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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal.

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Lin neuer Rubens in der königlichen Gemäldegalerie in Berlin.

letzte Arbeit galt der Darstellung der gemachten Erfahrungen lind Beobachtungen.
Ein Herzschlag entraffte ihn am zweiten Ostertage (18. April) dieses Jahres Nach¬
mittags. Wem? eS hart erscheint, daß eine seltne, ausgiebige Kraft so früh zur
Rast ging, daß Weber jenes otinw oum al^uns-to, für welches er sich in seiner
Vaterstadt ein stattliches Haus gebaut, nicht gegönnt wurde, so darf andrer¬
seits jeder, der seiue lebensvolle, mit allen Fasern an der süßen freundlichen Ge¬
wohnheit des Daseins und Wirkens hängende Persönlichkeit gekannt, jeder, dem
es immer undenkbar erschienen war, wie diese noch immer jugendliche Natur sich
ins Alter hinüber finden solle, die Art, wie der Tod unerwartet an den Boll-
trüftigen herangetreten, doch als einen Ausfluß jenes Glnckgestirns ansehen, das
nicht immer, aber doch immer wieder über dem Hanpte des geistvollen, allseitig
gebildeten, vielseitig thätigen und unvergeßlichen Mannes geleuchtet.




Ein neuer Rubens in der königlichen Gemäldegalerie
in Berlin.

an mehrern Wochen sind die gebildeten Kreise Berlins, welche
an Ereignissen der Kunstwelt ein Juteresse nehmen, auf das leb¬
hafteste mit der Discussion der Frage beschäftigt: Ist der neu
erworbne Rubens des königlichen Museums echt oder unecht? Ist
er ein gutes oder schlechtes Bild? Sind die 200 000 Mark, die
für denselben bezahlt worden sind, gut angelegt oder nicht?

Die Directoren der königliche!, Gemäldegalerie, die Herren Dr. Julius Meyer
und Dr. Bode, haben nämlich im Einverständniß mit der ans den Herren Geh.
Rath or. Jordan, Prof. Grimm und den Malern Oskar Begas und Gnstnv
Spangenberg bestehenden Sachverständigeneonunission für den Preis von 200000
Mark ein Gemälde angekauft, welches sich bis dahin im Besitze des Grafen
Schönborn in Wien befand und in dessen Sammlung den Namen "Neptun und
Amphitrite von Rubens" unbestritten getragen hat. Aus handschriftlichen Kata¬
logen der Schvnbvrnschen Galerie geht hervor, daß das Gemälde sich schon im
Anfang des vorigen Jahrhunderts in der Sammlung befand. Im Jahre 1790


Grenzboten II. 1881. 2:!
Lin neuer Rubens in der königlichen Gemäldegalerie in Berlin.

letzte Arbeit galt der Darstellung der gemachten Erfahrungen lind Beobachtungen.
Ein Herzschlag entraffte ihn am zweiten Ostertage (18. April) dieses Jahres Nach¬
mittags. Wem? eS hart erscheint, daß eine seltne, ausgiebige Kraft so früh zur
Rast ging, daß Weber jenes otinw oum al^uns-to, für welches er sich in seiner
Vaterstadt ein stattliches Haus gebaut, nicht gegönnt wurde, so darf andrer¬
seits jeder, der seiue lebensvolle, mit allen Fasern an der süßen freundlichen Ge¬
wohnheit des Daseins und Wirkens hängende Persönlichkeit gekannt, jeder, dem
es immer undenkbar erschienen war, wie diese noch immer jugendliche Natur sich
ins Alter hinüber finden solle, die Art, wie der Tod unerwartet an den Boll-
trüftigen herangetreten, doch als einen Ausfluß jenes Glnckgestirns ansehen, das
nicht immer, aber doch immer wieder über dem Hanpte des geistvollen, allseitig
gebildeten, vielseitig thätigen und unvergeßlichen Mannes geleuchtet.




