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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal.

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Literatur.

ein, daß es im Gebiete des Uuterstützungswohnsitzgesetzes bezüglich der Zugehörigkeit
leicht Zweifel und Streitigkeiten giebt und daß zwischen den Gemeinden vielfach
ein kleiner Krieg herrscht, da sie bemüht sind, sich die Armenlast einander znzuwälzen,
bevor der Fall der Unterstützungspflicht eingetreten ist, wir wollen andrerseits an¬
erkennen, daß das Heimat-System ein gewisses persönliches sittliches Verhältniß be¬
gründet, daß insbesondere der Heimatgemeinde gegenüber aus einem Gefühle der
Anhänglichkeit und aus Ehrgefühl viele sich scheuen muthwillige Ansprüche zu machen,
die am Orte des Unterstützungswohnsitzes mit anspruchsvollen Trotz ans ihr Recht
Pochen; trotzdem können wir dein Verfasser in seiner Vorliebe für das Heimat¬
system nicht beistimmen. Bei dem außerordentlichen Wechsel der Bevölkerung zumal
in Districten, die arm sind oder großen Fabrikstädten nahe liegen, fällt bei diesen,
System den Gemeinden eine Menge von Armen zur Last, die allen Zusammen¬
hang mit ihrer Heimat verloren haben. Jahrelang haben die Armen in Städten
ihren Erwerb gehabt. Es ist eine entschiedene Härte, die Fürsorge für dieselben,
wenn sie durch Alter oder Krankheit zurückgekommen sind, der Heimatgemeinde zu¬
zuschieben. Andrerseits verhehlen wir uns nicht, daß das Unterstützungswohnsitz-
gesetz die großen Städte unverhältnißmäßig belastet, denn die Frist voll zwei Jahren
ist zu kurz bemessen, um zu beurtheilen, ob sich jemand in seinem neuen Wohnorte
zu halten vermag. Eine Verlängerung der Frist auf fünf Jahre würde größere
Stetigkeit bewirken und die Vortheile, welche der Verfasser von dem Heimatsystem
erwartet, nach sich ziehen.

Zum Schlüsse seiner trefflichen Abhandlung behandelt der Verfasser die frei¬
willige Armenpflege, welche der öffentlichen zur Seite treten muß. Dieselbe soll
ans religiös-sittlicher Grundlage ruhen; ihr Ziel ist die wirtschaftliche Selbständig¬
keit ihrer Pfleglinge.


Verzeichniß der Pcriodica aus den Gebieten der Literatur, Kunst und Wissen¬
schaft im Besitze der K. öffentlichem Bibliothek zu Dresden. Herausgegeben
von Paul Emil Richter, Secretär der Bibliothek. Dresden, Burdach, 1380.

Das vorliegende Heft enthält einen vollständigen, mit großer bibliographischer
Sorgfalt und Zuverlässigkeit gearbeiteten Katalog aller ans der Kgl. öffentlichen
Bibliothek in Dresden befindlichen periodisch erschienenen oder noch erscheinenden
Literatur, alphabetisch geordnet und begleitet durch wiederum alphabetisch geordnete
Herausgeber- und Materienverzeichnisse. Für den Eingeweihten ist damit genug
gesagt; er wird mit beiden Händen uach diesem wichtigen literarischen Hilfsmittel
greifen und sich dnrch den Preis -- ki Mark --, der nur im Verhältniß zu dem
äußern Umfange des Heftes, nicht aber im Verhältniß zu seinem reichen Inhalte
hoch erscheint, nicht abschrecken lassen. Keiner, der wissenschaftlich arbeitet, es sei
auf welchem Gebiete es wolle, wird in Zukunft diesen Katalog entbehren können
und wollen. Kann er ihn nicht selbst erwerben, so wird er wenigstens darauf
bringen, daß die ihm zunächst stehenden Stadt-, Schul- oder Universitätsbibliothek
ihn anschaffe. Dem Fernerstehenden aber wird die Bedeutung des Katalogs ein¬
leuchten, wenn wir hinzufügen, daß die Dresdener Bibliothek einen geradezu stupenden
Reichthum an älterer und neuerer Zeitschriftenliteratnr besitzt und daß das vor¬
liegende Verzeichniß die Benutzung desselben dnrch seine Praktischen Indices auch
da ermöglicht und erleichtert, wo, wie so oft, der Suchende für das, was er sucht,
vielleicht nur geringe Anhaltepunkte hat.




