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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal.

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Hannovers Ende und Herr Meding.
2.

ir lassen heute eine Auswahl dessen folgen, was in Medings
"Memoiren zur Zeitgeschichte" von Interesse erscheint, und be¬
gleiten die einzelnen Stücke hie und da mit einer kurzen parenthe-
tischen Bemerkung, Für das Ganze aber sei nochmals daran
erinnert, daß die Angaben des Verfassers mit Behutsamkeit gelesen
werden müssen, da ein stark tendenziöser Zug durch das Buch geht. Am wenigsten
gilt das verhältnißmäßig von dem, was über deu Fürstentag von berichtet
wird. Neu ist, uus wenigstens, hier folgende Stelle:

"So sonderbar und paradox es klingen mag, ist es dennoch wahr, daß die
eigentliche erste Anregung zu jenem merkwürdigen politischen Unternehmen, welches
auf einige Tage das alte Kaisergespenst in den Römersaal von Frankfurt hermif-
bcschwor, der bekannte, so hart politisch verfolgte und lange in Amerika fast ver¬
schollene Julius Fröbel >noch 1870 Redacteur der patriotisch gesinnten "Süd¬
deutschen Presse" in München, später deutscher Konsul in Smyrnci) gegeben hat.
Dieser Mann, voll hvchwallcnder nationaler Begeisterung, mit einem glühend
plMtastischen Geiste voll feurigen, edlen Ehrgeizes, ohne selbstsüchtiges Interesse,
aber auch ohne jede Spur von Verständniß für praktische Realpolitik jar besaß
u> Wirklichkeit davou mehr als der, welcher ihn hier kritisirt, wen" er auch
^ne Zeit lang sich im großdentschen Irrgarten verfahren hattej, in seinem
ganzen Wesen revolutionär angelegt, hatte, wohl zuerst durch den Freiherr" Max
^wu Gagern, in Wien sogar den sonst so vorsichtigen und trocken formellen,
wen" auch innerlich heißblütigen und österreichisch hochmüthigen Grafen Rechberg
die Idee zu erwärmen gewußt, durch Benutzung der grvßdentsch liberalen
Bewegung in Deutschland die Fürsten mit fortzureißen und in plötzlichem, kühnem


^Mizlwt..,! III. 188 t. 28


Hannovers Ende und Herr Meding.
2.

ir lassen heute eine Auswahl dessen folgen, was in Medings
„Memoiren zur Zeitgeschichte" von Interesse erscheint, und be¬
gleiten die einzelnen Stücke hie und da mit einer kurzen parenthe-
tischen Bemerkung, Für das Ganze aber sei nochmals daran
erinnert, daß die Angaben des Verfassers mit Behutsamkeit gelesen
werden müssen, da ein stark tendenziöser Zug durch das Buch geht. Am wenigsten
gilt das verhältnißmäßig von dem, was über deu Fürstentag von berichtet
wird. Neu ist, uus wenigstens, hier folgende Stelle:

„So sonderbar und paradox es klingen mag, ist es dennoch wahr, daß die
eigentliche erste Anregung zu jenem merkwürdigen politischen Unternehmen, welches
auf einige Tage das alte Kaisergespenst in den Römersaal von Frankfurt hermif-
bcschwor, der bekannte, so hart politisch verfolgte und lange in Amerika fast ver¬
schollene Julius Fröbel >noch 1870 Redacteur der patriotisch gesinnten „Süd¬
deutschen Presse" in München, später deutscher Konsul in Smyrnci) gegeben hat.
Dieser Mann, voll hvchwallcnder nationaler Begeisterung, mit einem glühend
plMtastischen Geiste voll feurigen, edlen Ehrgeizes, ohne selbstsüchtiges Interesse,
aber auch ohne jede Spur von Verständniß für praktische Realpolitik jar besaß
u> Wirklichkeit davou mehr als der, welcher ihn hier kritisirt, wen» er auch
^ne Zeit lang sich im großdentschen Irrgarten verfahren hattej, in seinem
ganzen Wesen revolutionär angelegt, hatte, wohl zuerst durch den Freiherr» Max
^wu Gagern, in Wien sogar den sonst so vorsichtigen und trocken formellen,
wen» auch innerlich heißblütigen und österreichisch hochmüthigen Grafen Rechberg
die Idee zu erwärmen gewußt, durch Benutzung der grvßdentsch liberalen
Bewegung in Deutschland die Fürsten mit fortzureißen und in plötzlichem, kühnem


^Mizlwt..,! III. 188 t. 28
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[0225] [Abbildung] Hannovers Ende und Herr Meding. 2. ir lassen heute eine Auswahl dessen folgen, was in Medings „Memoiren zur Zeitgeschichte" von Interesse erscheint, und be¬ gleiten die einzelnen Stücke hie und da mit einer kurzen parenthe- tischen Bemerkung, Für das Ganze aber sei nochmals daran erinnert, daß die Angaben des Verfassers mit Behutsamkeit gelesen werden müssen, da ein stark tendenziöser Zug durch das Buch geht. Am wenigsten gilt das verhältnißmäßig von dem, was über deu Fürstentag von berichtet wird. Neu ist, uus wenigstens, hier folgende Stelle: „So sonderbar und paradox es klingen mag, ist es dennoch wahr, daß die eigentliche erste Anregung zu jenem merkwürdigen politischen Unternehmen, welches auf einige Tage das alte Kaisergespenst in den Römersaal von Frankfurt hermif- bcschwor, der bekannte, so hart politisch verfolgte und lange in Amerika fast ver¬ schollene Julius Fröbel >noch 1870 Redacteur der patriotisch gesinnten „Süd¬ deutschen Presse" in München, später deutscher Konsul in Smyrnci) gegeben hat. Dieser Mann, voll hvchwallcnder nationaler Begeisterung, mit einem glühend plMtastischen Geiste voll feurigen, edlen Ehrgeizes, ohne selbstsüchtiges Interesse, aber auch ohne jede Spur von Verständniß für praktische Realpolitik jar besaß u> Wirklichkeit davou mehr als der, welcher ihn hier kritisirt, wen» er auch ^ne Zeit lang sich im großdentschen Irrgarten verfahren hattej, in seinem ganzen Wesen revolutionär angelegt, hatte, wohl zuerst durch den Freiherr» Max ^wu Gagern, in Wien sogar den sonst so vorsichtigen und trocken formellen, wen» auch innerlich heißblütigen und österreichisch hochmüthigen Grafen Rechberg die Idee zu erwärmen gewußt, durch Benutzung der grvßdentsch liberalen Bewegung in Deutschland die Fürsten mit fortzureißen und in plötzlichem, kühnem ^Mizlwt..,! III. 188 t. 28

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157968/225>, abgerufen am 01.09.2024.