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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal.

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Lalderon.

Haber hervorragt,") und Don Juan Ruiz de Alarcvn (-f 1639), dessen
Jntrigueilstück Examen as irmriclc,", ebenso wie die Charaktcrlustspicle I^U8 p-rrväg"
open und Il" vorSsä svsxvvlt"""**) zu dem Köstlichsten gehören, was die
kölnische Muse ihren Lieblinge" je beschieden. Auch in vaterländischen Stoffen
ist dieser herrliche Poet überaus glücklich, der einen offnen Sinn für alles Edle
der Menschennatur, die Ursprünglichkeit und den Erfinduugsreichthum Lopes mit
kiiustlerischer Besonnenheit und Sorgfalt vereinigt und dadurch, wie Wolf treffend
hervorgehoben hat, zum eigentlichen Mittelglied zwischen Lope und Calderon wird.
Adel und Einfachheit, eine reine und gleichmäßig gehaltne Versifieation, eine
Sprache, die sich dem Charakter jeder Person anpaßt, Originalität in den Argu¬
menten und Situationen, Lebendigkeit und Spannung des Dialogs, Witz und
überraschende Antworten in den komischen Partien, in den tragischen schauerliche
Erregtheit -- das sind die Vorzüge, die ein namhafter spanischer Dichter dieses
Jahrhunderts Alareon nachrühmt, und Leopold Schmidt und Hartzenbusch haben
vollkommen Recht, wenn sie ihn als denjenigen spanischen Dramatiker bezeichnen,
welcher der Gegenwart, namentlich als Schöpfer des Charakterluftspiels, am
nächsten steht und deshalb sich am meisten dazu eignet, in das Studium des
nltspauischen Theaters einzuführen.

Noch mögen aus der großen Zahl der anstrebenden Zeitgenossen Lopes
Enciso, der Verfasser eines "Don Carlos," Montalvan, Gaspnr Aguilar, Mira
de Mescua und der Valeneiauer Guillen de Castro (1569--1631) erwähnt sein,
dessen die Jugeudthateu des Cid behandelndes Schauspiel die Quelle Corneilles
ward und der sich im Tragischen durch die Wucht seines Pathos auszeichnet.

Dies ist in den Hauptzügen die Entwicklung der spanischen Bühnendichtung,
wie sie Calderon bei seinem Auftrete" vorfand. Auch der flüchtige Abriß, auf
de" wir uns beschränken mußten, wird- zur Genüge gezeigt haben, daß es sich
für ihn, dessen Wirken durch eine Reihe der berufensten und von der Nation
zum Theil fast vergötterten Talente vorbereitet war, nicht um eine Neuschöpfung
auf diesem Gebiete, sondern nur um eine Weiterbildung und Vervollkommnung
des bisher erreichten handeln konnte. Daß dadurch aber, wie wir schon früher
bemerkten, seinem Nimbus durchaus kein Abbruch geschieht, sondern seine Ver¬
dienste nnr erklärt, seine Mängel vicfach entschuldigt werden, wird sich, wie wir
hoffen, aus der folgende" Betrachtung ergeben.




Eins seiner Lustspiele, Don (Ä <lo 1^" <A!in>s vnräos, ist von Dvhni im 1. Bde.
seiner Spanischen Dramen trefflich verdeutscht, ebendaselbst die Tragödie N Surlsckor als
öovillid, die erste Behandln"", der Don Juan-Sage.
Uebersetzt in Dohms 3. Bde.; N rHoäor as L"xo?j" im 1. Theile von Schacks
Spanischen Theater.
Lalderon.

Haber hervorragt,") und Don Juan Ruiz de Alarcvn (-f 1639), dessen
Jntrigueilstück Examen as irmriclc,«, ebenso wie die Charaktcrlustspicle I^U8 p-rrväg»
open und Il» vorSsä svsxvvlt»»»**) zu dem Köstlichsten gehören, was die
kölnische Muse ihren Lieblinge» je beschieden. Auch in vaterländischen Stoffen
ist dieser herrliche Poet überaus glücklich, der einen offnen Sinn für alles Edle
der Menschennatur, die Ursprünglichkeit und den Erfinduugsreichthum Lopes mit
kiiustlerischer Besonnenheit und Sorgfalt vereinigt und dadurch, wie Wolf treffend
hervorgehoben hat, zum eigentlichen Mittelglied zwischen Lope und Calderon wird.
Adel und Einfachheit, eine reine und gleichmäßig gehaltne Versifieation, eine
Sprache, die sich dem Charakter jeder Person anpaßt, Originalität in den Argu¬
menten und Situationen, Lebendigkeit und Spannung des Dialogs, Witz und
überraschende Antworten in den komischen Partien, in den tragischen schauerliche
Erregtheit — das sind die Vorzüge, die ein namhafter spanischer Dichter dieses
Jahrhunderts Alareon nachrühmt, und Leopold Schmidt und Hartzenbusch haben
vollkommen Recht, wenn sie ihn als denjenigen spanischen Dramatiker bezeichnen,
welcher der Gegenwart, namentlich als Schöpfer des Charakterluftspiels, am
nächsten steht und deshalb sich am meisten dazu eignet, in das Studium des
nltspauischen Theaters einzuführen.

