Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Düsseldorfer schule.

gestern nach Carlsbad; vermuthlich haben Sie ihn noch da getroffen, gesprochen
und den Contract mit ihm abgeschlossen. Er wünschte es. Vermuthlich haben
Sie ihm und meinem Copist Vogel, der mit ihm ist, um dort noch verschiedene
seiner Manuscripte zu mundiren, eine Parthie Annoncen gelaßen; sonst müßte
ich ihm welche schicken,"

Eine glückliche Specialität in den lmchhändlcrischen Unternehmungen Bertuchs
scheint mehr und mehr die Länderkunde geworden zu sein sein. Seine Buch¬
handlung war das erste der noch jetzt blühenden geographischen Institute in
Thüringen. Es war nicht ohne Bedeutung, daß Heinrich Kiepert selbst noch
1845 als Director des von Bertuch gegründeten geographischen Institutes nach
Weimar übersiedelte. Kiepert macht mich gütigst darauf aufmerksam, daß zu der
Zeit, da er von 1845 -- 1852 das geographische Institut zu Weimar leitete,
Bertuchs Enkel, der Geheime Medicinalrath Froriep, Besitzer des Institutes war.
Daß Bertuch uicht ohne geographische Kenntnisse war, zeigt der Brief vom
20. November 1774, worin er deutlich zwischen Patagoniern und Eskimos
unterscheidet, während Matthias Claudius noch in den Worten


Die Eskimo's sind wild und groß,
Zu allem Guten tröge;
Da schalt ich einen einen Klos;
Und kriegte viele Schläge

die großen Patngomer mit den kleinern Eskimos verwechselt zu haben scheint.




Die Düsseldorfer Schule.
von Adolf Rosenbera.
5- Geschichte der Akademie. Lornelins. Der Reorganisator Schadow.

is Cornelius im Jahre 1840 mit Bunsen wegen seiner Ueber-
siedlung vou München nach Rom unterhandelte, that er in einem
seiner Briefe den gewiß aus der Tiefe seines Herzens geschöpften
Ausspruch! "Akademieen mögen Wohl noch immer unentbehrlich
sein; aber da, wo ihre Wirkungen aufhören, fangen die der echten
Künste erst recht an." Nach kaum zwanzig Jahren also, seitdem Cornelius mit
stolzen Hoffnungen das Directorat der lange verwaisten Düsseldorfer Akademie


Grenzboten I. 1881. ^
Die Düsseldorfer schule.

gestern nach Carlsbad; vermuthlich haben Sie ihn noch da getroffen, gesprochen
und den Contract mit ihm abgeschlossen. Er wünschte es. Vermuthlich haben
Sie ihm und meinem Copist Vogel, der mit ihm ist, um dort noch verschiedene
seiner Manuscripte zu mundiren, eine Parthie Annoncen gelaßen; sonst müßte
ich ihm welche schicken,"

Eine glückliche Specialität in den lmchhändlcrischen Unternehmungen Bertuchs
scheint mehr und mehr die Länderkunde geworden zu sein sein. Seine Buch¬
handlung war das erste der noch jetzt blühenden geographischen Institute in
Thüringen. Es war nicht ohne Bedeutung, daß Heinrich Kiepert selbst noch
1845 als Director des von Bertuch gegründeten geographischen Institutes nach
Weimar übersiedelte. Kiepert macht mich gütigst darauf aufmerksam, daß zu der
Zeit, da er von 1845 — 1852 das geographische Institut zu Weimar leitete,
Bertuchs Enkel, der Geheime Medicinalrath Froriep, Besitzer des Institutes war.
Daß Bertuch uicht ohne geographische Kenntnisse war, zeigt der Brief vom
20. November 1774, worin er deutlich zwischen Patagoniern und Eskimos
unterscheidet, während Matthias Claudius noch in den Worten


Die Eskimo's sind wild und groß,
Zu allem Guten tröge;
Da schalt ich einen einen Klos;
Und kriegte viele Schläge

die großen Patngomer mit den kleinern Eskimos verwechselt zu haben scheint.




Die Düsseldorfer Schule.
von Adolf Rosenbera.
5- Geschichte der Akademie. Lornelins. Der Reorganisator Schadow.

is Cornelius im Jahre 1840 mit Bunsen wegen seiner Ueber-
siedlung vou München nach Rom unterhandelte, that er in einem
seiner Briefe den gewiß aus der Tiefe seines Herzens geschöpften
Ausspruch! „Akademieen mögen Wohl noch immer unentbehrlich
sein; aber da, wo ihre Wirkungen aufhören, fangen die der echten
Künste erst recht an." Nach kaum zwanzig Jahren also, seitdem Cornelius mit
stolzen Hoffnungen das Directorat der lange verwaisten Düsseldorfer Akademie


