Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite
Alfred Meißner.

Der berühmte Roland war Markgraf an der britannischen Grenze; Angilbert
wird vom Kaiser mit Sicherung der Nordwestküste betraut; Nidhard vertheidigt
den zwischen Seine und Scheide gelegenen Strand gegen die Normannen u. s. w.
Im Osten aber bestanden die windische Mark Friaul gegen Körnten, die avarische
(später bairische Ost-) Mark, der Nordgau zwischen Donau und Fichtelgebirge,
die sächsisch-thüringische Mark und endlich von Lauenburg an der Elbe bis zur
Kieler Föhrde der 'wohlbefestigte limss Laxomeus gegen die Slaven in Wagrien.
Alle diese Marken gehörten anfänglich nicht eigentlich zum Reiche, sondern waren
gewissermaßen Vvrfluthbodc" gegenüber dem andrängenden Schwall feindlicher
Nachbarvölker. Schanzenketten, befestigte Wachtposten sicherten diese Gebiete;
Ansiedlung deutscher Colonisten germanisirte sie. Die Markgrafen leiteten die
Vertheidigung; sie vertraten die Oberherrlichkeit des Reiches gegenüber den be¬
nachbarten tributpflichtigen Stämmen und wurden daher gern aus den reichsten
und vornehmsten Geschlechtern gewählt. Immer aber mußte ihnen eine Macht
übertragen werden, welche diejenige der gewöhnlichen Grafen weit überstieg;
denn nicht selten hatte der Markgraf plötzlichen Gefahren schnell und kräftig ent¬
gegenzutreten, bevor noch irgend eine Anweisung zum Handeln von Seiten des
Kaisers einlaufen konnte, "ut diese Machtvollkommenheit erhob die Markgrafen
zu einer Bedeutung, welche derjenigen der alten Stammesherzöge, deren Nieder¬
werfung früher so viel Anstrengung gekostet hatte, denn doch nur wenig nachstand.

(Fortsetzung folgt.)




Alfred Meißner.
von Genil Soffs.

I s ist die normale Entwicklung des Dichters, zuerst sein inneres
Leben im Zustande des bewegten Gefühls unmittelbar darzustellen,
dann die Anschauung von einem vom Innern des Dichters ver¬
schiedenen Leben auszubilden und zu immer umfassenderen Kreisen,
nn dichterischem Ange angeschaut, überzugehen. Es ist el" Gang
' "5 der Beschränkung des Gefühls heraus zur Darstellung der Welt. Einzelne
'^t er weit hinaus bis zu dem Pnnkte, wo das gesprochene Wort, die Schilderung
Welt, bereits ins Leben eingreift und fast politische That wird. Nur den
^ugsten bleibt es beschieden, die Züge ihrer ursprünglichen Anlage festzuhalten.

Diese" Weg von der subjectiven Lyrik zu immer breiterer und objectiverer
^g"ng ^. äußeren Welt ist auch der Schriftsteller gegangen, mit dem wir
w den folgenden Blättern beschäftigen wollen. In gleichem Maße Denker


Alfred Meißner.

Der berühmte Roland war Markgraf an der britannischen Grenze; Angilbert
wird vom Kaiser mit Sicherung der Nordwestküste betraut; Nidhard vertheidigt
den zwischen Seine und Scheide gelegenen Strand gegen die Normannen u. s. w.
Im Osten aber bestanden die windische Mark Friaul gegen Körnten, die avarische
(später bairische Ost-) Mark, der Nordgau zwischen Donau und Fichtelgebirge,
die sächsisch-thüringische Mark und endlich von Lauenburg an der Elbe bis zur
Kieler Föhrde der 'wohlbefestigte limss Laxomeus gegen die Slaven in Wagrien.
Alle diese Marken gehörten anfänglich nicht eigentlich zum Reiche, sondern waren
gewissermaßen Vvrfluthbodc» gegenüber dem andrängenden Schwall feindlicher
Nachbarvölker. Schanzenketten, befestigte Wachtposten sicherten diese Gebiete;
Ansiedlung deutscher Colonisten germanisirte sie. Die Markgrafen leiteten die
Vertheidigung; sie vertraten die Oberherrlichkeit des Reiches gegenüber den be¬
nachbarten tributpflichtigen Stämmen und wurden daher gern aus den reichsten
und vornehmsten Geschlechtern gewählt. Immer aber mußte ihnen eine Macht
übertragen werden, welche diejenige der gewöhnlichen Grafen weit überstieg;
denn nicht selten hatte der Markgraf plötzlichen Gefahren schnell und kräftig ent¬
gegenzutreten, bevor noch irgend eine Anweisung zum Handeln von Seiten des
Kaisers einlaufen konnte, »ut diese Machtvollkommenheit erhob die Markgrafen
zu einer Bedeutung, welche derjenigen der alten Stammesherzöge, deren Nieder¬
werfung früher so viel Anstrengung gekostet hatte, denn doch nur wenig nachstand.

