Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Viertes Quartal.So sei jenes vollständig isolirt. Doch würde es einen Alliirten h^ben, wenn Weiter heißt es S. 13: "Als der König nach Baden-Baden ging und ihn In Betreff der Lage im Herbst 1862 hatte Unruh nach S. 15 die Ueber¬ So sei jenes vollständig isolirt. Doch würde es einen Alliirten h^ben, wenn Weiter heißt es S. 13: „Als der König nach Baden-Baden ging und ihn In Betreff der Lage im Herbst 1862 hatte Unruh nach S. 15 die Ueber¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0401" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/151123"/> <p xml:id="ID_1323" prev="#ID_1322"> So sei jenes vollständig isolirt. Doch würde es einen Alliirten h^ben, wenn<lb/> es denselben zu erwerben und zu behandeln verstände, Unruh fragte, welchen<lb/> Alliirten er meine, und Bismarck antwortete: „Das deutsche Volk." „Ich mag,<lb/> so berichtet Unruh weiter, wohl ein etwas verblüfftes Gesicht gemacht haben,<lb/> Bismarck lachte. Darauf sagte ich ihm, daß ich über den Ausspruch selbst nicht<lb/> verwundert sei, sondern darüber, denselben aus seinem Munde zu hören. »Nun,<lb/> was denken Sie denn, erwiederte Bismarck, ich bin derselbe Junker wie vor zehn<lb/> Jahren, als wir uns in der Kammer keimen lernten, aber ich müßte kein Auge<lb/> und keinen Verstand im Kopfe haben, wenn ich die wirkliche Lage der Verhält¬<lb/> nisse nicht klar erkennen konnte.« — »Wenn Sie das imstande sind, auch gegen<lb/> Ihre persönliche Neigung, bemerkte ich, wenn Sie die gefährliche Situation<lb/> Preußens so scharf aufzufassen vermögen, und die geeigneten Mittel mit solcher<lb/> Sicherheit angeben, dann wären Sie mir als preußischer Minister des Aus¬<lb/> wärtigen viel lieber als Herr von Schleinitz. den man für nicht energisch hält.«"</p><lb/> <p xml:id="ID_1324"> Weiter heißt es S. 13: „Als der König nach Baden-Baden ging und ihn<lb/> die Minister von Auerswald und von Schleinitz dahin begleiteten, folgte Bismarck<lb/> nach, augenscheinlich zu dem Zwecke, seine Bemühungen zur Verhütung einer<lb/> Hilfsleistung für Oesterreich fortzusetzen." Und ans derselben Seite lesen wir:<lb/> „Wichtig scheint mir »och ein Beleg dafür, daß Bismarcks nntiöstcrreichische<lb/> Politik, soweit es sich um Oesterreichs Einfluß in Deutschland handelte, nicht<lb/> erst im Jahre 1859 entstanden, sondern ältern Datums ist. Ich erzählte nach<lb/> 1866 im Abgeordnetenhause dein frühern Landrathe des Teltower Kreises mein<lb/> Gespräch mit Bismarck im Jahre 1859, worauf jener mir sagte, Bismarck habe<lb/> schon im Jahre 1854 gegen ihn dieselben antiöstcrrcichischen Ansichten und seine<lb/> gegen Oesterreich gerichtete Politik offen ausgesprochen. Zur praktischen An¬<lb/> wendung kam sie erst 1866, also zwölf Jahre später. So lange hat also Bismarck<lb/> den Plan, Oesterreich aus Deutschland zu entfernen, mit sich herumgetragen<lb/> und conseanent daran festgehalten. Es ist dies von Wichtigkeit für die Beurthei¬<lb/> lung der Conflictsperiodc." Gewiß, sagen wir hierzu, gewiß ist das von Wich¬<lb/> tigkeit; denn sollte das, was jener Landrath 1854 und Unruh 1859 von Bismarck<lb/> selbst erfuhren, nicht auch andern, nicht auch den Liberalen, die ihn von 1862 an<lb/> bis 1866 mit aller Heftigkeit bekämpften, zu Ohren gekommen und von ihnen<lb/> im Gedächtniß behalten worden sein?</p><lb/> <p xml:id="ID_1325" next="#ID_1326"> In Betreff der Lage im Herbst 1862 hatte Unruh nach S. 15 die Ueber¬<lb/> zeugung: Will Bismarck den Dualismus in Deutschland beseitigen, so ist dies<lb/> ohne Krieg mit Oesterreich augenscheinlich unmöglich, und dazu bedarf es einer<lb/> möglichst starken preußischen Armee. Im October des letztgenannten Jahres<lb/> theilte Unruh (S. 16) während der Generalversammlung des Nationalvereins<lb/> in Coburg vertrauten Kreisen das Gespräch mit, das er 1859 mit Bismarck<lb/> gehabt hatte. „Ich sagte," berichtet er, „meinen alten preußischen und meinen<lb/> neuen deutschen Freunden, sie wären ganz im Irrthume, wenn sie Bismarck</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0401]
