Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Drittes Quartal.Der jüngste Tag. August sie beschuldigt, vor vielen Jahren gegen Andrew treulos und grausam Julia wagte nicht, vom Essen wegzubleiben, welches schlimm genug verlief. Während er dieser hastig eingenommenen Mahlzeit in dieser mit hünslicher Julia saß während dieses trübseligen Nachmittags bei ihrer Arbeit und Die Felder im Westen müssen dnrch Fenzen eingehegt sein, damit das freiycrttM-
laufende Vieh die Saaten nicht beschädigt. Der jüngste Tag. August sie beschuldigt, vor vielen Jahren gegen Andrew treulos und grausam Julia wagte nicht, vom Essen wegzubleiben, welches schlimm genug verlief. Während er dieser hastig eingenommenen Mahlzeit in dieser mit hünslicher Julia saß während dieses trübseligen Nachmittags bei ihrer Arbeit und Die Felder im Westen müssen dnrch Fenzen eingehegt sein, damit das freiycrttM-
laufende Vieh die Saaten nicht beschädigt. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0284" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/193625"/> <fw type="header" place="top"> Der jüngste Tag.</fw><lb/> <p xml:id="ID_905" prev="#ID_904"> August sie beschuldigt, vor vielen Jahren gegen Andrew treulos und grausam<lb/> gewesen zu sein, und wie Julie es ihr vorgerückt, und wie nahe sie darau ge-<lb/> weseir, vor Herzklopfen umzufallen. Und Saiuuel Anderson wurde rot und er¬<lb/> klärte, er werde seine Frau gegen solche Beleidigungen schützen. Die Vorstellung,<lb/> daß er Beschützer seiner Fran sei, war eine dem kleinen Manne sehr wohlthuende<lb/> Fiktion, welche von selten seiner Frau kräftige Unterstützung erfuhr. Es war<lb/> ein Lieblingsknisf von ihr, sich ihm gleichsam als hilfloses Weib zu Füße» zu<lb/> werfen und ihn in ihrer Schwäche um Schutz anzuflehen. Und Samuel em¬<lb/> pfand allen Heldenmut des Rittertums in seinem Busen, wenn er seine schuld¬<lb/> lose Gattin verteidigte. Gedecke durch diese Fiktion, die der Eitelkeit eines ein¬<lb/> geschüchterten Gatten so schmeichelte, hatte sie es bei der und jener Gelegenheit<lb/> dahin gebracht, daß er mit allen seinen Nachbarn ans üblem Fuße stund, und<lb/> seine Weigerung, seinen Besitz mit dem ihrigen durch eine einzige Umzäunung<lb/> einzuhegen, hatte dcchiu geführt, daß seiue Farm auf drei Seiten von jeuer<lb/> gekrümmten Einrichtung umgeben war, die den Namen „Teufelsgäßchen"<lb/> hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_906"> Julia wagte nicht, vom Essen wegzubleiben, welches schlimm genug verlief.<lb/> Sie wagte es uicht, August anzublicken, der ihr gegenüber saß, und der bei<lb/> Tische die unglücklichste Person war, da er uicht wußte, warum alles um ihn<lb/> herum so unglücklich aussah. Die gerunzelte Stirn Herrn Andersons kündigte<lb/> ein Gewitter an, das Gesicht Frau Andersons ließ ein Erdbeben befürchten,<lb/> Cynthy Ann faß tief beschattet da, und Julias Miene verblüffte ihn förmlich.<lb/> Ob sie auf ihn böse war oder nicht, war ihm nicht klar. Nur eins war sicher,<lb/> sie litt schwer, und das reichte hin, ihn überaus unglücklich zu uneben.</p><lb/> <p xml:id="ID_907"> Während er dieser hastig eingenommenen Mahlzeit in dieser mit hünslicher<lb/> Elektrizität überladenen Atmosphäre bis zu Ende beiwohnte, entwickelte sich — er<lb/> konnte kaum sagen, wie — die Vorstellung, daß dieses drückende Herabsinken<lb/> des Wolkenhimmels etwas mit ihm zu thun habe. Was hatte er verbrochen?<lb/> Nichts. So genau er sich auch prüfte, mußte er sich sagen, daß er nichts Un¬<lb/> rechtes begangen habe. Aber er fühlte sich gedrückt, und sein zartempsindcndes<lb/> Gewissen gab ihm irgend ein unbekanntes Vergehen schuld, das alle diese Ver¬<lb/> wirrung und Störung der Elemente veranlaßt habe. Der Schinken schien ihm<lb/> nicht recht zu munden, das Kraut konnte er nicht essen, der Maisbrei wollte<lb/> nicht hinunter, und er hatte keine Lust, den Obstkuchen zu erwarten, der den<lb/> Schluß bildete. Er kürzte seiue Mahlzeit ab und ging hinaus in die Scheune,<lb/> um dort seinen Pferden und seinem Elend Gesellschaft zu leisten, bis es Zeit<lb/> sein würde, zu seinem Pfluge zurückzukehren.</p><lb/> <p xml:id="ID_908" next="#ID_909"> Julia saß während dieses trübseligen Nachmittags bei ihrer Arbeit und</p><lb/> <note xml:id="FID_22" place="foot"> Die Felder im Westen müssen dnrch Fenzen eingehegt sein, damit das freiycrttM-<lb/> laufende Vieh die Saaten nicht beschädigt.</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0284]
Der jüngste Tag.