(Fortsetzung folgt.)




Alfred Meißner.
von Genil Soffs.

I s ist die normale Entwicklung des Dichters, zuerst sein inneres
Leben im Zustande des bewegten Gefühls unmittelbar darzustellen,
dann die Anschauung von einem vom Innern des Dichters ver¬
schiedenen Leben auszubilden und zu immer umfassenderen Kreisen,
nn dichterischem Ange angeschaut, überzugehen. Es ist el» Gang
' "5 der Beschränkung des Gefühls heraus zur Darstellung der Welt. Einzelne
'^t er weit hinaus bis zu dem Pnnkte, wo das gesprochene Wort, die Schilderung
Welt, bereits ins Leben eingreift und fast politische That wird. Nur den
^ugsten bleibt es beschieden, die Züge ihrer ursprünglichen Anlage festzuhalten.

Diese» Weg von der subjectiven Lyrik zu immer breiterer und objectiverer
^g»ng ^. äußeren Welt ist auch der Schriftsteller gegangen, mit dem wir
w den folgenden Blättern beschäftigen wollen. In gleichem Maße Denker


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0163" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/150313"/>
          <fw type="header" place="top"> Alfred Meißner.</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_555" prev="#ID_554"> Der berühmte Roland war Markgraf an der britannischen Grenze; Angilbert<lb/>
wird vom Kaiser mit Sicherung der Nordwestküste betraut; Nidhard vertheidigt<lb/>
den zwischen Seine und Scheide gelegenen Strand gegen die Normannen u. s. w.<lb/>
Im Osten aber bestanden die windische Mark Friaul gegen Körnten, die avarische<lb/>
(später bairische Ost-) Mark, der Nordgau zwischen Donau und Fichtelgebirge,<lb/>
die sächsisch-thüringische Mark und endlich von Lauenburg an der Elbe bis zur<lb/>
Kieler Föhrde der 'wohlbefestigte limss Laxomeus gegen die Slaven in Wagrien.<lb/>
Alle diese Marken gehörten anfänglich nicht eigentlich zum Reiche, sondern waren<lb/>
gewissermaßen Vvrfluthbodc» gegenüber dem andrängenden Schwall feindlicher<lb/>
Nachbarvölker.  Schanzenketten, befestigte Wachtposten sicherten diese Gebiete;<lb/>
Ansiedlung deutscher Colonisten germanisirte sie. Die Markgrafen leiteten die<lb/>
Vertheidigung; sie vertraten die Oberherrlichkeit des Reiches gegenüber den be¬<lb/>
nachbarten tributpflichtigen Stämmen und wurden daher gern aus den reichsten<lb/>
und vornehmsten Geschlechtern gewählt. Immer aber mußte ihnen eine Macht<lb/>
übertragen werden, welche diejenige der gewöhnlichen Grafen weit überstieg;<lb/>
denn nicht selten hatte der Markgraf plötzlichen Gefahren schnell und kräftig ent¬<lb/>
gegenzutreten, bevor noch irgend eine Anweisung zum Handeln von Seiten des<lb/>
Kaisers einlaufen konnte, »ut diese Machtvollkommenheit erhob die Markgrafen<lb/>
zu einer Bedeutung, welche derjenigen der alten Stammesherzöge, deren Nieder¬<lb/>
werfung früher so viel Anstrengung gekostet hatte, denn doch nur wenig nachstand.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_556"> (Fortsetzung folgt.)</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Alfred Meißner.<lb/><note type="byline"> von Genil Soffs.</note></head><lb/>
          <p xml:id="ID_557"> I s ist die normale Entwicklung des Dichters, zuerst sein inneres<lb/>
Leben im Zustande des bewegten Gefühls unmittelbar darzustellen,<lb/>
dann die Anschauung von einem vom Innern des Dichters ver¬<lb/>
schiedenen Leben auszubilden und zu immer umfassenderen Kreisen,<lb/>
nn dichterischem Ange angeschaut, überzugehen. Es ist el» Gang<lb/>
' "5 der Beschränkung des Gefühls heraus zur Darstellung der Welt. Einzelne<lb/>
'^t er weit hinaus bis zu dem Pnnkte, wo das gesprochene Wort, die Schilderung<lb/>
Welt, bereits ins Leben eingreift und fast politische That wird. Nur den<lb/>
^ugsten bleibt es beschieden, die Züge ihrer ursprünglichen Anlage festzuhalten.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_558" next="#ID_559"> Diese» Weg von der subjectiven Lyrik zu immer breiterer und objectiverer<lb/>
^g»ng ^. äußeren Welt ist auch der Schriftsteller gegangen, mit dem wir<lb/>
w den folgenden Blättern beschäftigen wollen. In gleichem Maße Denker</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0163] Alfred Meißner. Der berühmte Roland war Markgraf an der britannischen Grenze; Angilbert wird vom Kaiser mit Sicherung der Nordwestküste betraut; Nidhard vertheidigt den zwischen Seine und Scheide gelegenen Strand gegen die Normannen u. s. w. Im Osten aber bestanden die windische Mark Friaul gegen Körnten, die avarische (später bairische Ost-) Mark, der Nordgau zwischen Donau und Fichtelgebirge, die sächsisch-thüringische Mark und endlich von Lauenburg an der Elbe bis zur Kieler Föhrde der 'wohlbefestigte limss Laxomeus gegen die Slaven in Wagrien. Alle diese Marken gehörten anfänglich nicht eigentlich zum Reiche, sondern waren gewissermaßen Vvrfluthbodc» gegenüber dem andrängenden Schwall feindlicher Nachbarvölker. Schanzenketten, befestigte Wachtposten sicherten diese Gebiete; Ansiedlung deutscher Colonisten germanisirte sie. Die Markgrafen leiteten die Vertheidigung; sie vertraten die Oberherrlichkeit des Reiches gegenüber den be¬ nachbarten tributpflichtigen Stämmen und wurden daher gern aus den reichsten und vornehmsten Geschlechtern gewählt. Immer aber mußte ihnen eine Macht übertragen werden, welche diejenige der gewöhnlichen Grafen weit überstieg; denn nicht selten hatte der Markgraf plötzlichen Gefahren schnell und kräftig ent¬ gegenzutreten, bevor noch irgend eine Anweisung zum Handeln von Seiten des Kaisers einlaufen konnte, »ut diese Machtvollkommenheit erhob die Markgrafen zu einer Bedeutung, welche derjenigen der alten Stammesherzöge, deren Nieder¬ werfung früher so viel Anstrengung gekostet hatte, denn doch nur wenig nachstand. (Fortsetzung folgt.) Alfred Meißner. von Genil Soffs. I s ist die normale Entwicklung des Dichters, zuerst sein inneres Leben im Zustande des bewegten Gefühls unmittelbar darzustellen, dann die Anschauung von einem vom Innern des Dichters ver¬ schiedenen Leben auszubilden und zu immer umfassenderen Kreisen, nn dichterischem Ange angeschaut, überzugehen. Es ist el» Gang ' "5 der Beschränkung des Gefühls heraus zur Darstellung der Welt. Einzelne '^t er weit hinaus bis zu dem Pnnkte, wo das gesprochene Wort, die Schilderung Welt, bereits ins Leben eingreift und fast politische That wird. Nur den ^ugsten bleibt es beschieden, die Züge ihrer ursprünglichen Anlage festzuhalten. Diese» Weg von der subjectiven Lyrik zu immer breiterer und objectiverer ^g»ng ^. äußeren Welt ist auch der Schriftsteller gegangen, mit dem wir w den folgenden Blättern beschäftigen wollen. In gleichem Maße Denker

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157968
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157968/163
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157968/163>, abgerufen am 26.11.2024.