So sei jenes vollständig isolirt. Doch würde es einen Alliirten h^ben, wenn
es denselben zu erwerben und zu behandeln verstände, Unruh fragte, welchen
Alliirten er meine, und Bismarck antwortete: „Das deutsche Volk." „Ich mag,
so berichtet Unruh weiter, wohl ein etwas verblüfftes Gesicht gemacht haben,
Bismarck lachte. Darauf sagte ich ihm, daß ich über den Ausspruch selbst nicht
verwundert sei, sondern darüber, denselben aus seinem Munde zu hören. »Nun,
was denken Sie denn, erwiederte Bismarck, ich bin derselbe Junker wie vor zehn
Jahren, als wir uns in der Kammer keimen lernten, aber ich müßte kein Auge
und keinen Verstand im Kopfe haben, wenn ich die wirkliche Lage der Verhält¬
nisse nicht klar erkennen konnte.« — »Wenn Sie das imstande sind, auch gegen
Ihre persönliche Neigung, bemerkte ich, wenn Sie die gefährliche Situation
Preußens so scharf aufzufassen vermögen, und die geeigneten Mittel mit solcher
Sicherheit angeben, dann wären Sie mir als preußischer Minister des Aus¬
wärtigen viel lieber als Herr von Schleinitz. den man für nicht energisch hält.«"
Weiter heißt es S. 13: „Als der König nach Baden-Baden ging und ihn
die Minister von Auerswald und von Schleinitz dahin begleiteten, folgte Bismarck
nach, augenscheinlich zu dem Zwecke, seine Bemühungen zur Verhütung einer
Hilfsleistung für Oesterreich fortzusetzen." Und ans derselben Seite lesen wir:
„Wichtig scheint mir »och ein Beleg dafür, daß Bismarcks nntiöstcrreichische
Politik, soweit es sich um Oesterreichs Einfluß in Deutschland handelte, nicht
erst im Jahre 1859 entstanden, sondern ältern Datums ist. Ich erzählte nach
1866 im Abgeordnetenhause dein frühern Landrathe des Teltower Kreises mein
Gespräch mit Bismarck im Jahre 1859, worauf jener mir sagte, Bismarck habe
schon im Jahre 1854 gegen ihn dieselben antiöstcrrcichischen Ansichten und seine
gegen Oesterreich gerichtete Politik offen ausgesprochen. Zur praktischen An¬
wendung kam sie erst 1866, also zwölf Jahre später. So lange hat also Bismarck
den Plan, Oesterreich aus Deutschland zu entfernen, mit sich herumgetragen
und conseanent daran festgehalten. Es ist dies von Wichtigkeit für die Beurthei¬
lung der Conflictsperiodc." Gewiß, sagen wir hierzu, gewiß ist das von Wich¬
tigkeit; denn sollte das, was jener Landrath 1854 und Unruh 1859 von Bismarck
selbst erfuhren, nicht auch andern, nicht auch den Liberalen, die ihn von 1862 an
bis 1866 mit aller Heftigkeit bekämpften, zu Ohren gekommen und von ihnen
im Gedächtniß behalten worden sein?
In Betreff der Lage im Herbst 1862 hatte Unruh nach S. 15 die Ueber¬
zeugung: Will Bismarck den Dualismus in Deutschland beseitigen, so ist dies
ohne Krieg mit Oesterreich augenscheinlich unmöglich, und dazu bedarf es einer
möglichst starken preußischen Armee. Im October des letztgenannten Jahres
theilte Unruh (S. 16) während der Generalversammlung des Nationalvereins
in Coburg vertrauten Kreisen das Gespräch mit, das er 1859 mit Bismarck
gehabt hatte. „Ich sagte," berichtet er, „meinen alten preußischen und meinen
neuen deutschen Freunden, sie wären ganz im Irrthume, wenn sie Bismarck
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