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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Viertes Quartal.

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Für den Weihnachtstisch.

dabei weitzerstreuten und schwer erreichbaren Zeitnngskritiken, Berichte und No¬
tizen über Schiller und Goethe ans den Jahren 1773--1312 chronologisch ge¬
ordnet vorzuführen. Die vorliegenden ersten beiden Bände sind Schiller'ge¬
widmet und umfassen die Jahre 1781--1800. Eine wichtige Bereicherung
hat die exegetische Literatur zu unsern Classikern erhalten durch die zweibändige
von K. J> Schröer mit Einleitung und fortlaufender Erklärung versehene Aus¬
gabe von Goethes Faust (Heilbronn, Gebr. Henninger.) Dieselbe bietet den
vollständigen Text und in den Amerkungen einen schlichten, an die weitesten
Kreise sich wendenden sachlichen und sprachlichen Commentar, der alle gesicherten
Resultate der frühern Fausteommentare mit einer Fülle eigner Forschungen und
Beobachtungen verbindet. -- Eine interessante Ergänzung unsrer Gesammtaus-
gaben von Schriftstellern ans der classischen Epoche hat Adolf Stern gespendet
mit seiner zum erstenmale unternommenen vollständigen Sammlung der Schriften
Christian Gottfried Körners, des Freundes Schillers und Vaters unsers
Freiheitskriegsängers (Leipzig, F. W. Grnnow). Die Sammlung umfaßt nach
einer Lebensskizze Körners im ersten Theile seine philosophischen und belletri¬
stischen, im zweiten seine biographischen, im dritten seine politischen Aufsätze. --
Von neuerer belletristischer Literatur haben wir wenigstens zwei hervorragendere
Gaben zu verzeichnen: einen neuen Band Erzählungen von Gottfried Keller:
Das Sinngedicht (Berlin, W. Hertz) und eine neue -- die vierzehnte --
Novellensammlung von Paul Heyse: Trvubadournovellen (Edda.) Beide
Sammlungen werden der Mehrzahl unsrer Leser schon ans ihrem ersten Ab¬
drucke in periodischen Schriften bekannt sein. -- Auf kunstwissenschaftlichem Ge¬
biete gedenken wir vor allem der Fortsetzungen, welche die weitverbreiteten
Kunsthistorischen Bilderbogen (Leipzig, E. A. Seemann) in zwei Supple¬
menten gefunden haben, von denen das eine speciell der Kunst des neunzehnten
Jahrhunderts gewidmet ist, während das zweite, von dem zunächst die erste
Lieferung vorliegt (Tafel 319--330) der Ergänzung der prähistorischen Zeit
und der Antike dient. Inzwischen ist auch das werthvolle Textbuch zu diesen
Bilderbogen in zweiter Auflage erschienen, und da der Verfasser desselben bei
dieser Gelegenheit den Schleier der Anonymität hat fallen lassen -- der Meister
der deutschen Kunstwissenschaft, Anton Springer, ist es, der dem echt volks¬
tümlichen Unternehmern seine Feder geliehen -- so ist ihm selbstverständlich
auch das geistvolle, überaus anregende Büchlein über die Kunst des neunzehnten
Jahrhunderts zu danken. -- Wer der Darstellung durch den Stahlstich vor
dem durch den Holzschnitt den Vorzug giebt, der übersehe nicht, daß von dem
umfassenden kunsthistorischen Bilderwerke, den Denkmälern der Kunst, welches
vorm Jahre in seiner neuen Bearbeitung dnrch W, Lübke und C. v. Lützow
vollständig geworden war, nnn auch der wohlfeilere Auszug (Volksausgabe), der sich
auf die wichtigsten 98 Tafeln beschränkt, von der Verlagshandlung (Ebner und
seubert in Stuttgart) in neuer Bearbeitung wieder herausgegeben worden ist, eben-


Für den Weihnachtstisch.

