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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal.

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vom Torpcdowescn.

Torpedoboote, werden sich Wohl zu hüten haben, sich dem Geschützfeuer auszu-
setzen. Dadurch, daß man ein Schiff mit Offensiv-Torpedos ausrüstet, legt
man ihm durchaus nicht die Qualität eines Schlachtschiffes bei. Ein Schlachtschiff
muß unerläßlich in seinen Vital-Theilen, in den oeuvrvs vivL8 gepanzert sein, sei
eS uun vornehmlich zur Geschützwirkung oder zur Widderwirkung oder zum Ge¬
brauch von Torpedos, oder wie dies schon vorkommt, für alle drei Wirkungs¬
arten vereint, bestimmt.

Gewiß wird man mit den Torpedos sehr ernstlich zu rechnen haben. Sie
werden die Gefährdungen im Seekriege sehr zu steigern im stände sein, sie
werden Gegenwirkungen und Abwehrmittel, vor allem aber eine ganz ungewöhn¬
liche Steigerung der Wachsamkeit und Gefechtsbereitschaft verlangen. Aber sie
werden nicht vermögen, die ganze geltende Seetaktik über den Haufen zu werfe".
Es werden sich in den Schlachten Nebenkämpfe von Beibooten entwickeln, auch
bei Reevgnoseirungcn, bei nächtlichen Ueberraschungen, denen man durch elektrisches
Licht begegnet, aber im großen und ganzen drängen die Torpedos nach ihrer
ganzen Natur zum Nahkampf, ebenso wie dies die bisherigen Kriegsmittel immer
schon gethan und hier bleibt den Torpedos die Geschützkraft immer und ganz
unbedingt überlegen.

Es sind bereits Aenderungen in den anfänglichen Dispositionen für die Ver¬
wendung der Torpedos eingetreten. Man sieht es als geeigneter an, ihre Ver¬
wendung aus die großen Schlachtschiffe zu übertragen und der Bau der besondern
Torpedoboote, wie er in dem Flottcngründungsplan für die deutsche Marine
vorgesehen war, scheint nach der neu gewonnenen Einsicht unterbleiben zu sollen.
Das mächtige italienische Panzerschiff "Duilio" führt außer Torpedoapparaten
in seinem Innern, in einem im hintern Theile eingelassnen und nach hinten leicht
zu öffnenden Tunnel, ein completes Torpedoboot, um dieses unter seinem Schutz
mit Torpedos operiren zu lassen. Wenn man den dänischen "Tordensliold" ein
Torpedoschiff nennt, weil er außer Apparaten noch zwei Torpedoboote führt, so
bekommt das doch einen andern Ausdruck, wenn man dazusctzt, daß er eine
Kruppsche S2 Tonnen-Kanone führt, die bekannte 35 Centimeter Riesen-Kanone
für 10 Centner Geschoßgcwicht und außerdem noch 4 leichte Kruppsche Kanonen.
Die große Kanone ist durch Panzerbrustwehr gedeckt, sonst hat das Schiff einen
Schildkrötenpanzer und den Zellenbau nebst Doppelboden so geordnet, daß die
Bedrohung seiner Schwimmfähigkeit durch die Wirkung eines Torpedos durchaus
keine absolute ist. Ein modernes Panzerschiff wird keineswegs in der Weise
zum Opfer fallen wie unser Veteran "Barbarossa", als er im vergangnen Herbst
bei jenem ganz normal eingeleiteten Torpedoversnche auf der Rhede von Kiel
seinen letzten Dienst erfüllte.


vom Torpcdowescn.

Torpedoboote, werden sich Wohl zu hüten haben, sich dem Geschützfeuer auszu-
setzen. Dadurch, daß man ein Schiff mit Offensiv-Torpedos ausrüstet, legt
man ihm durchaus nicht die Qualität eines Schlachtschiffes bei. Ein Schlachtschiff
muß unerläßlich in seinen Vital-Theilen, in den oeuvrvs vivL8 gepanzert sein, sei
eS uun vornehmlich zur Geschützwirkung oder zur Widderwirkung oder zum Ge¬
brauch von Torpedos, oder wie dies schon vorkommt, für alle drei Wirkungs¬
arten vereint, bestimmt.

Gewiß wird man mit den Torpedos sehr ernstlich zu rechnen haben. Sie
werden die Gefährdungen im Seekriege sehr zu steigern im stände sein, sie
werden Gegenwirkungen und Abwehrmittel, vor allem aber eine ganz ungewöhn¬
liche Steigerung der Wachsamkeit und Gefechtsbereitschaft verlangen. Aber sie
werden nicht vermögen, die ganze geltende Seetaktik über den Haufen zu werfe».
Es werden sich in den Schlachten Nebenkämpfe von Beibooten entwickeln, auch
bei Reevgnoseirungcn, bei nächtlichen Ueberraschungen, denen man durch elektrisches
Licht begegnet, aber im großen und ganzen drängen die Torpedos nach ihrer
ganzen Natur zum Nahkampf, ebenso wie dies die bisherigen Kriegsmittel immer
schon gethan und hier bleibt den Torpedos die Geschützkraft immer und ganz
unbedingt überlegen.

