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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal.

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Ansichten eines so kündigen und hervorragenden Seemannes muß ein ganz be¬
sonderes Gewicht gelegt werden.

Im Ernstfalle sind Whitehead-Torpedos dreimal zur Verwendung gekommen,
im Mai 1877 gegen das peruanische Panzerschiff "Hunsear," ohne zu treffen,
dann im December 1877 und Januar 1878 gegen das türkische Geschwader bei
Batna, In: erstem dieser letzten Falle bediente man sich zweier Torpedos auf
60 Meter gegen ein Panzerschiff, jedoch fehlten beide und wurden am andern
Morgen von den Türken am Strande gefunden, "die dadurch in den Besitz eines
Geheimnisses kamen, welches die andern Nationen mit je 100 000 Thälern be¬
zahlt hatten." Im zweiten Falle griffen die Torpedoboote "Tschesme" und "Sinope"
unter Befehl der Lieutenants Zatzarennhi und Stchelniski am Eingänge des
Hafens von Batna einen auf der Außenwände befindlichen Zolldampfer an. Die
Torpedos wurden auf 80 und 100 Meter abgelassen; der eine traf und zer¬
störte den Dampfer vollständig.

Eine andre Anwendung der Offensiv-Torpedos hat der vielgenannte Erichson
in Nordamerika vorgeschlagen. Er hat die alten glatten gußeisernen Rodman-
Kanonen von 15 und 2V Zoll Kaliber, welche von der weitern kriegerischen Ver¬
wendung ausgeschlossen sind, genommen, hat seine Torpedos mit sichernder Eiseu-
umhüllung umgebe" und feuert sie mit Pulverladung aus diesen Röhren ab.
Seine Torpedos sollen 25 Fuß lang sein und 16 Centner schwer, und sein
damit armirtes Torpedoschiff "Destrvher" soll den stärksten Schiffen Tod und
Verderben bringen. Die Zeit mag es zeigen, was daraus wird. Vorläufig
ist in dem Schießen von Torpedos aus Geschützen nur eine Vermischung der
Gattungen zu ersehen, welche weder als natürlich noch als glücklich bezeichnet
werden kann.

Daß man anch, zur Abwehr der Angriffstorpedos, ebenso an Gegenmittel
denkt wie an die schon erwähnten Mittel gegen die Seculum, ist wohl erklärlich.
"In Portsmouth, wie in Toulon, in Kiel wie in Pola kennt man die Mittel,
um sich derlei ungeladene Gäste vom Leibe zu halten" und im October 1880
sind bei Malta an der Panzerfregatte "Jnvincible" Torpedoschütznetze zum Ver¬
such gekommen, welche sich glänzend bewährt haben sollen. Es heißt, die von den
Schaluppen abgelassnen Torpedos wären vollkommen von den Netzen abgewehrt
worden, so daß nicht die geringste Berührung derselben mit demi Schiffskörper
vorgekommen sei. Dann aber bereitet man sich dazu, sowohl den Torpedos wie
den Torpedobooten selbst, ganz energisch mit der Wirkung von leichten Geschützen
entgegen zu treten, und die Kruppschen Nevolverkanvnen, welche auf der Düssel¬
dorfer Ausstellung zu sehen waren, werden wohl vornehmlich dieser Absicht ent¬
sprechen sollen. Die ost erwähnten ungepanzerten Thorneyerosts, diese neuesten


on>in Tu'pedowescn.

Ansichten eines so kündigen und hervorragenden Seemannes muß ein ganz be¬
sonderes Gewicht gelegt werden.

Im Ernstfalle sind Whitehead-Torpedos dreimal zur Verwendung gekommen,
im Mai 1877 gegen das peruanische Panzerschiff „Hunsear," ohne zu treffen,
dann im December 1877 und Januar 1878 gegen das türkische Geschwader bei
Batna, In: erstem dieser letzten Falle bediente man sich zweier Torpedos auf
60 Meter gegen ein Panzerschiff, jedoch fehlten beide und wurden am andern
Morgen von den Türken am Strande gefunden, „die dadurch in den Besitz eines
Geheimnisses kamen, welches die andern Nationen mit je 100 000 Thälern be¬
zahlt hatten." Im zweiten Falle griffen die Torpedoboote „Tschesme" und „Sinope"
unter Befehl der Lieutenants Zatzarennhi und Stchelniski am Eingänge des
Hafens von Batna einen auf der Außenwände befindlichen Zolldampfer an. Die
Torpedos wurden auf 80 und 100 Meter abgelassen; der eine traf und zer¬
störte den Dampfer vollständig.

Eine andre Anwendung der Offensiv-Torpedos hat der vielgenannte Erichson
in Nordamerika vorgeschlagen. Er hat die alten glatten gußeisernen Rodman-
Kanonen von 15 und 2V Zoll Kaliber, welche von der weitern kriegerischen Ver¬
wendung ausgeschlossen sind, genommen, hat seine Torpedos mit sichernder Eiseu-
umhüllung umgebe» und feuert sie mit Pulverladung aus diesen Röhren ab.
Seine Torpedos sollen 25 Fuß lang sein und 16 Centner schwer, und sein
damit armirtes Torpedoschiff „Destrvher" soll den stärksten Schiffen Tod und
Verderben bringen. Die Zeit mag es zeigen, was daraus wird. Vorläufig
ist in dem Schießen von Torpedos aus Geschützen nur eine Vermischung der
Gattungen zu ersehen, welche weder als natürlich noch als glücklich bezeichnet
werden kann.

Daß man anch, zur Abwehr der Angriffstorpedos, ebenso an Gegenmittel
denkt wie an die schon erwähnten Mittel gegen die Seculum, ist wohl erklärlich.
„In Portsmouth, wie in Toulon, in Kiel wie in Pola kennt man die Mittel,
um sich derlei ungeladene Gäste vom Leibe zu halten" und im October 1880
sind bei Malta an der Panzerfregatte „Jnvincible" Torpedoschütznetze zum Ver¬
such gekommen, welche sich glänzend bewährt haben sollen. Es heißt, die von den
Schaluppen abgelassnen Torpedos wären vollkommen von den Netzen abgewehrt
worden, so daß nicht die geringste Berührung derselben mit demi Schiffskörper
vorgekommen sei. Dann aber bereitet man sich dazu, sowohl den Torpedos wie
den Torpedobooten selbst, ganz energisch mit der Wirkung von leichten Geschützen
entgegen zu treten, und die Kruppschen Nevolverkanvnen, welche auf der Düssel¬
dorfer Ausstellung zu sehen waren, werden wohl vornehmlich dieser Absicht ent¬
sprechen sollen. Die ost erwähnten ungepanzerten Thorneyerosts, diese neuesten


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699/111>, abgerufen am 23.07.2024.