Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal.Chr. Gottfried Körner und I, G. Göschen, den Göschen mit seinen Mitteln begründen sollte, mußte vor allem die Werke Mehr Geld nun wurde allerdings erfordert, und Unternehmungen von Chr. Gottfried Körner und I, G. Göschen, den Göschen mit seinen Mitteln begründen sollte, mußte vor allem die Werke Mehr Geld nun wurde allerdings erfordert, und Unternehmungen von <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0130" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/149114"/> <fw type="header" place="top"> Chr. Gottfried Körner und I, G. Göschen,</fw><lb/> <p xml:id="ID_329" prev="#ID_328"> den Göschen mit seinen Mitteln begründen sollte, mußte vor allem die Werke<lb/> solcher Schriftsteller an sich zu bringen suchen, die „zeigten, was der Mensch auch<lb/> jetzt noch vermag", und dem „besseren Theile der Menschheit, den seines Zeit¬<lb/> alters ekelte, der im Gewühl ausgearteter Geschöpfe nach Größe schmachtete",<lb/> den Durst löschten. (Körners erster Brief an Schiller in Mannheim, vom<lb/> Juni 1784.) Indessen war Körner aus oben angedeuteten Ursachen für die<lb/> Vorstellung nicht unempfänglich, daß ihm ein reichlicher Gewinn aus den ge¬<lb/> planten geistig-merkantilen Unternehmungen erwachsen könne. Er war der Mann<lb/> eines anspruchslosen, aber frohen und freien Lebensgenusses, er theilte gern gro߬<lb/> müthig mit andern, namentlich mit Männern von Geist, und die deutsche Nation<lb/> bleibt seinem Andenken aus immer für die Art verpflichtet, mit der er Schiller<lb/> über die schwierigste Periode seines Lebens hinweggeholfen. Der Traum, zu<lb/> gleicher Zeit die bessere Literatur zu fördern und dabei für seinen Beutel zu<lb/> sorge», konnte nichts Abschreckendes sür den durch und durch idealistischen,<lb/> aber dabei klaren und hellen Blickes ins Leben schauenden Körner haben. Er<lb/> machte im Frühjahr 1785 einen Ueberschlag seines Vermögens und schrieb<lb/> (3. März 1785) an Göschen: „Wenn Sie mit 3000 Thalern eine Handlung<lb/> anfangen können: so bin ich Ihr Mann. Mehr kann ich jetzt nicht gewiß ver¬<lb/> sprechen, weil ich meine Angelegenheiten noch nicht ganz übersehen kann. Doch<lb/> wenn sich uns eine Unternehmung darbietet, die mehr Geld erfordert, so wird<lb/> auch zu mehreren: Rath werden."</p><lb/> <p xml:id="ID_330" next="#ID_331"> Mehr Geld nun wurde allerdings erfordert, und Unternehmungen von<lb/> großer Tragweite und von entscheidender Wichtigkeit in Körners wie in Göschens<lb/> Sinne boten sich alsbald dar. Schon am nächsten Tage nach der gedachten<lb/> Erklärung an Göschen griff Körner selbständig für das Interesse der „Hand¬<lb/> lung" ein und erklärte, für Schiller, welcher einer Summe bedürfte, um aus<lb/> Mannheim überhaupt abreisen und in die Arme der ihn in Sachsen erwarten¬<lb/> den neuen Freunde eilen zu können, 300 Thaler senden zu wollen. „Jetzt noch<lb/> eine Sache, die keinen Aufschub leidet. Es äußert sich eine Gelegenheit, Schillern<lb/> einen Freundschaftsdienst zu erweisen und ihn zugleich für unsern Verlag zu<lb/> gewinnen. Huber hat Ihnen schon davon ausführlich geschrieben, doch muß es<lb/> das Ansehen haben, als ob es von Ihnen geschähe, um den Verlag der Rheini¬<lb/> schen Thalia zu bekommen. Ich werde Schillern schreiben, daß ich in Ihrer<lb/> Handlung ein Capital hätte, daß ich daher mit Ihnen in Abrechnung stünde,<lb/> daß er aber die Bedingungen wegen der Uebernahme der Rheinischen Thalia<lb/> bloß mit Ihnen auszumachen hätte, daß Sie ihm auf eine Art wie er es ver¬<lb/> langte 300 Thaler zuschicken würden, gegen einen Schein, den Sie mir auf den<lb/> Fall, daß Sie über die Bedingungen nicht einig werden könnten, als baares<lb/> Geld anrechnen würden. So sieht er, daß man ihm nicht etwa einen nachthei-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0130]