Noch mögen aus der großen Zahl der anstrebenden Zeitgenossen Lopes
Enciso, der Verfasser eines „Don Carlos," Montalvan, Gaspnr Aguilar, Mira
de Mescua und der Valeneiauer Guillen de Castro (1569—1631) erwähnt sein,
dessen die Jugeudthateu des Cid behandelndes Schauspiel die Quelle Corneilles
ward und der sich im Tragischen durch die Wucht seines Pathos auszeichnet.

Dies ist in den Hauptzügen die Entwicklung der spanischen Bühnendichtung,
wie sie Calderon bei seinem Auftrete» vorfand. Auch der flüchtige Abriß, auf
de» wir uns beschränken mußten, wird- zur Genüge gezeigt haben, daß es sich
für ihn, dessen Wirken durch eine Reihe der berufensten und von der Nation
zum Theil fast vergötterten Talente vorbereitet war, nicht um eine Neuschöpfung
auf diesem Gebiete, sondern nur um eine Weiterbildung und Vervollkommnung
des bisher erreichten handeln konnte. Daß dadurch aber, wie wir schon früher
bemerkten, seinem Nimbus durchaus kein Abbruch geschieht, sondern seine Ver¬
dienste nnr erklärt, seine Mängel vicfach entschuldigt werden, wird sich, wie wir
hoffen, aus der folgende» Betrachtung ergeben.




Eins seiner Lustspiele, Don (Ä <lo 1^» <A!in>s vnräos, ist von Dvhni im 1. Bde.
seiner Spanischen Dramen trefflich verdeutscht, ebendaselbst die Tragödie N Surlsckor als
öovillid, die erste Behandln»», der Don Juan-Sage.
Uebersetzt in Dohms 3. Bde.; N rHoäor as L«xo?j» im 1. Theile von Schacks
Spanischen Theater.
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[0236] Lalderon. Haber hervorragt,") und Don Juan Ruiz de Alarcvn (-f 1639), dessen Jntrigueilstück Examen as irmriclc,«, ebenso wie die Charaktcrlustspicle I^U8 p-rrväg» open und Il» vorSsä svsxvvlt»»»**) zu dem Köstlichsten gehören, was die kölnische Muse ihren Lieblinge» je beschieden. Auch in vaterländischen Stoffen ist dieser herrliche Poet überaus glücklich, der einen offnen Sinn für alles Edle der Menschennatur, die Ursprünglichkeit und den Erfinduugsreichthum Lopes mit kiiustlerischer Besonnenheit und Sorgfalt vereinigt und dadurch, wie Wolf treffend hervorgehoben hat, zum eigentlichen Mittelglied zwischen Lope und Calderon wird. Adel und Einfachheit, eine reine und gleichmäßig gehaltne Versifieation, eine Sprache, die sich dem Charakter jeder Person anpaßt, Originalität in den Argu¬ menten und Situationen, Lebendigkeit und Spannung des Dialogs, Witz und überraschende Antworten in den komischen Partien, in den tragischen schauerliche Erregtheit — das sind die Vorzüge, die ein namhafter spanischer Dichter dieses Jahrhunderts Alareon nachrühmt, und Leopold Schmidt und Hartzenbusch haben vollkommen Recht, wenn sie ihn als denjenigen spanischen Dramatiker bezeichnen, welcher der Gegenwart, namentlich als Schöpfer des Charakterluftspiels, am nächsten steht und deshalb sich am meisten dazu eignet, in das Studium des nltspauischen Theaters einzuführen. Noch mögen aus der großen Zahl der anstrebenden Zeitgenossen Lopes Enciso, der Verfasser eines „Don Carlos," Montalvan, Gaspnr Aguilar, Mira de Mescua und der Valeneiauer Guillen de Castro (1569—1631) erwähnt sein, dessen die Jugeudthateu des Cid behandelndes Schauspiel die Quelle Corneilles ward und der sich im Tragischen durch die Wucht seines Pathos auszeichnet. Dies ist in den Hauptzügen die Entwicklung der spanischen Bühnendichtung, wie sie Calderon bei seinem Auftrete» vorfand. Auch der flüchtige Abriß, auf de» wir uns beschränken mußten, wird- zur Genüge gezeigt haben, daß es sich für ihn, dessen Wirken durch eine Reihe der berufensten und von der Nation zum Theil fast vergötterten Talente vorbereitet war, nicht um eine Neuschöpfung auf diesem Gebiete, sondern nur um eine Weiterbildung und Vervollkommnung des bisher erreichten handeln konnte. Daß dadurch aber, wie wir schon früher bemerkten, seinem Nimbus durchaus kein Abbruch geschieht, sondern seine Ver¬ dienste nnr erklärt, seine Mängel vicfach entschuldigt werden, wird sich, wie wir hoffen, aus der folgende» Betrachtung ergeben. Eins seiner Lustspiele, Don (Ä <lo 1^» <A!in>s vnräos, ist von Dvhni im 1. Bde. seiner Spanischen Dramen trefflich verdeutscht, ebendaselbst die Tragödie N Surlsckor als öovillid, die erste Behandln»», der Don Juan-Sage. Uebersetzt in Dohms 3. Bde.; N rHoäor as L«xo?j» im 1. Theile von Schacks Spanischen Theater.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699/236>, abgerufen am 23.07.2024.