Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Viertes Quartal.behauptet. Er hat freilich nicht so viel von sich reden gemacht wie Piloty, er Franz Adam wurde am 4. Mai 1815 in Mailand als Sohn des treff¬ behauptet. Er hat freilich nicht so viel von sich reden gemacht wie Piloty, er Franz Adam wurde am 4. Mai 1815 in Mailand als Sohn des treff¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0372" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/148019"/> <p xml:id="ID_1006" prev="#ID_1005"> behauptet. Er hat freilich nicht so viel von sich reden gemacht wie Piloty, er<lb/> hatte die nützliche Kunst, der Paukenschläger seines Ruhms zu sein, nicht ge¬<lb/> lernt oder vielleicht auch nicht lernen wollen. In engern Kreisen war die Ge¬<lb/> diegenheit seines technischen Könnens, namentlich die erstaunliche Kenntniß des<lb/> Pferdes, die ihn zu einem unsrer ersten Sportsmaler befähigt hat, längst ge¬<lb/> schätzt und er selber als eine unbestrittene Autorität in seinem engern Fache<lb/> anerkannt. In weitere Kreise, über das Weichbild von München hinaus, ist<lb/> sein Ruhm erst während des letzten Jahrzehnts gedrungen, nachdem ihm die<lb/> großen Thaten der deutschen Heere Stoffe geliefert hatten, welche seiner emi¬<lb/> nenten dramatischen Kraft und seines hohen Compvsitionstalentes würdiger waren<lb/> als Pferdeporträts und Stallinterieurs.</p><lb/> <p xml:id="ID_1007" next="#ID_1008"> Franz Adam wurde am 4. Mai 1815 in Mailand als Sohn des treff¬<lb/> lichen Schlachtenmalers Albrecht Adam geboren, welcher außer ihm noch drei<lb/> Söhne hatte, die sich sämmtlich der Kunst widmeten. Benno Adam, geboren<lb/> 1812, ist ein ausgezeichneter Thier-, besonders Hochwild-, Pferde- und Hunde-<lb/> maler. Namentlich sind seine Hundeporträts so geschätzt, daß mau ihn nicht<lb/> besser als durch den Beinamen des „Deutschen Landseer" ehren zu können glaubte.<lb/> Wer die Kunst jedoch nicht durch die Autoritätsbrille und mit dem Nachbeter¬<lb/> brevier der Tradition in der Hand betrachtet, wird in diesem Vergleich eher<lb/> eine Herabsetzung Benno Adams erblicken. Kaum ist jemals ein Künstler un¬<lb/> verdienter zu einem Weltrufe gekommen als der manierierte, fade, langweilige<lb/> Lcmdseer, dessen glatt gelenkte Thierbilder von der Natur hundert Meilen weit<lb/> entfernt sind. Gerade in dem fleißigen Naturstudium aber liegt die Hauptstärke<lb/> Benno Adams und seiner Brüder; sie folgten hierin dem Beispiele ihres Vaters,<lb/> der niemals einen andern Lehrmeister als die Natur gehabt. Eugen Adam,<lb/> geboren 1817, bildete eine andere Seite der väterlichen Kunst, uümlich das<lb/> Schlachtenbild in episodischer Behandlung, weiter aus, wozu ihm namentlich die<lb/> Feldzüge der österreichischen Armee in Italien während der Jahre 1848 und<lb/> 1849, die er mitgemacht, die Stoffe lieferten. Eine Frucht dieser Kriegszüge<lb/> waren die „Erinnerungen an die österreichische Armee 1848 und 1849", welche<lb/> sein Bruder Julius (geb. 1821, geht. 1874) lithographierte. Nebenher war er<lb/> auch, gewissermaßen der Familientradition folgend, als Pferdemaler thätig. Er<lb/> starb am 4. Juni 1880. Der Vater Albrecht vollendete noch ein Jahr vor<lb/> seinem 1862 erfolgten Tode ein großes Gemälde für das Maximilianeum in<lb/> München, „Die Schlacht bei Zorndorf", welches insofern für die Beurtheilung<lb/> seines Sohnes Franz interessant ist, als es bereits die meisten jener Elemente<lb/> im Keime zeigt, welche Franz Adam zu höchster Blüthe entfaltet und zu einem<lb/> einheitlichen Ganzen von großartiger Wirkung verbunden hat. „Die Schlacht<lb/> von Zorndorf" ist noch kein Historienbild im eigentlichen Sinne. Wenn Albrecht</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0372]
