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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal.

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Goethe an Wolzogen,

Ew Excellenz erhalten hierbei) einen kleinen Aufsatz wegen Morgen, Ist etwas
dabei zu erinnern, was in mein Fach schlägt, so bitte es mir zu bemcrcken. Eine
Abschrift machte wohl ins Hofamt und eine um Durchlaucht die Herzogin gefällig
zu besorgen seyn,

Soll man ein leichtes Dach über der Thür anbringen, wo Kaiser und Könige
nnssteigen, oder soll man wie neulich ans gutes Wetter hoffen und vertrauen? '

Wäre Herr von Ziegesar hier, so übernahm er ja wohl die Austheilung der
Billets nach den vorigen Registern


Mich bestens empfehlend
Goethe,

Weimar d, 13 October
1803

Von dem zweiten Briefe ist nur die Unterschrift von Goethes Hand.
Der darin erwähnte Aufsatz ist bis jetzt nicht aufgefunden worden. Er bezieht
sich wie der Brief auf die Festlichkeiten zu Weimar, welche zu Ehren Napoleons
stattfanden.




Fürst Vismarck und Berlin.

MKS
ZMW?le wollen es nicht zugeben, die fortschrittlichen und seeefsionistischen
Preßstimmeu, daß in Berlin ein fortschrittlicher Ring eristirt, der
nicht nur die Angelegenheiten der Stadt wesentlich und in bedenk¬
licher Weise beeinflußt, sondern auch sehr merklich in den Land¬
tag und in den Reichstag hineinwirkt, und doch ist dieser Ring
so wenig hinwegzuleugnen wie vor Jahren der Ring, der sich aus der Newyvrker
Tanunanyhall, dein Ccntrallagcr der amerikanischen Demokraten, herausgebildet
hatte.

Herr Eugen Richter hat sich unterstanden, die Andeutung des Reichskanzlers,
es bestehe zwischen den Fvrtschrittsleuteu und der Socialdemokratie ein gewisses
Einvernehmen, als "unwürdige Verleumdung" zu bezeichnen, und doch kann
schwerlich in Abrede gestellt werdeu, daß mancherlei Anzeichen diese Vermuthung
rechtfertigen. Jedenfalls sind die Fortschrittsdemokraten, welche dem Bilde, das
Taine in seinem neuesten Werke von den Jaeobincru entwirft, in überraschender
Weise ähnlich sind, sehr nahe Verwandte der Socialdemokraten, und wenn beide
sich noch nicht in allen Beziehungen gefunden, wenn sie gelegentlich gegeneinander
'


Grenzlwwi 11, 1881, i,7

Goethe an Wolzogen,

Ew Excellenz erhalten hierbei) einen kleinen Aufsatz wegen Morgen, Ist etwas
dabei zu erinnern, was in mein Fach schlägt, so bitte es mir zu bemcrcken. Eine
Abschrift machte wohl ins Hofamt und eine um Durchlaucht die Herzogin gefällig
zu besorgen seyn,

Soll man ein leichtes Dach über der Thür anbringen, wo Kaiser und Könige
nnssteigen, oder soll man wie neulich ans gutes Wetter hoffen und vertrauen? '

Wäre Herr von Ziegesar hier, so übernahm er ja wohl die Austheilung der
Billets nach den vorigen Registern


Mich bestens empfehlend
Goethe,

Weimar d, 13 October
1803

Von dem zweiten Briefe ist nur die Unterschrift von Goethes Hand.
Der darin erwähnte Aufsatz ist bis jetzt nicht aufgefunden worden. Er bezieht
sich wie der Brief auf die Festlichkeiten zu Weimar, welche zu Ehren Napoleons
stattfanden.




Fürst Vismarck und Berlin.

MKS
ZMW?le wollen es nicht zugeben, die fortschrittlichen und seeefsionistischen
Preßstimmeu, daß in Berlin ein fortschrittlicher Ring eristirt, der
nicht nur die Angelegenheiten der Stadt wesentlich und in bedenk¬
licher Weise beeinflußt, sondern auch sehr merklich in den Land¬
tag und in den Reichstag hineinwirkt, und doch ist dieser Ring
so wenig hinwegzuleugnen wie vor Jahren der Ring, der sich aus der Newyvrker
Tanunanyhall, dein Ccntrallagcr der amerikanischen Demokraten, herausgebildet
hatte.

Herr Eugen Richter hat sich unterstanden, die Andeutung des Reichskanzlers,
es bestehe zwischen den Fvrtschrittsleuteu und der Socialdemokratie ein gewisses
Einvernehmen, als „unwürdige Verleumdung" zu bezeichnen, und doch kann
schwerlich in Abrede gestellt werdeu, daß mancherlei Anzeichen diese Vermuthung
rechtfertigen. Jedenfalls sind die Fortschrittsdemokraten, welche dem Bilde, das
Taine in seinem neuesten Werke von den Jaeobincru entwirft, in überraschender
Weise ähnlich sind, sehr nahe Verwandte der Socialdemokraten, und wenn beide
sich noch nicht in allen Beziehungen gefunden, wenn sie gelegentlich gegeneinander
'


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[0293] Goethe an Wolzogen, Ew Excellenz erhalten hierbei) einen kleinen Aufsatz wegen Morgen, Ist etwas dabei zu erinnern, was in mein Fach schlägt, so bitte es mir zu bemcrcken. Eine Abschrift machte wohl ins Hofamt und eine um Durchlaucht die Herzogin gefällig zu besorgen seyn, Soll man ein leichtes Dach über der Thür anbringen, wo Kaiser und Könige nnssteigen, oder soll man wie neulich ans gutes Wetter hoffen und vertrauen? ' Wäre Herr von Ziegesar hier, so übernahm er ja wohl die Austheilung der Billets nach den vorigen Registern Mich bestens empfehlend Goethe, Weimar d, 13 October 1803 Von dem zweiten Briefe ist nur die Unterschrift von Goethes Hand. Der darin erwähnte Aufsatz ist bis jetzt nicht aufgefunden worden. Er bezieht sich wie der Brief auf die Festlichkeiten zu Weimar, welche zu Ehren Napoleons stattfanden. Fürst Vismarck und Berlin. MKS ZMW?le wollen es nicht zugeben, die fortschrittlichen und seeefsionistischen Preßstimmeu, daß in Berlin ein fortschrittlicher Ring eristirt, der nicht nur die Angelegenheiten der Stadt wesentlich und in bedenk¬ licher Weise beeinflußt, sondern auch sehr merklich in den Land¬ tag und in den Reichstag hineinwirkt, und doch ist dieser Ring so wenig hinwegzuleugnen wie vor Jahren der Ring, der sich aus der Newyvrker Tanunanyhall, dein Ccntrallagcr der amerikanischen Demokraten, herausgebildet hatte. Herr Eugen Richter hat sich unterstanden, die Andeutung des Reichskanzlers, es bestehe zwischen den Fvrtschrittsleuteu und der Socialdemokratie ein gewisses Einvernehmen, als „unwürdige Verleumdung" zu bezeichnen, und doch kann schwerlich in Abrede gestellt werdeu, daß mancherlei Anzeichen diese Vermuthung rechtfertigen. Jedenfalls sind die Fortschrittsdemokraten, welche dem Bilde, das Taine in seinem neuesten Werke von den Jaeobincru entwirft, in überraschender Weise ähnlich sind, sehr nahe Verwandte der Socialdemokraten, und wenn beide sich noch nicht in allen Beziehungen gefunden, wenn sie gelegentlich gegeneinander ' Grenzlwwi 11, 1881, i,7

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699/293>, abgerufen am 23.07.2024.