Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite
Glüh Capponi.
von Btto Speyer. (Schluß.)

n der unblutigen Revolution des Aprils 1859, welche der loth¬
ringischen Dynastie in Florenz ein unrühmliches Ziel setzte, nahm
Cappvni keinen hervorragenden Antheil, wenn er ihr auch wohl
kaum so fern gestanden hat, wie Neumond behauptet, der dieselbe
überhaupt in sehr einseitiger Weise als ein bloßes Product
Cavourscher Intriguen darstellt. Mit den Zielen der Bewegung einverstanden,
war Cappvni schwankend und bedenklich betreffs der Mittel. Sicher ist wenigstens,
daß er das Resultat der Umwälzung billigte. Das beweist die Annahme eines
Maubads für die eoustituirende Versammlung, sein Votum für die Absetzung
der Lothringer und die Verbindung mit Norditalien sowie die ausdrückliche
Billigung des Einfalls der piemontesischen Truppen in Umbrien und die Marken.
Die Ablehnung des ihm augebotnen Vorsitzes in dein neuen toscanischen Staats¬
rathe beruhte nicht auf politischen Gründen.

Als Victor Emanuel zum ersten Male die nen annectirten Provinzen Mittcl-
itciliens besuchte, bezeugte er auch dein ehrwürdigen Blinden in Florenz seine
persönliche Verehrung und ernannte ihn zum Ehrenpräsidenten des von Rieasoli
gegründeten Institut" äsM swäi lux"riori, das -- keine allzuglückliche Idee --
eine den einzelnen Universitäten Italiens übergeordnete Gesanuntakademie dar¬
zustellen bestimmt war. Mit Orden überhäuft nahm Capponi einen Sitz im
Senate des neuen Königreichs ein und war, so lange die Kammern in Florenz
tagten, eins der eifrigsten und thätigsten Mitglieder desselben, unschätzbar in
den Commissionen durch deu Reichthum und die stete Bereitschaft seines Wissens,
die Schärfe seines Urtheils und die nie durch Parteivornrtheile getrübte Klar¬
heit des Blickes, wenn auch nur ein mittelmäßiger Redner in den öffentlichen
Sitzungen der Kammer.

Das preußisch-italienische Bündniß von 18ö(Z begrüßte Cappvni mit herz¬
licher Freude, wie er auch einer der wenigen gewesen war, die Cavvurs kühnen
Gedanken des Bündnisses mit den Westmächten und der Theilnahme am Krim¬
kriege gebilligt hatten. Wenn die Niederlagen von Custozza und Lissa sein
warmes Patriotenherz mit tiefem Schmerze erfüllten, so kamen sie dem scharf¬
blickender, vonrtheilslvscn Mann doch nicht ganz als ein Blitzstrahl ans heiterm


Glüh Capponi.
von Btto Speyer. (Schluß.)

n der unblutigen Revolution des Aprils 1859, welche der loth¬
ringischen Dynastie in Florenz ein unrühmliches Ziel setzte, nahm
Cappvni keinen hervorragenden Antheil, wenn er ihr auch wohl
kaum so fern gestanden hat, wie Neumond behauptet, der dieselbe
überhaupt in sehr einseitiger Weise als ein bloßes Product
Cavourscher Intriguen darstellt. Mit den Zielen der Bewegung einverstanden,
war Cappvni schwankend und bedenklich betreffs der Mittel. Sicher ist wenigstens,
daß er das Resultat der Umwälzung billigte. Das beweist die Annahme eines
Maubads für die eoustituirende Versammlung, sein Votum für die Absetzung
der Lothringer und die Verbindung mit Norditalien sowie die ausdrückliche
Billigung des Einfalls der piemontesischen Truppen in Umbrien und die Marken.
Die Ablehnung des ihm augebotnen Vorsitzes in dein neuen toscanischen Staats¬
rathe beruhte nicht auf politischen Gründen.

Als Victor Emanuel zum ersten Male die nen annectirten Provinzen Mittcl-
itciliens besuchte, bezeugte er auch dein ehrwürdigen Blinden in Florenz seine
persönliche Verehrung und ernannte ihn zum Ehrenpräsidenten des von Rieasoli
gegründeten Institut» äsM swäi lux«riori, das — keine allzuglückliche Idee —
eine den einzelnen Universitäten Italiens übergeordnete Gesanuntakademie dar¬
zustellen bestimmt war. Mit Orden überhäuft nahm Capponi einen Sitz im
Senate des neuen Königreichs ein und war, so lange die Kammern in Florenz
tagten, eins der eifrigsten und thätigsten Mitglieder desselben, unschätzbar in
den Commissionen durch deu Reichthum und die stete Bereitschaft seines Wissens,
die Schärfe seines Urtheils und die nie durch Parteivornrtheile getrübte Klar¬
heit des Blickes, wenn auch nur ein mittelmäßiger Redner in den öffentlichen
Sitzungen der Kammer.

