Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Viertes Quartal.Eduard von Hartmann als Politiker. "ut ihrem künftigen Armenbudgct zahlen. Bei der Unfallversicherung allein Eduard von Hartmann als Politiker. »ut ihrem künftigen Armenbudgct zahlen. Bei der Unfallversicherung allein <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0544" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/151266"/> <fw type="header" place="top"> Eduard von Hartmann als Politiker.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1765" prev="#ID_1764"> »ut ihrem künftigen Armenbudgct zahlen. Bei der Unfallversicherung allein<lb/> würde ein solcher Beitrag genügen, bei der Ausdehnung der Versicherung auf<lb/> alle Klassen und auf alle Möglichkeiten der.Hilfsbcdürftigkeit nicht, und so wird<lb/> einer Ergänzung durch Staatsmittel nicht zu entgehen sein. Das Reich wird<lb/> die hierzu erforderlichen Mittel am geeignetsten durch das Monopol aufbringen.<lb/> Die directen Steuern lassen keine Steigerung mehr zu und sind überdies zweck¬<lb/> mäßiger den Einzelstaaten und Gemeinden zuzuweisen. Die indirecten würden<lb/> vom Kaufmann auf den Konsumenten abgewälzt werden. „Das Monopol ver¬<lb/> einigt in sich alle Vortheile der directen und indirecten Steuern unter Vermei¬<lb/> dung der Nachtheile beider. Nun aber ist alle Welt darüber einig, daß die<lb/> Consumartikel, welche die höchste Besteuerung zulassen und fordern, Tabak und<lb/> spirituösen sind, deren Steuerertrag im Verhältniß zum Consum in Deutsch¬<lb/> land jetzt gegen die Nachbarländer verschwindend klein ist____Was das deutsche<lb/> Volk an Tabaksrauch in die Lust bläst, ist für die deutsche Volkswirthschaft<lb/> buchstäblich in die Luft geblasen, für den größten Theil des Rohmaterials wan¬<lb/> dert deutsches Gold nach Amerika. Wenn der Preis der monvpolisirten Tabaks¬<lb/> fabrikate sich erhöht, so wird das Volk zwar dieselbe Geldsumme jährlich für<lb/> solche ausgeben, aber ein großer Theil dieser Ausgabe wird in Gestalt von<lb/> Neichspensionen in seine Tasche zurückfließen, und der Goldabfluß aus Deutsch¬<lb/> land nach Amerika wird sich um so viel verringern, als unser Tabakseousum<lb/> sich einschränkt. . . . Außerdem würde das Reich nach Amortisation der Ab¬<lb/> lösungssummen voraussichtlich auch bedeutende finanzielle Vortheile von der Mo-<lb/> nopolisirung spüren. Jedenfalls entstehen die großen Schwierigkeiten derselben<lb/> nur daraus, daß Deutschland mit ihr einige Generationen länger gezögert hat<lb/> als Oesterreich, Frankreich und Italien, woraus die Lehre zu ziehen ist, daß<lb/> die Schwierigkeit bei noch längerem Zögern wachsen werde____ Wenn eine hohe<lb/> Tabaksbesteueruug die Wirkung hat, das Volk in der nutzlosen Verschleuderung<lb/> eines Theils seines Arbeitsverdienstes zu beschränken, so hat die hohe Besteuerung<lb/> des Spiritus die wichtigere socialethische Wirkung, durch Einschränkung des Brannt-<lb/> weinconsums den demoralisirenden Folgen des Trunkes engere Grenzen zu ziehen____<lb/> Es war das kläglichste töstimomum pg,uperkg.dis, welches das preußische Ab¬<lb/> geordnetenhaus sich ausstellen konnte, als es das Schankstättcngesetz trotz seiner<lb/> eminenten socialistischen Bedeutung scheitern ließ, bloß weil es sich über die<lb/> secundäre Frage nicht einigen konnte, ob bloß der Branntweinausschcmk oder<lb/> auch der Bierausschank betroffen werden solle.... So trifft bei diesen beiden Con-<lb/> sumartiteln, Tabak und Spirituosen, die directe svcialcthische Wirkung der hohen<lb/> Besteuerung mit ihrer indirecten, der Flüssigmachung der Mittel zur Durchfüh¬<lb/> rung der Zwangsversicherung zusammen, und deshalb ist kein anderes Steuer-<lb/> vbject, nicht bloß in formell technischer, sondern mich in inhaltlicher Hinsicht so<lb/> geeignet wie diese beiden, um aus seinem Ertrage das Problem der allgemeinen<lb/> Neichsbürgerversichcrung zu lösen."</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0544]
Eduard von Hartmann als Politiker.
