ihren Abschluß erreicht zu haben. Es ist gewiß nicht ohne Bedeutung und steht im Zusammenhang mit diesen Erscheinungen, daß ungefähr zu jenem fernen Zeitabschnitt die Entwicklung des Menschengeschlechts sich vollzog. Vergegenwärtigen wir uns noch einmal in chronologischer Reihenfolge die Hanptperioden der posttertiären Zeit, zu deren hypothetischer Annahme die obigen Vetrachtnugeu führen: 1. Erste Kontinentalperiode. Allgemeines Überwiegen der Hebungen, Bildung des ältesten Diluvialsandes, breite Landverbinduugeu zwischen Europa, Afrika, Amerika und Asien, große Verbreitung eines kontinentalen.Klimas, größte Verbreitung und Entwicklung der Landsängetiere, Ablagerungen in deu ältesten Knochenhöhlen, in denen ausschließlich vorkommen: Reste vom Mammuth, Rhino- zeros, Riesendamhirsch, Niesenhyäne, -Tiger, -Löwe, -Wolf 7e., älteste unpolirte Steinwerkzeuge, große und kräftige Meuscheu. (Erster Sphärenerhebungskrnter, erste Losreißung der alten von der neuen Welt, Fjordbildung.) Hieran schloß sich eine Übergangsperiode zur großen Eiszeit, in der ein allgemeines Überwiegen der Senkungen, ein allgemeines Vordringen des Welt¬ meeres stattfand. (Erste Sphnrenkratcröfsnnng in der Gegend des Mittelmeeres.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_193340/416>, abgerufen am 24.08.2024.