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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Drittes Quartal.

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Feuchtigkeit. Es verdichtet sich soviel Dampf zu Dunst, Nebel, Wasser, Schnee
und Eis und fällt aus der Luftmasse heraus, daß die zurückbleibende Dampf¬
menge das Maximum an Feuchtigkeit wird für deu bezüglichen Temperaturgrad
der Luft.

Die Hauptaufgabe für den Importeur thierischer Nahrungsmittel wird es
nun immer sein müssen, den Lagerraum auf möglichst billige Weise kalt und
trocken zu erhalten. Die oben beschriebene Methode der Circulation von
kaltem Wasser in Zinkröhren hat sich zwar vollkommen bewährt, denn an den
kalten Zinkröhren schlüge sich die Feuchtigkeit der Luft in ausreichendem Maße
nieder. Aber das dazu erforderliche Quantum von Eis ist ein so großes, daß
20--30 Procent des Schiffsraumes allein für den Eisraum erforderlich sind-
Ist das nun schon bei einer Meerfahrt von fo kurzer Dauer wie der von New-
Jork nach Liverpool der Fall, wie soll es erst werden bei Fleischtransporten
von Australien, dem Caplande oder Südamerika nach Europa, welche ganze
Monate dauern können! Nur wenige Procente des Schiffsraums würden da
für das Fleisch übrig bleiben; der bei weitem größte Theil des Schiffes müßte
Eiskammer werden. Aber auch ganz abgesehen davon: woher sollen die unge¬
heueren Quantitäten Eis beschafft werden für solche überseeische Massentrans¬
porte von Fleisch und anderen thierischen Nahrungsmitteln? In New-Iork mit
seinem großartigen Eishandel ließe sich die Sache vielleicht ermöglichen; in den
anderen Ländern aber, die zwar große Fleischmagazine sind, in denen aber In¬
dustrie und Handel noch in ihrer Kindheit liegen, dürfte an eine Eisproduction
wie in Amerika und einen geordneten Handel und Transport des Eises nach
den Hafenplätzen wohl kaum zu denken sein. Nur wenn es gelingt, auf die
Verwendung von natürlichem Eise ganz verzichten zu könne" und die Kälte auf
dem Transportschiffe selbst zu erzeugen, wird es möglich sein, die ungeheueren
Fleischvorräthe der überseeischen Länder als durchgreifendes und allgemeines
Nahrungsmittel der Bevölkerung Europas zugänglich zu machen. Auch dies
aber ist bereits gelungen. Die Kälte kann auf dem Fleischschiffe selbst erzeugt
werden!

Durch sogenannte Eismaschinen werden bekanntlich schon jetzt große Quan¬
titäten Eis künstlich hergestellt. Diese Eismaschinen haben überaus verschiedene
Constructionsweisen, lassen sich aber alle auf zwei Systeme zurückführen.

Das eine System beruht auf der Erfahrung, daß eine leichtflüchtige tropf¬
bare Flüssigkeit beim Verdampfen ihrer nächsten Umgebung Wärme entzieht,
d. h. diese kalt macht. Die Eismaschinen dieser Art bringen also eine Aether-
Art oder Ammoniak mit ausreichender Beschleunigung durch Luftpumpen zur
Verdampfung. In oder um diesen verdampfenden Aether oder Ammoniak sind
mit Wasser gefüllte Metallgefäße gestellt, welches in verhältnißmäßig kurzer Zeit


Feuchtigkeit. Es verdichtet sich soviel Dampf zu Dunst, Nebel, Wasser, Schnee
und Eis und fällt aus der Luftmasse heraus, daß die zurückbleibende Dampf¬
menge das Maximum an Feuchtigkeit wird für deu bezüglichen Temperaturgrad
der Luft.

Die Hauptaufgabe für den Importeur thierischer Nahrungsmittel wird es
nun immer sein müssen, den Lagerraum auf möglichst billige Weise kalt und
trocken zu erhalten. Die oben beschriebene Methode der Circulation von
kaltem Wasser in Zinkröhren hat sich zwar vollkommen bewährt, denn an den
kalten Zinkröhren schlüge sich die Feuchtigkeit der Luft in ausreichendem Maße
nieder. Aber das dazu erforderliche Quantum von Eis ist ein so großes, daß
20—30 Procent des Schiffsraumes allein für den Eisraum erforderlich sind-
Ist das nun schon bei einer Meerfahrt von fo kurzer Dauer wie der von New-
Jork nach Liverpool der Fall, wie soll es erst werden bei Fleischtransporten
von Australien, dem Caplande oder Südamerika nach Europa, welche ganze
Monate dauern können! Nur wenige Procente des Schiffsraums würden da
für das Fleisch übrig bleiben; der bei weitem größte Theil des Schiffes müßte
Eiskammer werden. Aber auch ganz abgesehen davon: woher sollen die unge¬
heueren Quantitäten Eis beschafft werden für solche überseeische Massentrans¬
porte von Fleisch und anderen thierischen Nahrungsmitteln? In New-Iork mit
seinem großartigen Eishandel ließe sich die Sache vielleicht ermöglichen; in den
anderen Ländern aber, die zwar große Fleischmagazine sind, in denen aber In¬
dustrie und Handel noch in ihrer Kindheit liegen, dürfte an eine Eisproduction
wie in Amerika und einen geordneten Handel und Transport des Eises nach
den Hafenplätzen wohl kaum zu denken sein. Nur wenn es gelingt, auf die
Verwendung von natürlichem Eise ganz verzichten zu könne» und die Kälte auf
dem Transportschiffe selbst zu erzeugen, wird es möglich sein, die ungeheueren
Fleischvorräthe der überseeischen Länder als durchgreifendes und allgemeines
Nahrungsmittel der Bevölkerung Europas zugänglich zu machen. Auch dies
aber ist bereits gelungen. Die Kälte kann auf dem Fleischschiffe selbst erzeugt
werden!