dabei weitzerstreuten und schwer erreichbaren Zeitnngskritiken, Berichte und No¬
tizen über Schiller und Goethe ans den Jahren 1773—1312 chronologisch ge¬
ordnet vorzuführen. Die vorliegenden ersten beiden Bände sind Schiller'ge¬
widmet und umfassen die Jahre 1781—1800. Eine wichtige Bereicherung
hat die exegetische Literatur zu unsern Classikern erhalten durch die zweibändige
von K. J> Schröer mit Einleitung und fortlaufender Erklärung versehene Aus¬
gabe von Goethes Faust (Heilbronn, Gebr. Henninger.) Dieselbe bietet den
vollständigen Text und in den Amerkungen einen schlichten, an die weitesten
Kreise sich wendenden sachlichen und sprachlichen Commentar, der alle gesicherten
Resultate der frühern Fausteommentare mit einer Fülle eigner Forschungen und
Beobachtungen verbindet. — Eine interessante Ergänzung unsrer Gesammtaus-
gaben von Schriftstellern ans der classischen Epoche hat Adolf Stern gespendet
mit seiner zum erstenmale unternommenen vollständigen Sammlung der Schriften
Christian Gottfried Körners, des Freundes Schillers und Vaters unsers
Freiheitskriegsängers (Leipzig, F. W. Grnnow). Die Sammlung umfaßt nach
einer Lebensskizze Körners im ersten Theile seine philosophischen und belletri¬
stischen, im zweiten seine biographischen, im dritten seine politischen Aufsätze. —
Von neuerer belletristischer Literatur haben wir wenigstens zwei hervorragendere
Gaben zu verzeichnen: einen neuen Band Erzählungen von Gottfried Keller:
Das Sinngedicht (Berlin, W. Hertz) und eine neue — die vierzehnte —
Novellensammlung von Paul Heyse: Trvubadournovellen (Edda.) Beide
Sammlungen werden der Mehrzahl unsrer Leser schon ans ihrem ersten Ab¬
drucke in periodischen Schriften bekannt sein. — Auf kunstwissenschaftlichem Ge¬
biete gedenken wir vor allem der Fortsetzungen, welche die weitverbreiteten
Kunsthistorischen Bilderbogen (Leipzig, E. A. Seemann) in zwei Supple¬
menten gefunden haben, von denen das eine speciell der Kunst des neunzehnten
Jahrhunderts gewidmet ist, während das zweite, von dem zunächst die erste
Lieferung vorliegt (Tafel 319—330) der Ergänzung der prähistorischen Zeit
und der Antike dient. Inzwischen ist auch das werthvolle Textbuch zu diesen
Bilderbogen in zweiter Auflage erschienen, und da der Verfasser desselben bei
dieser Gelegenheit den Schleier der Anonymität hat fallen lassen — der Meister
der deutschen Kunstwissenschaft, Anton Springer, ist es, der dem echt volks¬
tümlichen Unternehmern seine Feder geliehen — so ist ihm selbstverständlich
auch das geistvolle, überaus anregende Büchlein über die Kunst des neunzehnten
Jahrhunderts zu danken. — Wer der Darstellung durch den Stahlstich vor
dem durch den Holzschnitt den Vorzug giebt, der übersehe nicht, daß von dem
umfassenden kunsthistorischen Bilderwerke, den Denkmälern der Kunst, welches
vorm Jahre in seiner neuen Bearbeitung dnrch W, Lübke und C. v. Lützow
vollständig geworden war, nnn auch der wohlfeilere Auszug (Volksausgabe), der sich
auf die wichtigsten 98 Tafeln beschränkt, von der Verlagshandlung (Ebner und
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[0535] Für den Weihnachtstisch. dabei weitzerstreuten und schwer erreichbaren Zeitnngskritiken, Berichte und No¬ tizen über Schiller und Goethe ans den Jahren 1773—1312 chronologisch ge¬ ordnet vorzuführen. Die vorliegenden ersten beiden Bände sind Schiller'ge¬ widmet und umfassen die Jahre 1781—1800. Eine wichtige Bereicherung hat die exegetische Literatur zu unsern Classikern erhalten durch die zweibändige von K. J> Schröer mit Einleitung und fortlaufender Erklärung versehene Aus¬ gabe von Goethes Faust (Heilbronn, Gebr. Henninger.) Dieselbe bietet den vollständigen Text und in den Amerkungen einen schlichten, an die weitesten Kreise sich wendenden sachlichen und sprachlichen Commentar, der alle gesicherten Resultate der frühern Fausteommentare mit einer Fülle eigner Forschungen und Beobachtungen verbindet. — Eine interessante Ergänzung unsrer Gesammtaus- gaben von Schriftstellern ans der classischen Epoche hat Adolf Stern gespendet mit seiner zum erstenmale unternommenen vollständigen Sammlung der Schriften Christian Gottfried Körners, des Freundes Schillers und Vaters unsers Freiheitskriegsängers (Leipzig, F. W. Grnnow). Die Sammlung umfaßt nach einer Lebensskizze Körners im ersten Theile seine philosophischen und belletri¬ stischen, im zweiten seine biographischen, im dritten seine politischen Aufsätze. — Von neuerer belletristischer Literatur haben wir wenigstens zwei hervorragendere Gaben zu verzeichnen: einen neuen Band Erzählungen von Gottfried Keller: Das Sinngedicht (Berlin, W. Hertz) und eine neue — die vierzehnte — Novellensammlung von Paul Heyse: Trvubadournovellen (Edda.) Beide Sammlungen werden der Mehrzahl unsrer Leser schon ans ihrem ersten Ab¬ drucke in periodischen Schriften bekannt sein. — Auf kunstwissenschaftlichem Ge¬ biete gedenken wir vor allem der Fortsetzungen, welche die weitverbreiteten Kunsthistorischen Bilderbogen (Leipzig, E. A. Seemann) in zwei Supple¬ menten gefunden haben, von denen das eine speciell der Kunst des neunzehnten Jahrhunderts gewidmet ist, während das zweite, von dem zunächst die erste Lieferung vorliegt (Tafel 319—330) der Ergänzung der prähistorischen Zeit und der Antike dient. Inzwischen ist auch das werthvolle Textbuch zu diesen Bilderbogen in zweiter Auflage erschienen, und da der Verfasser desselben bei dieser Gelegenheit den Schleier der Anonymität hat fallen lassen — der Meister der deutschen Kunstwissenschaft, Anton Springer, ist es, der dem echt volks¬ tümlichen Unternehmern seine Feder geliehen — so ist ihm selbstverständlich auch das geistvolle, überaus anregende Büchlein über die Kunst des neunzehnten Jahrhunderts zu danken. — Wer der Darstellung durch den Stahlstich vor dem durch den Holzschnitt den Vorzug giebt, der übersehe nicht, daß von dem umfassenden kunsthistorischen Bilderwerke, den Denkmälern der Kunst, welches vorm Jahre in seiner neuen Bearbeitung dnrch W, Lübke und C. v. Lützow vollständig geworden war, nnn auch der wohlfeilere Auszug (Volksausgabe), der sich auf die wichtigsten 98 Tafeln beschränkt, von der Verlagshandlung (Ebner und seubert in Stuttgart) in neuer Bearbeitung wieder herausgegeben worden ist, eben-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157970/535>, abgerufen am 15.01.2025.