Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite

war, an deren Stelle die deutschen Krupp-Geschütze zu treten beginnen. Eine
durchaus eigenartige und, wenn auch nicht erschöpfende, so doch völlig zutreffende
Würdigung fanden aber die Meppener Versuchs-Ergebnisse bald darauf jenseit
des Atlantik, in Nordamerika, und zwar nur auf Grund der Kenntniß durch Be¬
richterstattung, Das zu New-Iork erscheinende ^.rrn^ g.na irav^ .lournÄl vom
25. October 1879 brachte nämlich uuter dem Titel I^Weins okUe-xxsn die nach¬
folgende, jedenfalls beachtenswerthe Betrachtung:

"Die Ergebnisse der bei Meppen ausgeführten Schießversuche sind charak¬
teristisch. Die Kruppschen Geschütze besitzen die gleiche Durchschlagskraft wie die
vorhandnen Wvolwich-Kanonen von doppeltem Gewicht, so daß mau künftighin
Schiffe, welche die englischen Geschütze, ihrer zu beträchtlichen Schwere wegen,
nicht zu führe" vermöge", mit den leichtern und wirksamern deutschen Röhren
bewaffnen wird. Daraus muß man also die für Amerika sehr beachtenswerthe
und für England sehr niederschlagende Folgerung ziehen, daß ein, lediglich ans
seine eignen Hilfsquelle" angewiesner, deutscher Fabrikant imstande gewesen ist,
nach verhältnißmäßig kurzen Versuchen schwere Geschütze herzustellen, welche den
in der englischen Artillerie eingeführten weit überlegen sind, und deren Leistungen
die bis dahin von der Unübertrefflichkeit ihrer Kanonen überzeugten Construe-
teure von Woolwich genöthigt haben, in aller Eile eine Reihe neuer Versuche
zu beginnen, um den ihnen cmgebotnen Wettstreit aufzunehmen und womöglich
siegreich daraus hervorzugehen."

Jetzt, nach 1^/z Jahren, erfährt man denn auch, was in England bisher
in dieser Richtung geschehen. Es heißt in einem Bericht aus diesen Tagen:
"Aus einer Rede, die der englische Marineminister im Unterhause gehalten hat,
ist zu ersehen, daß England endlich seinen Widerstand gegen die Hinterlader auf¬
gegeben hat und ernstlich daran denkt, seine alten nach dem Vvrderladesystem
eingerichteten Kanonen durch neue zu ersetzen." Dann aber, ist weiter gesagt,
werde England durch seine neuen Hinderladekanonen alle übrigen, selbst die
Kruppschen, an Kraft und Präcision übertreffen. Nun, es ist gewiß interessant,
diesem cmgebotnen Wettstreit entgegen zu sehen. Nicht immer fallen jedoch Wollen
und Gelingen in eine Ebne!

Sehr merkwürdig bleibt dieses Vorkommnis; jedenfalls. Es sind jetzt gerade
17 Jahre her, daß der damalige Marineminister im englischen Parlament die
Erklärung abgab, die Admiralität hielte sür Schiffe die Vorderlader für besser
als die Hinterlader, und gleich nachher hieß es überhaupt: man halte den Un¬
werth der Hiuterladung für den Gebrauch auf Schiffen für erwiesen. Bald
darauf fand sowohl im Dienste zur See wie in dem zu Lande der grund¬
sätzliche Uebergang vom Hinteriadesystem, dessen sinnreiche Entwicklung man


war, an deren Stelle die deutschen Krupp-Geschütze zu treten beginnen. Eine
durchaus eigenartige und, wenn auch nicht erschöpfende, so doch völlig zutreffende
Würdigung fanden aber die Meppener Versuchs-Ergebnisse bald darauf jenseit
des Atlantik, in Nordamerika, und zwar nur auf Grund der Kenntniß durch Be¬
richterstattung, Das zu New-Iork erscheinende ^.rrn^ g.na irav^ .lournÄl vom
25. October 1879 brachte nämlich uuter dem Titel I^Weins okUe-xxsn die nach¬
folgende, jedenfalls beachtenswerthe Betrachtung:

„Die Ergebnisse der bei Meppen ausgeführten Schießversuche sind charak¬
teristisch. Die Kruppschen Geschütze besitzen die gleiche Durchschlagskraft wie die
vorhandnen Wvolwich-Kanonen von doppeltem Gewicht, so daß mau künftighin
Schiffe, welche die englischen Geschütze, ihrer zu beträchtlichen Schwere wegen,
nicht zu führe» vermöge», mit den leichtern und wirksamern deutschen Röhren
bewaffnen wird. Daraus muß man also die für Amerika sehr beachtenswerthe
und für England sehr niederschlagende Folgerung ziehen, daß ein, lediglich ans
seine eignen Hilfsquelle» angewiesner, deutscher Fabrikant imstande gewesen ist,
nach verhältnißmäßig kurzen Versuchen schwere Geschütze herzustellen, welche den
in der englischen Artillerie eingeführten weit überlegen sind, und deren Leistungen
die bis dahin von der Unübertrefflichkeit ihrer Kanonen überzeugten Construe-
teure von Woolwich genöthigt haben, in aller Eile eine Reihe neuer Versuche
zu beginnen, um den ihnen cmgebotnen Wettstreit aufzunehmen und womöglich
siegreich daraus hervorzugehen."