Grenzboten I. 1881. ^
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0493" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/149477"/>
            <fw type="header" place="top"> Die Düsseldorfer schule.</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_1385" prev="#ID_1384"> gestern nach Carlsbad; vermuthlich haben Sie ihn noch da getroffen, gesprochen<lb/>
und den Contract mit ihm abgeschlossen. Er wünschte es. Vermuthlich haben<lb/>
Sie ihm und meinem Copist Vogel, der mit ihm ist, um dort noch verschiedene<lb/>
seiner Manuscripte zu mundiren, eine Parthie Annoncen gelaßen; sonst müßte<lb/>
ich ihm welche schicken,"</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1386" next="#ID_1387"> Eine glückliche Specialität in den lmchhändlcrischen Unternehmungen Bertuchs<lb/>
scheint mehr und mehr die Länderkunde geworden zu sein sein. Seine Buch¬<lb/>
handlung war das erste der noch jetzt blühenden geographischen Institute in<lb/>
Thüringen. Es war nicht ohne Bedeutung, daß Heinrich Kiepert selbst noch<lb/>
1845 als Director des von Bertuch gegründeten geographischen Institutes nach<lb/>
Weimar übersiedelte. Kiepert macht mich gütigst darauf aufmerksam, daß zu der<lb/>
Zeit, da er von 1845 &#x2014; 1852 das geographische Institut zu Weimar leitete,<lb/>
Bertuchs Enkel, der Geheime Medicinalrath Froriep, Besitzer des Institutes war.<lb/>
Daß Bertuch uicht ohne geographische Kenntnisse war, zeigt der Brief vom<lb/>
20. November 1774, worin er deutlich zwischen Patagoniern und Eskimos<lb/>
unterscheidet, während Matthias Claudius noch in den Worten</p><lb/>
            <quote>
              <lg xml:id="POEMID_11" type="poem">
                <l> Die Eskimo's sind wild und groß,<lb/>
Zu allem Guten tröge;<lb/>
Da schalt ich einen einen Klos;<lb/>
Und kriegte viele Schläge</l>
              </lg>
            </quote><lb/>
            <p xml:id="ID_1387" prev="#ID_1386"> die großen Patngomer mit den kleinern Eskimos verwechselt zu haben scheint.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Die Düsseldorfer Schule.<lb/><note type="byline"> von Adolf Rosenbera.</note><lb/>
5- Geschichte der Akademie. Lornelins. Der Reorganisator Schadow.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_1388" next="#ID_1389"> is Cornelius im Jahre 1840 mit Bunsen wegen seiner Ueber-<lb/>
siedlung vou München nach Rom unterhandelte, that er in einem<lb/>
seiner Briefe den gewiß aus der Tiefe seines Herzens geschöpften<lb/>
Ausspruch! &#x201E;Akademieen mögen Wohl noch immer unentbehrlich<lb/>
sein; aber da, wo ihre Wirkungen aufhören, fangen die der echten<lb/>
Künste erst recht an." Nach kaum zwanzig Jahren also, seitdem Cornelius mit<lb/>
stolzen Hoffnungen das Directorat der lange verwaisten Düsseldorfer Akademie</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten I. 1881. ^</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0493] Die Düsseldorfer schule. gestern nach Carlsbad; vermuthlich haben Sie ihn noch da getroffen, gesprochen und den Contract mit ihm abgeschlossen. Er wünschte es. Vermuthlich haben Sie ihm und meinem Copist Vogel, der mit ihm ist, um dort noch verschiedene seiner Manuscripte zu mundiren, eine Parthie Annoncen gelaßen; sonst müßte ich ihm welche schicken," Eine glückliche Specialität in den lmchhändlcrischen Unternehmungen Bertuchs scheint mehr und mehr die Länderkunde geworden zu sein sein. Seine Buch¬ handlung war das erste der noch jetzt blühenden geographischen Institute in Thüringen. Es war nicht ohne Bedeutung, daß Heinrich Kiepert selbst noch 1845 als Director des von Bertuch gegründeten geographischen Institutes nach Weimar übersiedelte. Kiepert macht mich gütigst darauf aufmerksam, daß zu der Zeit, da er von 1845 — 1852 das geographische Institut zu Weimar leitete, Bertuchs Enkel, der Geheime Medicinalrath Froriep, Besitzer des Institutes war. Daß Bertuch uicht ohne geographische Kenntnisse war, zeigt der Brief vom 20. November 1774, worin er deutlich zwischen Patagoniern und Eskimos unterscheidet, während Matthias Claudius noch in den Worten Die Eskimo's sind wild und groß, Zu allem Guten tröge; Da schalt ich einen einen Klos; Und kriegte viele Schläge die großen Patngomer mit den kleinern Eskimos verwechselt zu haben scheint. Die Düsseldorfer Schule. von Adolf Rosenbera. 5- Geschichte der Akademie. Lornelins. Der Reorganisator Schadow. is Cornelius im Jahre 1840 mit Bunsen wegen seiner Ueber- siedlung vou München nach Rom unterhandelte, that er in einem seiner Briefe den gewiß aus der Tiefe seines Herzens geschöpften Ausspruch! „Akademieen mögen Wohl noch immer unentbehrlich sein; aber da, wo ihre Wirkungen aufhören, fangen die der echten Künste erst recht an." Nach kaum zwanzig Jahren also, seitdem Cornelius mit stolzen Hoffnungen das Directorat der lange verwaisten Düsseldorfer Akademie Grenzboten I. 1881. ^

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157697
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157697/493
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157697/493>, abgerufen am 27.12.2024.