Chr. Gottfried Körner und I, G. Göschen,
den Göschen mit seinen Mitteln begründen sollte, mußte vor allem die Werke
solcher Schriftsteller an sich zu bringen suchen, die „zeigten, was der Mensch auch
jetzt noch vermag", und dem „besseren Theile der Menschheit, den seines Zeit¬
alters ekelte, der im Gewühl ausgearteter Geschöpfe nach Größe schmachtete",
den Durst löschten. (Körners erster Brief an Schiller in Mannheim, vom
Juni 1784.) Indessen war Körner aus oben angedeuteten Ursachen für die
Vorstellung nicht unempfänglich, daß ihm ein reichlicher Gewinn aus den ge¬
planten geistig-merkantilen Unternehmungen erwachsen könne. Er war der Mann
eines anspruchslosen, aber frohen und freien Lebensgenusses, er theilte gern gro߬
müthig mit andern, namentlich mit Männern von Geist, und die deutsche Nation
bleibt seinem Andenken aus immer für die Art verpflichtet, mit der er Schiller
über die schwierigste Periode seines Lebens hinweggeholfen. Der Traum, zu
gleicher Zeit die bessere Literatur zu fördern und dabei für seinen Beutel zu
sorge», konnte nichts Abschreckendes sür den durch und durch idealistischen,
aber dabei klaren und hellen Blickes ins Leben schauenden Körner haben. Er
machte im Frühjahr 1785 einen Ueberschlag seines Vermögens und schrieb
(3. März 1785) an Göschen: „Wenn Sie mit 3000 Thalern eine Handlung
anfangen können: so bin ich Ihr Mann. Mehr kann ich jetzt nicht gewiß ver¬
sprechen, weil ich meine Angelegenheiten noch nicht ganz übersehen kann. Doch
wenn sich uns eine Unternehmung darbietet, die mehr Geld erfordert, so wird
auch zu mehreren: Rath werden."
Mehr Geld nun wurde allerdings erfordert, und Unternehmungen von
großer Tragweite und von entscheidender Wichtigkeit in Körners wie in Göschens
Sinne boten sich alsbald dar. Schon am nächsten Tage nach der gedachten
Erklärung an Göschen griff Körner selbständig für das Interesse der „Hand¬
lung" ein und erklärte, für Schiller, welcher einer Summe bedürfte, um aus
Mannheim überhaupt abreisen und in die Arme der ihn in Sachsen erwarten¬
den neuen Freunde eilen zu können, 300 Thaler senden zu wollen. „Jetzt noch
eine Sache, die keinen Aufschub leidet. Es äußert sich eine Gelegenheit, Schillern
einen Freundschaftsdienst zu erweisen und ihn zugleich für unsern Verlag zu
gewinnen. Huber hat Ihnen schon davon ausführlich geschrieben, doch muß es
das Ansehen haben, als ob es von Ihnen geschähe, um den Verlag der Rheini¬
schen Thalia zu bekommen. Ich werde Schillern schreiben, daß ich in Ihrer
Handlung ein Capital hätte, daß ich daher mit Ihnen in Abrechnung stünde,
daß er aber die Bedingungen wegen der Uebernahme der Rheinischen Thalia
bloß mit Ihnen auszumachen hätte, daß Sie ihm auf eine Art wie er es ver¬
langte 300 Thaler zuschicken würden, gegen einen Schein, den Sie mir auf den
Fall, daß Sie über die Bedingungen nicht einig werden könnten, als baares
Geld anrechnen würden. So sieht er, daß man ihm nicht etwa einen nachthei-
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