Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal.Neue Königskrone" ein der Deinem, seines Heeres hatte sehr wesentlich zur Zertrümmerung des größten Theils der Dies wurde aber von dem Triebe der Serben nach Ansehen und Bedeutung Neue Königskrone» ein der Deinem, seines Heeres hatte sehr wesentlich zur Zertrümmerung des größten Theils der Dies wurde aber von dem Triebe der Serben nach Ansehen und Bedeutung <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0054" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/150204"/> <fw type="header" place="top"> Neue Königskrone» ein der Deinem,</fw><lb/> <p xml:id="ID_165" prev="#ID_164"> seines Heeres hatte sehr wesentlich zur Zertrümmerung des größten Theils der<lb/> Türkenhcrrschaft in Europa beigetragen; Serbien dagegen hatte sich, wie bemerkt,<lb/> bis zum Falle Plewnas gehütet, sich die Finger an dem Kriegsfeuer zu ver¬<lb/> brennen, obwohl dabei sein Interesse nicht weniger im Spiele war als das seines<lb/> nntcruehmendern und unerschrocknern Nachbars, Erst als das Hauptbollwerk<lb/> der Türken mit überlegnen Kräften erstürmt war, schloß sich Fürst Milan in dem<lb/> Bewußtsein, daß jetzt nichts mehr zu wagen, den alliirten Russen und Rumäniern<lb/> an, und in dem nun folgenden „Befreiungskampfe" der Serben verloren keine<lb/> hundert Söhne des borstenviehzüchtenden Fürstenthums ihr Leben, Man<lb/> konnte, als letztres dann vom Berliner Areopag mit einem guten Zuwachs<lb/> fruchtbaren Landes beschenkt wurde, beinahe sagen: Sie ernten, wo sie nicht<lb/> gesäet haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_166" next="#ID_167"> Dies wurde aber von dem Triebe der Serben nach Ansehen und Bedeutung<lb/> bald vergessen, Sie sind entschlossen, das Beispiel, das ihnen vor kurzem die<lb/> Rinnäueu gegeben haben, nachzuahmen, und es ist wahrscheinlich, daß man<lb/> ihnen ihren Willen thun wird. Man scheint es für gleichgiltig zu halten, wenn<lb/> ihr Anspruch, in die Reihe der Königreiche einzutreten, im Vergleich mit den<lb/> Gründen, welche die Rumänen für das gleiche Verlangen anführe» konnten,<lb/> ziemlich schlecht fnndirt ist. Das dänische Fürstenthum ist mit Einschluß seiner<lb/> neuen Provinz auf dem rechten Dvnauufer weit größer als das Königreich Baiern,<lb/> ja größer als Großbritannien und Irland, es ist grösztcntheils außerordentlich<lb/> fruchtbar und reich an Minerälschützen, und es hat mehr Einwohner als Belgien,<lb/> als Portugal und als die beiden nvrdskandinavischen Länder. Es hatte schon<lb/> vor dem Kriege unter der Herrschaft eines intelligenten und ehrenhaften Prinzen<lb/> aus dem Hause Hohenzollern beträchtliche Fortschritte in der Gesittung gemacht,<lb/> seine Hilfsquellen geschickt entwickelt, für die Erziehung der Nation gewirkt, Handel<lb/> und Ackerbau durch Anlegung von Landstraßen und Eisenbahnen gefördert und<lb/> sich eine respectable Armee geschaffen. Es hatte sich durch alle diese Maßregeln<lb/> ein so volles Maß von Wohlwollen auf Seiten der Mächte und Völker erworben,<lb/> daß dieselben, weit davon entfernt, Widerspruch gegen die Wünsche seines be¬<lb/> rechtigten Ehrgeizes zu erheben, ihm herzlich zur Krönung seines Staatsgebäudes<lb/> Glück und in demselben gute Tage wünschten. Mit Serbien steht es bei weitem<lb/> nicht so gut. Es hat mit Anrechnung der Requisitionen von 1878 eine Größe,<lb/> die noch kein Drittel der Ausdehnung von Rumänien beträgt, es hat große<lb/> Strecken Landes, die sich nicht zum Anbau eignen, und es hat noch nicht so<lb/> viel Einwohner wie das Großherzogthum Beiden. Viele Jahre hindurch hat es<lb/> seine eignen Angelegenheiten übel besorgt und ist mit der allen Halbbarbarcn<lb/> eignen Anmaßung eine nie versiegende Quelle von Verdrießlichkeiten und Ver¬<lb/> legenheiten für seine Nachbarn, besonders auch für Oesterreich-Ungarn gewesen.<lb/> Das serbische Volk zeigte sich in seiner weit überwiegenden Mehrzahl gleichgiltig<lb/> gegen die Segnungen der Civilisation, es ist großentheils verhältnißmäßig arm,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0054]
