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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal.

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Niisscldorfcr Schule,

uoch andere Aufgaben erwarteten und wo ihm auch, gleichzeitig mit der preußischen
Regierung, die Directorstellc der Akademie angeboten war, was er übrigens,
wie er in einem Briefe an seinen Freund Mosler durchblicken ließ, zu einer
Pression ans die preußische Regierung benutzen wollte, falls diese nicht seine
Forderungen bewilligen würde. Er sehe, so schrieb er am 18, Januar 1823
an den Kronprinzen von Bniern, das begonnene Werk in München bei weitem
für den Mittelpunkt seines jetzigen künstlerischen Strebens an, woran er sich durch
Neigung und ältere Verpflichtung unauflöslich gebunden halte. Und so wurde
Düsseldorf unter Cornelius nur eine Vvrstation von München, Im Winter
zeichnete er an den Cartons für die Glyptothek, welche selbstverständlich den
Mittelpunkt bildeten, ans den sich seine und seiner Schüler künstlerische Interessen
concentrirten. Ging doch die Mehrzahl von ihnen im Sommer mit nach München,
um dort bei der Ausführung der Fresken in der Glyptothek thätig zu sein.
Doch sorgte Cornelius dafür, das; es seinen Schülern auch in Düsseldorf uicht
an Aufgaben fehlte, die freilich ausschließlich in das Gebiet der Freskomalerei
schlugen, welche Cornelius bekanntlich mit einer an Eigensinn grenzenden Ein¬
seitigkeit cultivirte. Im Jahre 1823 arbeiteten, wie Förster in seinem "Gedenk-
buche" des Meisters berichtet, Stürmer und Stille mit Beihilfe von Anschütz
am "Jüngsten Gericht" für Coblenz, Heermann, Götzenberger und Förster an
dem Carton der "Theologie" für die Aula der Universität Bonn, die mit deu
vier Facultäten, in Fresko gemalt, ausgeschmückt werden sollte, Röckel und App
an mythologischen Bildern für das Schloß des Herrn von Plessen bei Düssel¬
dorf, Eberle, Kaulbach und Rüben an Altarbildern für westfälische Kirchen,
Außer den genannten gehörten damals noch folgende junge Künstler dem cor-
nelinnischen Lehrkreise an: C. Schorn, Leimbacher, Schisgen, Schöffer, Gassen,
Bagda, August Richter und Ascher. So wackere Helfer Cornelius bei seinen großen
Arbeiten in ihnen fand, so wenig ersprießliches, in Cornelius' Sinne, und so
wenig ihre Zeit überdauerndes haben sie geschaffen. Wenn man sie nur nach
ihren Leistungen, nicht nach ihrem gewiß hochfliegenden Streben beurtheilt, so
wird man nur einen von ihnen namhaft machen können, der nicht bloß ein nach-
schaffendcs, ausschließlich durch eornelicmische Typen und Stilbegriffe abgegrenztes,
sondern ein selbstschöpfcrisches Talent zur Entwicklung und zur Reife gebracht
hat, und dieser eine hat sich so weit als nur irgend möglich von Cornelius ent¬
fernt, so weit, daß der Meister nur in deu Ausdrücken schmerzlichen Bedauerns,
später höchster Entrüstung von ihm sprach: Wilhelm Kaulbach, Außer ihm waren
Cornelius' Schüler -- das muß einmal gesagt werden, wenn es auch eine bittre
Wahrheit ist -- durchweg wackre Mittelmäßigkeiten, die für die weitre Ent¬
wicklung der Kunst nur sehr wenig gethan haben und denen die Kunstgeschichte