behauptet. Er hat freilich nicht so viel von sich reden gemacht wie Piloty, er
hatte die nützliche Kunst, der Paukenschläger seines Ruhms zu sein, nicht ge¬
lernt oder vielleicht auch nicht lernen wollen. In engern Kreisen war die Ge¬
diegenheit seines technischen Könnens, namentlich die erstaunliche Kenntniß des
Pferdes, die ihn zu einem unsrer ersten Sportsmaler befähigt hat, längst ge¬
schätzt und er selber als eine unbestrittene Autorität in seinem engern Fache
anerkannt. In weitere Kreise, über das Weichbild von München hinaus, ist
sein Ruhm erst während des letzten Jahrzehnts gedrungen, nachdem ihm die
großen Thaten der deutschen Heere Stoffe geliefert hatten, welche seiner emi¬
nenten dramatischen Kraft und seines hohen Compvsitionstalentes würdiger waren
als Pferdeporträts und Stallinterieurs.
Franz Adam wurde am 4. Mai 1815 in Mailand als Sohn des treff¬
lichen Schlachtenmalers Albrecht Adam geboren, welcher außer ihm noch drei
Söhne hatte, die sich sämmtlich der Kunst widmeten. Benno Adam, geboren
1812, ist ein ausgezeichneter Thier-, besonders Hochwild-, Pferde- und Hunde-
maler. Namentlich sind seine Hundeporträts so geschätzt, daß mau ihn nicht
besser als durch den Beinamen des „Deutschen Landseer" ehren zu können glaubte.
Wer die Kunst jedoch nicht durch die Autoritätsbrille und mit dem Nachbeter¬
brevier der Tradition in der Hand betrachtet, wird in diesem Vergleich eher
eine Herabsetzung Benno Adams erblicken. Kaum ist jemals ein Künstler un¬
verdienter zu einem Weltrufe gekommen als der manierierte, fade, langweilige
Lcmdseer, dessen glatt gelenkte Thierbilder von der Natur hundert Meilen weit
entfernt sind. Gerade in dem fleißigen Naturstudium aber liegt die Hauptstärke
Benno Adams und seiner Brüder; sie folgten hierin dem Beispiele ihres Vaters,
der niemals einen andern Lehrmeister als die Natur gehabt. Eugen Adam,
geboren 1817, bildete eine andere Seite der väterlichen Kunst, uümlich das
Schlachtenbild in episodischer Behandlung, weiter aus, wozu ihm namentlich die
Feldzüge der österreichischen Armee in Italien während der Jahre 1848 und
1849, die er mitgemacht, die Stoffe lieferten. Eine Frucht dieser Kriegszüge
waren die „Erinnerungen an die österreichische Armee 1848 und 1849", welche
sein Bruder Julius (geb. 1821, geht. 1874) lithographierte. Nebenher war er
auch, gewissermaßen der Familientradition folgend, als Pferdemaler thätig. Er
starb am 4. Juni 1880. Der Vater Albrecht vollendete noch ein Jahr vor
seinem 1862 erfolgten Tode ein großes Gemälde für das Maximilianeum in
München, „Die Schlacht bei Zorndorf", welches insofern für die Beurtheilung
seines Sohnes Franz interessant ist, als es bereits die meisten jener Elemente
im Keime zeigt, welche Franz Adam zu höchster Blüthe entfaltet und zu einem
einheitlichen Ganzen von großartiger Wirkung verbunden hat. „Die Schlacht
von Zorndorf" ist noch kein Historienbild im eigentlichen Sinne. Wenn Albrecht
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