Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal.Lauchstcidt, dies Vereinigungen ivvhlhabcndcr Familien aus dem Kaufmanns- und dem Vc- Einer Herzensverbindung wenigstens sei hier gedacht, die in Lanchstädt So verschieden aber auch die gesellschaftlichen Kreise waren, die in Lanchstäd Die erste Nachricht von einem Schauspiel in Lanchstädt stammt r ") Zur Lauchstädtcr Theatergeschichte findet sich mancherlei Material, ansier w Ä?>A
namentlich in LcieperS Vorbemertiing zu wvcthes Vorspiel "Was wie bringen, >n ^ > " Buch "Goethes Theaterleitung in Weimar" (Leipzig, und i" der Bu'grapPe oev vu,nu- spiclers Pius Alexander Wolff von M. Martersteiq (Leipzig, 187S). Lauchstcidt, dies Vereinigungen ivvhlhabcndcr Familien aus dem Kaufmanns- und dem Vc- Einer Herzensverbindung wenigstens sei hier gedacht, die in Lanchstädt So verschieden aber auch die gesellschaftlichen Kreise waren, die in Lanchstäd Die erste Nachricht von einem Schauspiel in Lanchstädt stammt r ») Zur Lauchstädtcr Theatergeschichte findet sich mancherlei Material, ansier w Ä?>A
namentlich in LcieperS Vorbemertiing zu wvcthes Vorspiel „Was wie bringen, >n ^ > " Buch „Goethes Theaterleitung in Weimar" (Leipzig, und i» der Bu'grapPe oev vu,nu- spiclers Pius Alexander Wolff von M. Martersteiq (Leipzig, 187S). <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0564" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/150136"/> <fw type="header" place="top"> Lauchstcidt,</fw><lb/> <p xml:id="ID_1838" prev="#ID_1837"> dies Vereinigungen ivvhlhabcndcr Familien aus dem Kaufmanns- und dem Vc-<lb/> mntcnstande, auch wohl strebsame jüngere Männer, die sich eifrig um eine gelehrte<lb/> akademische Celebrität gruppirten oder einer literarischen Größe als erwünschtes<lb/> Relief dienten, I» solcher Weise bildete 1757 Gellert, 1763 Gottsched, der mit<lb/> seiner „Frau Eheliebsten" das Bad besuchte, 178» Gleim den Kern besondrer<lb/> Gesellschaftsgruppen. Dabei mögen manche zarten Verbindungen eingeleitet und<lb/> beschlossen worden sein, denn, wie es in der Novelle „Der Kommersch zu Lanch¬<lb/> städt oder das schöne Abentheuer" (1800) heißt, nicht nur „gebrechliche Mütter<lb/> und Tanten" fanden sich in Lauchstädt ein, sondern auch „frische, blühende<lb/> Töchter und Nieeen," die „durch Tanz und Minucspiel" sich da erheitern wollten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1839"> Einer Herzensverbindung wenigstens sei hier gedacht, die in Lanchstädt<lb/> geschlossen wurde: der Verlobung Schillers mit Lotte v, Lcngcfeld, Unter einer<lb/> der beiden prachtvollen Linden, die vor dein Brunnen stehen — es sind dieselben<lb/> noch, die 1710 bei der ersten Fassung der Quelle gepflanzt wurden — soll<lb/> Schiller am Morgen des 3, August 1789 Lotten seine Liebe und den Wunsch sie zu<lb/> besitzen gestanden haben. Ganz so romantisch, wie die Lauchstädtcr Legende die<lb/> Sache darstellt, hat sie sich freilich nicht zugetragen. Die beiden Schwestern Lenge¬<lb/> feld, die Schiller seit den glücklichen Sommerwochen, welche er das Jahr zuvor in<lb/> Volkstädt bei Rudolstadt mit ihnen verlebt, nicht wiedergesehen hatte, hatten<lb/> endlich, nachdem andre Pläne durch die Mutter vereitelt worden waren, die<lb/> Hoffnung eines Wiedersehens an einen Badeanfenthnlt in Lauchstädt gekröpft.