August sie beschuldigt, vor vielen Jahren gegen Andrew treulos und grausam
gewesen zu sein, und wie Julie es ihr vorgerückt, und wie nahe sie darau ge-
weseir, vor Herzklopfen umzufallen. Und Saiuuel Anderson wurde rot und er¬
klärte, er werde seine Frau gegen solche Beleidigungen schützen. Die Vorstellung,
daß er Beschützer seiner Fran sei, war eine dem kleinen Manne sehr wohlthuende
Fiktion, welche von selten seiner Frau kräftige Unterstützung erfuhr. Es war
ein Lieblingsknisf von ihr, sich ihm gleichsam als hilfloses Weib zu Füße» zu
werfen und ihn in ihrer Schwäche um Schutz anzuflehen. Und Samuel em¬
pfand allen Heldenmut des Rittertums in seinem Busen, wenn er seine schuld¬
lose Gattin verteidigte. Gedecke durch diese Fiktion, die der Eitelkeit eines ein¬
geschüchterten Gatten so schmeichelte, hatte sie es bei der und jener Gelegenheit
dahin gebracht, daß er mit allen seinen Nachbarn ans üblem Fuße stund, und
seine Weigerung, seinen Besitz mit dem ihrigen durch eine einzige Umzäunung
einzuhegen, hatte dcchiu geführt, daß seiue Farm auf drei Seiten von jeuer
gekrümmten Einrichtung umgeben war, die den Namen „Teufelsgäßchen"
hat.
Julia wagte nicht, vom Essen wegzubleiben, welches schlimm genug verlief.
Sie wagte es uicht, August anzublicken, der ihr gegenüber saß, und der bei
Tische die unglücklichste Person war, da er uicht wußte, warum alles um ihn
herum so unglücklich aussah. Die gerunzelte Stirn Herrn Andersons kündigte
ein Gewitter an, das Gesicht Frau Andersons ließ ein Erdbeben befürchten,
Cynthy Ann faß tief beschattet da, und Julias Miene verblüffte ihn förmlich.
Ob sie auf ihn böse war oder nicht, war ihm nicht klar. Nur eins war sicher,
sie litt schwer, und das reichte hin, ihn überaus unglücklich zu uneben.
Während er dieser hastig eingenommenen Mahlzeit in dieser mit hünslicher
Elektrizität überladenen Atmosphäre bis zu Ende beiwohnte, entwickelte sich — er
konnte kaum sagen, wie — die Vorstellung, daß dieses drückende Herabsinken
des Wolkenhimmels etwas mit ihm zu thun habe. Was hatte er verbrochen?
Nichts. So genau er sich auch prüfte, mußte er sich sagen, daß er nichts Un¬
rechtes begangen habe. Aber er fühlte sich gedrückt, und sein zartempsindcndes
Gewissen gab ihm irgend ein unbekanntes Vergehen schuld, das alle diese Ver¬
wirrung und Störung der Elemente veranlaßt habe. Der Schinken schien ihm
nicht recht zu munden, das Kraut konnte er nicht essen, der Maisbrei wollte
nicht hinunter, und er hatte keine Lust, den Obstkuchen zu erwarten, der den
Schluß bildete. Er kürzte seiue Mahlzeit ab und ging hinaus in die Scheune,
um dort seinen Pferden und seinem Elend Gesellschaft zu leisten, bis es Zeit
sein würde, zu seinem Pfluge zurückzukehren.
Julia saß während dieses trübseligen Nachmittags bei ihrer Arbeit und
Die Felder im Westen müssen dnrch Fenzen eingehegt sein, damit das freiycrttM-
laufende Vieh die Saaten nicht beschädigt.
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