Neue Königskrone» ein der Deinem,
seines Heeres hatte sehr wesentlich zur Zertrümmerung des größten Theils der
Türkenhcrrschaft in Europa beigetragen; Serbien dagegen hatte sich, wie bemerkt,
bis zum Falle Plewnas gehütet, sich die Finger an dem Kriegsfeuer zu ver¬
brennen, obwohl dabei sein Interesse nicht weniger im Spiele war als das seines
nntcruehmendern und unerschrocknern Nachbars, Erst als das Hauptbollwerk
der Türken mit überlegnen Kräften erstürmt war, schloß sich Fürst Milan in dem
Bewußtsein, daß jetzt nichts mehr zu wagen, den alliirten Russen und Rumäniern
an, und in dem nun folgenden „Befreiungskampfe" der Serben verloren keine
hundert Söhne des borstenviehzüchtenden Fürstenthums ihr Leben, Man
konnte, als letztres dann vom Berliner Areopag mit einem guten Zuwachs
fruchtbaren Landes beschenkt wurde, beinahe sagen: Sie ernten, wo sie nicht
gesäet haben.
Dies wurde aber von dem Triebe der Serben nach Ansehen und Bedeutung
bald vergessen, Sie sind entschlossen, das Beispiel, das ihnen vor kurzem die
Rinnäueu gegeben haben, nachzuahmen, und es ist wahrscheinlich, daß man
ihnen ihren Willen thun wird. Man scheint es für gleichgiltig zu halten, wenn
ihr Anspruch, in die Reihe der Königreiche einzutreten, im Vergleich mit den
Gründen, welche die Rumänen für das gleiche Verlangen anführe» konnten,
ziemlich schlecht fnndirt ist. Das dänische Fürstenthum ist mit Einschluß seiner
neuen Provinz auf dem rechten Dvnauufer weit größer als das Königreich Baiern,
ja größer als Großbritannien und Irland, es ist grösztcntheils außerordentlich
fruchtbar und reich an Minerälschützen, und es hat mehr Einwohner als Belgien,
als Portugal und als die beiden nvrdskandinavischen Länder. Es hatte schon
vor dem Kriege unter der Herrschaft eines intelligenten und ehrenhaften Prinzen
aus dem Hause Hohenzollern beträchtliche Fortschritte in der Gesittung gemacht,
seine Hilfsquellen geschickt entwickelt, für die Erziehung der Nation gewirkt, Handel
und Ackerbau durch Anlegung von Landstraßen und Eisenbahnen gefördert und
sich eine respectable Armee geschaffen. Es hatte sich durch alle diese Maßregeln
ein so volles Maß von Wohlwollen auf Seiten der Mächte und Völker erworben,
daß dieselben, weit davon entfernt, Widerspruch gegen die Wünsche seines be¬
rechtigten Ehrgeizes zu erheben, ihm herzlich zur Krönung seines Staatsgebäudes
Glück und in demselben gute Tage wünschten. Mit Serbien steht es bei weitem
nicht so gut. Es hat mit Anrechnung der Requisitionen von 1878 eine Größe,
die noch kein Drittel der Ausdehnung von Rumänien beträgt, es hat große
Strecken Landes, die sich nicht zum Anbau eignen, und es hat noch nicht so
viel Einwohner wie das Großherzogthum Beiden. Viele Jahre hindurch hat es
seine eignen Angelegenheiten übel besorgt und ist mit der allen Halbbarbarcn
eignen Anmaßung eine nie versiegende Quelle von Verdrießlichkeiten und Ver¬
legenheiten für seine Nachbarn, besonders auch für Oesterreich-Ungarn gewesen.
Das serbische Volk zeigte sich in seiner weit überwiegenden Mehrzahl gleichgiltig
gegen die Segnungen der Civilisation, es ist großentheils verhältnißmäßig arm,
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