Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Viertes Quartal.Petrolemnquellen in Deuischlaud, bereits zwölf Gesellschaften, neue sind in der Bildung begriffen, an die siebzig Das Verfahren der Vereinsbank, die Oelheimcicticu sofort ins große Pu- Neue Industrien ins Leben zu rufen oder, wenn sie entstehen, zu hegen Petrolemnquellen in Deuischlaud, bereits zwölf Gesellschaften, neue sind in der Bildung begriffen, an die siebzig Das Verfahren der Vereinsbank, die Oelheimcicticu sofort ins große Pu- Neue Industrien ins Leben zu rufen oder, wenn sie entstehen, zu hegen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0434" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/151156"/> <fw type="header" place="top"> Petrolemnquellen in Deuischlaud,</fw><lb/> <p xml:id="ID_1430" prev="#ID_1429"> bereits zwölf Gesellschaften, neue sind in der Bildung begriffen, an die siebzig<lb/> Bvhrthürme ragen bei Oelheim empor, eine Bahn nach Peinie ist concessionirt,<lb/> Raffinerien werden erbaut. Wenn jetzt eine deutsche Petroleumindustrie aufblühe,<lb/> so darf man behaupten, daß Adolf Mohr nicht bloß daran, sondern auch darum<lb/> viel Verdienst habe, daß er „seine Arbeit gethan"' habe und — bleiben dürfe.</p><lb/> <p xml:id="ID_1431"> Das Verfahren der Vereinsbank, die Oelheimcicticu sofort ins große Pu-<lb/> blicum zu werfen, verdient freilich im höchsten Grade Tadel. Der kleine Capitalist<lb/> hat nur wenig anzulegen, und so vermag er sich nur bei einem einzigen<lb/> Unternehmen zu betheiligen. Die Erfolge der einzelnen Gesellschaften sind aber<lb/> durch nichts verbürgt, sie können alles verlieren, sie können viel gewinnen, und<lb/> darum steht das Capital des kleinen Actionairs gewissermaßen in einer Lotterie.<lb/> Ja noch mehr; so wahrscheinlich das Vorhandensein mächtiger Petrolcnmlagcr<lb/> in der Lüneburger Habe auch ist, so läßt sich doch unmöglich sagen, wie viel<lb/> Arbeit es kosten wird, dieselben abzuhauen. Auch in Amerika ist viel Geld und<lb/> Arbeit an verfehlten Unternehmungen verloren worden, und nur der spätere<lb/> glückliche Erfolg hat jene Mißerfolge in Vergessenheit gerathen lassen. Wüßte<lb/> man sicheres über die Entstehung und Lagerung des Petroleums überhaupt, so<lb/> lüge die Sache schon wesentlich besser. Allein mehr als eine allerdings schon<lb/> mit guten Gründen ausgestattete Hypothese ist hier noch nicht zu haben. Darum<lb/> ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß erst die spätern Unternehmungen<lb/> die Früchte der ersten mißglückter Versuche einernten werden. Diese Versuche<lb/> für den spätern Großnnteruehmer zu bezahlen, ist der kleine Capitalist nicht ge¬<lb/> eignet, und darum darf er sich an solchen speculativen Unternehmungen schlechter¬<lb/> dings nicht betheiligen. Er vermag die Sachlage nicht zu durchschauen, seine<lb/> Gier, groß zu werden, treibt ihn in die Fangnetze der großen Bankhäuser, welche<lb/> nur den einen Wunsch haben, recht bald ein hohes Agio an den Actien zu ver¬<lb/> dienen, nicht den, eine neue segensreiche Industrie ins Leben zu rufen. Darum<lb/> meinen wir, das Actiengesetz sollte es überhaupt verbieten, Papiere neuer Unter¬<lb/> nehmungen eher an den offenen Markt zu bringen, als mindestens ein Jahres¬<lb/> abschluß veröffentlicht wäre. Die Banken müßten alsdann wohl oder übel mit<lb/> den großen Capitalien hinter ihrem Rücken, nicht mit dem offenen Markt rechnen,<lb/> und Verwüstungen des kleinen Capitals, wie wir sie während der Gründerjahre<lb/> erlebt haben, würden in solcher Ausdehnung nicht wiederkehren können.</p><lb/> <p xml:id="ID_1432" next="#ID_1433"> Neue Industrien ins Leben zu rufen oder, wenn sie entstehen, zu hegen<lb/> und groß zu ziehen, haben nur die großen Kapitalisten ein Interesse; ja man<lb/> kann mehr sagen, sie haben die Pflicht dazu. Neue Industrien, welche das Ge¬<lb/> biet der bedürfuissebefriedigenden Volkswirthschaft erweitert, schaffen neue Ar¬<lb/> beitsgelegenheit und geben dem Wachsthum der Bevölkerung und den durch<lb/> Maschinenbcnutznng frei werdenden Kräften Raum. Der Stockung des wirth¬<lb/> schaftlichen Lebens wird vorgebeugt, oder die vorhandene wird gehoben. Die<lb/> Folge ist, daß auch die ältern Unternehmungen in Blüte bleiben; denn die breiten</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0434]
Petrolemnquellen in Deuischlaud,
bereits zwölf Gesellschaften, neue sind in der Bildung begriffen, an die siebzig
Bvhrthürme ragen bei Oelheim empor, eine Bahn nach Peinie ist concessionirt,
Raffinerien werden erbaut. Wenn jetzt eine deutsche Petroleumindustrie aufblühe,
so darf man behaupten, daß Adolf Mohr nicht bloß daran, sondern auch darum
viel Verdienst habe, daß er „seine Arbeit gethan"' habe und — bleiben dürfe.