Für die Redaction verantwortlich: Johannes Grunvw in Leipzig.
Verlast von F. L. Herbig in Leipzig. -- Druck von Carl Marquart in Rcndiiitz-Leipzig.
Literatur.

ein, daß es im Gebiete des Uuterstützungswohnsitzgesetzes bezüglich der Zugehörigkeit
leicht Zweifel und Streitigkeiten giebt und daß zwischen den Gemeinden vielfach
ein kleiner Krieg herrscht, da sie bemüht sind, sich die Armenlast einander znzuwälzen,
bevor der Fall der Unterstützungspflicht eingetreten ist, wir wollen andrerseits an¬
erkennen, daß das Heimat-System ein gewisses persönliches sittliches Verhältniß be¬
gründet, daß insbesondere der Heimatgemeinde gegenüber aus einem Gefühle der
Anhänglichkeit und aus Ehrgefühl viele sich scheuen muthwillige Ansprüche zu machen,
die am Orte des Unterstützungswohnsitzes mit anspruchsvollen Trotz ans ihr Recht
Pochen; trotzdem können wir dein Verfasser in seiner Vorliebe für das Heimat¬
system nicht beistimmen. Bei dem außerordentlichen Wechsel der Bevölkerung zumal
in Districten, die arm sind oder großen Fabrikstädten nahe liegen, fällt bei diesen,
System den Gemeinden eine Menge von Armen zur Last, die allen Zusammen¬
hang mit ihrer Heimat verloren haben. Jahrelang haben die Armen in Städten
ihren Erwerb gehabt. Es ist eine entschiedene Härte, die Fürsorge für dieselben,
wenn sie durch Alter oder Krankheit zurückgekommen sind, der Heimatgemeinde zu¬
zuschieben. Andrerseits verhehlen wir uns nicht, daß das Unterstützungswohnsitz-
gesetz die großen Städte unverhältnißmäßig belastet, denn die Frist voll zwei Jahren
ist zu kurz bemessen, um zu beurtheilen, ob sich jemand in seinem neuen Wohnorte
zu halten vermag. Eine Verlängerung der Frist auf fünf Jahre würde größere
Stetigkeit bewirken und die Vortheile, welche der Verfasser von dem Heimatsystem
erwartet, nach sich ziehen.

Zum Schlüsse seiner trefflichen Abhandlung behandelt der Verfasser die frei¬
willige Armenpflege, welche der öffentlichen zur Seite treten muß. Dieselbe soll
ans religiös-sittlicher Grundlage ruhen; ihr Ziel ist die wirtschaftliche Selbständig¬
keit ihrer Pfleglinge.


Verzeichniß der Pcriodica aus den Gebieten der Literatur, Kunst und Wissen¬
schaft im Besitze der K. öffentlichem Bibliothek zu Dresden. Herausgegeben
von Paul Emil Richter, Secretär der Bibliothek. Dresden, Burdach, 1380.

Das vorliegende Heft enthält einen vollständigen, mit großer bibliographischer
Sorgfalt und Zuverlässigkeit gearbeiteten Katalog aller ans der Kgl. öffentlichen
Bibliothek in Dresden befindlichen periodisch erschienenen oder noch erscheinenden
Literatur, alphabetisch geordnet und begleitet durch wiederum alphabetisch geordnete
Herausgeber- und Materienverzeichnisse. Für den Eingeweihten ist damit genug
gesagt; er wird mit beiden Händen uach diesem wichtigen literarischen Hilfsmittel
greifen und sich dnrch den Preis — ki Mark —, der nur im Verhältniß zu dem
äußern Umfange des Heftes, nicht aber im Verhältniß zu seinem reichen Inhalte
hoch erscheint, nicht abschrecken lassen. Keiner, der wissenschaftlich arbeitet, es sei
auf welchem Gebiete es wolle, wird in Zukunft diesen Katalog entbehren können
und wollen. Kann er ihn nicht selbst erwerben, so wird er wenigstens darauf
bringen, daß die ihm zunächst stehenden Stadt-, Schul- oder Universitätsbibliothek
ihn anschaffe. Dem Fernerstehenden aber wird die Bedeutung des Katalogs ein¬
leuchten, wenn wir hinzufügen, daß die Dresdener Bibliothek einen geradezu stupenden
Reichthum an älterer und neuerer Zeitschriftenliteratnr besitzt und daß das vor¬
liegende Verzeichniß die Benutzung desselben dnrch seine Praktischen Indices auch
da ermöglicht und erleichtert, wo, wie so oft, der Suchende für das, was er sucht,
vielleicht nur geringe Anhaltepunkte hat.




Für die Redaction verantwortlich: Johannes Grunvw in Leipzig.
Verlast von F. L. Herbig in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Rcndiiitz-Leipzig.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157697/372>, abgerufen am 27.12.2024.