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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal.

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Serpa Plutos Wanderung durch Afrika,

Portugiesen von allen Seiten, wo er sich eine Blöße gab, mit solcher Ausdauer
und Konsequenz, mit so großer Verachtung vor Gefahren des Lebens in Angriff
genommen, daß die körr-i. inoognita sich immer mehr znriickzieht und bereits so
eng cernirt ist, daß die Kapitulation der zur Zeit noch völlig unbekannten
Acqnatvrial- und Sttdgebiete in der nächsten Zukunft mit Bestimmtheit erwartet
werden darf.

Die Namen der todesmnthigen Kämpfer und die Ergebnisse ihrer An¬
strengungen sind aber nicht beschränkt geblieben ans den engen Kreis der Fach¬
leute, sondern alle Gebildeten nehmen Antheil an den Schicksalen und Leistungen
jener Männer, die nicht wegen materiellen Gewinns, sondern aus reinem Streben
nach Erkenntniß ins ""gewisse Jenseits vorzudringen wagten. In dieser Er¬
wägung sei es unternommen, den Lesern d. Bl. die Reisen des portugiesischen Majors
Serpa Pinto vorzuführen, der vor kurzem nach dem Vorgänge von V. Lovett
Cameron und H. Stanley, nur in umgekehrter Richtung, das südliche Afrika
zwischen dem atlantischen und den: indischen Ocean durchwandert hat.*)

Daß der Held dieses Werkes ein Portugiese ist, darf als günstiges Zeichen
augesehen werden, denn die Portugiesen waren es, welche Südafrika durch die
Arbeit von mehr als einem Jahrhundert entdeckt habe", und die Rückkehr dieses
Volks, das einst groß, leuchtend und "ruthig auf diesem Gebiete sich zeigte, auf
das ursprüngliche, aber lange vernachlässigte Feld ihrer Thätigkeit geschah in
der That durch eine Leistung, die sich den bedeutungsvollern Afrikafvrschungen
würdig an die Seite stellt. Die Expedition ist um so beachtenswerther, als der
Reisende nicht, wie eS, von einigen Ausnahmen abgesehen, bei den Deutschen der
Fall war, lediglich auf seine eignen Mittel angewiesen war, sondern sowohl der
allgemeine Plan von wissenschaftlichen und administrativen Persönlichkeiten be¬
rathe" und, soweit dies bei derartigen Untemehmnngen möglich, festgestellt, als
mich die Kosten auf Antrag des Mariueministers von der Landesvertretung be¬
willigt wurden.

Die Reise selbst begann am 12. Nov. 1877 in Benguella, einer portugie¬
sischen Colvninlftadt auf der Westküste und nahm in Durham auf der Ostküste
am 19. März 1879 ihr Ende. Nahezu 2000 englische Meilen wurden in 493
Reisetagen mit den primitivsten Verkehrsmitteln zurückgelegt.

Plutos Marsch besitzt zu denen von Cameron und Stanley zwei äußerliche
Beziehungen: einmal hat jeder dieser wackern drei Männer den südafrikanischen



*) sein Reisewerk erscheint zugleich in portugiesischer, englischer, französischer und deutscher
Ausgabe unter dem Titel: Serpa Plutos Wanderung quer onrch Afrika und die
Entdeckung der großen Nebenflüsse des Znmbesi. Mit 24 Tonbildcrn, über 100 Holzschnitten,
1 großen und 13 kleinen Karten. 2 Bände. Leipzig, F. Hirt und Sohn, 1881.
Serpa Plutos Wanderung durch Afrika,

Portugiesen von allen Seiten, wo er sich eine Blöße gab, mit solcher Ausdauer
und Konsequenz, mit so großer Verachtung vor Gefahren des Lebens in Angriff
genommen, daß die körr-i. inoognita sich immer mehr znriickzieht und bereits so
eng cernirt ist, daß die Kapitulation der zur Zeit noch völlig unbekannten
Acqnatvrial- und Sttdgebiete in der nächsten Zukunft mit Bestimmtheit erwartet
werden darf.

Die Namen der todesmnthigen Kämpfer und die Ergebnisse ihrer An¬
strengungen sind aber nicht beschränkt geblieben ans den engen Kreis der Fach¬
leute, sondern alle Gebildeten nehmen Antheil an den Schicksalen und Leistungen
jener Männer, die nicht wegen materiellen Gewinns, sondern aus reinem Streben
nach Erkenntniß ins »»gewisse Jenseits vorzudringen wagten. In dieser Er¬
wägung sei es unternommen, den Lesern d. Bl. die Reisen des portugiesischen Majors
Serpa Pinto vorzuführen, der vor kurzem nach dem Vorgänge von V. Lovett
Cameron und H. Stanley, nur in umgekehrter Richtung, das südliche Afrika
zwischen dem atlantischen und den: indischen Ocean durchwandert hat.*)

Daß der Held dieses Werkes ein Portugiese ist, darf als günstiges Zeichen
augesehen werden, denn die Portugiesen waren es, welche Südafrika durch die
Arbeit von mehr als einem Jahrhundert entdeckt habe», und die Rückkehr dieses
Volks, das einst groß, leuchtend und »ruthig auf diesem Gebiete sich zeigte, auf
das ursprüngliche, aber lange vernachlässigte Feld ihrer Thätigkeit geschah in
der That durch eine Leistung, die sich den bedeutungsvollern Afrikafvrschungen
würdig an die Seite stellt. Die Expedition ist um so beachtenswerther, als der
Reisende nicht, wie eS, von einigen Ausnahmen abgesehen, bei den Deutschen der
Fall war, lediglich auf seine eignen Mittel angewiesen war, sondern sowohl der
allgemeine Plan von wissenschaftlichen und administrativen Persönlichkeiten be¬
rathe» und, soweit dies bei derartigen Untemehmnngen möglich, festgestellt, als
mich die Kosten auf Antrag des Mariueministers von der Landesvertretung be¬
willigt wurden.

