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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal.

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!)c>in Torpedoweson,

Kriegfiihrnng in eigner Weise aufgenoiinnen. Durch Einlassen und Aufpumpen
von Wasser konnte der Tiefgang geregelt und das Boot gehoben werden. Nur
zur Aufnahme eines Mannes bestimmt, war es von innen zu steuern, und durch
Knrbeln wurden Flügelschrauben in Bewegung gesetzt, welche ihm eine horizontale
Bewegung ertheilten und nach Absicht auch eine Bewegung in verticaler Rich¬
tung geben konnten. Glaslinsen vermittelten den Blick nach außen. Der Spreng¬
körper sollte mit einem Schlaguhrwerk Versehen sein, welches nach gewisser Zeit
die Explosion eintreten ließe, damit nach der Befestigung des Sprengkörpers
durch Anschrauben der Rückzug des Bootes vom Schiffskörper mit Sicherheit
erfolgen könne. Es ist nicht bekannt geworden, ob wirkliche Sprcngversnche zur
Ausführung gekommen sind. Die Möglichkeit aber, sich unter Wasser zu be¬
wegen, wurde dargethan, auch die Fähigkeit, sich einige Zeit unter Wasser auf¬
zuhalten.

Zwanzig Jahre darauf schlug Revcroui den Bau unterirdischer Boote vor,
die eine aufrecht stehende Karvnnde, ein kurzes Kanonenrohr, führen sollten, um
durch deren Schuß ein Schiff von unten zu durchbohren. Es ist keine Nach¬
richt vorhanden, ob dieser Idee durch irgend eine Verwirklichung näher getreten
wurde. Durch die artilleristische Zuthat erscheint jede Ausführung an sich un¬
gemein erschwert, und es ist sehr die Frage, ob man unter den Widerstnnds-
vcrlMnisscn des Wassers den genügenden Geschoßeffcet herbeizuführen im Stande
gewesen wäre, ganz abgesehen von dem Verhalten des bemannten Schwimm¬
körpers, welchem hier die Function der den Rückstoß aufnehmenden Laffette zu¬
gewiesen war.

Zu gleicher Zeit trat aber auch der Amerikaner Fulton mit einem sub¬
marinen Boote auf, vermittelst dessen er dnrch Torpedos Schiffe sprengen wollte;
das Boot führte den Namen Mntilus. Im Jahre 1801 gelangen ihm auf
der Rhede von le HZ-ore de Graec und auch bei Brest in dieser Art mehrere
Sprengversuche an dazu bereit gestellten Schiffen, und er hatte die Möglichkeit
dargethan, sich bis zu vier Stunden nnter Wasser aufzuhalten. Die Befestigung
der Torpedos an dem hölzernen Schiffsböden muß also in zuverlässiger Weise
ausführbar gewesen sein, und die Herbeiführung der Entzündung wird dein ge¬
wandten Mechaniker keine Schwierigkeit bereitet haben.

In den Kreisen der Fachmänner fanden diese Versuche im ganzen keine
beifällige Aufnahme. Ein französischer Admiral nannte diese submarine Kriegs¬
weise eine solche, welche wohl für Piraten geeignet wäre, sich aber nicht für
ritterlich kämpfende Männer gezieme. Wenn Admiral Jervis, Lord Se. Vincent,
ebenfalls dagegen war, so hatte dies wohl schon damals in der Furcht vor
einer Gefährdung der englischen Herrschaft zur See seine Begründung, die sich


!)c>in Torpedoweson,

Kriegfiihrnng in eigner Weise aufgenoiinnen. Durch Einlassen und Aufpumpen
von Wasser konnte der Tiefgang geregelt und das Boot gehoben werden. Nur
zur Aufnahme eines Mannes bestimmt, war es von innen zu steuern, und durch
Knrbeln wurden Flügelschrauben in Bewegung gesetzt, welche ihm eine horizontale
Bewegung ertheilten und nach Absicht auch eine Bewegung in verticaler Rich¬
tung geben konnten. Glaslinsen vermittelten den Blick nach außen. Der Spreng¬
körper sollte mit einem Schlaguhrwerk Versehen sein, welches nach gewisser Zeit
die Explosion eintreten ließe, damit nach der Befestigung des Sprengkörpers
durch Anschrauben der Rückzug des Bootes vom Schiffskörper mit Sicherheit
erfolgen könne. Es ist nicht bekannt geworden, ob wirkliche Sprcngversnche zur
Ausführung gekommen sind. Die Möglichkeit aber, sich unter Wasser zu be¬
wegen, wurde dargethan, auch die Fähigkeit, sich einige Zeit unter Wasser auf¬
zuhalten.

Zwanzig Jahre darauf schlug Revcroui den Bau unterirdischer Boote vor,
die eine aufrecht stehende Karvnnde, ein kurzes Kanonenrohr, führen sollten, um
durch deren Schuß ein Schiff von unten zu durchbohren. Es ist keine Nach¬
richt vorhanden, ob dieser Idee durch irgend eine Verwirklichung näher getreten
wurde. Durch die artilleristische Zuthat erscheint jede Ausführung an sich un¬
gemein erschwert, und es ist sehr die Frage, ob man unter den Widerstnnds-
vcrlMnisscn des Wassers den genügenden Geschoßeffcet herbeizuführen im Stande
gewesen wäre, ganz abgesehen von dem Verhalten des bemannten Schwimm¬
körpers, welchem hier die Function der den Rückstoß aufnehmenden Laffette zu¬
gewiesen war.

Zu gleicher Zeit trat aber auch der Amerikaner Fulton mit einem sub¬
marinen Boote auf, vermittelst dessen er dnrch Torpedos Schiffe sprengen wollte;
das Boot führte den Namen Mntilus. Im Jahre 1801 gelangen ihm auf
der Rhede von le HZ-ore de Graec und auch bei Brest in dieser Art mehrere
Sprengversuche an dazu bereit gestellten Schiffen, und er hatte die Möglichkeit
dargethan, sich bis zu vier Stunden nnter Wasser aufzuhalten. Die Befestigung
der Torpedos an dem hölzernen Schiffsböden muß also in zuverlässiger Weise
ausführbar gewesen sein, und die Herbeiführung der Entzündung wird dein ge¬
wandten Mechaniker keine Schwierigkeit bereitet haben.

In den Kreisen der Fachmänner fanden diese Versuche im ganzen keine
beifällige Aufnahme. Ein französischer Admiral nannte diese submarine Kriegs¬
weise eine solche, welche wohl für Piraten geeignet wäre, sich aber nicht für
ritterlich kämpfende Männer gezieme. Wenn Admiral Jervis, Lord Se. Vincent,
ebenfalls dagegen war, so hatte dies wohl schon damals in der Furcht vor
einer Gefährdung der englischen Herrschaft zur See seine Begründung, die sich


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699/14>, abgerufen am 23.07.2024.