Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Drittes Quartal.behrlichen 60 Procent Heizkohleu einnahmen, nun für Waaren, im vorliegenden Mit dem Transport des Fleisches bis in die Häfen ist jedoch der letzte Aber noch einen, nicht hoch genug anzuschlagenden Factor billiger und ge¬ behrlichen 60 Procent Heizkohleu einnahmen, nun für Waaren, im vorliegenden Mit dem Transport des Fleisches bis in die Häfen ist jedoch der letzte Aber noch einen, nicht hoch genug anzuschlagenden Factor billiger und ge¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0496" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/147590"/> <p xml:id="ID_1385" prev="#ID_1384"> behrlichen 60 Procent Heizkohleu einnahmen, nun für Waaren, im vorliegenden<lb/> Falle also für Fleisch, disponibel bleibt. Und dieser Raum wird voraussichtlich<lb/> sehr bald noch größer werden, denn auch der Versuch, mit Petroleum statt mit<lb/> Kohlen die Schiffsmaschinen zu heizen, ist ja bereits gelungen. Endlich sind<lb/> auch nicht bloß die Geldlvhne der Matrosen, sondern auch die Preise ihrer Be¬<lb/> köstigung in Folge der billigeren Nahrungsmittel gesunken. Aus alledem ergiebt<lb/> sich mit Nothwendigkeit, daß die Transportkosten überseeischer animalischer Nah¬<lb/> rungsmittel stetig billiger werden müssen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1386"> Mit dem Transport des Fleisches bis in die Häfen ist jedoch der letzte<lb/> und Hauptzweck noch nicht erreicht. Es kommt darauf an, auch die großen und<lb/> kleinen Städte bis tief in das Binnenland hinein mit frischem Fleisch ausrei¬<lb/> chend zu versorgen. Dies ist nur zu ermöglichen durch zweckentsprechend con-<lb/> struirte Fleischwagen. Die ersten Fleischwagen waren von sehr einfacher Con-<lb/> struction und von den gewöhnlichen Güterwagen im wesentlichen nur dadurch<lb/> unterschieden, daß ihre beiden kleineren Seitenwände mit einer großen Anzahl<lb/> von Bohrlöchern versehen waren, so daß dnrch dieselben beim Fahren ein<lb/> intensiver Luftzug vermittelt wurde. Jetzt werden auch die Fleischwagen durch<lb/> Eis gekühlt. Die Decke eines solchen Wagens ist doppelt und besteht aus Eisen¬<lb/> blech. Der Raum zwischen den beiden Blechdecken wird mit Eis gefüllt, die kalte<lb/> Luft sinkt von der Decke stetig nieder, umspült beständig das Fleisch und erhält es<lb/> frisch. Das durch das Schmelzen des Eises gebildete Wasser fließt fortwährend<lb/> durch eine dünne Röhre ab. Zwischen Kansas-City, Chicago und New-Aork<lb/> laufen solche Wagen bereits in regelmäßigen Trains. Selbst nach den Haupt¬<lb/> städten Europas kann man, wenn auch nicht regelmäßig, so doch immerhin in<lb/> beträchtlichen Quantitäten frisches überseeisches Fleisch auch heute schon beför¬<lb/> dern. Durch das System der Kälteerzeugung mittels comprimirter Luft ist aber<lb/> der Landtransport von frischem Fleisch einer großen Ausdehnung fähig, denn<lb/> die Locomotive kann den Dampf hergeben für die Compressionsmaschine, und<lb/> die comprimirte Luft läßt sich in Röhren leicht und bequem nach den Fleisch¬<lb/> wagen leiten. Und warum sollten nicht auf denselben Wegen und durch die¬<lb/> selben Mittel, wie Europa überseeisches frisches Fleisch in nicht allzulanger Zeit<lb/> und in ausreichend großen Quantitäten beziehen wird, auch andere animalische<lb/> Nahrungsmittel, namentlich Butter und Käse, uns zugeführt werden können?</p><lb/> <p xml:id="ID_1387" next="#ID_1388"> Aber noch einen, nicht hoch genug anzuschlagenden Factor billiger und ge¬<lb/> sunder Volksernührnng für Europa wird das System der künstlichen Kälte-<lb/> Erzeugung uns zugänglich machen. Es ist dies der ungeheuere, bis jetzt kaum<lb/> annähernd zweckentsprechend benutzte Reichthum unserer Gewässer an Fischen<lb/> und sonstigen Wasserthieren. Die Quantitäten vou frischen Fischen, welche jetzt<lb/> im Binnenlande auf die Märkte und an die Händler kommen, sind überaus</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0496]
