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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal.

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Hannovers Erko und Herr lNeding.

kam darauf an, den Kurfürsten zu überzeugen, daß bei der nun einmal vor-
handnen Lage gegen den Bundesbcschluß nichts zu machen sei, daß aber die
Ausführung desselben in conservativ feste Hunde gelegt werden müsse, um nicht
die innere Verfassungsangelegenheit zu einem unwiderstehlichen Hebel der gothaischen
Politik zu machen, und ihn zugleich zu versichern, daß er in der weitern Ent¬
wicklung der Angelegenheit auf den Beistand der Bnndesmächte rechnen könne.
Zugleich galt es auch, auf Herrn v. Dehn-Rvthfelser aufmerksam zu machen,
in dessen Händen nach allen, die ihn kannten, die Neugestaltung des hessische"
Nerfassungslebeus am besten aufgehoben sein würde. Diese ganz geheime !auch
Bornes erfuhr nichts davon! und auch niemals bekannt gewordene Mission
fand wie im Sturme statt, alles ging im Fluge, ohne alle Formalitäten vor
sich, am nächsten Tage war ich schon wieder in Hannover, und am 21. Juni
Wurde das neue Ministerium Sinn Dehn-Rvthfelser für Finanzen und Aus¬
wärtiges an der Spitze! officiell verkündigt. . . Dasselbe reactivirtc dem Bundes-
bcschlusse gemäß die Verfassung von 1831. und der Kurfürst sendete, um die
diplomatischen Beziehungen mit Preußen wieder anzuknüpfen und zugleich für
den schlechten Empfmig des Generals v. Willisen eine gewisse Genugthuung zu
geben, den Generallieutenant v. Haynan und den Generalmajor v. Bardeleben
"ach Berlin."

Mcding fügt diesem Bericht, offenbar mit Behagen und mit Befriedigung
über das Gelingen dieses Coups gegen sein Vaterland, hinzu: "Ans diese Weise
war alles erreicht, was für uns von Interesse war. Der Bundesbeschluß war
ausgeführt. Preußen hatte eine formell ehrenvolle Genugthuung erhalten, jede
Möglichkeit eines Conflicts war ausgeschlossen, aber ebenso auch jede fernere
Einmischung in die innern Angelegenheiten, und dem preußischen Einflüsse,
welcher Hannover von Süddeutschland hätte abschneiden können, war fester als
je vorher die Thür in Kassel verschlossen. Die gesammte Oppositionspressc stand
vor dieser ganz unerwarteten Wendung, das preußische Ministerium hatte statt des
so sehnlich gewünschten Erfolgs eine entschiede, wenn auch verhüllte schlappe
davon getragen und ging mit immer schnellerm Schritten seinem Ende entgegen."

Als König Georg 1865 zu Norderneh im Seebade war, schien sich Ge¬
legenheit zu bieten. mit dem preußischen Hofe in ein näheres Verhältniß zu
kommen, indem das Project eiuer Heirath zwischen dem Prinzen Albrecht und
einer der beiden Töchter des Königs von Hannover zur Sprache gebracht wurde.
Wir dürfen uns Glück wünschen, daß ans der Sache nichts wurde, da sie die
Katastrophe von 1866 wahrscheinlich verhütet hätte und Preußen dann gespalten
und unfertig geblieben wäre. -

Meding erzählt darüber an verschiednen Stellen folgendes: "Eines Tage"
arbeitete ich mit dem Könige in seinem Zimmer, nachdem zum Du.er die
preußische" 5errschafte,u anwesend gewesen waren. Der Kön.g sprach sich sehr
lebhaft über die Liebenswürdigkeit und die ausgezeichneten Eigenschaften des


Hannovers Erko und Herr lNeding.

kam darauf an, den Kurfürsten zu überzeugen, daß bei der nun einmal vor-
handnen Lage gegen den Bundesbcschluß nichts zu machen sei, daß aber die
Ausführung desselben in conservativ feste Hunde gelegt werden müsse, um nicht
die innere Verfassungsangelegenheit zu einem unwiderstehlichen Hebel der gothaischen
Politik zu machen, und ihn zugleich zu versichern, daß er in der weitern Ent¬
wicklung der Angelegenheit auf den Beistand der Bnndesmächte rechnen könne.
Zugleich galt es auch, auf Herrn v. Dehn-Rvthfelser aufmerksam zu machen,
in dessen Händen nach allen, die ihn kannten, die Neugestaltung des hessische»
Nerfassungslebeus am besten aufgehoben sein würde. Diese ganz geheime !auch
Bornes erfuhr nichts davon! und auch niemals bekannt gewordene Mission
fand wie im Sturme statt, alles ging im Fluge, ohne alle Formalitäten vor
sich, am nächsten Tage war ich schon wieder in Hannover, und am 21. Juni
Wurde das neue Ministerium Sinn Dehn-Rvthfelser für Finanzen und Aus¬
wärtiges an der Spitze! officiell verkündigt. . . Dasselbe reactivirtc dem Bundes-
bcschlusse gemäß die Verfassung von 1831. und der Kurfürst sendete, um die
diplomatischen Beziehungen mit Preußen wieder anzuknüpfen und zugleich für
den schlechten Empfmig des Generals v. Willisen eine gewisse Genugthuung zu
geben, den Generallieutenant v. Haynan und den Generalmajor v. Bardeleben
»ach Berlin."

Mcding fügt diesem Bericht, offenbar mit Behagen und mit Befriedigung
über das Gelingen dieses Coups gegen sein Vaterland, hinzu: „Ans diese Weise
war alles erreicht, was für uns von Interesse war. Der Bundesbeschluß war
ausgeführt. Preußen hatte eine formell ehrenvolle Genugthuung erhalten, jede
Möglichkeit eines Conflicts war ausgeschlossen, aber ebenso auch jede fernere
Einmischung in die innern Angelegenheiten, und dem preußischen Einflüsse,
welcher Hannover von Süddeutschland hätte abschneiden können, war fester als
je vorher die Thür in Kassel verschlossen. Die gesammte Oppositionspressc stand
vor dieser ganz unerwarteten Wendung, das preußische Ministerium hatte statt des
so sehnlich gewünschten Erfolgs eine entschiede, wenn auch verhüllte schlappe
davon getragen und ging mit immer schnellerm Schritten seinem Ende entgegen."

Als König Georg 1865 zu Norderneh im Seebade war, schien sich Ge¬
legenheit zu bieten. mit dem preußischen Hofe in ein näheres Verhältniß zu
kommen, indem das Project eiuer Heirath zwischen dem Prinzen Albrecht und
einer der beiden Töchter des Königs von Hannover zur Sprache gebracht wurde.
Wir dürfen uns Glück wünschen, daß ans der Sache nichts wurde, da sie die
Katastrophe von 1866 wahrscheinlich verhütet hätte und Preußen dann gespalten
und unfertig geblieben wäre. -

Meding erzählt darüber an verschiednen Stellen folgendes: „Eines Tage»
arbeitete ich mit dem Könige in seinem Zimmer, nachdem zum Du.er die
preußische» 5errschafte,u anwesend gewesen waren. Der Kön.g sprach sich sehr
lebhaft über die Liebenswürdigkeit und die ausgezeichneten Eigenschaften des


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157968/227>, abgerufen am 27.11.2024.