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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal.

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Briefe Schillers an G. I, Göschen.

gewöhnlichen vorlieb und senden mir bei Gelegenheit die in Händen habenden Bogen
zurück.

Vom Carlos erfolgt hier neues NLvrxt. Da ich möglicherweise hie und da
einen Schreibfehler des Copisten übersehen haben könnte, so bitte ich dem vurwetor
eine strenge Wachsamkeit zu empfehlen.

Gebe uns der Hinunel Frieden, so werden wir frohen Tagen entgegen sehen!


Ganz der Ihrige S.
6.

Weimar 26 l.'ohr. 1801.

Verzeihen Sie, mein werthester Freund, die verspätete Absenkung des Nsvrpts;
da ich noch keinen gedruckten Bogen erhalten, so glaubte ich, daß an dein Druck
noch nicht angefangen wäre. Binnen 5 Tagen soll nun der ganze Rest in Ihren
Händen seyn.

Die oMinm'ö Edition nimmt sich recht schicklich und zierlich aus, da es einmal
klein Octav seyn sollte; sonst läugne ich nicht, daß ich für größere 1'ol'mento bin, wo
man mit Einem Blick mehr '1'sxt übersehen kann. Wenn es irgend möglich so
lassen Sie den Setzer künftig die Verse nicht mehr brechen, sondern lieber die
Worte näher aneinander hängen.

Die schöne Ausgabe überlasse ich gänzlich Ihrem Geschmack. Der Probebogcn,
so wie er ist, nimmt sich schon sehr gut aus, und obgleich die größere LourAis
Schrift ein prächtigeres Ansehen hat, so hat die kleine, welche hier gewählt worden,
doch eine außerordentliche Zierlichkeit, daß ich sie ungern aufgebe.

Auf englischen Werken, wie ich Ihnen hier beilege, sind die Nahmen der Per¬
sonen über dem ?vxt gewöhnlich mit vaxitÄ Buchstaben, nud die Handlung, hev.
mit cui'Ävschrift. Vielleicht würde das Nachahmung verdienen, doch schreibe ich
Ihnen gar nichts vor, denn es ist Ihre Kunst und nicht die meinige.

Gerne lieber Freund wollte ich Ihren Wunsch wegen des Gedichtes erfüllen*),
wenn ich nicht eine ähnliche Propvsition von (noto schon dreimal abgeschlagen hätte.
Auch fürchte ich werden wir Deutschen eine so schändliche Rolle in diesem Frieden
spielen, daß sich die Ode unter den Händen des Poeten in eine Scüyre auf das
deutsche Reich verwandeln müßte.

Einen oowplottvn Wallenstein will ich senden. Einstweilen bitte ich Ihre liebe
Frau, der wir uns bestens empfehlen, beiliegenden ersten Band meiner Gedichte in
ihre Bibliothek aufzustellen.


Von ganzem Herzen der Ihrige LvIMLr.
Vsrts.

Ich gebe Ihnen zu bedenken, ob es nicht vielleicht besser aussehen wird, bei
der guten Mition jeden Vers mit einem großen Buchstaben anzufangen. Die all¬
gemeine Gewohnheit ist dafür.

Ferner überlasse ich Ihrem Urtheil, ob man nicht das vuriul in den Reden
abschaffen und die Worte: Sie, Ihnen, Ihr. Euch u. s. w. wenn von einer



") Göschen schrieb am 16. Febr. 1801: "Ich möchte gern ein Gedicht von einem Bogen
aus den Frieden (von Liineville) mit möglichster Schönheit drucken, ober es müßte von einem
Manne wie Sie seyn -- Ich mag den Wunsch nicht ausschreiben und also lassen wir das --"
Briefe Schillers an G. I, Göschen.

gewöhnlichen vorlieb und senden mir bei Gelegenheit die in Händen habenden Bogen
zurück.

Vom Carlos erfolgt hier neues NLvrxt. Da ich möglicherweise hie und da
einen Schreibfehler des Copisten übersehen haben könnte, so bitte ich dem vurwetor
eine strenge Wachsamkeit zu empfehlen.

Gebe uns der Hinunel Frieden, so werden wir frohen Tagen entgegen sehen!


Ganz der Ihrige S.
6.

Weimar 26 l.'ohr. 1801.

Verzeihen Sie, mein werthester Freund, die verspätete Absenkung des Nsvrpts;
da ich noch keinen gedruckten Bogen erhalten, so glaubte ich, daß an dein Druck
noch nicht angefangen wäre. Binnen 5 Tagen soll nun der ganze Rest in Ihren
Händen seyn.

Die oMinm'ö Edition nimmt sich recht schicklich und zierlich aus, da es einmal
klein Octav seyn sollte; sonst läugne ich nicht, daß ich für größere 1'ol'mento bin, wo
man mit Einem Blick mehr '1'sxt übersehen kann. Wenn es irgend möglich so
lassen Sie den Setzer künftig die Verse nicht mehr brechen, sondern lieber die
Worte näher aneinander hängen.

Die schöne Ausgabe überlasse ich gänzlich Ihrem Geschmack. Der Probebogcn,
so wie er ist, nimmt sich schon sehr gut aus, und obgleich die größere LourAis
Schrift ein prächtigeres Ansehen hat, so hat die kleine, welche hier gewählt worden,
doch eine außerordentliche Zierlichkeit, daß ich sie ungern aufgebe.