<lb/> Am 10. Juli brachten sie auf der Durchreise durch Jena einen Abend in großer<lb/> Gesellschaft mit Schiller zu, eine gänzlich verunglückte Begegnung, bei der Lotte<lb/> einigermaßen zu der Rolle des Fräulein B. im „Werther" verurtheilt gewesen<lb/> zu sein scheint. Die Rücksicht auf eine von Staudesvorurtheilcu befangne U>w<lb/> gebnng, welche die Liebenden beide verachteten und welcher Lotte doch ängstlich<lb/> Rechnung tragen mußte, verkümmerte die Frende dieses Wiedersehens vollständig,<lb/> Um so dringender indem die Schwestern Schillern ein, sie in Lanchstüdt zu besuche»,<lb/> er folgte Anfang August ihrer Aufforderung, reiste dann zu seinem Freunde Körner<lb/> nach Leipzig, und, wie allerdings aus einem Briefe, den er noch am Abend des<lb/> 3. August von Leipzig aus an die Schwestern nach Lanchstädt sandte, hervor<lb/> geht, hatte Schiller am Morgen desselben TngeS gegen die Schwester der Ge¬<lb/> liebten sein Herz geöffnet. Lotte gab ihr Jawort schriftlich in ihrer Antwort<lb/> auf diesen Leipziger Brief, und am 7, August, sand dann die erste Begegnung<lb/> der Verlobten in Leipzig statt. ,t</p><lb/> <p xml:id="ID_1840"> So verschieden aber auch die gesellschaftlichen Kreise waren, die in Lanchstäd<lb/> zusammentrafen, so schroff sie sich auch im allgemeinen gegeiiülu^staiideil, kein<lb/> andrer Badeort war mich so geeignet, diese Gegensätze durch ein genieiiischaflllche^<lb/> Interesse einander näher zu bringen und sie wenigstens an ihrer äußersten Pen-<lb/> pherie zu versöhnen, wie gerade Lanchstädt. Dieser Ausgleich vollzog M "<lb/> dem magischen „Bernhrungs- und Jndifferenzpnnkte," welchen Jahrzehnte lang<lb/> das Lanchstädter Theater bildete.^) , .<lb/> ioour</p><lb/> <p xml:id="ID_1841" next="#ID_1842"> Die erste Nachricht von einem Schauspiel in Lanchstädt stammt r<lb/> Jahre 1761. Damals meldete sich beim kurfürstlichen Amte ,.el» Kmnomam,<lb/> Namens Johann Ernst Wilde, aus Leipzig gebürtig, welcher mit sehr guten</p><lb/> <note xml:id="FID_121" place="foot"> ») Zur Lauchstädtcr Theatergeschichte findet sich mancherlei Material, ansier w Ä?>A<lb/> namentlich in LcieperS Vorbemertiing zu wvcthes Vorspiel „Was wie bringen, >n ^ > "<lb/> Buch „Goethes Theaterleitung in Weimar" (Leipzig, und i» der Bu'grapPe oev vu,nu-<lb/> spiclers Pius Alexander Wolff von M. Martersteiq (Leipzig, 187S).</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0564]
Lauchstcidt,
dies Vereinigungen ivvhlhabcndcr Familien aus dem Kaufmanns- und dem Vc-
mntcnstande, auch wohl strebsame jüngere Männer, die sich eifrig um eine gelehrte
akademische Celebrität gruppirten oder einer literarischen Größe als erwünschtes
Relief dienten, I» solcher Weise bildete 1757 Gellert, 1763 Gottsched, der mit
seiner „Frau Eheliebsten" das Bad besuchte, 178» Gleim den Kern besondrer
Gesellschaftsgruppen. Dabei mögen manche zarten Verbindungen eingeleitet und
beschlossen worden sein, denn, wie es in der Novelle „Der Kommersch zu Lanch¬
städt oder das schöne Abentheuer" (1800) heißt, nicht nur „gebrechliche Mütter
und Tanten" fanden sich in Lauchstädt ein, sondern auch „frische, blühende
Töchter und Nieeen," die „durch Tanz und Minucspiel" sich da erheitern wollten.
