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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal.

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Eintrag, Es würde daher bedauerlich sein, wenn die friedliche Entwicklung
Aegyptens unter französischer und englischer Aufsicht auf irgendeine Weise gestört
und unterbrochen werden sollte, und so darf man sich freuen, daß das Blatt,
welches als Organ Gambettas gilt, die Klage der obengenannten Revue zurück¬
weist, "Nichts kann besser sein," sagt die I>'"'i>ni>!i<,in> l?riMe,iÜ8"z, "als daß der
französische und der englische Handel unter dem Schatten der beiderseitigen Con-
trole in Aegypten mit einander wetteifern, aber nichts könnte verkehrter und
unbilliger sei", als wenn die Regierung unsern Controleur benachrichtigen wollte,
daß er in Aegypten eingesetzt sei, um England mit jedem administrativen Mittel,
das in seiner Gewalt ist, zu hindern und zu hemmen. Das Arrangement, nach
welchem beide Mächte die Verwaltung controliren sollen, wurde nicht in der
Absicht getroffen, daß daraus ein Werkzeug in unsrer Hand werde, England zu
schaden, solange England es nicht als ein solches Werkzeug uns gegenüber be¬
trachtet und gebraucht," Zum Schlüsse sagt der Artikel: "Die einzige auf
Förderung der französischen Interessen in Aegypten berechnete Politik ist die,
aus welcher die Einrichtung einer englisch-französischen Controle der Negierung
des Chedive hervorging."

Der vaily l6lsAi-g.r>n "stimmt damit von Herzen überein," fügt aber sehr
charakteristisch hinzu: "Die französische Regierung kann versichert sein, daß sie
nur bei genauer Beobachtung der Rechte des englischen Compagnons irgendwelche
Aussicht hat, in Aegypten den Einfluß weiter auszuüben, dessen sie sich jetzt
erfreut. Frankreich hat weit mehr Ursache, buchstäblich und getreulich an dem
gegenwärtigen Systeme festzuhalten als England, da, wenn irgendwelche Er¬
eignisse die jetzige Compagnonschaft auflösen sollten, nicht England der darunter
leidende Theil sein würde. Der Snezcanal und durch ihn ganz Aegypten besitzt
für uns ein Interesse, mit welchem verglichen alle andern Interessen im Lande
unbedeutend sind. Frankreich hat geschichtliche Erinnerungen bezüglich des
letztern -- darunter viele, die nichts weniger als ruhmvoll siud. Lesseps, der
den Canal schuf, war ein Franzose, und französisches Capital unterstützte ihn.
Die französische Kolonie in Aegypten ist zahlreich und von großem Einfluß.
Aber alle diese Umstände verlieren ihren Werth, zusammengehalten mit unsern
Beziehungen zu dem Canal. Nicht nur gehören uns mehr als drei Viertel der
Schiffe, ti.e jährlich durch ihn pnssiren, sonder" er ist als Straße nach unsern
indischen Besitzungen unumgänglich nothwendig und muß deshalb gegen eine
Blokade selbst ans die Gefahr des größten Krieges hin gesichert werden. Er ist
uns so nothwendig wie Gibraltar, und ans jeden Zusammenbruch der englisch¬
französischen Controle und des internationalen Justizsystems müßten Schritte
folgen, die der Welt klar machten, daß Aegypten in Betreff aller Absichten und
Zwecke, die für die Sicherheit unsers Reiches im Osten erforderlich sind, englisch
sein muß, Ju der That, von Anfang an werfen denkende Engländer gegen die
jetzige Gestaltung der ägyptischen Verhältnisse ein, daß dabei ein Land mit uns


Eintrag, Es würde daher bedauerlich sein, wenn die friedliche Entwicklung
Aegyptens unter französischer und englischer Aufsicht auf irgendeine Weise gestört
und unterbrochen werden sollte, und so darf man sich freuen, daß das Blatt,
welches als Organ Gambettas gilt, die Klage der obengenannten Revue zurück¬
weist, „Nichts kann besser sein," sagt die I>'«'i>ni>!i<,in> l?riMe,iÜ8«z, „als daß der
französische und der englische Handel unter dem Schatten der beiderseitigen Con-
trole in Aegypten mit einander wetteifern, aber nichts könnte verkehrter und
unbilliger sei», als wenn die Regierung unsern Controleur benachrichtigen wollte,
daß er in Aegypten eingesetzt sei, um England mit jedem administrativen Mittel,
das in seiner Gewalt ist, zu hindern und zu hemmen. Das Arrangement, nach
welchem beide Mächte die Verwaltung controliren sollen, wurde nicht in der
Absicht getroffen, daß daraus ein Werkzeug in unsrer Hand werde, England zu
schaden, solange England es nicht als ein solches Werkzeug uns gegenüber be¬
trachtet und gebraucht," Zum Schlüsse sagt der Artikel: „Die einzige auf
Förderung der französischen Interessen in Aegypten berechnete Politik ist die,
aus welcher die Einrichtung einer englisch-französischen Controle der Negierung
des Chedive hervorging."

Der vaily l6lsAi-g.r>n „stimmt damit von Herzen überein," fügt aber sehr
charakteristisch hinzu: „Die französische Regierung kann versichert sein, daß sie
nur bei genauer Beobachtung der Rechte des englischen Compagnons irgendwelche
Aussicht hat, in Aegypten den Einfluß weiter auszuüben, dessen sie sich jetzt
erfreut. Frankreich hat weit mehr Ursache, buchstäblich und getreulich an dem
gegenwärtigen Systeme festzuhalten als England, da, wenn irgendwelche Er¬
eignisse die jetzige Compagnonschaft auflösen sollten, nicht England der darunter
leidende Theil sein würde. Der Snezcanal und durch ihn ganz Aegypten besitzt
für uns ein Interesse, mit welchem verglichen alle andern Interessen im Lande
unbedeutend sind. Frankreich hat geschichtliche Erinnerungen bezüglich des
letztern — darunter viele, die nichts weniger als ruhmvoll siud. Lesseps, der
den Canal schuf, war ein Franzose, und französisches Capital unterstützte ihn.
Die französische Kolonie in Aegypten ist zahlreich und von großem Einfluß.
Aber alle diese Umstände verlieren ihren Werth, zusammengehalten mit unsern
Beziehungen zu dem Canal. Nicht nur gehören uns mehr als drei Viertel der
Schiffe, ti.e jährlich durch ihn pnssiren, sonder» er ist als Straße nach unsern
indischen Besitzungen unumgänglich nothwendig und muß deshalb gegen eine
Blokade selbst ans die Gefahr des größten Krieges hin gesichert werden. Er ist
uns so nothwendig wie Gibraltar, und ans jeden Zusammenbruch der englisch¬
französischen Controle und des internationalen Justizsystems müßten Schritte
folgen, die der Welt klar machten, daß Aegypten in Betreff aller Absichten und
Zwecke, die für die Sicherheit unsers Reiches im Osten erforderlich sind, englisch
sein muß, Ju der That, von Anfang an werfen denkende Engländer gegen die
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157968/149>, abgerufen am 22.11.2024.