»ut ihrem künftigen Armenbudgct zahlen. Bei der Unfallversicherung allein
würde ein solcher Beitrag genügen, bei der Ausdehnung der Versicherung auf
alle Klassen und auf alle Möglichkeiten der.Hilfsbcdürftigkeit nicht, und so wird
einer Ergänzung durch Staatsmittel nicht zu entgehen sein. Das Reich wird
die hierzu erforderlichen Mittel am geeignetsten durch das Monopol aufbringen.
Die directen Steuern lassen keine Steigerung mehr zu und sind überdies zweck¬
mäßiger den Einzelstaaten und Gemeinden zuzuweisen. Die indirecten würden
vom Kaufmann auf den Konsumenten abgewälzt werden. „Das Monopol ver¬
einigt in sich alle Vortheile der directen und indirecten Steuern unter Vermei¬
dung der Nachtheile beider. Nun aber ist alle Welt darüber einig, daß die
Consumartikel, welche die höchste Besteuerung zulassen und fordern, Tabak und
spirituösen sind, deren Steuerertrag im Verhältniß zum Consum in Deutsch¬
land jetzt gegen die Nachbarländer verschwindend klein ist____Was das deutsche
Volk an Tabaksrauch in die Lust bläst, ist für die deutsche Volkswirthschaft
buchstäblich in die Luft geblasen, für den größten Theil des Rohmaterials wan¬
dert deutsches Gold nach Amerika. Wenn der Preis der monvpolisirten Tabaks¬
fabrikate sich erhöht, so wird das Volk zwar dieselbe Geldsumme jährlich für
solche ausgeben, aber ein großer Theil dieser Ausgabe wird in Gestalt von
Neichspensionen in seine Tasche zurückfließen, und der Goldabfluß aus Deutsch¬
land nach Amerika wird sich um so viel verringern, als unser Tabakseousum
sich einschränkt. . . . Außerdem würde das Reich nach Amortisation der Ab¬
lösungssummen voraussichtlich auch bedeutende finanzielle Vortheile von der Mo-
nopolisirung spüren. Jedenfalls entstehen die großen Schwierigkeiten derselben
nur daraus, daß Deutschland mit ihr einige Generationen länger gezögert hat
als Oesterreich, Frankreich und Italien, woraus die Lehre zu ziehen ist, daß
die Schwierigkeit bei noch längerem Zögern wachsen werde____ Wenn eine hohe
Tabaksbesteueruug die Wirkung hat, das Volk in der nutzlosen Verschleuderung
eines Theils seines Arbeitsverdienstes zu beschränken, so hat die hohe Besteuerung
des Spiritus die wichtigere socialethische Wirkung, durch Einschränkung des Brannt-
weinconsums den demoralisirenden Folgen des Trunkes engere Grenzen zu ziehen____
Es war das kläglichste töstimomum pg,uperkg.dis, welches das preußische Ab¬
geordnetenhaus sich ausstellen konnte, als es das Schankstättcngesetz trotz seiner
eminenten socialistischen Bedeutung scheitern ließ, bloß weil es sich über die
secundäre Frage nicht einigen konnte, ob bloß der Branntweinausschcmk oder
auch der Bierausschank betroffen werden solle.... So trifft bei diesen beiden Con-
sumartiteln, Tabak und Spirituosen, die directe svcialcthische Wirkung der hohen
Besteuerung mit ihrer indirecten, der Flüssigmachung der Mittel zur Durchfüh¬
rung der Zwangsversicherung zusammen, und deshalb ist kein anderes Steuer-
vbject, nicht bloß in formell technischer, sondern mich in inhaltlicher Hinsicht so
geeignet wie diese beiden, um aus seinem Ertrage das Problem der allgemeinen
Neichsbürgerversichcrung zu lösen."
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