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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal.

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Zur Charakteristik des Manchesterthums.

früher englische Freihändler eine eigenthümliche Art hatten, mit festländischen
Zeitungen "in Verbindung zu treten": "sie boten den Korrespondenten derselben
für jeden freihändlerischen Artikel noch einmal dasselbe Honorar an, welches die
Zeitung zahlte."

Das officielle Budget des Clubs ist müßig, es schließt für 1879 mit
1855 Pfund Sterling ab, die fast allein durch die Jahresbeiträge der Mit¬
glieder ausgebracht wurden. Die Ausgabe besteht bei weitem zum größern Theile
"us Zahlungen an Buchdrucker und Buchhändler und aus "Subscriptionen"
!)post Subventionen^ für ausländische Frcihandelszeitungen. "Honorare er¬
scheinen nicht in der Ausgabe. Indeß sind Gründe vorhanden, anzunehmen,
daß für Zwecke des Clubs nöthigenfalls von mehr als einer Seite erhebliche
Fonds flüssig werden, besonders jetzt, wo zwölf Mitglieder desselben im Cabinet
^en. Hat doch Sir Charles Dilke ^der radicale Unterstaatssecretärj nach dem
Briese von Maltman an die officiösc Oailz? NkV8 vom 8. April aus einem
zur Verfügung stehende" Fonds einen Beitrag für die öden Fürstenmord
verherrlichende und empfehlendes Mostsche .Freiheit' gezahlt. Auch giebt die
Gewohnheit wohlhabender Engländer, auf dem Festlande zu reisen, die Mög¬
lichkeit, kostenlose Missionen auszusenden."

Der Jahresbericht von 1881 ist dem Verfasser unsrer Schrift noch nicht
Zur Hand gewesen. Auch wir haben ihn noch nicht zu Gesicht bekommen. Doch
Wissen wir aus Zeitungsberichte", daß darin geklagt wird, die Agitation für
Schutzzölle sei wiederanfgelebt, daß der Bericht meint, dieselbe sei in gewissem
^aße aus einer Reihe schlechter Ernten und der langen Periode finanzieller
und commercieller Depression zu erklären, und erzählt, diese Agitation habe in
England mit dem Geschrei nach Reciprocität begonnen, "einem System, welches
W alle ökonomischen Irrthümer und üblen Folgen des einfachen Schutzzolls
umfaßt."

Bei der Feier vom 22. Juli, wo dieser Bericht von Secretär des Clubs
Erlesen wurde, sagte der Vorsitzende Potter, einst ein eifriges Mitglied der
^"et-Cvrnlaw-League, u. a. folgendes: Wenn der Kampf für den Freihandel
"och einmal durchgefochten werden müsse, so sei der Cobden-Club dazu wohl
vorbereitet, er schwanke nicht und weiche nicht in seiner Politik. Die Abnahme
^ Sympathien für Frankreich bezeichnete er als Folge des "unglücklichen
egcs," den die französische Regierung bei den Verhandlungen über die Er-
neuerung des Handelsvertrages eingeschlagen habe. Der Club wünsche nicht die
.^dification eines Uebereinkommens, welches schlechter wäre als der Cobdensche
ertrag von 1860; lieber würde er seine Blicke auf andre freundlichere Nationen
mit? ^"^"euch denkt er dabei nicht an uns, andernfalls ist er gebeten, uns
' solchen heuchlerischen Liebesblicken zu verschonen ! und sich auf seine eigne"
^'""pie" verlassen. Er, Redner, glaube immer uoch. daß weise Rathschläge
Frankreich obsiegen würden. Es sei freilich ein einigermaßen verdrießlicher Um-


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Zur Charakteristik des Manchesterthums.

früher englische Freihändler eine eigenthümliche Art hatten, mit festländischen
Zeitungen „in Verbindung zu treten": „sie boten den Korrespondenten derselben
für jeden freihändlerischen Artikel noch einmal dasselbe Honorar an, welches die
Zeitung zahlte."

Das officielle Budget des Clubs ist müßig, es schließt für 1879 mit
1855 Pfund Sterling ab, die fast allein durch die Jahresbeiträge der Mit¬
glieder ausgebracht wurden. Die Ausgabe besteht bei weitem zum größern Theile
"us Zahlungen an Buchdrucker und Buchhändler und aus „Subscriptionen"
!)post Subventionen^ für ausländische Frcihandelszeitungen. „Honorare er¬
scheinen nicht in der Ausgabe. Indeß sind Gründe vorhanden, anzunehmen,
daß für Zwecke des Clubs nöthigenfalls von mehr als einer Seite erhebliche
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^en. Hat doch Sir Charles Dilke ^der radicale Unterstaatssecretärj nach dem
Briese von Maltman an die officiösc Oailz? NkV8 vom 8. April aus einem
zur Verfügung stehende» Fonds einen Beitrag für die öden Fürstenmord
verherrlichende und empfehlendes Mostsche .Freiheit' gezahlt. Auch giebt die
Gewohnheit wohlhabender Engländer, auf dem Festlande zu reisen, die Mög¬
lichkeit, kostenlose Missionen auszusenden."

Der Jahresbericht von 1881 ist dem Verfasser unsrer Schrift noch nicht
Zur Hand gewesen. Auch wir haben ihn noch nicht zu Gesicht bekommen. Doch
Wissen wir aus Zeitungsberichte«, daß darin geklagt wird, die Agitation für
Schutzzölle sei wiederanfgelebt, daß der Bericht meint, dieselbe sei in gewissem
^aße aus einer Reihe schlechter Ernten und der langen Periode finanzieller
und commercieller Depression zu erklären, und erzählt, diese Agitation habe in
England mit dem Geschrei nach Reciprocität begonnen, „einem System, welches
W alle ökonomischen Irrthümer und üblen Folgen des einfachen Schutzzolls
umfaßt."

Bei der Feier vom 22. Juli, wo dieser Bericht von Secretär des Clubs
Erlesen wurde, sagte der Vorsitzende Potter, einst ein eifriges Mitglied der
^»et-Cvrnlaw-League, u. a. folgendes: Wenn der Kampf für den Freihandel
"och einmal durchgefochten werden müsse, so sei der Cobden-Club dazu wohl
vorbereitet, er schwanke nicht und weiche nicht in seiner Politik. Die Abnahme
^ Sympathien für Frankreich bezeichnete er als Folge des „unglücklichen
egcs," den die französische Regierung bei den Verhandlungen über die Er-
neuerung des Handelsvertrages eingeschlagen habe. Der Club wünsche nicht die
.^dification eines Uebereinkommens, welches schlechter wäre als der Cobdensche
ertrag von 1860; lieber würde er seine Blicke auf andre freundlichere Nationen
mit? ^"^"euch denkt er dabei nicht an uns, andernfalls ist er gebeten, uns
' solchen heuchlerischen Liebesblicken zu verschonen ! und sich auf seine eigne»
^'""pie» verlassen. Er, Redner, glaube immer uoch. daß weise Rathschläge
Frankreich obsiegen würden. Es sei freilich ein einigermaßen verdrießlicher Um-


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[0289] Zur Charakteristik des Manchesterthums. früher englische Freihändler eine eigenthümliche Art hatten, mit festländischen Zeitungen „in Verbindung zu treten": „sie boten den Korrespondenten derselben für jeden freihändlerischen Artikel noch einmal dasselbe Honorar an, welches die Zeitung zahlte." Das officielle Budget des Clubs ist müßig, es schließt für 1879 mit 1855 Pfund Sterling ab, die fast allein durch die Jahresbeiträge der Mit¬ glieder ausgebracht wurden. Die Ausgabe besteht bei weitem zum größern Theile "us Zahlungen an Buchdrucker und Buchhändler und aus „Subscriptionen" !)post Subventionen^ für ausländische Frcihandelszeitungen. „Honorare er¬ scheinen nicht in der Ausgabe. Indeß sind Gründe vorhanden, anzunehmen, daß für Zwecke des Clubs nöthigenfalls von mehr als einer Seite erhebliche Fonds flüssig werden, besonders jetzt, wo zwölf Mitglieder desselben im Cabinet ^en. Hat doch Sir Charles Dilke ^der radicale Unterstaatssecretärj nach dem Briese von Maltman an die officiösc Oailz? NkV8 vom 8. April aus einem zur Verfügung stehende» Fonds einen Beitrag für die öden Fürstenmord verherrlichende und empfehlendes Mostsche .Freiheit' gezahlt. Auch giebt die Gewohnheit wohlhabender Engländer, auf dem Festlande zu reisen, die Mög¬ lichkeit, kostenlose Missionen auszusenden." Der Jahresbericht von 1881 ist dem Verfasser unsrer Schrift noch nicht Zur Hand gewesen. Auch wir haben ihn noch nicht zu Gesicht bekommen. Doch Wissen wir aus Zeitungsberichte«, daß darin geklagt wird, die Agitation für Schutzzölle sei wiederanfgelebt, daß der Bericht meint, dieselbe sei in gewissem ^aße aus einer Reihe schlechter Ernten und der langen Periode finanzieller und commercieller Depression zu erklären, und erzählt, diese Agitation habe in England mit dem Geschrei nach Reciprocität begonnen, „einem System, welches W alle ökonomischen Irrthümer und üblen Folgen des einfachen Schutzzolls umfaßt." Bei der Feier vom 22. Juli, wo dieser Bericht von Secretär des Clubs Erlesen wurde, sagte der Vorsitzende Potter, einst ein eifriges Mitglied der ^»et-Cvrnlaw-League, u. a. folgendes: Wenn der Kampf für den Freihandel "och einmal durchgefochten werden müsse, so sei der Cobden-Club dazu wohl vorbereitet, er schwanke nicht und weiche nicht in seiner Politik. Die Abnahme ^ Sympathien für Frankreich bezeichnete er als Folge des „unglücklichen egcs," den die französische Regierung bei den Verhandlungen über die Er- neuerung des Handelsvertrages eingeschlagen habe. Der Club wünsche nicht die .^dification eines Uebereinkommens, welches schlechter wäre als der Cobdensche ertrag von 1860; lieber würde er seine Blicke auf andre freundlichere Nationen mit? ^"^"euch denkt er dabei nicht an uns, andernfalls ist er gebeten, uns ' solchen heuchlerischen Liebesblicken zu verschonen ! und sich auf seine eigne» ^'""pie» verlassen. Er, Redner, glaube immer uoch. daß weise Rathschläge Frankreich obsiegen würden. Es sei freilich ein einigermaßen verdrießlicher Um- """zboten 111. ,881. 36

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157968/289>, abgerufen am 01.09.2024.