Das preußisch-italienische Bündniß von 18ö(Z begrüßte Cappvni mit herz¬
licher Freude, wie er auch einer der wenigen gewesen war, die Cavvurs kühnen
Gedanken des Bündnisses mit den Westmächten und der Theilnahme am Krim¬
kriege gebilligt hatten. Wenn die Niederlagen von Custozza und Lissa sein
warmes Patriotenherz mit tiefem Schmerze erfüllten, so kamen sie dem scharf¬
blickender, vonrtheilslvscn Mann doch nicht ganz als ein Blitzstrahl ans heiterm


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0260" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/149244"/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Glüh Capponi.<lb/><note type="byline"> von Btto Speyer.</note> (Schluß.)</head><lb/>
          <p xml:id="ID_710"> n der unblutigen Revolution des Aprils 1859, welche der loth¬<lb/>
ringischen Dynastie in Florenz ein unrühmliches Ziel setzte, nahm<lb/>
Cappvni keinen hervorragenden Antheil, wenn er ihr auch wohl<lb/>
kaum so fern gestanden hat, wie Neumond behauptet, der dieselbe<lb/>
überhaupt in sehr einseitiger Weise als ein bloßes Product<lb/>
Cavourscher Intriguen darstellt. Mit den Zielen der Bewegung einverstanden,<lb/>
war Cappvni schwankend und bedenklich betreffs der Mittel. Sicher ist wenigstens,<lb/>
daß er das Resultat der Umwälzung billigte. Das beweist die Annahme eines<lb/>
Maubads für die eoustituirende Versammlung, sein Votum für die Absetzung<lb/>
der Lothringer und die Verbindung mit Norditalien sowie die ausdrückliche<lb/>
Billigung des Einfalls der piemontesischen Truppen in Umbrien und die Marken.<lb/>
Die Ablehnung des ihm augebotnen Vorsitzes in dein neuen toscanischen Staats¬<lb/>
rathe beruhte nicht auf politischen Gründen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_711"> Als Victor Emanuel zum ersten Male die nen annectirten Provinzen Mittcl-<lb/>
itciliens besuchte, bezeugte er auch dein ehrwürdigen Blinden in Florenz seine<lb/>
persönliche Verehrung und ernannte ihn zum Ehrenpräsidenten des von Rieasoli<lb/>
gegründeten Institut» äsM swäi lux«riori, das &#x2014; keine allzuglückliche Idee &#x2014;<lb/>
eine den einzelnen Universitäten Italiens übergeordnete Gesanuntakademie dar¬<lb/>
zustellen bestimmt war. Mit Orden überhäuft nahm Capponi einen Sitz im<lb/>
Senate des neuen Königreichs ein und war, so lange die Kammern in Florenz<lb/>
tagten, eins der eifrigsten und thätigsten Mitglieder desselben, unschätzbar in<lb/>
den Commissionen durch deu Reichthum und die stete Bereitschaft seines Wissens,<lb/>
die Schärfe seines Urtheils und die nie durch Parteivornrtheile getrübte Klar¬<lb/>
heit des Blickes, wenn auch nur ein mittelmäßiger Redner in den öffentlichen<lb/>
Sitzungen der Kammer.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_712" next="#ID_713"> Das preußisch-italienische Bündniß von 18ö(Z begrüßte Cappvni mit herz¬<lb/>
licher Freude, wie er auch einer der wenigen gewesen war, die Cavvurs kühnen<lb/>
Gedanken des Bündnisses mit den Westmächten und der Theilnahme am Krim¬<lb/>
kriege gebilligt hatten. Wenn die Niederlagen von Custozza und Lissa sein<lb/>
warmes Patriotenherz mit tiefem Schmerze erfüllten, so kamen sie dem scharf¬<lb/>
blickender, vonrtheilslvscn Mann doch nicht ganz als ein Blitzstrahl ans heiterm</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0260] Glüh Capponi. von Btto Speyer. (Schluß.) n der unblutigen Revolution des Aprils 1859, welche der loth¬ ringischen Dynastie in Florenz ein unrühmliches Ziel setzte, nahm Cappvni keinen hervorragenden Antheil, wenn er ihr auch wohl kaum so fern gestanden hat, wie Neumond behauptet, der dieselbe überhaupt in sehr einseitiger Weise als ein bloßes Product Cavourscher Intriguen darstellt. Mit den Zielen der Bewegung einverstanden, war Cappvni schwankend und bedenklich betreffs der Mittel. Sicher ist wenigstens, daß er das Resultat der Umwälzung billigte. Das beweist die Annahme eines Maubads für die eoustituirende Versammlung, sein Votum für die Absetzung der Lothringer und die Verbindung mit Norditalien sowie die ausdrückliche Billigung des Einfalls der piemontesischen Truppen in Umbrien und die Marken. Die Ablehnung des ihm augebotnen Vorsitzes in dein neuen toscanischen Staats¬ rathe beruhte nicht auf politischen Gründen. Als Victor Emanuel zum ersten Male die nen annectirten Provinzen Mittcl- itciliens besuchte, bezeugte er auch dein ehrwürdigen Blinden in Florenz seine persönliche Verehrung und ernannte ihn zum Ehrenpräsidenten des von Rieasoli gegründeten Institut» äsM swäi lux«riori, das — keine allzuglückliche Idee — eine den einzelnen Universitäten Italiens übergeordnete Gesanuntakademie dar¬ zustellen bestimmt war. Mit Orden überhäuft nahm Capponi einen Sitz im Senate des neuen Königreichs ein und war, so lange die Kammern in Florenz tagten, eins der eifrigsten und thätigsten Mitglieder desselben, unschätzbar in den Commissionen durch deu Reichthum und die stete Bereitschaft seines Wissens, die Schärfe seines Urtheils und die nie durch Parteivornrtheile getrübte Klar¬ heit des Blickes, wenn auch nur ein mittelmäßiger Redner in den öffentlichen Sitzungen der Kammer. Das preußisch-italienische Bündniß von 18ö(Z begrüßte Cappvni mit herz¬ licher Freude, wie er auch einer der wenigen gewesen war, die Cavvurs kühnen Gedanken des Bündnisses mit den Westmächten und der Theilnahme am Krim¬ kriege gebilligt hatten. Wenn die Niederlagen von Custozza und Lissa sein warmes Patriotenherz mit tiefem Schmerze erfüllten, so kamen sie dem scharf¬ blickender, vonrtheilslvscn Mann doch nicht ganz als ein Blitzstrahl ans heiterm

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157697
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157697/260
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157697/260>, abgerufen am 27.12.2024.