Jetzt, nach 1^/z Jahren, erfährt man denn auch, was in England bisher
in dieser Richtung geschehen. Es heißt in einem Bericht aus diesen Tagen:
„Aus einer Rede, die der englische Marineminister im Unterhause gehalten hat,
ist zu ersehen, daß England endlich seinen Widerstand gegen die Hinterlader auf¬
gegeben hat und ernstlich daran denkt, seine alten nach dem Vvrderladesystem
eingerichteten Kanonen durch neue zu ersetzen." Dann aber, ist weiter gesagt,
werde England durch seine neuen Hinderladekanonen alle übrigen, selbst die
Kruppschen, an Kraft und Präcision übertreffen. Nun, es ist gewiß interessant,
diesem cmgebotnen Wettstreit entgegen zu sehen. Nicht immer fallen jedoch Wollen
und Gelingen in eine Ebne!

Sehr merkwürdig bleibt dieses Vorkommnis; jedenfalls. Es sind jetzt gerade
17 Jahre her, daß der damalige Marineminister im englischen Parlament die
Erklärung abgab, die Admiralität hielte sür Schiffe die Vorderlader für besser
als die Hinterlader, und gleich nachher hieß es überhaupt: man halte den Un¬
werth der Hiuterladung für den Gebrauch auf Schiffen für erwiesen. Bald
darauf fand sowohl im Dienste zur See wie in dem zu Lande der grund¬
sätzliche Uebergang vom Hinteriadesystem, dessen sinnreiche Entwicklung man


