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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal.

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und vertheilen lassen; außerdem wurde dasselbe von mehreren weitverbreiteten
Zeitungen vollständig wiedergegeben, . , . Das beste Gegengewicht gegen solche
reactionäre Tendenzen ist in den Reden und Schriften von Richard Cobden zu
finden, welche wir in einigen Tausend Abdrücken verbreitet haben und ferner
verbreiten werden. Indeß können wir nicht umhin, mit dem Gefühl im Lande
zu sympathisiren, daß unser Handel wesentlich von den Schutzsysteme,! andrer
Länder leide, und unsre Aufmerksamkeit wendet sich fortwährend der Aufgabe
zu, unter fremden Völkern die Entwicklung von wirthschaftlichen Ansichten zu
befördern, welche, wie wir hoffen, früher oder später zu der allgemeinen An¬
nahme der Politik des freien Tausches führen werden. Fast in jedem Lande
und jeder Hauptstadt giebt es Männer von Auszeichnung und politische"! und
liierarischem Einfluß, welche dem Club associirt sind und für die gute Sache
arbeiten, und trotz vieler Entmuthigung und einigem thatsächlichen Rückschritt ist
kein Grund vorhanden, zu bezweifeln, daß sie endlich obsiegen wird. In Deutsch¬
land hat das kostspielige und lästige System riesiger Rüstungen Stiches nichts zu
dem Versuche geführt, die fabrieireudcn und producirenden Klassen mit einer hohen
Besteuerung zu befreunden dnrch die Verlockungen des Monopols, aber die An¬
nahme dieser Politik durch die Gesetzgebung hat die Thatsache augenscheinlich
gemacht, daß in Deutschland eine weitverbreitete, wenn auch zur Zeit gänzlich
geschlagene Stimmung für den Freihandel vorhanden ist. Es ist z" unsrer
Kenntniß gekommen, daß schon Anordnungen getroffen sind, dank denen große
Massen russischer Ausfuhr nach England und andern Ländern nicht länger wie
bisher dnrch Deutschland gehen oder in einem deutschen Entrepot, sei es Königs¬
berg oder Danzig, gesammelt werden, sondern ihren Weg über Liban nehmen
werden, wodurch Deutschland den Vortheil der Transitbeförderung und den Ge¬
winn des Zwischenhandels verlieren wird. Die Lection eines so augenfälligen
Ergebnisses der neuen fiscalischen Politik wird für das wohlunterrichtete und
einsichtige deutsche Volk nicht leicht verloren gehen."

Diese Stelle des Berichts stimmt auffallend überein mit einem Artikel der
"National-Zeitung" von 10. Juli d. I., der an einem angeblichen amtlichen
Bericht des deutschen Consuls in Liban, nach welchem dieser Hafen Neval dauernd
überflügelt hätte, nachweisen wollte, die Rede des Reichskanzlers von 1879,
in der er die Prophezeiungen von einer Erdrücknng Königsbergs durch Ma߬
nahmen der russischen Regierung s,et awurclum, führte, sei durch Thatsachen
widerlegt; denn wie Reval müsse Liban auch Königsberg in den Schatten stellen.
Jene Stelle ist aber genau ebenso wenig begründet wie dieser Artikel des seces-
sivuistischen Berliner Blattes. Ein Consulatsbericht der gedachten Art existirt
nicht, und Rußland hat zwar in den letzten Jahren mehr ausgeführt als früher,
ein neues russisches Handelscmporinm, welches die ostpreußische Kaufmannswelt
beunruhigen und ernstlich beeinträchtigen könnte, ist aber damit noch lange nicht
geschaffen.


und vertheilen lassen; außerdem wurde dasselbe von mehreren weitverbreiteten
Zeitungen vollständig wiedergegeben, . , . Das beste Gegengewicht gegen solche
reactionäre Tendenzen ist in den Reden und Schriften von Richard Cobden zu
finden, welche wir in einigen Tausend Abdrücken verbreitet haben und ferner
verbreiten werden. Indeß können wir nicht umhin, mit dem Gefühl im Lande
zu sympathisiren, daß unser Handel wesentlich von den Schutzsysteme,! andrer
Länder leide, und unsre Aufmerksamkeit wendet sich fortwährend der Aufgabe
zu, unter fremden Völkern die Entwicklung von wirthschaftlichen Ansichten zu
befördern, welche, wie wir hoffen, früher oder später zu der allgemeinen An¬
nahme der Politik des freien Tausches führen werden. Fast in jedem Lande
und jeder Hauptstadt giebt es Männer von Auszeichnung und politische»! und
liierarischem Einfluß, welche dem Club associirt sind und für die gute Sache
arbeiten, und trotz vieler Entmuthigung und einigem thatsächlichen Rückschritt ist
kein Grund vorhanden, zu bezweifeln, daß sie endlich obsiegen wird. In Deutsch¬
land hat das kostspielige und lästige System riesiger Rüstungen Stiches nichts zu
dem Versuche geführt, die fabrieireudcn und producirenden Klassen mit einer hohen
Besteuerung zu befreunden dnrch die Verlockungen des Monopols, aber die An¬
nahme dieser Politik durch die Gesetzgebung hat die Thatsache augenscheinlich
gemacht, daß in Deutschland eine weitverbreitete, wenn auch zur Zeit gänzlich
geschlagene Stimmung für den Freihandel vorhanden ist. Es ist z» unsrer
Kenntniß gekommen, daß schon Anordnungen getroffen sind, dank denen große
Massen russischer Ausfuhr nach England und andern Ländern nicht länger wie
bisher dnrch Deutschland gehen oder in einem deutschen Entrepot, sei es Königs¬
berg oder Danzig, gesammelt werden, sondern ihren Weg über Liban nehmen
werden, wodurch Deutschland den Vortheil der Transitbeförderung und den Ge¬
winn des Zwischenhandels verlieren wird. Die Lection eines so augenfälligen
Ergebnisses der neuen fiscalischen Politik wird für das wohlunterrichtete und
einsichtige deutsche Volk nicht leicht verloren gehen."

Diese Stelle des Berichts stimmt auffallend überein mit einem Artikel der
„National-Zeitung" von 10. Juli d. I., der an einem angeblichen amtlichen
Bericht des deutschen Consuls in Liban, nach welchem dieser Hafen Neval dauernd
überflügelt hätte, nachweisen wollte, die Rede des Reichskanzlers von 1879,
in der er die Prophezeiungen von einer Erdrücknng Königsbergs durch Ma߬
nahmen der russischen Regierung s,et awurclum, führte, sei durch Thatsachen
widerlegt; denn wie Reval müsse Liban auch Königsberg in den Schatten stellen.
Jene Stelle ist aber genau ebenso wenig begründet wie dieser Artikel des seces-
sivuistischen Berliner Blattes. Ein Consulatsbericht der gedachten Art existirt
nicht, und Rußland hat zwar in den letzten Jahren mehr ausgeführt als früher,
ein neues russisches Handelscmporinm, welches die ostpreußische Kaufmannswelt
beunruhigen und ernstlich beeinträchtigen könnte, ist aber damit noch lange nicht
geschaffen.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157968/286>, abgerufen am 27.11.2024.