Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite
Hermann Lotzes System der Philosophie.

Älteressen Englands, er erstrebt die wirtschaftliche Ausbeutung der übrigen
Länder zu Gunsten der britischen Kaufmanns- und Fabrikantenwelt mit allen
Mitteln, auch mit denen der Lüge und der Täuschung. Wenn er sich geberdet,
als liege ihm die Wohlfahrt der gesammten Menschheit am Herzen, so ist das
durchsichtige Heuchelei. Die deutsche Volksvertretung, der Reichstag, die Land¬
tage der Einzelstaaten sind berufen und verpflichtet, als einziges Ziel das In¬
teresse Deutschlands, nicht das Interesse Englands vor Augen zu haben und
wahrzunehmen. Man gebe also bei den nächsten und bei allen folgen¬
den Wahlen keinem Mitgliede des Cobden-Clubs und keinem andern
deutschen Manchestcrmann seine Stimme, sonst versündigt man sich
an dem Wohl ^ e des Vaterlands und seinem eignen,




Hermann Lotzes System der Philosophie.
von Rudolf Seydel.

is die Berufung des Göttinger Philosophen Rudolf Hermann
Lotze an die Universität der deutschen Reichshauptstadt bekannt
wurde, richteten sich auch in weitern Kreisen die Blicke auf Werke
und Lehren dieses Denkers, der jetzt auch in seiner äußern Stellung
als der hervorragendste unter den lebenden systematischen Philo-
Ivphen Deutschlands gekennzeichnet schien, Ueberdies war seit kurzem seine "Meta-
^Höll" als zweiter Theil der unternommenen Gesamtdarstellung seines "Systems
^ Philosophie" zu dem ersten, welcher die "Logik" enthielt, hinzugekommen,
>"w letztere bereits in zweiter Auflage nachgefolgt.") Die "Metaphysik" mußte
en tiefsten Kern der Gedankenwelt enthüllen, deren Quellen und methodische
'^g,e die "Logik" bloßgelegt hatte, während der zu erwartende Abschluß den
^"gwnsphilosophischen und' ethischen Ausbau verhieß, für den die Metaphysik
nothwendigen Schlüssel an die Hand giebt. So schien auf alle Weise das
^h"ben gerechtfertigt, die Uebersiedelung des gefeierten Lehrers und Schrift-
^ rs rw" dem Schauplatze einer siebenundzwanzigjährigen erfolgreichen Thätig-
"t nach der Centralstättc des deutschen nationalen Lebens in diesen Blättern
^res^me Besprechung der genannten abschließenden Werke, vor allein aber des



Hirz>? ^^"pl
Mik, Drei Bücher der Ontologie, Kosmologie n"d Psychologie, Leipzig,
' ^79, ß04 S. -- Logik, Drei Bücher vom Denken, vom Untersuchen und vom
°unen, Z. Aufl, Leipzig, Hirzel, 1880, VIII und 608 S.
Hermann Lotzes System der Philosophie.

Älteressen Englands, er erstrebt die wirtschaftliche Ausbeutung der übrigen
Länder zu Gunsten der britischen Kaufmanns- und Fabrikantenwelt mit allen
Mitteln, auch mit denen der Lüge und der Täuschung. Wenn er sich geberdet,
als liege ihm die Wohlfahrt der gesammten Menschheit am Herzen, so ist das
durchsichtige Heuchelei. Die deutsche Volksvertretung, der Reichstag, die Land¬
tage der Einzelstaaten sind berufen und verpflichtet, als einziges Ziel das In¬
teresse Deutschlands, nicht das Interesse Englands vor Augen zu haben und
wahrzunehmen. Man gebe also bei den nächsten und bei allen folgen¬
den Wahlen keinem Mitgliede des Cobden-Clubs und keinem andern
deutschen Manchestcrmann seine Stimme, sonst versündigt man sich
an dem Wohl ^ e des Vaterlands und seinem eignen,




Hermann Lotzes System der Philosophie.
von Rudolf Seydel.

