Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Viertes Quartal.zu lösen, indem man der ausübenden Hand das Werkzeug sichert und den Boden Wodurch gelingt es dem Juden auf diesem und allen anderen Gebieten Ja, was für einer! Meist ist es ein sogenannter Aristokrat, der die aristo¬ zu lösen, indem man der ausübenden Hand das Werkzeug sichert und den Boden Wodurch gelingt es dem Juden auf diesem und allen anderen Gebieten Ja, was für einer! Meist ist es ein sogenannter Aristokrat, der die aristo¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0084" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/147731"/> <p xml:id="ID_245" prev="#ID_244"> zu lösen, indem man der ausübenden Hand das Werkzeug sichert und den Boden<lb/> unter den Füßen erhält, um ihm so einen Halt gegen den Ansturm des Wuchers<lb/> zu geben. Dies läßt sich in einem Lande, wo es jedem frei steht, nach seiner<lb/> Fciyou selig zu werden, nicht durch confessionelle Spiegelfechtereien verdunkeln.<lb/> Uns ist ein getaufter und laufender Paulus Cassel auf der Kanzel in noch<lb/> höherem Grade Repräsentant seiner Rasse als irgend ein ungetaufter oder, wie<lb/> das Volk sagt, „ehrlicher" Jude, vou dem mau weiß, daß er uns und allem,<lb/> was uns zugehört, mit Vorliebe den Hals abschneidet — auch unserer Kunst,<lb/> auch unseren Dichtern. Man wird wohlthun, diese wirthschaftliche Aufgabe<lb/> ernst zu nehmen, um diesem „Rassenkampfe" seine giftige, vielleicht tödtliche Spitze<lb/> abzubrechen, und die „ehrlichen" Juden selber dürften daran das größte Inter¬<lb/> esse haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_246"> Wodurch gelingt es dem Juden auf diesem und allen anderen Gebieten<lb/> den materiellen Vortheil über uns zu erringen? Dadurch, daß er mit seinem<lb/> Besitz, mit seinen Talenten wuchert, während die Kinder des Landes ihre Gaben<lb/> vergeuden. Unsere Kunst, unsere Kläger, unsere Devrients, unsere Hugo Müller<lb/> waren Genies, sie pochten auf ihre Kraft, sie streuten ihre Habe in den Wind;<lb/> der Jude gebraucht sie. Jene sind wüst; selbst in ihren besten Momenten er¬<lb/> schreckt uns das Uebermaß, wie uns in ihren schwachen ihr Zurückbleiben gegen<lb/> das eigene Können mit Mitleid erfüllt; der Jude dagegen ist ein genau rech¬<lb/> nender Virtuose. Die Döring, die Dessoir, die Lehfeldt haben wie keiner der<lb/> vorgenannten die Mache verstanden und oft mit dämonischer Gewalt ihr Publi¬<lb/> kum beherrscht. Der Berliner Ludwig, welcher nur „Heiserkeits" halber nicht an<lb/> den Münchener Mustervorstellungen Theil nahm, ist der fleißigste Rollenlerner<lb/> des Jahrhunderts und interpretiert wenigstens unsere Dichter, wenn er sie nicht<lb/> zu spielen vermag, den bewundernden Banquierstöchtern von Neujerusalem. Er<lb/> beherrscht das Repertoire der ersten Bühne Deutschlands. Wie er dies anfängt,<lb/> ist uns ein Räthsel, aber er thuts. Der Jude „kennt die Wege in der Stadt",<lb/> er ist wachsam und beachtet jedes Wort, das den Kindern des Landes harmlos<lb/> erscheint, er scheut keine Demüthigung und auch keinen Wortwechsel — er kennt<lb/> den Werth der Schmeichelei, der Reclame und des Lobes aus anderer Munde.<lb/> Seine Vetterschaft ist profus mit ihrer Fürsprache, und der Intendant ist eben<lb/> — ein Deutscher, und „was für einer"!</p><lb/> <p xml:id="ID_247" next="#ID_248"> Ja, was für einer! Meist ist es ein sogenannter Aristokrat, der die aristo¬<lb/> kratische Gesinnung hauptsächlich darin findet, das eigene Volk und die gerade<lb/> Sprache möglichst zu verachten. Nirgends offenbart sich die Schuld, die uns<lb/> selbst in unserem Elende trifft, so sehr wir gerade bei dieser unserer sol äislmt<lb/> „Aristokratie", den eigentlichen Repräsentanten unserer nationalen Interessen —<lb/> denn das ist ja das wahre Wesen einer Aristokratie, diese leitende Bedeutung</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0084]
zu lösen, indem man der ausübenden Hand das Werkzeug sichert und den Boden
unter den Füßen erhält, um ihm so einen Halt gegen den Ansturm des Wuchers
zu geben. Dies läßt sich in einem Lande, wo es jedem frei steht, nach seiner
Fciyou selig zu werden, nicht durch confessionelle Spiegelfechtereien verdunkeln.
