Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal.Glndstones Programm und Erfolge. (dunkel ist hier der Rede Sinn), theils endlich wegen cntschiedncr Mißgriffe, so A" diesem Berichte ist, wie wir durch Fragezeichen andeuteten, einiges über¬ In der dritten Maiwvche wurde dem Untcrhciuse der diplomatische Schriften- Glndstones Programm und Erfolge. (dunkel ist hier der Rede Sinn), theils endlich wegen cntschiedncr Mißgriffe, so A» diesem Berichte ist, wie wir durch Fragezeichen andeuteten, einiges über¬ In der dritten Maiwvche wurde dem Untcrhciuse der diplomatische Schriften- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0396" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/149968"/> <fw type="header" place="top"> Glndstones Programm und Erfolge.</fw><lb/> <quote> (dunkel ist hier der Rede Sinn), theils endlich wegen cntschiedncr Mißgriffe, so<lb/> daß nach weniger als zwölf Monaten sich kurz folgende Resultate ergaben: Irland<lb/> in einem Zustande der Aufregung und Anarchie, Transvaal im Aufruhr, das Unter¬<lb/> haus unlcnkbar, die griechische Frage entgegen den Anstrengungen des englischen<lb/> Premiers gelöst, die auswärtigen Mächte entfremdet, die Armee durch kleinliche<lb/> Bewilligungen und schädliche Reformen gereizt und die commerciellen Interessen<lb/> des Landes durch die überhandnehmende Schutzzoll-Politik der übrigen Welt be¬<lb/> droht. Nichts scheint zur Vervollständigung dieser Comolication von Unfällen und<lb/> Verlegenheiten zu fehlen als ein auswärtiger Zwist, und es ist nicht unmöglich,<lb/> daß ein solcher zu dem übrigen hinzutritt; denn der neueste Angriff Frankreichs<lb/> auf Tunis und der bevorstehende Zusammenbruch des englisch-französischen Handels¬<lb/> vertrags werden die freundlichen Beziehungen wesentlich beeinträchtigen, welche so<lb/> lange zwischen Großbritannien und Frankreich bestanden haben, und welche selbst<lb/> durch Kriege und Revolutionen nicht erschüttert wurden. Die unabhängigen Whigs<lb/> sind noch mehr als die Tories gegen die Regierung erbittert, obwohl viele ihrer<lb/> eignen Führer noch an derselben theilnehmen. Aber sie fühlen die Gefahr und die<lb/> Schande der Verletzung derjenigen Grundsätze der Nationalökonomie und des Völker¬<lb/> rechts schmerzlich, welchen die Whigpartei ihrer Ueberlieferung gemäß huldigt."</quote><lb/> <p xml:id="ID_1323"> A» diesem Berichte ist, wie wir durch Fragezeichen andeuteten, einiges über¬<lb/> trieben. Namentlich ist die Partei Gladstones, wenn die „Times" noch in dessen<lb/> Horn blast, die genau zu wissen Pflegt, ob ein Ministerium bei der öffentlichen<lb/> Meinung noch in gutem Gerüche steht, sicher noch nicht so geschmolzen, wie der<lb/> Korrespondent wissen will. Ueber Tunis wird man sich nicht, wenigstens jetzt<lb/> nicht, entzweien, wenn es auch ohne Zweifel verstimmt hat. Die Schande des<lb/> Völkerrcchtsbruchs endlich ist weder von den Whigs noch von den Tories jemals<lb/> so lebhaft empfunden worden, wie hier behauptet wird, besonders aber dann nicht,<lb/> wenn England dabei Vortheile hatte, und übrigens wüßten wir nicht, wo eine<lb/> solche Verletzung des internationalen Rechtes jetzt vorläge. Im übrigen aber<lb/> enthält der Artikel gewiß wahres. Namentlich wird die bevorstehende Auf¬<lb/> hebung des Handelsvertrags mit Frankreich unter den englischen Kaufleuten und<lb/> Fabrikanten viel böses Blut macheu, aber Frankreich wird sich daran nicht kehren,<lb/> sondern thun und lassen, was ihm nützlich scheint.</p><lb/> <p xml:id="ID_1324" next="#ID_1325"> In der dritten Maiwvche wurde dem Untcrhciuse der diplomatische Schriften-<lb/> wechscl betreffs der Promulgirung des neuen französischen Generaltarifs und des<lb/> Ablaufs der zwischeu Frankreich und England gegenwärtig bestehende» Handels¬<lb/> verträge vorgelegt. In einer vom 19. Mai datirten Note Granvilles an den<lb/> französischen Botschafter in London, Challemel-Lacour, bestätigt jener den Empfang<lb/> von dessen Note vom 8., welche die Veröffentlichung des neuen französischen<lb/> Generaltarifs gemeldet und der Thatsache Erwähnung gethan, daß die zwischen<lb/> Frankreich und Großbritannien abgeschlossnen Handelsverträge nach Verlauf von<lb/> sechs Monaten ungiltig sein würden. Granville hebt darauf hervor, daß die</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0396]
Glndstones Programm und Erfolge.
