Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal.Die Düsseldorfer Schule. sitz zu wechseln. Auf Kassel folgt Mannheim, dann Petersburg, wo Andreas *) Deutsche Künstler des neunzehnten Jahrhunderts. Dritte Reihe. Nördlinneu, 1881.
S. 336. Die Düsseldorfer Schule. sitz zu wechseln. Auf Kassel folgt Mannheim, dann Petersburg, wo Andreas *) Deutsche Künstler des neunzehnten Jahrhunderts. Dritte Reihe. Nördlinneu, 1881.
S. 336. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0332" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/149904"/> <fw type="header" place="top"> Die Düsseldorfer Schule.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1140" prev="#ID_1139" next="#ID_1141"> sitz zu wechseln. Auf Kassel folgt Mannheim, dann Petersburg, wo Andreas<lb/> den ersten Zeichenunterricht genoß und zugleich Gelegenheit fand, zum ersten<lb/> Male das Meer zu sehen, und endlich Düsseldorf, wo der Vater 1823 eine<lb/> dauernde Stätte fand und der Sohn den Grundstein seines zukünftigen Ruhmes<lb/> legen sollte. Er setzte es durch, daß er schon als zehnjähriger Knabe die Elementnr-<lb/> klasfe der Akademie besuchen durfte. 1827, also mit zwölf Jahren, trat er als<lb/> Schüler in die Akademie selbst ein und wurde, dank der Protection Schadows,<lb/> später nach seiner ausgesprochnen Begabung, in die etwa 1830 unter Schirmers<lb/> Leitung ins Leben gekrallte Landschaftertlnssc ausgenommen. Pacht erzählt in<lb/> seiner Biographie Achenbachs/") zu welcher ihm der Künstler selbst Material ge¬<lb/> liefert hat, daß derselbe schon in seinem fünfzehnten Jahre sein erstes Bild, eine<lb/> felsige Seelüfte, gemalt habe, welches der Graf Raczynski in Berlin, der bekannte<lb/> Kunstmäeen, ankaufen ließ. Wie schnell sich aber auch das Talent des jungen<lb/> Andreas entwickelt haben mag, so ist seine Reife denn doch nicht so frühzeitig<lb/> eingetreten. Das würde schon den thatsächlichen Verhältnissen in Düsseldorf<lb/> nicht entsprochen haben. Im vorigen Abschnitt ist berichtet worden, daß Schirmer<lb/> nach längern Vorstudien seine erste Landschaft 1828 zu Stande brachte. Erst<lb/> ein paar Jahre darauf wurde von Schadow unter Schirmcrs Leitung eine Art<lb/> Landschaftsklasse improvisirt, in welcher Andreas Ueberhand seine regelrechten<lb/> Studien begann. Und damit stimmt denn auch, daß die Raezynskische Landschaft<lb/> die Jahreszahl 1834 trägt, von dem Künstler also in seinein neunzehnten Lebens¬<lb/> jahre gemalt worden ist. Diese Marine also ist nicht sein Erstlingswerk. Er<lb/> begann vielmehr 1831 mit einer Ansicht des Düsseldorfer Akademiegebäudes,<lb/> welchem 1832 eine Landschaft mit einer Kapelle folgte. In diesem Jahre unter¬<lb/> nahm Ueberhand auch mit seinem Vater eine größre Reise, die ihn über Rotter¬<lb/> dam, Scheveningen, Amsterdam durch die Nordsee nach Hamburg und von da<lb/> nach Riga führte und bis ins nächste Jahr hinein dauerte. Nach seiner Rück¬<lb/> kehr malte er zunächst noch Landschaften nach heimischen Motiven, ländliche<lb/> Idyllen wie die „Fähre bei Hamm," das „Haus im Walde." 1834 debütirte<lb/> er dann mit jener Marine bei Raczynski, welche er „Norwegische Landschaft"<lb/> nannte, wiewohl er erst im folgenden Jahre Norwegen kennen lernte. Auf dieser<lb/> zweiten Reise, die ihn über Dänemark nach Norwegen und Schweden führte,<lb/> vertieften sich erst bei ihm die Eindrücke der norwegischen Natur, so daß er sie<lb/> zu Bildern gestalten konnte. Bis zum Jahre 1836 gehörte Ueberhand der Aka¬<lb/> demie als Schüler an. Er schied von derselben, weil sich, wie Pecht erzählt,<lb/> Gegensätze zwischen ihm und Schirmer gebildet hatten, welcher auf den schnell</p><lb/> <note xml:id="FID_95" place="foot"> *) Deutsche Künstler des neunzehnten Jahrhunderts. Dritte Reihe. Nördlinneu, 1881.<lb/> S. 336.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0332]
Die Düsseldorfer Schule.