is die Berufung des Göttinger Philosophen Rudolf Hermann
Lotze an die Universität der deutschen Reichshauptstadt bekannt
wurde, richteten sich auch in weitern Kreisen die Blicke auf Werke
und Lehren dieses Denkers, der jetzt auch in seiner äußern Stellung
als der hervorragendste unter den lebenden systematischen Philo-
Ivphen Deutschlands gekennzeichnet schien, Ueberdies war seit kurzem seine „Meta-
^Höll" als zweiter Theil der unternommenen Gesamtdarstellung seines „Systems
^ Philosophie" zu dem ersten, welcher die „Logik" enthielt, hinzugekommen,
>"w letztere bereits in zweiter Auflage nachgefolgt.") Die „Metaphysik" mußte
en tiefsten Kern der Gedankenwelt enthüllen, deren Quellen und methodische
'^g,e die „Logik" bloßgelegt hatte, während der zu erwartende Abschluß den
^"gwnsphilosophischen und' ethischen Ausbau verhieß, für den die Metaphysik
nothwendigen Schlüssel an die Hand giebt. So schien auf alle Weise das
^h"ben gerechtfertigt, die Uebersiedelung des gefeierten Lehrers und Schrift-
^ rs rw" dem Schauplatze einer siebenundzwanzigjährigen erfolgreichen Thätig-
"t nach der Centralstättc des deutschen nationalen Lebens in diesen Blättern
^res^me Besprechung der genannten abschließenden Werke, vor allein aber des



Hirz>? ^^"pl
Mik, Drei Bücher der Ontologie, Kosmologie n»d Psychologie, Leipzig,
' ^79, ß04 S. — Logik, Drei Bücher vom Denken, vom Untersuchen und vom
°unen, Z. Aufl, Leipzig, Hirzel, 1880, VIII und 608 S.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0291" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/150441"/>
          <fw type="header" place="top"> Hermann Lotzes System der Philosophie.</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_949" prev="#ID_948"> Älteressen Englands, er erstrebt die wirtschaftliche Ausbeutung der übrigen<lb/>
Länder zu Gunsten der britischen Kaufmanns- und Fabrikantenwelt mit allen<lb/>
Mitteln, auch mit denen der Lüge und der Täuschung. Wenn er sich geberdet,<lb/>
als liege ihm die Wohlfahrt der gesammten Menschheit am Herzen, so ist das<lb/>
durchsichtige Heuchelei. Die deutsche Volksvertretung, der Reichstag, die Land¬<lb/>
tage der Einzelstaaten sind berufen und verpflichtet, als einziges Ziel das In¬<lb/>
teresse Deutschlands, nicht das Interesse Englands vor Augen zu haben und<lb/>
wahrzunehmen. Man gebe also bei den nächsten und bei allen folgen¬<lb/>
den Wahlen keinem Mitgliede des Cobden-Clubs und keinem andern<lb/>
deutschen Manchestcrmann seine Stimme, sonst versündigt man sich<lb/>
an dem Wohl<note type="byline"> ^</note> e des Vaterlands und seinem eignen, </p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Hermann Lotzes System der Philosophie.<lb/><note type="byline"> von Rudolf Seydel.</note></head><lb/>
          <p xml:id="ID_950" next="#ID_951"> is die Berufung des Göttinger Philosophen Rudolf Hermann<lb/>
Lotze an die Universität der deutschen Reichshauptstadt bekannt<lb/>
wurde, richteten sich auch in weitern Kreisen die Blicke auf Werke<lb/>
und Lehren dieses Denkers, der jetzt auch in seiner äußern Stellung<lb/>
als der hervorragendste unter den lebenden systematischen Philo-<lb/>
Ivphen Deutschlands gekennzeichnet schien, Ueberdies war seit kurzem seine &#x201E;Meta-<lb/>
^Höll" als zweiter Theil der unternommenen Gesamtdarstellung seines &#x201E;Systems<lb/>
^ Philosophie" zu dem ersten, welcher die &#x201E;Logik" enthielt, hinzugekommen,<lb/>
&gt;"w letztere bereits in zweiter Auflage nachgefolgt.") Die &#x201E;Metaphysik" mußte<lb/>
en tiefsten Kern der Gedankenwelt enthüllen, deren Quellen und methodische<lb/>
'^g,e die &#x201E;Logik" bloßgelegt hatte, während der zu erwartende Abschluß den<lb/>
^"gwnsphilosophischen und' ethischen Ausbau verhieß, für den die Metaphysik<lb/>
nothwendigen Schlüssel an die Hand giebt. So schien auf alle Weise das<lb/>
^h"ben gerechtfertigt, die Uebersiedelung des gefeierten Lehrers und Schrift-<lb/>
^ rs rw" dem Schauplatze einer siebenundzwanzigjährigen erfolgreichen Thätig-<lb/>
"t nach der Centralstättc des deutschen nationalen Lebens in diesen Blättern<lb/>
^res^me Besprechung der genannten abschließenden Werke, vor allein aber des</p><lb/>
          <note xml:id="FID_73" place="foot"> Hirz&gt;? ^^"pl<lb/>
Mik,  Drei Bücher der Ontologie, Kosmologie n»d Psychologie, Leipzig,<lb/>
' ^79, ß04 S. &#x2014; Logik,  Drei Bücher vom Denken, vom Untersuchen und vom<lb/>
°unen, Z. Aufl,  Leipzig, Hirzel, 1880,  VIII und 608 S.</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0291] Hermann Lotzes System der Philosophie. Älteressen Englands, er erstrebt die wirtschaftliche Ausbeutung der übrigen Länder zu Gunsten der britischen Kaufmanns- und Fabrikantenwelt mit allen Mitteln, auch mit denen der Lüge und der Täuschung. Wenn er sich geberdet, als liege ihm die Wohlfahrt der gesammten Menschheit am Herzen, so ist das durchsichtige Heuchelei. Die deutsche Volksvertretung, der Reichstag, die Land¬ tage der Einzelstaaten sind berufen und verpflichtet, als einziges Ziel das In¬ teresse Deutschlands, nicht das Interesse Englands vor Augen zu haben und wahrzunehmen. Man gebe also bei den nächsten und bei allen folgen¬ den Wahlen keinem Mitgliede des Cobden-Clubs und keinem andern deutschen Manchestcrmann seine Stimme, sonst versündigt man sich an dem Wohl ^ e des Vaterlands und seinem eignen, Hermann Lotzes System der Philosophie. von Rudolf Seydel. is die Berufung des Göttinger Philosophen Rudolf Hermann Lotze an die Universität der deutschen Reichshauptstadt bekannt wurde, richteten sich auch in weitern Kreisen die Blicke auf Werke und Lehren dieses Denkers, der jetzt auch in seiner äußern Stellung als der hervorragendste unter den lebenden systematischen Philo- Ivphen Deutschlands gekennzeichnet schien, Ueberdies war seit kurzem seine „Meta- ^Höll" als zweiter Theil der unternommenen Gesamtdarstellung seines „Systems ^ Philosophie" zu dem ersten, welcher die „Logik" enthielt, hinzugekommen, >"w letztere bereits in zweiter Auflage nachgefolgt.") Die „Metaphysik" mußte en tiefsten Kern der Gedankenwelt enthüllen, deren Quellen und methodische '^g,e die „Logik" bloßgelegt hatte, während der zu erwartende Abschluß den ^"gwnsphilosophischen und' ethischen Ausbau verhieß, für den die Metaphysik nothwendigen Schlüssel an die Hand giebt. So schien auf alle Weise das ^h"ben gerechtfertigt, die Uebersiedelung des gefeierten Lehrers und Schrift- ^ rs rw" dem Schauplatze einer siebenundzwanzigjährigen erfolgreichen Thätig- "t nach der Centralstättc des deutschen nationalen Lebens in diesen Blättern ^res^me Besprechung der genannten abschließenden Werke, vor allein aber des Hirz>? ^^"pl Mik, Drei Bücher der Ontologie, Kosmologie n»d Psychologie, Leipzig, ' ^79, ß04 S. — Logik, Drei Bücher vom Denken, vom Untersuchen und vom °unen, Z. Aufl, Leipzig, Hirzel, 1880, VIII und 608 S.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157968
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157968/291
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157968/291>, abgerufen am 24.11.2024.