behrlichen 60 Procent Heizkohleu einnahmen, nun für Waaren, im vorliegenden
Falle also für Fleisch, disponibel bleibt. Und dieser Raum wird voraussichtlich
sehr bald noch größer werden, denn auch der Versuch, mit Petroleum statt mit
Kohlen die Schiffsmaschinen zu heizen, ist ja bereits gelungen. Endlich sind
auch nicht bloß die Geldlvhne der Matrosen, sondern auch die Preise ihrer Be¬
köstigung in Folge der billigeren Nahrungsmittel gesunken. Aus alledem ergiebt
sich mit Nothwendigkeit, daß die Transportkosten überseeischer animalischer Nah¬
rungsmittel stetig billiger werden müssen.
Mit dem Transport des Fleisches bis in die Häfen ist jedoch der letzte
und Hauptzweck noch nicht erreicht. Es kommt darauf an, auch die großen und
kleinen Städte bis tief in das Binnenland hinein mit frischem Fleisch ausrei¬
chend zu versorgen. Dies ist nur zu ermöglichen durch zweckentsprechend con-
struirte Fleischwagen. Die ersten Fleischwagen waren von sehr einfacher Con-
struction und von den gewöhnlichen Güterwagen im wesentlichen nur dadurch
unterschieden, daß ihre beiden kleineren Seitenwände mit einer großen Anzahl
von Bohrlöchern versehen waren, so daß dnrch dieselben beim Fahren ein
intensiver Luftzug vermittelt wurde. Jetzt werden auch die Fleischwagen durch
Eis gekühlt. Die Decke eines solchen Wagens ist doppelt und besteht aus Eisen¬
blech. Der Raum zwischen den beiden Blechdecken wird mit Eis gefüllt, die kalte
Luft sinkt von der Decke stetig nieder, umspült beständig das Fleisch und erhält es
frisch. Das durch das Schmelzen des Eises gebildete Wasser fließt fortwährend
durch eine dünne Röhre ab. Zwischen Kansas-City, Chicago und New-Aork
laufen solche Wagen bereits in regelmäßigen Trains. Selbst nach den Haupt¬
städten Europas kann man, wenn auch nicht regelmäßig, so doch immerhin in
beträchtlichen Quantitäten frisches überseeisches Fleisch auch heute schon beför¬
dern. Durch das System der Kälteerzeugung mittels comprimirter Luft ist aber
der Landtransport von frischem Fleisch einer großen Ausdehnung fähig, denn
die Locomotive kann den Dampf hergeben für die Compressionsmaschine, und
die comprimirte Luft läßt sich in Röhren leicht und bequem nach den Fleisch¬
wagen leiten. Und warum sollten nicht auf denselben Wegen und durch die¬
selben Mittel, wie Europa überseeisches frisches Fleisch in nicht allzulanger Zeit
und in ausreichend großen Quantitäten beziehen wird, auch andere animalische
Nahrungsmittel, namentlich Butter und Käse, uns zugeführt werden können?
Aber noch einen, nicht hoch genug anzuschlagenden Factor billiger und ge¬
sunder Volksernührnng für Europa wird das System der künstlichen Kälte-
Erzeugung uns zugänglich machen. Es ist dies der ungeheuere, bis jetzt kaum
annähernd zweckentsprechend benutzte Reichthum unserer Gewässer an Fischen
und sonstigen Wasserthieren. Die Quantitäten vou frischen Fischen, welche jetzt
im Binnenlande auf die Märkte und an die Händler kommen, sind überaus
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