Niisscldorfcr Schule,

uoch andere Aufgaben erwarteten und wo ihm auch, gleichzeitig mit der preußischen
Regierung, die Directorstellc der Akademie angeboten war, was er übrigens,
wie er in einem Briefe an seinen Freund Mosler durchblicken ließ, zu einer
Pression ans die preußische Regierung benutzen wollte, falls diese nicht seine
Forderungen bewilligen würde. Er sehe, so schrieb er am 18, Januar 1823
an den Kronprinzen von Bniern, das begonnene Werk in München bei weitem
für den Mittelpunkt seines jetzigen künstlerischen Strebens an, woran er sich durch
Neigung und ältere Verpflichtung unauflöslich gebunden halte. Und so wurde
Düsseldorf unter Cornelius nur eine Vvrstation von München, Im Winter
zeichnete er an den Cartons für die Glyptothek, welche selbstverständlich den
Mittelpunkt bildeten, ans den sich seine und seiner Schüler künstlerische Interessen
concentrirten. Ging doch die Mehrzahl von ihnen im Sommer mit nach München,
um dort bei der Ausführung der Fresken in der Glyptothek thätig zu sein.
Doch sorgte Cornelius dafür, das; es seinen Schülern auch in Düsseldorf uicht
an Aufgaben fehlte, die freilich ausschließlich in das Gebiet der Freskomalerei
schlugen, welche Cornelius bekanntlich mit einer an Eigensinn grenzenden Ein¬
seitigkeit cultivirte. Im Jahre 1823 arbeiteten, wie Förster in seinem „Gedenk-
buche" des Meisters berichtet, Stürmer und Stille mit Beihilfe von Anschütz
am „Jüngsten Gericht" für Coblenz, Heermann, Götzenberger und Förster an
dem Carton der „Theologie" für die Aula der Universität Bonn, die mit deu
vier Facultäten, in Fresko gemalt, ausgeschmückt werden sollte, Röckel und App
an mythologischen Bildern für das Schloß des Herrn von Plessen bei Düssel¬
dorf, Eberle, Kaulbach und Rüben an Altarbildern für westfälische Kirchen,
Außer den genannten gehörten damals noch folgende junge Künstler dem cor-
nelinnischen Lehrkreise an: C. Schorn, Leimbacher, Schisgen, Schöffer, Gassen,
Bagda, August Richter und Ascher. So wackere Helfer Cornelius bei seinen großen
Arbeiten in ihnen fand, so wenig ersprießliches, in Cornelius' Sinne, und so
wenig ihre Zeit überdauerndes haben sie geschaffen. Wenn man sie nur nach
ihren Leistungen, nicht nach ihrem gewiß hochfliegenden Streben beurtheilt, so
wird man nur einen von ihnen namhaft machen können, der nicht bloß ein nach-
schaffendcs, ausschließlich durch eornelicmische Typen und Stilbegriffe abgegrenztes,
sondern ein selbstschöpfcrisches Talent zur Entwicklung und zur Reife gebracht
hat, und dieser eine hat sich so weit als nur irgend möglich von Cornelius ent¬
fernt, so weit, daß der Meister nur in deu Ausdrücken schmerzlichen Bedauerns,
später höchster Entrüstung von ihm sprach: Wilhelm Kaulbach, Außer ihm waren
Cornelius' Schüler — das muß einmal gesagt werden, wenn es auch eine bittre
Wahrheit ist — durchweg wackre Mittelmäßigkeiten, die für die weitre Ent¬
wicklung der Kunst nur sehr wenig gethan haben und denen die Kunstgeschichte


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[0496] Niisscldorfcr Schule, uoch andere Aufgaben erwarteten und wo ihm auch, gleichzeitig mit der preußischen Regierung, die Directorstellc der Akademie angeboten war, was er übrigens, wie er in einem Briefe an seinen Freund Mosler durchblicken ließ, zu einer Pression ans die preußische Regierung benutzen wollte, falls diese nicht seine Forderungen bewilligen würde. Er sehe, so schrieb er am 18, Januar 1823 an den Kronprinzen von Bniern, das begonnene Werk in München bei weitem für den Mittelpunkt seines jetzigen künstlerischen Strebens an, woran er sich durch Neigung und ältere Verpflichtung unauflöslich gebunden halte. Und so wurde Düsseldorf unter Cornelius nur eine Vvrstation von München, Im Winter zeichnete er an den Cartons für die Glyptothek, welche selbstverständlich den Mittelpunkt bildeten, ans den sich seine und seiner Schüler künstlerische Interessen concentrirten. Ging doch die Mehrzahl von ihnen im Sommer mit nach München, um dort bei der Ausführung der Fresken in der Glyptothek thätig zu sein. Doch sorgte Cornelius dafür, das; es seinen Schülern auch in Düsseldorf uicht an Aufgaben fehlte, die freilich ausschließlich in das Gebiet der Freskomalerei schlugen, welche Cornelius bekanntlich mit einer an Eigensinn grenzenden Ein¬ seitigkeit cultivirte. Im Jahre 1823 arbeiteten, wie Förster in seinem „Gedenk- buche" des Meisters berichtet, Stürmer und Stille mit Beihilfe von Anschütz am „Jüngsten Gericht" für Coblenz, Heermann, Götzenberger und Förster an dem Carton der „Theologie" für die Aula der Universität Bonn, die mit deu vier Facultäten, in Fresko gemalt, ausgeschmückt werden sollte, Röckel und App an mythologischen Bildern für das Schloß des Herrn von Plessen bei Düssel¬ dorf, Eberle, Kaulbach und Rüben an Altarbildern für westfälische Kirchen, Außer den genannten gehörten damals noch folgende junge Künstler dem cor- nelinnischen Lehrkreise an: C. Schorn, Leimbacher, Schisgen, Schöffer, Gassen, Bagda, August Richter und Ascher. So wackere Helfer Cornelius bei seinen großen Arbeiten in ihnen fand, so wenig ersprießliches, in Cornelius' Sinne, und so wenig ihre Zeit überdauerndes haben sie geschaffen. Wenn man sie nur nach ihren Leistungen, nicht nach ihrem gewiß hochfliegenden Streben beurtheilt, so wird man nur einen von ihnen namhaft machen können, der nicht bloß ein nach- schaffendcs, ausschließlich durch eornelicmische Typen und Stilbegriffe abgegrenztes, sondern ein selbstschöpfcrisches Talent zur Entwicklung und zur Reife gebracht hat, und dieser eine hat sich so weit als nur irgend möglich von Cornelius ent¬ fernt, so weit, daß der Meister nur in deu Ausdrücken schmerzlichen Bedauerns, später höchster Entrüstung von ihm sprach: Wilhelm Kaulbach, Außer ihm waren Cornelius' Schüler — das muß einmal gesagt werden, wenn es auch eine bittre Wahrheit ist — durchweg wackre Mittelmäßigkeiten, die für die weitre Ent¬ wicklung der Kunst nur sehr wenig gethan haben und denen die Kunstgeschichte

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157697/496>, abgerufen am 29.12.2024.