Auf englischen Werken, wie ich Ihnen hier beilege, sind die Nahmen der Per¬
sonen über dem ?vxt gewöhnlich mit vaxitÄ Buchstaben, nud die Handlung, hev.
mit cui'Ävschrift. Vielleicht würde das Nachahmung verdienen, doch schreibe ich
Ihnen gar nichts vor, denn es ist Ihre Kunst und nicht die meinige.

Gerne lieber Freund wollte ich Ihren Wunsch wegen des Gedichtes erfüllen*),
wenn ich nicht eine ähnliche Propvsition von (noto schon dreimal abgeschlagen hätte.
Auch fürchte ich werden wir Deutschen eine so schändliche Rolle in diesem Frieden
spielen, daß sich die Ode unter den Händen des Poeten in eine Scüyre auf das
deutsche Reich verwandeln müßte.

Einen oowplottvn Wallenstein will ich senden. Einstweilen bitte ich Ihre liebe
Frau, der wir uns bestens empfehlen, beiliegenden ersten Band meiner Gedichte in
ihre Bibliothek aufzustellen.


Von ganzem Herzen der Ihrige LvIMLr.
Vsrts.

Ich gebe Ihnen zu bedenken, ob es nicht vielleicht besser aussehen wird, bei
der guten Mition jeden Vers mit einem großen Buchstaben anzufangen. Die all¬
gemeine Gewohnheit ist dafür.

Ferner überlasse ich Ihrem Urtheil, ob man nicht das vuriul in den Reden
abschaffen und die Worte: Sie, Ihnen, Ihr. Euch u. s. w. wenn von einer



») Göschen schrieb am 16. Febr. 1801: „Ich möchte gern ein Gedicht von einem Bogen
aus den Frieden (von Liineville) mit möglichster Schönheit drucken, ober es müßte von einem
Manne wie Sie seyn — Ich mag den Wunsch nicht ausschreiben und also lassen wir das —"
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[0030] Briefe Schillers an G. I, Göschen. gewöhnlichen vorlieb und senden mir bei Gelegenheit die in Händen habenden Bogen zurück. Vom Carlos erfolgt hier neues NLvrxt. Da ich möglicherweise hie und da einen Schreibfehler des Copisten übersehen haben könnte, so bitte ich dem vurwetor eine strenge Wachsamkeit zu empfehlen. Gebe uns der Hinunel Frieden, so werden wir frohen Tagen entgegen sehen! Ganz der Ihrige S. 6. Weimar 26 l.'ohr. 1801. Verzeihen Sie, mein werthester Freund, die verspätete Absenkung des Nsvrpts; da ich noch keinen gedruckten Bogen erhalten, so glaubte ich, daß an dein Druck noch nicht angefangen wäre. Binnen 5 Tagen soll nun der ganze Rest in Ihren Händen seyn. Die oMinm'ö Edition nimmt sich recht schicklich und zierlich aus, da es einmal klein Octav seyn sollte; sonst läugne ich nicht, daß ich für größere 1'ol'mento bin, wo man mit Einem Blick mehr '1'sxt übersehen kann. Wenn es irgend möglich so lassen Sie den Setzer künftig die Verse nicht mehr brechen, sondern lieber die Worte näher aneinander hängen. Die schöne Ausgabe überlasse ich gänzlich Ihrem Geschmack. Der Probebogcn, so wie er ist, nimmt sich schon sehr gut aus, und obgleich die größere LourAis Schrift ein prächtigeres Ansehen hat, so hat die kleine, welche hier gewählt worden, doch eine außerordentliche Zierlichkeit, daß ich sie ungern aufgebe. Auf englischen Werken, wie ich Ihnen hier beilege, sind die Nahmen der Per¬ sonen über dem ?vxt gewöhnlich mit vaxitÄ Buchstaben, nud die Handlung, hev. mit cui'Ävschrift. Vielleicht würde das Nachahmung verdienen, doch schreibe ich Ihnen gar nichts vor, denn es ist Ihre Kunst und nicht die meinige. Gerne lieber Freund wollte ich Ihren Wunsch wegen des Gedichtes erfüllen*), wenn ich nicht eine ähnliche Propvsition von (noto schon dreimal abgeschlagen hätte. Auch fürchte ich werden wir Deutschen eine so schändliche Rolle in diesem Frieden spielen, daß sich die Ode unter den Händen des Poeten in eine Scüyre auf das deutsche Reich verwandeln müßte. Einen oowplottvn Wallenstein will ich senden. Einstweilen bitte ich Ihre liebe Frau, der wir uns bestens empfehlen, beiliegenden ersten Band meiner Gedichte in ihre Bibliothek aufzustellen. Von ganzem Herzen der Ihrige LvIMLr. Vsrts. Ich gebe Ihnen zu bedenken, ob es nicht vielleicht besser aussehen wird, bei der guten Mition jeden Vers mit einem großen Buchstaben anzufangen. Die all¬ gemeine Gewohnheit ist dafür. Ferner überlasse ich Ihrem Urtheil, ob man nicht das vuriul in den Reden abschaffen und die Worte: Sie, Ihnen, Ihr. Euch u. s. w. wenn von einer ») Göschen schrieb am 16. Febr. 1801: „Ich möchte gern ein Gedicht von einem Bogen aus den Frieden (von Liineville) mit möglichster Schönheit drucken, ober es müßte von einem Manne wie Sie seyn — Ich mag den Wunsch nicht ausschreiben und also lassen wir das —"

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157968/30>, abgerufen am 24.11.2024.