Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Viertes Quartal.Rubens in Italien. geht hinterdrein und blickt ängstlich zurück. Seine Besorgnis? ist gerechtfertigt, Während sich Rubens in Italien befand, unterhielt er mit seiner Familie *) Ich verdanke eine Abschrift dieser noch nicht publicirten Briefe der Freundlichkeit des Herrn Max Rooses, Conservator des Museum Plantin-Moretus in Antwerpen. Grenzboten IV. 1881. 42
Rubens in Italien. geht hinterdrein und blickt ängstlich zurück. Seine Besorgnis? ist gerechtfertigt, Während sich Rubens in Italien befand, unterhielt er mit seiner Familie *) Ich verdanke eine Abschrift dieser noch nicht publicirten Briefe der Freundlichkeit des Herrn Max Rooses, Conservator des Museum Plantin-Moretus in Antwerpen. Grenzboten IV. 1881. 42
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0331" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/151053"/> <fw type="header" place="top"> Rubens in Italien.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1090" prev="#ID_1089"> geht hinterdrein und blickt ängstlich zurück. Seine Besorgnis? ist gerechtfertigt,<lb/> da man ganz rechts im Hintergrunde einen verfolgenden Reiter sieht. Rechts<lb/> unten die zweifellos echte Bezeichnung: ?. ?. 1614. Auf einem<lb/> Bilde Elsheimers im Louvre, welches denselben Gegenstand behandelt, finden<lb/> wir ebenfalls einen doppelten Lichteffect, welcher durch den Mond und eine<lb/> brennende Fackel in der Hand Josephs bewirkt wird. Im Louvre befindet sich<lb/> auch eine etwa doppelt so große, etwas veränderte Wiederholung des Kasseler<lb/> Bildes, welche hinter dem letztern aber hinsichtlich der Klarheit der Färbung<lb/> zurücksteht. Der Louvrekatalog sagt, daß das Kasseler Exemplar sich ebenfalls<lb/> im Louvre befunden habe, aber als „Pasticcio von Dietrich" bezeichnet und des¬<lb/> halb 1816 an Kassel zurückgegeben worden sei. Diese Bemerkung scheint nur<lb/> gemacht zu sein, um über den Verlust des Bildes zu trösten. Wenn wirklich<lb/> eines der beiden Exemplare eine Copie oder Fälschung von Dietrich ist, so kann<lb/> es nur dasjenige des Louvre sein, welches einen höchst zweifelhaften Eindruck<lb/> macht. Im günstigsten Falle ist es eine Wiederholung von Schülerhänden.<lb/> Im britischen Museum befindet sich eine meisterlich, theilweise colorirte Zeichnung in<lb/> schwarzer Kreide, welche Rubens als Vorstudie für diese Composition angefertigthat.</p><lb/> <p xml:id="ID_1091"> Während sich Rubens in Italien befand, unterhielt er mit seiner Familie<lb/> und den Freunden in der Heimat eine lebhafte Correspondenz. Von derselben<lb/> ist uns zwar keine Spur mehr erhalten, doch besitzen wir zwei Briefe, welche<lb/> Balthasar Moretus, der Enkel Plantins, des Begründers der berühmten Ant-<lb/> werpener Druckerei und Verlagsfirma, an Rubens nach Rom geschrieben hat.<lb/> Beide sind in lateinischer Sprache geschrieben, ein Beweis für den Grad der<lb/> Gelehrsamkeit, welche Rubens schon in jungen Jahren erreicht hatte. In dem einen,<lb/> vom 6. Januar 1606 datirt, kündigt Moretus seinem Freunde die bevorstehende<lb/> Ankunft eines Packetes an, in welchem sich anßer den neuesten Erzeugnisse!: der<lb/> Plantinschen Pressen, theils für ihn, theils sür andre Personen bestimmt, ein<lb/> Päckchen von seiner Mutter, ?. K. signirt, befinden würde. Der zweite Brief<lb/> ist vom 7. April desselben Jahres datirt und unter dem Eindruck des am<lb/> 23. März erfolgten Todes von Justus Lipsius geschrieben, welchem Balthasar<lb/> Moretus ehrende Worte der Erinnerung widmet. „Deinen Brief, schreibt er,<lb/> der mir in unsrer gemeinsamen Trauer — was sage ich, unsrer, in der ganz<lb/> Belgiens und Europas — höchst willkommen war, habe ich empfangen. Aber<lb/> ich glaube, daß die Fama, welche diesen Mann immer gefeiert hat, auch seinen<lb/> Tod zu Euch in die Stadt aller Städte getragen haben wird."*) Er giebt<lb/> dann die Absicht kund, daß er alle Nekrologe, welche „Belgiens verstorbenen<lb/> Phönix" gewidmet worden sind, sammeln und seiner unter der Presse befind¬<lb/> lichen Ausgabe des Tacitus beifügen wolle.</p><lb/> <note xml:id="FID_46" place="foot"> *) Ich verdanke eine Abschrift dieser noch nicht publicirten Briefe der Freundlichkeit des<lb/> Herrn Max Rooses, Conservator des Museum Plantin-Moretus in Antwerpen.</note><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten IV. 1881. 42</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0331]
Rubens in Italien.