sitz zu wechseln. Auf Kassel folgt Mannheim, dann Petersburg, wo Andreas
den ersten Zeichenunterricht genoß und zugleich Gelegenheit fand, zum ersten
Male das Meer zu sehen, und endlich Düsseldorf, wo der Vater 1823 eine
dauernde Stätte fand und der Sohn den Grundstein seines zukünftigen Ruhmes
legen sollte. Er setzte es durch, daß er schon als zehnjähriger Knabe die Elementnr-
klasfe der Akademie besuchen durfte. 1827, also mit zwölf Jahren, trat er als
Schüler in die Akademie selbst ein und wurde, dank der Protection Schadows,
später nach seiner ausgesprochnen Begabung, in die etwa 1830 unter Schirmers
Leitung ins Leben gekrallte Landschaftertlnssc ausgenommen. Pacht erzählt in
seiner Biographie Achenbachs/") zu welcher ihm der Künstler selbst Material ge¬
liefert hat, daß derselbe schon in seinem fünfzehnten Jahre sein erstes Bild, eine
felsige Seelüfte, gemalt habe, welches der Graf Raczynski in Berlin, der bekannte
Kunstmäeen, ankaufen ließ. Wie schnell sich aber auch das Talent des jungen
Andreas entwickelt haben mag, so ist seine Reife denn doch nicht so frühzeitig
eingetreten. Das würde schon den thatsächlichen Verhältnissen in Düsseldorf
nicht entsprochen haben. Im vorigen Abschnitt ist berichtet worden, daß Schirmer
nach längern Vorstudien seine erste Landschaft 1828 zu Stande brachte. Erst
ein paar Jahre darauf wurde von Schadow unter Schirmcrs Leitung eine Art
Landschaftsklasse improvisirt, in welcher Andreas Ueberhand seine regelrechten
Studien begann. Und damit stimmt denn auch, daß die Raezynskische Landschaft
die Jahreszahl 1834 trägt, von dem Künstler also in seinein neunzehnten Lebens¬
jahre gemalt worden ist. Diese Marine also ist nicht sein Erstlingswerk. Er
begann vielmehr 1831 mit einer Ansicht des Düsseldorfer Akademiegebäudes,
welchem 1832 eine Landschaft mit einer Kapelle folgte. In diesem Jahre unter¬
nahm Ueberhand auch mit seinem Vater eine größre Reise, die ihn über Rotter¬
dam, Scheveningen, Amsterdam durch die Nordsee nach Hamburg und von da
nach Riga führte und bis ins nächste Jahr hinein dauerte. Nach seiner Rück¬
kehr malte er zunächst noch Landschaften nach heimischen Motiven, ländliche
Idyllen wie die „Fähre bei Hamm," das „Haus im Walde." 1834 debütirte
er dann mit jener Marine bei Raczynski, welche er „Norwegische Landschaft"
nannte, wiewohl er erst im folgenden Jahre Norwegen kennen lernte. Auf dieser
zweiten Reise, die ihn über Dänemark nach Norwegen und Schweden führte,
vertieften sich erst bei ihm die Eindrücke der norwegischen Natur, so daß er sie
zu Bildern gestalten konnte. Bis zum Jahre 1836 gehörte Ueberhand der Aka¬
demie als Schüler an. Er schied von derselben, weil sich, wie Pecht erzählt,
Gegensätze zwischen ihm und Schirmer gebildet hatten, welcher auf den schnell
*) Deutsche Künstler des neunzehnten Jahrhunderts. Dritte Reihe. Nördlinneu, 1881.
S. 336.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |