Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal.p, K, Rosegger. eingcfmwen, von dem er ausgegangen war und auf dem allein er gesunde Solche Erzeugnisse, in denen Rosegger entweder im Ueberfluß von GefühlS- Zwei Erzählungen, die sich gleichfalls von der Reihe der einfach realistischen Die Mehrzahl seiner Schriften ist frisch und gesund. Wenn sie auch in: p, K, Rosegger. eingcfmwen, von dem er ausgegangen war und auf dem allein er gesunde Solche Erzeugnisse, in denen Rosegger entweder im Ueberfluß von GefühlS- Zwei Erzählungen, die sich gleichfalls von der Reihe der einfach realistischen Die Mehrzahl seiner Schriften ist frisch und gesund. Wenn sie auch in: <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0226" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/149210"/> <fw type="header" place="top"> p, K, Rosegger.</fw><lb/> <p xml:id="ID_608" prev="#ID_607"> eingcfmwen, von dem er ausgegangen war und auf dem allein er gesunde<lb/> Früchte erzielen wird — auf dem Boden gesunder Realistik.</p><lb/> <p xml:id="ID_609"> Solche Erzeugnisse, in denen Rosegger entweder im Ueberfluß von GefühlS-<lb/> rvmantik oder mit unreifer und ungeschickter Satire verschwommene oder mari-<lb/> onettenhaftc Figuren zeichnet, finden sich durch eine Reihe von Bänden verstreut,<lb/> oft neben durchaus kräftigem und sicher hingeworfenen. Rosegger hat nicht die<lb/> löbliche Gewohnheit mancher andern Novellisten, seinen Erzählungen das Jahr<lb/> ihrer Entstehung beizusetzen; so ist es nicht recht ersichtlich, ob die einzelnen<lb/> Erzählungen, welche in den verschiedenen Sammlungen vereinigt sind, wirklich zu<lb/> gleicher Zeit geschrieben wurden. Wir vermuthen, daß manches, was erst in<lb/> spätern Sammlungen aufgenommen worden, einer frühern Schaffcnsperivdc<lb/> angehört. Daß die ersten Versuche etwas schwankend in der Haltung sind, ist erklärlich.<lb/> So enthält der erste Band, welcher breitere und abgerundetere Erzählungen bringt,<lb/> die „Geschichten aus Steiermark" (1871), neben einigem, was schon die volle<lb/> Kraft und Anmuth des Dichters aufweist, anderes, was trotz vortrefflicher<lb/> Einzelheiten um Ueberschwänglichkeit leidet. In den „Geschichten aus den Alpen"<lb/> (1873) ist nur „Der Adel im Dorfe" mißlungen dnrch die earrieaturenhaft<lb/> verzeichnete adliche Gesellschaft, die „sogenannte große Welt", welche sich unter<lb/> die Dörfler verirrt. Die am wenigsten erquicklichen oder geradezu unerquick¬<lb/> lichen Sachen finden sich aber in den in den Jahren 1875 und 1876 veröffent¬<lb/> lichten Bänden. „Alpenrvth" und das abgeschmackt überschwängliche „Haus auf<lb/> der Höhe" in der Sammlung „Aus Wäldern und Bergen" (1876), welche seltsam<lb/> von dein übrigen frischen Inhalt des Bündchen abstechen, „Erich in der Wild-<lb/> niß" in den „Sonderlingen" (1876), bei vielen schönen Einzelheiten, „Johannes<lb/> der Liebling" und „Der Waisenknabe" im zweiten Bande von „Streit und<lb/> Sieg" (1876) — der ganze Band ist schwach —, sind solche verfehlte Erzeugnisse,<lb/> die sich wunderlich neben dem übrigen ausnehmen. In manchen andern stören<lb/> nur einzelne Verzeichnungen das Gesammtbild; hier wird in spätern Auflagen<lb/> die verbessernde Hand leicht die Unebenheiten beseitigen.</p><lb/> <p xml:id="ID_610"> Zwei Erzählungen, die sich gleichfalls von der Reihe der einfach realistischen<lb/> durch eine romantische Färbung absondern, zeigen, was Rosegger in glücklicher<lb/> Stunde auch auf anderen Gebiete vermag, die beiden historischen Novellen „Der<lb/> Höllbart" und „Das Leben siegt" im ersten Bande von „Streit und Sieg", die<lb/> eine ein farbenprächtiges, höchst dramatisches Gemälde, die andere ein graziöses<lb/> Gcnrcbildchen, welches fast aussieht, als wäre es aus der Schule Gottfried<lb/> Kellers. Sie gehören zu dein Besten, was Rosegger geschrieben hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_611" next="#ID_612"> Die Mehrzahl seiner Schriften ist frisch und gesund. Wenn sie auch in:<lb/> Ton und in der Durcharbeitung sich nicht immer auf gleicher Höhe halten, so</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0226]
p, K, Rosegger.