Es sind bereits Aenderungen in den anfänglichen Dispositionen für die Ver¬
wendung der Torpedos eingetreten. Man sieht es als geeigneter an, ihre Ver¬
wendung aus die großen Schlachtschiffe zu übertragen und der Bau der besondern
Torpedoboote, wie er in dem Flottcngründungsplan für die deutsche Marine
vorgesehen war, scheint nach der neu gewonnenen Einsicht unterbleiben zu sollen.
Das mächtige italienische Panzerschiff „Duilio" führt außer Torpedoapparaten
in seinem Innern, in einem im hintern Theile eingelassnen und nach hinten leicht
zu öffnenden Tunnel, ein completes Torpedoboot, um dieses unter seinem Schutz
mit Torpedos operiren zu lassen. Wenn man den dänischen „Tordensliold" ein
Torpedoschiff nennt, weil er außer Apparaten noch zwei Torpedoboote führt, so
bekommt das doch einen andern Ausdruck, wenn man dazusctzt, daß er eine
Kruppsche S2 Tonnen-Kanone führt, die bekannte 35 Centimeter Riesen-Kanone
für 10 Centner Geschoßgcwicht und außerdem noch 4 leichte Kruppsche Kanonen.
Die große Kanone ist durch Panzerbrustwehr gedeckt, sonst hat das Schiff einen
Schildkrötenpanzer und den Zellenbau nebst Doppelboden so geordnet, daß die
Bedrohung seiner Schwimmfähigkeit durch die Wirkung eines Torpedos durchaus
keine absolute ist. Ein modernes Panzerschiff wird keineswegs in der Weise
zum Opfer fallen wie unser Veteran „Barbarossa", als er im vergangnen Herbst
bei jenem ganz normal eingeleiteten Torpedoversnche auf der Rhede von Kiel
seinen letzten Dienst erfüllte.


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[0112] vom Torpcdowescn. Torpedoboote, werden sich Wohl zu hüten haben, sich dem Geschützfeuer auszu- setzen. Dadurch, daß man ein Schiff mit Offensiv-Torpedos ausrüstet, legt man ihm durchaus nicht die Qualität eines Schlachtschiffes bei. Ein Schlachtschiff muß unerläßlich in seinen Vital-Theilen, in den oeuvrvs vivL8 gepanzert sein, sei eS uun vornehmlich zur Geschützwirkung oder zur Widderwirkung oder zum Ge¬ brauch von Torpedos, oder wie dies schon vorkommt, für alle drei Wirkungs¬ arten vereint, bestimmt. Gewiß wird man mit den Torpedos sehr ernstlich zu rechnen haben. Sie werden die Gefährdungen im Seekriege sehr zu steigern im stände sein, sie werden Gegenwirkungen und Abwehrmittel, vor allem aber eine ganz ungewöhn¬ liche Steigerung der Wachsamkeit und Gefechtsbereitschaft verlangen. Aber sie werden nicht vermögen, die ganze geltende Seetaktik über den Haufen zu werfe». Es werden sich in den Schlachten Nebenkämpfe von Beibooten entwickeln, auch bei Reevgnoseirungcn, bei nächtlichen Ueberraschungen, denen man durch elektrisches Licht begegnet, aber im großen und ganzen drängen die Torpedos nach ihrer ganzen Natur zum Nahkampf, ebenso wie dies die bisherigen Kriegsmittel immer schon gethan und hier bleibt den Torpedos die Geschützkraft immer und ganz unbedingt überlegen. Es sind bereits Aenderungen in den anfänglichen Dispositionen für die Ver¬ wendung der Torpedos eingetreten. Man sieht es als geeigneter an, ihre Ver¬ wendung aus die großen Schlachtschiffe zu übertragen und der Bau der besondern Torpedoboote, wie er in dem Flottcngründungsplan für die deutsche Marine vorgesehen war, scheint nach der neu gewonnenen Einsicht unterbleiben zu sollen. Das mächtige italienische Panzerschiff „Duilio" führt außer Torpedoapparaten in seinem Innern, in einem im hintern Theile eingelassnen und nach hinten leicht zu öffnenden Tunnel, ein completes Torpedoboot, um dieses unter seinem Schutz mit Torpedos operiren zu lassen. Wenn man den dänischen „Tordensliold" ein Torpedoschiff nennt, weil er außer Apparaten noch zwei Torpedoboote führt, so bekommt das doch einen andern Ausdruck, wenn man dazusctzt, daß er eine Kruppsche S2 Tonnen-Kanone führt, die bekannte 35 Centimeter Riesen-Kanone für 10 Centner Geschoßgcwicht und außerdem noch 4 leichte Kruppsche Kanonen. Die große Kanone ist durch Panzerbrustwehr gedeckt, sonst hat das Schiff einen Schildkrötenpanzer und den Zellenbau nebst Doppelboden so geordnet, daß die Bedrohung seiner Schwimmfähigkeit durch die Wirkung eines Torpedos durchaus keine absolute ist. Ein modernes Panzerschiff wird keineswegs in der Weise zum Opfer fallen wie unser Veteran „Barbarossa", als er im vergangnen Herbst bei jenem ganz normal eingeleiteten Torpedoversnche auf der Rhede von Kiel seinen letzten Dienst erfüllte.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699/112>, abgerufen am 03.07.2024.