Die Reise selbst begann am 12. Nov. 1877 in Benguella, einer portugie¬
sischen Colvninlftadt auf der Westküste und nahm in Durham auf der Ostküste
am 19. März 1879 ihr Ende. Nahezu 2000 englische Meilen wurden in 493
Reisetagen mit den primitivsten Verkehrsmitteln zurückgelegt.

Plutos Marsch besitzt zu denen von Cameron und Stanley zwei äußerliche
Beziehungen: einmal hat jeder dieser wackern drei Männer den südafrikanischen



*) sein Reisewerk erscheint zugleich in portugiesischer, englischer, französischer und deutscher
Ausgabe unter dem Titel: Serpa Plutos Wanderung quer onrch Afrika und die
Entdeckung der großen Nebenflüsse des Znmbesi. Mit 24 Tonbildcrn, über 100 Holzschnitten,
1 großen und 13 kleinen Karten. 2 Bände. Leipzig, F. Hirt und Sohn, 1881.
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[0506] Serpa Plutos Wanderung durch Afrika, Portugiesen von allen Seiten, wo er sich eine Blöße gab, mit solcher Ausdauer und Konsequenz, mit so großer Verachtung vor Gefahren des Lebens in Angriff genommen, daß die körr-i. inoognita sich immer mehr znriickzieht und bereits so eng cernirt ist, daß die Kapitulation der zur Zeit noch völlig unbekannten Acqnatvrial- und Sttdgebiete in der nächsten Zukunft mit Bestimmtheit erwartet werden darf. Die Namen der todesmnthigen Kämpfer und die Ergebnisse ihrer An¬ strengungen sind aber nicht beschränkt geblieben ans den engen Kreis der Fach¬ leute, sondern alle Gebildeten nehmen Antheil an den Schicksalen und Leistungen jener Männer, die nicht wegen materiellen Gewinns, sondern aus reinem Streben nach Erkenntniß ins »»gewisse Jenseits vorzudringen wagten. In dieser Er¬ wägung sei es unternommen, den Lesern d. Bl. die Reisen des portugiesischen Majors Serpa Pinto vorzuführen, der vor kurzem nach dem Vorgänge von V. Lovett Cameron und H. Stanley, nur in umgekehrter Richtung, das südliche Afrika zwischen dem atlantischen und den: indischen Ocean durchwandert hat.*) Daß der Held dieses Werkes ein Portugiese ist, darf als günstiges Zeichen augesehen werden, denn die Portugiesen waren es, welche Südafrika durch die Arbeit von mehr als einem Jahrhundert entdeckt habe», und die Rückkehr dieses Volks, das einst groß, leuchtend und »ruthig auf diesem Gebiete sich zeigte, auf das ursprüngliche, aber lange vernachlässigte Feld ihrer Thätigkeit geschah in der That durch eine Leistung, die sich den bedeutungsvollern Afrikafvrschungen würdig an die Seite stellt. Die Expedition ist um so beachtenswerther, als der Reisende nicht, wie eS, von einigen Ausnahmen abgesehen, bei den Deutschen der Fall war, lediglich auf seine eignen Mittel angewiesen war, sondern sowohl der allgemeine Plan von wissenschaftlichen und administrativen Persönlichkeiten be¬ rathe» und, soweit dies bei derartigen Untemehmnngen möglich, festgestellt, als mich die Kosten auf Antrag des Mariueministers von der Landesvertretung be¬ willigt wurden. Die Reise selbst begann am 12. Nov. 1877 in Benguella, einer portugie¬ sischen Colvninlftadt auf der Westküste und nahm in Durham auf der Ostküste am 19. März 1879 ihr Ende. Nahezu 2000 englische Meilen wurden in 493 Reisetagen mit den primitivsten Verkehrsmitteln zurückgelegt. Plutos Marsch besitzt zu denen von Cameron und Stanley zwei äußerliche Beziehungen: einmal hat jeder dieser wackern drei Männer den südafrikanischen *) sein Reisewerk erscheint zugleich in portugiesischer, englischer, französischer und deutscher Ausgabe unter dem Titel: Serpa Plutos Wanderung quer onrch Afrika und die Entdeckung der großen Nebenflüsse des Znmbesi. Mit 24 Tonbildcrn, über 100 Holzschnitten, 1 großen und 13 kleinen Karten. 2 Bände. Leipzig, F. Hirt und Sohn, 1881.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699/506>, abgerufen am 25.08.2024.