Uns ist ein getaufter und laufender Paulus Cassel auf der Kanzel in noch
höherem Grade Repräsentant seiner Rasse als irgend ein ungetaufter oder, wie
das Volk sagt, „ehrlicher" Jude, vou dem mau weiß, daß er uns und allem,
was uns zugehört, mit Vorliebe den Hals abschneidet — auch unserer Kunst,
auch unseren Dichtern. Man wird wohlthun, diese wirthschaftliche Aufgabe
ernst zu nehmen, um diesem „Rassenkampfe" seine giftige, vielleicht tödtliche Spitze
abzubrechen, und die „ehrlichen" Juden selber dürften daran das größte Inter¬
esse haben.
Wodurch gelingt es dem Juden auf diesem und allen anderen Gebieten
den materiellen Vortheil über uns zu erringen? Dadurch, daß er mit seinem
Besitz, mit seinen Talenten wuchert, während die Kinder des Landes ihre Gaben
vergeuden. Unsere Kunst, unsere Kläger, unsere Devrients, unsere Hugo Müller
waren Genies, sie pochten auf ihre Kraft, sie streuten ihre Habe in den Wind;
der Jude gebraucht sie. Jene sind wüst; selbst in ihren besten Momenten er¬
schreckt uns das Uebermaß, wie uns in ihren schwachen ihr Zurückbleiben gegen
das eigene Können mit Mitleid erfüllt; der Jude dagegen ist ein genau rech¬
nender Virtuose. Die Döring, die Dessoir, die Lehfeldt haben wie keiner der
vorgenannten die Mache verstanden und oft mit dämonischer Gewalt ihr Publi¬
kum beherrscht. Der Berliner Ludwig, welcher nur „Heiserkeits" halber nicht an
den Münchener Mustervorstellungen Theil nahm, ist der fleißigste Rollenlerner
des Jahrhunderts und interpretiert wenigstens unsere Dichter, wenn er sie nicht
zu spielen vermag, den bewundernden Banquierstöchtern von Neujerusalem. Er
beherrscht das Repertoire der ersten Bühne Deutschlands. Wie er dies anfängt,
ist uns ein Räthsel, aber er thuts. Der Jude „kennt die Wege in der Stadt",
er ist wachsam und beachtet jedes Wort, das den Kindern des Landes harmlos
erscheint, er scheut keine Demüthigung und auch keinen Wortwechsel — er kennt
den Werth der Schmeichelei, der Reclame und des Lobes aus anderer Munde.
Seine Vetterschaft ist profus mit ihrer Fürsprache, und der Intendant ist eben
— ein Deutscher, und „was für einer"!
Ja, was für einer! Meist ist es ein sogenannter Aristokrat, der die aristo¬
kratische Gesinnung hauptsächlich darin findet, das eigene Volk und die gerade
Sprache möglichst zu verachten. Nirgends offenbart sich die Schuld, die uns
selbst in unserem Elende trifft, so sehr wir gerade bei dieser unserer sol äislmt
„Aristokratie", den eigentlichen Repräsentanten unserer nationalen Interessen —
denn das ist ja das wahre Wesen einer Aristokratie, diese leitende Bedeutung
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