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0244" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/149816"/>
          <fw type="header" place="top"/><lb/>
          <p xml:id="ID_856" prev="#ID_855"> war, an deren Stelle die deutschen Krupp-Geschütze zu treten beginnen. Eine<lb/>
durchaus eigenartige und, wenn auch nicht erschöpfende, so doch völlig zutreffende<lb/>
Würdigung fanden aber die Meppener Versuchs-Ergebnisse bald darauf jenseit<lb/>
des Atlantik, in Nordamerika, und zwar nur auf Grund der Kenntniß durch Be¬<lb/>
richterstattung, Das zu New-Iork erscheinende ^.rrn^ g.na irav^ .lournÄl vom<lb/>
25. October 1879 brachte nämlich uuter dem Titel I^Weins okUe-xxsn die nach¬<lb/>
folgende, jedenfalls beachtenswerthe Betrachtung:</p><lb/>
          <p xml:id="ID_857"> &#x201E;Die Ergebnisse der bei Meppen ausgeführten Schießversuche sind charak¬<lb/>
teristisch. Die Kruppschen Geschütze besitzen die gleiche Durchschlagskraft wie die<lb/>
vorhandnen Wvolwich-Kanonen von doppeltem Gewicht, so daß mau künftighin<lb/>
Schiffe, welche die englischen Geschütze, ihrer zu beträchtlichen Schwere wegen,<lb/>
nicht zu führe» vermöge», mit den leichtern und wirksamern deutschen Röhren<lb/>
bewaffnen wird. Daraus muß man also die für Amerika sehr beachtenswerthe<lb/>
und für England sehr niederschlagende Folgerung ziehen, daß ein, lediglich ans<lb/>
seine eignen Hilfsquelle» angewiesner, deutscher Fabrikant imstande gewesen ist,<lb/>
nach verhältnißmäßig kurzen Versuchen schwere Geschütze herzustellen, welche den<lb/>
in der englischen Artillerie eingeführten weit überlegen sind, und deren Leistungen<lb/>
die bis dahin von der Unübertrefflichkeit ihrer Kanonen überzeugten Construe-<lb/>
teure von Woolwich genöthigt haben, in aller Eile eine Reihe neuer Versuche<lb/>
zu beginnen, um den ihnen cmgebotnen Wettstreit aufzunehmen und womöglich<lb/>
siegreich daraus hervorzugehen."</p><lb/>
          <p xml:id="ID_858"> Jetzt, nach 1^/z Jahren, erfährt man denn auch, was in England bisher<lb/>
in dieser Richtung geschehen. Es heißt in einem Bericht aus diesen Tagen:<lb/>
&#x201E;Aus einer Rede, die der englische Marineminister im Unterhause gehalten hat,<lb/>
ist zu ersehen, daß England endlich seinen Widerstand gegen die Hinterlader auf¬<lb/>
gegeben hat und ernstlich daran denkt, seine alten nach dem Vvrderladesystem<lb/>
eingerichteten Kanonen durch neue zu ersetzen." Dann aber, ist weiter gesagt,<lb/>
werde England durch seine neuen Hinderladekanonen alle übrigen, selbst die<lb/>
Kruppschen, an Kraft und Präcision übertreffen. Nun, es ist gewiß interessant,<lb/>
diesem cmgebotnen Wettstreit entgegen zu sehen. Nicht immer fallen jedoch Wollen<lb/>
und Gelingen in eine Ebne!</p><lb/>
          <p xml:id="ID_859" next="#ID_860"> Sehr merkwürdig bleibt dieses Vorkommnis; jedenfalls. Es sind jetzt gerade<lb/>
17 Jahre her, daß der damalige Marineminister im englischen Parlament die<lb/>
Erklärung abgab, die Admiralität hielte sür Schiffe die Vorderlader für besser<lb/>
als die Hinterlader, und gleich nachher hieß es überhaupt: man halte den Un¬<lb/>
werth der Hiuterladung für den Gebrauch auf Schiffen für erwiesen. Bald<lb/>
darauf fand sowohl im Dienste zur See wie in dem zu Lande der grund¬<lb/>
sätzliche Uebergang vom Hinteriadesystem, dessen sinnreiche Entwicklung man</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0244] war, an deren Stelle die deutschen Krupp-Geschütze zu treten beginnen. Eine durchaus eigenartige und, wenn auch nicht erschöpfende, so doch völlig zutreffende Würdigung fanden aber die Meppener Versuchs-Ergebnisse bald darauf jenseit des Atlantik, in Nordamerika, und zwar nur auf Grund der Kenntniß durch Be¬ richterstattung, Das zu New-Iork erscheinende ^.rrn^ g.na irav^ .lournÄl vom 25. October 1879 brachte nämlich uuter dem Titel I^Weins okUe-xxsn die nach¬ folgende, jedenfalls beachtenswerthe Betrachtung: „Die Ergebnisse der bei Meppen ausgeführten Schießversuche sind charak¬ teristisch. Die Kruppschen Geschütze besitzen die gleiche Durchschlagskraft wie die vorhandnen Wvolwich-Kanonen von doppeltem Gewicht, so daß mau künftighin Schiffe, welche die englischen Geschütze, ihrer zu beträchtlichen Schwere wegen, nicht zu führe» vermöge», mit den leichtern und wirksamern deutschen Röhren bewaffnen wird. Daraus muß man also die für Amerika sehr beachtenswerthe und für England sehr niederschlagende Folgerung ziehen, daß ein, lediglich ans seine eignen Hilfsquelle» angewiesner, deutscher Fabrikant imstande gewesen ist, nach verhältnißmäßig kurzen Versuchen schwere Geschütze herzustellen, welche den in der englischen Artillerie eingeführten weit überlegen sind, und deren Leistungen die bis dahin von der Unübertrefflichkeit ihrer Kanonen überzeugten Construe- teure von Woolwich genöthigt haben, in aller Eile eine Reihe neuer Versuche zu beginnen, um den ihnen cmgebotnen Wettstreit aufzunehmen und womöglich siegreich daraus hervorzugehen." Jetzt, nach 1^/z Jahren, erfährt man denn auch, was in England bisher in dieser Richtung geschehen. Es heißt in einem Bericht aus diesen Tagen: „Aus einer Rede, die der englische Marineminister im Unterhause gehalten hat, ist zu ersehen, daß England endlich seinen Widerstand gegen die Hinterlader auf¬ gegeben hat und ernstlich daran denkt, seine alten nach dem Vvrderladesystem eingerichteten Kanonen durch neue zu ersetzen." Dann aber, ist weiter gesagt, werde England durch seine neuen Hinderladekanonen alle übrigen, selbst die Kruppschen, an Kraft und Präcision übertreffen. Nun, es ist gewiß interessant, diesem cmgebotnen Wettstreit entgegen zu sehen. Nicht immer fallen jedoch Wollen und Gelingen in eine Ebne! Sehr merkwürdig bleibt dieses Vorkommnis; jedenfalls. Es sind jetzt gerade 17 Jahre her, daß der damalige Marineminister im englischen Parlament die Erklärung abgab, die Admiralität hielte sür Schiffe die Vorderlader für besser als die Hinterlader, und gleich nachher hieß es überhaupt: man halte den Un¬ werth der Hiuterladung für den Gebrauch auf Schiffen für erwiesen. Bald darauf fand sowohl im Dienste zur See wie in dem zu Lande der grund¬ sätzliche Uebergang vom Hinteriadesystem, dessen sinnreiche Entwicklung man

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699/244
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699/244>, abgerufen am 23.07.2024.