Ein neuer Rubens in der königlichen Gemäldegalerie
in Berlin.

an mehrern Wochen sind die gebildeten Kreise Berlins, welche
an Ereignissen der Kunstwelt ein Juteresse nehmen, auf das leb¬
hafteste mit der Discussion der Frage beschäftigt: Ist der neu
erworbne Rubens des königlichen Museums echt oder unecht? Ist
er ein gutes oder schlechtes Bild? Sind die 200 000 Mark, die
für denselben bezahlt worden sind, gut angelegt oder nicht?

Die Directoren der königliche!, Gemäldegalerie, die Herren Dr. Julius Meyer
und Dr. Bode, haben nämlich im Einverständniß mit der ans den Herren Geh.
Rath or. Jordan, Prof. Grimm und den Malern Oskar Begas und Gnstnv
Spangenberg bestehenden Sachverständigeneonunission für den Preis von 200000
Mark ein Gemälde angekauft, welches sich bis dahin im Besitze des Grafen
Schönborn in Wien befand und in dessen Sammlung den Namen „Neptun und
Amphitrite von Rubens" unbestritten getragen hat. Aus handschriftlichen Kata¬
logen der Schvnbvrnschen Galerie geht hervor, daß das Gemälde sich schon im
Anfang des vorigen Jahrhunderts in der Sammlung befand. Im Jahre 1790


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[0181] Lin neuer Rubens in der königlichen Gemäldegalerie in Berlin. letzte Arbeit galt der Darstellung der gemachten Erfahrungen lind Beobachtungen. Ein Herzschlag entraffte ihn am zweiten Ostertage (18. April) dieses Jahres Nach¬ mittags. Wem? eS hart erscheint, daß eine seltne, ausgiebige Kraft so früh zur Rast ging, daß Weber jenes otinw oum al^uns-to, für welches er sich in seiner Vaterstadt ein stattliches Haus gebaut, nicht gegönnt wurde, so darf andrer¬ seits jeder, der seiue lebensvolle, mit allen Fasern an der süßen freundlichen Ge¬ wohnheit des Daseins und Wirkens hängende Persönlichkeit gekannt, jeder, dem es immer undenkbar erschienen war, wie diese noch immer jugendliche Natur sich ins Alter hinüber finden solle, die Art, wie der Tod unerwartet an den Boll- trüftigen herangetreten, doch als einen Ausfluß jenes Glnckgestirns ansehen, das nicht immer, aber doch immer wieder über dem Hanpte des geistvollen, allseitig gebildeten, vielseitig thätigen und unvergeßlichen Mannes geleuchtet. Ein neuer Rubens in der königlichen Gemäldegalerie in Berlin. an mehrern Wochen sind die gebildeten Kreise Berlins, welche an Ereignissen der Kunstwelt ein Juteresse nehmen, auf das leb¬ hafteste mit der Discussion der Frage beschäftigt: Ist der neu erworbne Rubens des königlichen Museums echt oder unecht? Ist er ein gutes oder schlechtes Bild? Sind die 200 000 Mark, die für denselben bezahlt worden sind, gut angelegt oder nicht? Die Directoren der königliche!, Gemäldegalerie, die Herren Dr. Julius Meyer und Dr. Bode, haben nämlich im Einverständniß mit der ans den Herren Geh. Rath or. Jordan, Prof. Grimm und den Malern Oskar Begas und Gnstnv Spangenberg bestehenden Sachverständigeneonunission für den Preis von 200000 Mark ein Gemälde angekauft, welches sich bis dahin im Besitze des Grafen Schönborn in Wien befand und in dessen Sammlung den Namen „Neptun und Amphitrite von Rubens" unbestritten getragen hat. Aus handschriftlichen Kata¬ logen der Schvnbvrnschen Galerie geht hervor, daß das Gemälde sich schon im Anfang des vorigen Jahrhunderts in der Sammlung befand. Im Jahre 1790 Grenzboten II. 1881. 2:!

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699/181>, abgerufen am 23.07.2024.