Einer Herzensverbindung wenigstens sei hier gedacht, die in Lanchstädt
geschlossen wurde: der Verlobung Schillers mit Lotte v, Lcngcfeld, Unter einer
der beiden prachtvollen Linden, die vor dein Brunnen stehen — es sind dieselben
noch, die 1710 bei der ersten Fassung der Quelle gepflanzt wurden — soll
Schiller am Morgen des 3, August 1789 Lotten seine Liebe und den Wunsch sie zu
besitzen gestanden haben. Ganz so romantisch, wie die Lauchstädtcr Legende die
Sache darstellt, hat sie sich freilich nicht zugetragen. Die beiden Schwestern Lenge¬
feld, die Schiller seit den glücklichen Sommerwochen, welche er das Jahr zuvor in
Volkstädt bei Rudolstadt mit ihnen verlebt, nicht wiedergesehen hatte, hatten
endlich, nachdem andre Pläne durch die Mutter vereitelt worden waren, die
Hoffnung eines Wiedersehens an einen Badeanfenthnlt in Lauchstädt gekröpft.
Am 10. Juli brachten sie auf der Durchreise durch Jena einen Abend in großer
Gesellschaft mit Schiller zu, eine gänzlich verunglückte Begegnung, bei der Lotte
einigermaßen zu der Rolle des Fräulein B. im „Werther" verurtheilt gewesen
zu sein scheint. Die Rücksicht auf eine von Staudesvorurtheilcu befangne U>w
gebnng, welche die Liebenden beide verachteten und welcher Lotte doch ängstlich
Rechnung tragen mußte, verkümmerte die Frende dieses Wiedersehens vollständig,
Um so dringender indem die Schwestern Schillern ein, sie in Lanchstüdt zu besuche»,
er folgte Anfang August ihrer Aufforderung, reiste dann zu seinem Freunde Körner
nach Leipzig, und, wie allerdings aus einem Briefe, den er noch am Abend des
3. August von Leipzig aus an die Schwestern nach Lanchstädt sandte, hervor
geht, hatte Schiller am Morgen desselben TngeS gegen die Schwester der Ge¬
liebten sein Herz geöffnet. Lotte gab ihr Jawort schriftlich in ihrer Antwort
auf diesen Leipziger Brief, und am 7, August, sand dann die erste Begegnung
der Verlobten in Leipzig statt. ,t
So verschieden aber auch die gesellschaftlichen Kreise waren, die in Lanchstäd
zusammentrafen, so schroff sie sich auch im allgemeinen gegeiiülu^staiideil, kein
andrer Badeort war mich so geeignet, diese Gegensätze durch ein genieiiischaflllche^
Interesse einander näher zu bringen und sie wenigstens an ihrer äußersten Pen-
pherie zu versöhnen, wie gerade Lanchstädt. Dieser Ausgleich vollzog M "
dem magischen „Bernhrungs- und Jndifferenzpnnkte," welchen Jahrzehnte lang
das Lanchstädter Theater bildete.^) , .
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Die erste Nachricht von einem Schauspiel in Lanchstädt stammt r
Jahre 1761. Damals meldete sich beim kurfürstlichen Amte ,.el» Kmnomam,
Namens Johann Ernst Wilde, aus Leipzig gebürtig, welcher mit sehr guten
») Zur Lauchstädtcr Theatergeschichte findet sich mancherlei Material, ansier w Ä?>A
namentlich in LcieperS Vorbemertiing zu wvcthes Vorspiel „Was wie bringen, >n ^ > "
Buch „Goethes Theaterleitung in Weimar" (Leipzig, und i» der Bu'grapPe oev vu,nu-
spiclers Pius Alexander Wolff von M. Martersteiq (Leipzig, 187S).
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