eingcfmwen, von dem er ausgegangen war und auf dem allein er gesunde
Früchte erzielen wird — auf dem Boden gesunder Realistik.
Solche Erzeugnisse, in denen Rosegger entweder im Ueberfluß von GefühlS-
rvmantik oder mit unreifer und ungeschickter Satire verschwommene oder mari-
onettenhaftc Figuren zeichnet, finden sich durch eine Reihe von Bänden verstreut,
oft neben durchaus kräftigem und sicher hingeworfenen. Rosegger hat nicht die
löbliche Gewohnheit mancher andern Novellisten, seinen Erzählungen das Jahr
ihrer Entstehung beizusetzen; so ist es nicht recht ersichtlich, ob die einzelnen
Erzählungen, welche in den verschiedenen Sammlungen vereinigt sind, wirklich zu
gleicher Zeit geschrieben wurden. Wir vermuthen, daß manches, was erst in
spätern Sammlungen aufgenommen worden, einer frühern Schaffcnsperivdc
angehört. Daß die ersten Versuche etwas schwankend in der Haltung sind, ist erklärlich.
So enthält der erste Band, welcher breitere und abgerundetere Erzählungen bringt,
die „Geschichten aus Steiermark" (1871), neben einigem, was schon die volle
Kraft und Anmuth des Dichters aufweist, anderes, was trotz vortrefflicher
Einzelheiten um Ueberschwänglichkeit leidet. In den „Geschichten aus den Alpen"
(1873) ist nur „Der Adel im Dorfe" mißlungen dnrch die earrieaturenhaft
verzeichnete adliche Gesellschaft, die „sogenannte große Welt", welche sich unter
die Dörfler verirrt. Die am wenigsten erquicklichen oder geradezu unerquick¬
lichen Sachen finden sich aber in den in den Jahren 1875 und 1876 veröffent¬
lichten Bänden. „Alpenrvth" und das abgeschmackt überschwängliche „Haus auf
der Höhe" in der Sammlung „Aus Wäldern und Bergen" (1876), welche seltsam
von dein übrigen frischen Inhalt des Bündchen abstechen, „Erich in der Wild-
niß" in den „Sonderlingen" (1876), bei vielen schönen Einzelheiten, „Johannes
der Liebling" und „Der Waisenknabe" im zweiten Bande von „Streit und
Sieg" (1876) — der ganze Band ist schwach —, sind solche verfehlte Erzeugnisse,
die sich wunderlich neben dem übrigen ausnehmen. In manchen andern stören
nur einzelne Verzeichnungen das Gesammtbild; hier wird in spätern Auflagen
die verbessernde Hand leicht die Unebenheiten beseitigen.
Zwei Erzählungen, die sich gleichfalls von der Reihe der einfach realistischen
durch eine romantische Färbung absondern, zeigen, was Rosegger in glücklicher
Stunde auch auf anderen Gebiete vermag, die beiden historischen Novellen „Der
Höllbart" und „Das Leben siegt" im ersten Bande von „Streit und Sieg", die
eine ein farbenprächtiges, höchst dramatisches Gemälde, die andere ein graziöses
Gcnrcbildchen, welches fast aussieht, als wäre es aus der Schule Gottfried
Kellers. Sie gehören zu dein Besten, was Rosegger geschrieben hat.
Die Mehrzahl seiner Schriften ist frisch und gesund. Wenn sie auch in:
Ton und in der Durcharbeitung sich nicht immer auf gleicher Höhe halten, so
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