Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal.Kriegführung im Mittelalter. Petrarien und die leichtern Epringales, mit denen große Pfeile abgeschossen Vor der Schlacht auf dem Marchfelde sprach der Bischof von Basel mit Sant Marei, Mutter und Maid, Die Czechen aber riefen: "Gospodina pomiloido!" (Herr, erbarme dich!) Den¬ Noch ist Zeit zur Borbereitung, und die Ritter können noch einmal ab¬
Mit lautem Kriegsgeschrei dringen darauf die Schaaren auf einander ein. *) Dies wird lateinisch bald mit Uontis Muslin", bald mit Msum ^nutum wieder¬ gegeben und soll das Königsbanner bedeuten. Grenzboten I. 1831. 18
Kriegführung im Mittelalter. Petrarien und die leichtern Epringales, mit denen große Pfeile abgeschossen Vor der Schlacht auf dem Marchfelde sprach der Bischof von Basel mit Sant Marei, Mutter und Maid, Die Czechen aber riefen: „Gospodina pomiloido!" (Herr, erbarme dich!) Den¬ Noch ist Zeit zur Borbereitung, und die Ritter können noch einmal ab¬
Mit lautem Kriegsgeschrei dringen darauf die Schaaren auf einander ein. *) Dies wird lateinisch bald mit Uontis Muslin», bald mit Msum ^nutum wieder¬ gegeben und soll das Königsbanner bedeuten. Grenzboten I. 1831. 18
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Kriegführung im Mittelalter.
Petrarien und die leichtern Epringales, mit denen große Pfeile abgeschossen
wurden.
Vor der Schlacht auf dem Marchfelde sprach der Bischof von Basel mit
lauter Stimme das kurze Gebet:
Sant Marei, Mutter und Maid,
Alle unsre Noth sei dir gechlait (geklagt).
Die Czechen aber riefen: „Gospodina pomiloido!" (Herr, erbarme dich!) Den¬
selben Vers wie der Bischof singen 1190 die Christen bei einem Ausfalle aus
Ma, und 1298 wird er in der Schlacht bei Gellheim angestimmt. Vor der Schlacht
bei Bouvines, 1214, herrscht zunächst Stille, nur die Herolde rufen „Harou!"
und beklagen die unvermeidliche Metzelei, dann ziehen sie sich zurück.
Noch ist Zeit zur Borbereitung, und die Ritter können noch einmal ab¬
steigen und die Sättel fester gürten. Sind beide Gegner zum Gefechte bereit,
so stimmen die Krieger ihren Schlachtgesang, das „Wicliet," an, das Zeichen
zum Angriffe wird gegeben, die Fahnenträger senken die Lanzen, und die Schlacht
beginnt. Die Normannen singen bei Hastings das Rolandslied, welches ihnen
der Ritter Taillefer vorsingt. Ist der Gesang mehr erbaulicher Natur, wieder¬
holt sich darin namentlich der Ruf: „Kyrie eleison" öfters, so heißt das ganze
Lied „Leis." In der Schlacht bei Gellheim stimmen die Soldaten den Leis:
„In Gottes Namen fahren wir" an. Desgleichen thun die lustigen Gesellen in
„der Wiener Meerfahrt," die so lange gezecht haben, bis sie auf einem Kreuzzuge
zu sein vermeinen. Ein Bruchstück aus einem Kreuzfahrer-Leis, das im „Herzog
Ernst" erhalten ist, lautet:
Nu helf uns das heilige Grab
Und der sich durch uns darin gab
Mit sinen Herren Wunden,
Das wir zu Jerusalem funden
Werden fröhliche
Und in dem Himmelriche
Gott gebe uns der werden Lohn
Und singen: Kyrie eleison.
Mit lautem Kriegsgeschrei dringen darauf die Schaaren auf einander ein.
Die Franzosen rusen: NovMs, Laire vsnis!*), die Normannen vsx sis!
(Gott helfe), der deutsche Kaiser hat das Kriegsgeschrei „Rom," andere Schlacht¬
haufen sammeln sich, indem sie den Namen ihres Heimatslandes oder ihrer
Hauptstadt schreien, der Schlachtruf der Kreuzfahrer ist: „Hilf uns, heiliges
Grab!" oder: „Laoe sexulors sis!" Auch den Sarazenen und Türken, die, wie
*) Dies wird lateinisch bald mit Uontis Muslin», bald mit Msum ^nutum wieder¬
gegeben und soll das Königsbanner bedeuten.
Grenzboten I. 1831. 18
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