Durch sogenannte Eismaschinen werden bekanntlich schon jetzt große Quan¬
titäten Eis künstlich hergestellt. Diese Eismaschinen haben überaus verschiedene
Constructionsweisen, lassen sich aber alle auf zwei Systeme zurückführen.

Das eine System beruht auf der Erfahrung, daß eine leichtflüchtige tropf¬
bare Flüssigkeit beim Verdampfen ihrer nächsten Umgebung Wärme entzieht,
d. h. diese kalt macht. Die Eismaschinen dieser Art bringen also eine Aether-
Art oder Ammoniak mit ausreichender Beschleunigung durch Luftpumpen zur
Verdampfung. In oder um diesen verdampfenden Aether oder Ammoniak sind
mit Wasser gefüllte Metallgefäße gestellt, welches in verhältnißmäßig kurzer Zeit


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[0492] Feuchtigkeit. Es verdichtet sich soviel Dampf zu Dunst, Nebel, Wasser, Schnee und Eis und fällt aus der Luftmasse heraus, daß die zurückbleibende Dampf¬ menge das Maximum an Feuchtigkeit wird für deu bezüglichen Temperaturgrad der Luft. Die Hauptaufgabe für den Importeur thierischer Nahrungsmittel wird es nun immer sein müssen, den Lagerraum auf möglichst billige Weise kalt und trocken zu erhalten. Die oben beschriebene Methode der Circulation von kaltem Wasser in Zinkröhren hat sich zwar vollkommen bewährt, denn an den kalten Zinkröhren schlüge sich die Feuchtigkeit der Luft in ausreichendem Maße nieder. Aber das dazu erforderliche Quantum von Eis ist ein so großes, daß 20—30 Procent des Schiffsraumes allein für den Eisraum erforderlich sind- Ist das nun schon bei einer Meerfahrt von fo kurzer Dauer wie der von New- Jork nach Liverpool der Fall, wie soll es erst werden bei Fleischtransporten von Australien, dem Caplande oder Südamerika nach Europa, welche ganze Monate dauern können! Nur wenige Procente des Schiffsraums würden da für das Fleisch übrig bleiben; der bei weitem größte Theil des Schiffes müßte Eiskammer werden. Aber auch ganz abgesehen davon: woher sollen die unge¬ heueren Quantitäten Eis beschafft werden für solche überseeische Massentrans¬ porte von Fleisch und anderen thierischen Nahrungsmitteln? In New-Iork mit seinem großartigen Eishandel ließe sich die Sache vielleicht ermöglichen; in den anderen Ländern aber, die zwar große Fleischmagazine sind, in denen aber In¬ dustrie und Handel noch in ihrer Kindheit liegen, dürfte an eine Eisproduction wie in Amerika und einen geordneten Handel und Transport des Eises nach den Hafenplätzen wohl kaum zu denken sein. Nur wenn es gelingt, auf die Verwendung von natürlichem Eise ganz verzichten zu könne» und die Kälte auf dem Transportschiffe selbst zu erzeugen, wird es möglich sein, die ungeheueren Fleischvorräthe der überseeischen Länder als durchgreifendes und allgemeines Nahrungsmittel der Bevölkerung Europas zugänglich zu machen. Auch dies aber ist bereits gelungen. Die Kälte kann auf dem Fleischschiffe selbst erzeugt werden! Durch sogenannte Eismaschinen werden bekanntlich schon jetzt große Quan¬ titäten Eis künstlich hergestellt. Diese Eismaschinen haben überaus verschiedene Constructionsweisen, lassen sich aber alle auf zwei Systeme zurückführen. Das eine System beruht auf der Erfahrung, daß eine leichtflüchtige tropf¬ bare Flüssigkeit beim Verdampfen ihrer nächsten Umgebung Wärme entzieht, d. h. diese kalt macht. Die Eismaschinen dieser Art bringen also eine Aether- Art oder Ammoniak mit ausreichender Beschleunigung durch Luftpumpen zur Verdampfung. In oder um diesen verdampfenden Aether oder Ammoniak sind mit Wasser gefüllte Metallgefäße gestellt, welches in verhältnißmäßig kurzer Zeit

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157693/492>, abgerufen am 23.07.2024.