Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Viertes Quartal.Eindruck auf alle, die es mit Gambetta und Ferrh hielten, und die in ihr aus¬ Zur Reform des Haftpflichtgesetzes. cLuno Stommel. von Nachdem das Haftpflichtgesetz vom 7. Juni 187 t neun Jahre seine Wirk¬ Eindruck auf alle, die es mit Gambetta und Ferrh hielten, und die in ihr aus¬ Zur Reform des Haftpflichtgesetzes. cLuno Stommel. von Nachdem das Haftpflichtgesetz vom 7. Juni 187 t neun Jahre seine Wirk¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0139" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/147786"/> <p xml:id="ID_388" prev="#ID_387"> Eindruck auf alle, die es mit Gambetta und Ferrh hielten, und die in ihr aus¬<lb/> gesprochenen Grundsätze erfuhren die heftigste Bekämpfung in der Presse. Frey¬<lb/> cinet sah ein, daß er seinen Plan gegen die An- und Absichten Gambettas und<lb/> seiner Partei nicht durchzusetzen vermöge, und so trat er vom Ruder zurück.<lb/> Gambetta war, wie angedeutet, in der Angelegenheit von ihm anfangs nicht um<lb/> Rath gefragt worden. Später indeß verlangte er von demselben eine Unter¬<lb/> redung, indem er ihm durch den Vermittler sagen ließ, er befinde sich in schwie¬<lb/> riger Lage und wünsche seine Meinung zu hören. Gambetta erwiederte: „Herr<lb/> de Freycinet hat mich in Betreff der Decrete uicht vorher um meine Ansicht<lb/> gebeten, er hat sich freiwillig in die Lage versetzt, in der er sich dermalen be¬<lb/> findet, ich kann nichts thun." „Darauf beschränkte sich," so schließt die Dar¬<lb/> stellung Nares, „die Rolle des Kammerpräsidenten in dieser Angelegenheit, und<lb/> wir können den kriegerischen Redensarten, die ihm die reaetionüren Blätter in<lb/> den Mund legen, das förmlichste Dementi ertheilen. In Frankreich giebt es<lb/> keinen Politiker, der aufrichtiger für deu Frieden ist als Gambetta." Wir<lb/> glauben das, würde» es aber bereitwilliger glauben, wenn der Vertraute Gam-<lb/> bettas im letzten Satze gesagt hätte: „giebt es jetzt keinen Politiker," u. s. w.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Zur Reform des Haftpflichtgesetzes.<lb/><note type="byline"> cLuno Stommel.</note> von </head><lb/> <p xml:id="ID_389" next="#ID_390"> Nachdem das Haftpflichtgesetz vom 7. Juni 187 t neun Jahre seine Wirk¬<lb/> samkeit hat zeigen können, ist neben anderen Wirkungen besonders die eine zu<lb/> Tage getreten: die nnverlMnisMäßige Vermehrung der Unfallprveesse. Die<lb/> Ausdehnung der Industrie in weitere Gebiete, die Vermehrung und Complica-<lb/> tion der Maschinenarbeit können diese Zunahme der Unfallprveesse nur zum<lb/> Theil erklären, denn gewiß sind auch vor 1871 Unfälle in verhältnismäßig<lb/> gleicher Zahl vorgekommen. Es muß berücksichtigt werden, daß eine eigene In¬<lb/> dustrie, die der Unfall-Versicherungsgesellschaften, mit dem Eintritts des Haft-<lb/> Pflichtgesetzes entstanden ist, und daß diese Gesellschaften das Prineip haben,<lb/> jeden Unfall auf dem Rechtswege durchzufechten. In größern Städten haben<lb/> sich förmliche Bureaux für die Geltendmachung von ^Schadenersatzansprüchen<lb/> aus Unfällen gebildet, deren Mittelpunkt gewöhnlich ein sozusagen glücklich ver¬<lb/> unglückter ist, welcher eine genügende Entschädigung erstritten hat und nnn<lb/> etwaigen Leidensgefährten die richtigen Wege weist. Die unverkennbar gute</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0139]
Eindruck auf alle, die es mit Gambetta und Ferrh hielten, und die in ihr aus¬
gesprochenen Grundsätze erfuhren die heftigste Bekämpfung in der Presse. Frey¬
cinet sah ein, daß er seinen Plan gegen die An- und Absichten Gambettas und
seiner Partei nicht durchzusetzen vermöge, und so trat er vom Ruder zurück.
Gambetta war, wie angedeutet, in der Angelegenheit von ihm anfangs nicht um
Rath gefragt worden. Später indeß verlangte er von demselben eine Unter¬
redung, indem er ihm durch den Vermittler sagen ließ, er befinde sich in schwie¬
riger Lage und wünsche seine Meinung zu hören. Gambetta erwiederte: „Herr
de Freycinet hat mich in Betreff der Decrete uicht vorher um meine Ansicht
gebeten, er hat sich freiwillig in die Lage versetzt, in der er sich dermalen be¬
findet, ich kann nichts thun." „Darauf beschränkte sich," so schließt die Dar¬
stellung Nares, „die Rolle des Kammerpräsidenten in dieser Angelegenheit, und
wir können den kriegerischen Redensarten, die ihm die reaetionüren Blätter in
den Mund legen, das förmlichste Dementi ertheilen. In Frankreich giebt es
keinen Politiker, der aufrichtiger für deu Frieden ist als Gambetta." Wir
glauben das, würde» es aber bereitwilliger glauben, wenn der Vertraute Gam-
bettas im letzten Satze gesagt hätte: „giebt es jetzt keinen Politiker," u. s. w.
Zur Reform des Haftpflichtgesetzes.
cLuno Stommel. von
Nachdem das Haftpflichtgesetz vom 7. Juni 187 t neun Jahre seine Wirk¬
samkeit hat zeigen können, ist neben anderen Wirkungen besonders die eine zu
Tage getreten: die nnverlMnisMäßige Vermehrung der Unfallprveesse. Die
Ausdehnung der Industrie in weitere Gebiete, die Vermehrung und Complica-
tion der Maschinenarbeit können diese Zunahme der Unfallprveesse nur zum
Theil erklären, denn gewiß sind auch vor 1871 Unfälle in verhältnismäßig
gleicher Zahl vorgekommen. Es muß berücksichtigt werden, daß eine eigene In¬
dustrie, die der Unfall-Versicherungsgesellschaften, mit dem Eintritts des Haft-
Pflichtgesetzes entstanden ist, und daß diese Gesellschaften das Prineip haben,
jeden Unfall auf dem Rechtswege durchzufechten. In größern Städten haben
sich förmliche Bureaux für die Geltendmachung von ^Schadenersatzansprüchen
aus Unfällen gebildet, deren Mittelpunkt gewöhnlich ein sozusagen glücklich ver¬
unglückter ist, welcher eine genügende Entschädigung erstritten hat und nnn
etwaigen Leidensgefährten die richtigen Wege weist. Die unverkennbar gute
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