(dunkel ist hier der Rede Sinn), theils endlich wegen cntschiedncr Mißgriffe, so
daß nach weniger als zwölf Monaten sich kurz folgende Resultate ergaben: Irland
in einem Zustande der Aufregung und Anarchie, Transvaal im Aufruhr, das Unter¬
haus unlcnkbar, die griechische Frage entgegen den Anstrengungen des englischen
Premiers gelöst, die auswärtigen Mächte entfremdet, die Armee durch kleinliche
Bewilligungen und schädliche Reformen gereizt und die commerciellen Interessen
des Landes durch die überhandnehmende Schutzzoll-Politik der übrigen Welt be¬
droht. Nichts scheint zur Vervollständigung dieser Comolication von Unfällen und
Verlegenheiten zu fehlen als ein auswärtiger Zwist, und es ist nicht unmöglich,
daß ein solcher zu dem übrigen hinzutritt; denn der neueste Angriff Frankreichs
auf Tunis und der bevorstehende Zusammenbruch des englisch-französischen Handels¬
vertrags werden die freundlichen Beziehungen wesentlich beeinträchtigen, welche so
lange zwischen Großbritannien und Frankreich bestanden haben, und welche selbst
durch Kriege und Revolutionen nicht erschüttert wurden. Die unabhängigen Whigs
sind noch mehr als die Tories gegen die Regierung erbittert, obwohl viele ihrer
eignen Führer noch an derselben theilnehmen. Aber sie fühlen die Gefahr und die
Schande der Verletzung derjenigen Grundsätze der Nationalökonomie und des Völker¬
rechts schmerzlich, welchen die Whigpartei ihrer Ueberlieferung gemäß huldigt."
A» diesem Berichte ist, wie wir durch Fragezeichen andeuteten, einiges über¬
trieben. Namentlich ist die Partei Gladstones, wenn die „Times" noch in dessen
Horn blast, die genau zu wissen Pflegt, ob ein Ministerium bei der öffentlichen
Meinung noch in gutem Gerüche steht, sicher noch nicht so geschmolzen, wie der
Korrespondent wissen will. Ueber Tunis wird man sich nicht, wenigstens jetzt
nicht, entzweien, wenn es auch ohne Zweifel verstimmt hat. Die Schande des
Völkerrcchtsbruchs endlich ist weder von den Whigs noch von den Tories jemals
so lebhaft empfunden worden, wie hier behauptet wird, besonders aber dann nicht,
wenn England dabei Vortheile hatte, und übrigens wüßten wir nicht, wo eine
solche Verletzung des internationalen Rechtes jetzt vorläge. Im übrigen aber
enthält der Artikel gewiß wahres. Namentlich wird die bevorstehende Auf¬
hebung des Handelsvertrags mit Frankreich unter den englischen Kaufleuten und
Fabrikanten viel böses Blut macheu, aber Frankreich wird sich daran nicht kehren,
sondern thun und lassen, was ihm nützlich scheint.
In der dritten Maiwvche wurde dem Untcrhciuse der diplomatische Schriften-
wechscl betreffs der Promulgirung des neuen französischen Generaltarifs und des
Ablaufs der zwischeu Frankreich und England gegenwärtig bestehende» Handels¬
verträge vorgelegt. In einer vom 19. Mai datirten Note Granvilles an den
französischen Botschafter in London, Challemel-Lacour, bestätigt jener den Empfang
von dessen Note vom 8., welche die Veröffentlichung des neuen französischen
Generaltarifs gemeldet und der Thatsache Erwähnung gethan, daß die zwischen
Frankreich und Großbritannien abgeschlossnen Handelsverträge nach Verlauf von
sechs Monaten ungiltig sein würden. Granville hebt darauf hervor, daß die
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |