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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal.

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Zur Charakteristik des Mcmchcherihums.

Er erkennt also 1836 ein, daß billigere Kornpreise niedrigere Löhne geben würden,
derselbe Mann, der 1841 sagt: Die Lohnsätze haben mit dem Preise der Lebens-
mittel nicht mehr Zusammenhang als mit den Mondwechseln!"

Unmittelbar vor der Geschichte von der Handelskammer in Manchester sagt
Cobden: "Englands Handel ist nur ein andrer Ausdruck für die Manufacturen
Englands, Bei uns bestehen die Ausführen nicht aus Erzeugnissen des Bodens
oder aus einer Mischung von Producten des Ackerbaues und der Fabriken, sondern
man kann sagen, daß sie ganz und gar durch die technische Tüchtigkeit und um¬
sichtige Thätigkeit der Bevölkerung des vereinigten Königreichs erzeugt sind, . . .
Auf der gedeihlichen Entwicklung dieses Interesses also beruht unser auswärtiger
Handel, auf diesem beruhen unsre Stellung als ein maritimer Staat, unsre
Zvllverträge, welche nöthig sind, um die Staatsschuld zu verzinsen, und die Be¬
schaffung aller ausländischen Artikel. Mit einem Worte, unsre nationale Existenz
ist untrennbar verknüpft mit dem Gedeihen unsrer Fabrikanten. Wenn unsre
Leser fragen, wem wir diesen Handel verdanken, so antworten wir im Namen
jedes Fabrikanten und Kaufmanns im Königreiche: Allein der Billigkeit unsrer
Fabrikate. Werden wir gefragt, wie dieser Handel geschützt ist und wodurch er
vergrößert werden kann, so lautet unsre Antwort wieder: Durch die Billigkeit
unsrer Fabrikate. Will man wissen, wie diese gewaltige Industrie uns entrissen
werden könnte, so erwidern wir: Allein durch die größere Billigkeit der
Fabrikate eines andern Landes."

Damit vergleiche man die Aeußerungen Cobdens in einer Parlamentsrcdc
von 1842: "Man sagt mir, der Preis der Arbeit sei in andern Ländern so
niedrig, daß wir den Preis des Brotes hier hoch halten müßten, um zu ver¬
hindern, daß die Löhne ebenso tief herabgehen. Aber ich bin in der Lage, aus
Documenten, die von diesem Hause ausgegangen sind, den Beweis zu führen,
daß die Arbeit hier billiger ist als in andern Ländern. Ich höre Widerspruch,
aber ich frage die Widersprechenden, ob sie die Güte der Arbeit berücksichtigen.
An dieser Probe, der einzig richtigen, wird sichs zeigen, daß die englische
Arbeit die billigste in der Welt ist."

Kehren wir endlich zu der Schrift Cobdens über Rußland zurück, so lesen
wir (bei Mallet, S. 81): "Kein Land kann große finanzielle Geschäfte
anders betreiben als durch die Vermittlung Englands. Mr. Rothschild
hat uns in seinem Zeugnisse vor dem Parlamente gesagt, daß London die Metro¬
pole der Geldwelt ist, daß große Handelsgeschäfte unmöglich anders betrieben
werden können als mehr oder weniger unter dem Einflüsse dieses gemeinsamen
Mittelpunktes des finanziellen Systems, um welchen die weniger reichen Staaten
wie die bescheidenem Gestirne der Schöpfung unter der Sonne sich drehen und
von welchem sie sich Glanz und Nahrung zu borgen begnügen müssen." Auf
derselben Seite heißt es: "Wo auch ein Land den ausländischen Handel begünstigt,
kann mit unfehlbarer SichcrlM angenommen werden, daß England an den Vor-


Zur Charakteristik des Mcmchcherihums.

Er erkennt also 1836 ein, daß billigere Kornpreise niedrigere Löhne geben würden,
derselbe Mann, der 1841 sagt: Die Lohnsätze haben mit dem Preise der Lebens-
mittel nicht mehr Zusammenhang als mit den Mondwechseln!"

Unmittelbar vor der Geschichte von der Handelskammer in Manchester sagt
Cobden: „Englands Handel ist nur ein andrer Ausdruck für die Manufacturen
Englands, Bei uns bestehen die Ausführen nicht aus Erzeugnissen des Bodens
oder aus einer Mischung von Producten des Ackerbaues und der Fabriken, sondern
man kann sagen, daß sie ganz und gar durch die technische Tüchtigkeit und um¬
sichtige Thätigkeit der Bevölkerung des vereinigten Königreichs erzeugt sind, . . .
Auf der gedeihlichen Entwicklung dieses Interesses also beruht unser auswärtiger
Handel, auf diesem beruhen unsre Stellung als ein maritimer Staat, unsre
Zvllverträge, welche nöthig sind, um die Staatsschuld zu verzinsen, und die Be¬
schaffung aller ausländischen Artikel. Mit einem Worte, unsre nationale Existenz
ist untrennbar verknüpft mit dem Gedeihen unsrer Fabrikanten. Wenn unsre
Leser fragen, wem wir diesen Handel verdanken, so antworten wir im Namen
jedes Fabrikanten und Kaufmanns im Königreiche: Allein der Billigkeit unsrer
Fabrikate. Werden wir gefragt, wie dieser Handel geschützt ist und wodurch er
vergrößert werden kann, so lautet unsre Antwort wieder: Durch die Billigkeit
unsrer Fabrikate. Will man wissen, wie diese gewaltige Industrie uns entrissen
werden könnte, so erwidern wir: Allein durch die größere Billigkeit der
Fabrikate eines andern Landes."

Damit vergleiche man die Aeußerungen Cobdens in einer Parlamentsrcdc
von 1842: „Man sagt mir, der Preis der Arbeit sei in andern Ländern so
niedrig, daß wir den Preis des Brotes hier hoch halten müßten, um zu ver¬
hindern, daß die Löhne ebenso tief herabgehen. Aber ich bin in der Lage, aus
Documenten, die von diesem Hause ausgegangen sind, den Beweis zu führen,
daß die Arbeit hier billiger ist als in andern Ländern. Ich höre Widerspruch,
aber ich frage die Widersprechenden, ob sie die Güte der Arbeit berücksichtigen.
An dieser Probe, der einzig richtigen, wird sichs zeigen, daß die englische
Arbeit die billigste in der Welt ist."

Kehren wir endlich zu der Schrift Cobdens über Rußland zurück, so lesen
wir (bei Mallet, S. 81): „Kein Land kann große finanzielle Geschäfte
anders betreiben als durch die Vermittlung Englands. Mr. Rothschild
hat uns in seinem Zeugnisse vor dem Parlamente gesagt, daß London die Metro¬
pole der Geldwelt ist, daß große Handelsgeschäfte unmöglich anders betrieben
werden können als mehr oder weniger unter dem Einflüsse dieses gemeinsamen
Mittelpunktes des finanziellen Systems, um welchen die weniger reichen Staaten
wie die bescheidenem Gestirne der Schöpfung unter der Sonne sich drehen und
von welchem sie sich Glanz und Nahrung zu borgen begnügen müssen." Auf
derselben Seite heißt es: „Wo auch ein Land den ausländischen Handel begünstigt,
kann mit unfehlbarer SichcrlM angenommen werden, daß England an den Vor-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157968/316>, abgerufen am 25.11.2024.