geht hinterdrein und blickt ängstlich zurück. Seine Besorgnis? ist gerechtfertigt,
da man ganz rechts im Hintergrunde einen verfolgenden Reiter sieht. Rechts
unten die zweifellos echte Bezeichnung: ?. ?. 1614. Auf einem
Bilde Elsheimers im Louvre, welches denselben Gegenstand behandelt, finden
wir ebenfalls einen doppelten Lichteffect, welcher durch den Mond und eine
brennende Fackel in der Hand Josephs bewirkt wird. Im Louvre befindet sich
auch eine etwa doppelt so große, etwas veränderte Wiederholung des Kasseler
Bildes, welche hinter dem letztern aber hinsichtlich der Klarheit der Färbung
zurücksteht. Der Louvrekatalog sagt, daß das Kasseler Exemplar sich ebenfalls
im Louvre befunden habe, aber als „Pasticcio von Dietrich" bezeichnet und des¬
halb 1816 an Kassel zurückgegeben worden sei. Diese Bemerkung scheint nur
gemacht zu sein, um über den Verlust des Bildes zu trösten. Wenn wirklich
eines der beiden Exemplare eine Copie oder Fälschung von Dietrich ist, so kann
es nur dasjenige des Louvre sein, welches einen höchst zweifelhaften Eindruck
macht. Im günstigsten Falle ist es eine Wiederholung von Schülerhänden.
Im britischen Museum befindet sich eine meisterlich, theilweise colorirte Zeichnung in
schwarzer Kreide, welche Rubens als Vorstudie für diese Composition angefertigthat.
Während sich Rubens in Italien befand, unterhielt er mit seiner Familie
und den Freunden in der Heimat eine lebhafte Correspondenz. Von derselben
ist uns zwar keine Spur mehr erhalten, doch besitzen wir zwei Briefe, welche
Balthasar Moretus, der Enkel Plantins, des Begründers der berühmten Ant-
werpener Druckerei und Verlagsfirma, an Rubens nach Rom geschrieben hat.
Beide sind in lateinischer Sprache geschrieben, ein Beweis für den Grad der
Gelehrsamkeit, welche Rubens schon in jungen Jahren erreicht hatte. In dem einen,
vom 6. Januar 1606 datirt, kündigt Moretus seinem Freunde die bevorstehende
Ankunft eines Packetes an, in welchem sich anßer den neuesten Erzeugnisse!: der
Plantinschen Pressen, theils für ihn, theils sür andre Personen bestimmt, ein
Päckchen von seiner Mutter, ?. K. signirt, befinden würde. Der zweite Brief
ist vom 7. April desselben Jahres datirt und unter dem Eindruck des am
23. März erfolgten Todes von Justus Lipsius geschrieben, welchem Balthasar
Moretus ehrende Worte der Erinnerung widmet. „Deinen Brief, schreibt er,
der mir in unsrer gemeinsamen Trauer — was sage ich, unsrer, in der ganz
Belgiens und Europas — höchst willkommen war, habe ich empfangen. Aber
ich glaube, daß die Fama, welche diesen Mann immer gefeiert hat, auch seinen
Tod zu Euch in die Stadt aller Städte getragen haben wird."*) Er giebt
dann die Absicht kund, daß er alle Nekrologe, welche „Belgiens verstorbenen
Phönix" gewidmet worden sind, sammeln und seiner unter der Presse befind¬
lichen Ausgabe des Tacitus beifügen wolle.
*) Ich verdanke eine Abschrift dieser noch nicht publicirten Briefe der Freundlichkeit des
Herrn Max Rooses, Conservator des Museum Plantin-Moretus in Antwerpen.
Grenzboten IV. 1881. 42
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |