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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal.

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vom Torpcdowcsen,

eine dauernde Wachsamkeit, welche zu ermüdenderer Anstrengung führte als wirk¬
liche Kämpfe. Die Seculum waren meist auf den Meeresboden versenkt. Es
bedürfte daher einer sehr starken Ladung, um die Wirkung an der Oberfläche
verderblich hervortreten zu lassen. Bei der Foreimng des Einganges von Mobile-
Bay am Mexikanischen Meerbusen durch Admiral Farmgut, im August 1864
wurde aber auch z. B. der schwere eisengepcmzerte Monitor "Tecumseh" durch
eine Mine förmlich aus dem Wasser gehoben, zerbrochen und mit fast der ganzen
Mannschaft in die Fluthen versenkt. Zuweilen aber kam es anch zu Fehlschlagen.
Die Blokade erschwerte sehr das Beschaffen geeigneten Materials, besonders an
Kabeln für die elektrischen Minen. Es soll im September 1863 vorgekommen
sein, daß die Panzerfregatte "New Jronsides" mehr als eine Stunde lang in
der Nähe von Fort Sünder über einer Mine, einem mit 56 Ctr. Pulver gefüllten
Schiffskessel, gelegen habe, ohne daß es gelungen wäre, die Entzündung herbei¬
zuführen. Bei dem ersten fehlgeschlagnen Angriff auf Chnrleston im April 1863
trat übrigens ein Eriessouscher Torpedobrecher mit gutem Erfolge in Function.
Er war dem Schiffe, welches ihn führte, zwar in der Bewegung sehr hinderlich,
aber er schützte dasselbe, wie auch die nachfolgenden Schiffe gegen die gefährliche
Wirkung der unter dein Wasserspiegel befindlichen Contacttorpedvs mit gutem
Erfolge. Neu war außerdem in dem nordamerikanischen Kriege die Verwendung der
Torpedos für Offensivzwecke, der Angriff mit Spieren-Torpedos, wie man jetzt
sagt, wovon in dem nachfolgenden Theile näheres angeführt werden wird. Wir
finden in Aufzeichnungen aus dem Ende des Jahres 1864 die folgende Be¬
merkung: "Man denkt übrigens in Amerika an besondere Torpedo-Batterien, an
Schiffe ohne Artillerie-Ausrüstung von großer Schnelligkeit und gewisser Wider¬
standsfähigkeit gegen die Geschützwirkung, welche vollkommen seetüchtig sind. Sie
sollen vornehmlich uuter dem Schutz der Dunkelheit oder bei schwerer See, welche
den Gebrauch der Geschütze nicht mehr gestattet, gegen die feindlichen Schiffe vor¬
gehen und dann ihre gefährliche Torpedo-Wirkung versuchen. Die Verwendung
der Torpedos würde damit über die reinen Defensivzwecke hinausreichen." Es
scheint nicht, als ob man der vorstehend ausgedrückten Bedingung der "gewissen
Widerstandsfähigkeit gegen die Geschützwirkung" bei den neuen derartigen Ent¬
stehungen Rechnung getragen hat. Wenn große Kriegsschiffe Beiboote für den
Torpedokampf in ihrer Nähe führen, so kann man wohl von deren Schußfestig¬
keit absehen, aber ein Torpedoboot, welches zur Schlachtenwirkung selbständig
angreifen soll, dürfte ohne eine solche Sicherung schwerlich als ein Kriegskörper
für zuverlässige und nachhaltige Mitwirkung angesehen werden.

Die Dänen hatten im Jahre 1864 im Alsen-Sund kleine Contact-Minen
mit 10 Kilogramm Pulver Ladung gelegt, es ist aber bei dem kühnen Ueber-


vom Torpcdowcsen,

eine dauernde Wachsamkeit, welche zu ermüdenderer Anstrengung führte als wirk¬
liche Kämpfe. Die Seculum waren meist auf den Meeresboden versenkt. Es
bedürfte daher einer sehr starken Ladung, um die Wirkung an der Oberfläche
verderblich hervortreten zu lassen. Bei der Foreimng des Einganges von Mobile-
Bay am Mexikanischen Meerbusen durch Admiral Farmgut, im August 1864
wurde aber auch z. B. der schwere eisengepcmzerte Monitor „Tecumseh" durch
eine Mine förmlich aus dem Wasser gehoben, zerbrochen und mit fast der ganzen
Mannschaft in die Fluthen versenkt. Zuweilen aber kam es anch zu Fehlschlagen.
Die Blokade erschwerte sehr das Beschaffen geeigneten Materials, besonders an
Kabeln für die elektrischen Minen. Es soll im September 1863 vorgekommen
sein, daß die Panzerfregatte „New Jronsides" mehr als eine Stunde lang in
der Nähe von Fort Sünder über einer Mine, einem mit 56 Ctr. Pulver gefüllten
Schiffskessel, gelegen habe, ohne daß es gelungen wäre, die Entzündung herbei¬
zuführen. Bei dem ersten fehlgeschlagnen Angriff auf Chnrleston im April 1863
trat übrigens ein Eriessouscher Torpedobrecher mit gutem Erfolge in Function.
Er war dem Schiffe, welches ihn führte, zwar in der Bewegung sehr hinderlich,
aber er schützte dasselbe, wie auch die nachfolgenden Schiffe gegen die gefährliche
Wirkung der unter dein Wasserspiegel befindlichen Contacttorpedvs mit gutem
Erfolge. Neu war außerdem in dem nordamerikanischen Kriege die Verwendung der
Torpedos für Offensivzwecke, der Angriff mit Spieren-Torpedos, wie man jetzt
sagt, wovon in dem nachfolgenden Theile näheres angeführt werden wird. Wir
finden in Aufzeichnungen aus dem Ende des Jahres 1864 die folgende Be¬
merkung: „Man denkt übrigens in Amerika an besondere Torpedo-Batterien, an
Schiffe ohne Artillerie-Ausrüstung von großer Schnelligkeit und gewisser Wider¬
standsfähigkeit gegen die Geschützwirkung, welche vollkommen seetüchtig sind. Sie
sollen vornehmlich uuter dem Schutz der Dunkelheit oder bei schwerer See, welche
den Gebrauch der Geschütze nicht mehr gestattet, gegen die feindlichen Schiffe vor¬
gehen und dann ihre gefährliche Torpedo-Wirkung versuchen. Die Verwendung
der Torpedos würde damit über die reinen Defensivzwecke hinausreichen." Es
scheint nicht, als ob man der vorstehend ausgedrückten Bedingung der „gewissen
Widerstandsfähigkeit gegen die Geschützwirkung" bei den neuen derartigen Ent¬
stehungen Rechnung getragen hat. Wenn große Kriegsschiffe Beiboote für den
Torpedokampf in ihrer Nähe führen, so kann man wohl von deren Schußfestig¬
keit absehen, aber ein Torpedoboot, welches zur Schlachtenwirkung selbständig
angreifen soll, dürfte ohne eine solche Sicherung schwerlich als ein Kriegskörper
für zuverlässige und nachhaltige Mitwirkung angesehen werden.

Die Dänen hatten im Jahre 1864 im Alsen-Sund kleine Contact-Minen
mit 10 Kilogramm Pulver Ladung gelegt, es ist aber bei dem kühnen Ueber-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699/80>, abgerufen am 23.07.2024.