Das Verfahren der Vereinsbank, die Oelheimcicticu sofort ins große Pu-
blicum zu werfen, verdient freilich im höchsten Grade Tadel. Der kleine Capitalist
hat nur wenig anzulegen, und so vermag er sich nur bei einem einzigen
Unternehmen zu betheiligen. Die Erfolge der einzelnen Gesellschaften sind aber
durch nichts verbürgt, sie können alles verlieren, sie können viel gewinnen, und
darum steht das Capital des kleinen Actionairs gewissermaßen in einer Lotterie.
Ja noch mehr; so wahrscheinlich das Vorhandensein mächtiger Petrolcnmlagcr
in der Lüneburger Habe auch ist, so läßt sich doch unmöglich sagen, wie viel
Arbeit es kosten wird, dieselben abzuhauen. Auch in Amerika ist viel Geld und
Arbeit an verfehlten Unternehmungen verloren worden, und nur der spätere
glückliche Erfolg hat jene Mißerfolge in Vergessenheit gerathen lassen. Wüßte
man sicheres über die Entstehung und Lagerung des Petroleums überhaupt, so
lüge die Sache schon wesentlich besser. Allein mehr als eine allerdings schon
mit guten Gründen ausgestattete Hypothese ist hier noch nicht zu haben. Darum
ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß erst die spätern Unternehmungen
die Früchte der ersten mißglückter Versuche einernten werden. Diese Versuche
für den spätern Großnnteruehmer zu bezahlen, ist der kleine Capitalist nicht ge¬
eignet, und darum darf er sich an solchen speculativen Unternehmungen schlechter¬
dings nicht betheiligen. Er vermag die Sachlage nicht zu durchschauen, seine
Gier, groß zu werden, treibt ihn in die Fangnetze der großen Bankhäuser, welche
nur den einen Wunsch haben, recht bald ein hohes Agio an den Actien zu ver¬
dienen, nicht den, eine neue segensreiche Industrie ins Leben zu rufen. Darum
meinen wir, das Actiengesetz sollte es überhaupt verbieten, Papiere neuer Unter¬
nehmungen eher an den offenen Markt zu bringen, als mindestens ein Jahres¬
abschluß veröffentlicht wäre. Die Banken müßten alsdann wohl oder übel mit
den großen Capitalien hinter ihrem Rücken, nicht mit dem offenen Markt rechnen,
und Verwüstungen des kleinen Capitals, wie wir sie während der Gründerjahre
erlebt haben, würden in solcher Ausdehnung nicht wiederkehren können.
Neue Industrien ins Leben zu rufen oder, wenn sie entstehen, zu hegen
und groß zu ziehen, haben nur die großen Kapitalisten ein Interesse; ja man
kann mehr sagen, sie haben die Pflicht dazu. Neue Industrien, welche das Ge¬
biet der bedürfuissebefriedigenden Volkswirthschaft erweitert, schaffen neue Ar¬
beitsgelegenheit und geben dem Wachsthum der Bevölkerung und den durch
Maschinenbcnutznng frei werdenden Kräften Raum. Der Stockung des wirth¬
schaftlichen Lebens wird vorgebeugt, oder die vorhandene wird gehoben. Die
Folge ist, daß auch die ältern Unternehmungen in Blüte bleiben; denn die breiten
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |