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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Drittes Quartal.

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Arthur von New-Iork. Die Anhänger Granes waren entschieden für letzteren;
so wurde Arthur schon beim ersten Ballot mit Stimmenmehrheit nominirt und
die Nomination auf General Kilpatricks Antrag zu einer einstimmigen erhoben.
Arthurs Nomination geschah wohl hauptsächlich zu dem Zwecke, die Grcmt-
fraction mit ihrer zuvor erlittenen Niederlage etwas zu versöhnen und dem auf¬
gestellten Präsidentschafts-Candidaten die thatkräftige Unterstützung der Führer
dieser Fraction zu sichern. Nur in dieser Hinsicht mag die Nomination als
ein geschickter politischer Schachzug angesehen werden. Conkling und seine
Freunde, die sonst vielleicht aus Verdruß über ihre Niederlage sich von einer
regen Betheiligung an der Wahlkampagne, welche im Augustmonat in voller Hitze
entbrennen wird, fern gehalten hätten, werden jetzt mit Sicherheit alle Kräfte
aufbieten, um die Elektoren oder Präsidentenwähler des Staates New-Iork,
welcher der bevölkertste der Union ist und deshalb auch die meisten Elektoren
unter allen Unionsstaaten stellt, für den republikanischen Präsidentschafts-Can¬
didaten zu gewinnen.

Während die republikanische Partei eine ganze Woche und eine Reihe vou
Sitzungen dazu brauchte, um unter harten Kämpfen ihre Präsidentschafts-Can¬
didaten zu ernennen, erledigte die demokratische Partei, welche am 22. Juni zu
Cincinnati ihre Natioualconvention uuter dem Vorsitze des Richters George
E. Hoadley abhielt, ihre Aufgabe verhältnißmäßig sehr schnell. Schon im zweiten
Wahlgänge wurde General Winfield Scott Hancock aus Peuushlvauien
für das Amt des Präsidenten ernannt, und ebenso leicht erfolgte die Nomina¬
tion des früheren Congreßrepräsentanten William H. English aus Jndiana
für den Posten des Vice-Präsidenten.

Was die Persönlichkeiten der einzelnen Candidaten anbetrifft, fo wurde
Garfield zu Orange, einer ungefähr 14 englische Meilen von Cleveland im
Staate Ohio gelegenen Ortschaft, am 19. November des Jahres 1831 geboren.
Seine Eltern lebten auf einer kleinen, ihnen gehörigen Farm und hatten vier
Kinder, von denen James das jüngste war. Abraham Garfield, der Vater,
starb bereits im Jahre 1833 und hinterließ den Seinigen außer der Farm und
deren geringem Ertrag kein weiteres Vermögen. Schon früh mußte auch James
bei der Bewirthschaftung der Farm mit Hand anlegen, doch besuchte er während
der Wintermonate eine in der Nähe befindliche Dorfschule. In seinem 14. Lebens¬
jahre trat er bei einen? Zimmermann in die Lehre und blieb daselbst etwa zwei
Jahre. Um sich einen höheren Lohn zu verdienen, suchte und fand er dann
Beschäftigung als Bootsmann auf dem Ohio-Canal. Weil indeß diese Lebens¬
weise seiner Gesundheit nicht zuträglich war, faßte er den Entschluß, sich als
Matrose auf einem Segelschiffe des Eriesees zu verdingen. Bevor er jedoch
diesen Entschluß ausführte, wurde er durch eiuen Freund bestimmt, eine bessere


Arthur von New-Iork. Die Anhänger Granes waren entschieden für letzteren;
so wurde Arthur schon beim ersten Ballot mit Stimmenmehrheit nominirt und
die Nomination auf General Kilpatricks Antrag zu einer einstimmigen erhoben.
Arthurs Nomination geschah wohl hauptsächlich zu dem Zwecke, die Grcmt-
fraction mit ihrer zuvor erlittenen Niederlage etwas zu versöhnen und dem auf¬
gestellten Präsidentschafts-Candidaten die thatkräftige Unterstützung der Führer
dieser Fraction zu sichern. Nur in dieser Hinsicht mag die Nomination als
ein geschickter politischer Schachzug angesehen werden. Conkling und seine
Freunde, die sonst vielleicht aus Verdruß über ihre Niederlage sich von einer
regen Betheiligung an der Wahlkampagne, welche im Augustmonat in voller Hitze
entbrennen wird, fern gehalten hätten, werden jetzt mit Sicherheit alle Kräfte
aufbieten, um die Elektoren oder Präsidentenwähler des Staates New-Iork,
welcher der bevölkertste der Union ist und deshalb auch die meisten Elektoren
unter allen Unionsstaaten stellt, für den republikanischen Präsidentschafts-Can¬
didaten zu gewinnen.

Während die republikanische Partei eine ganze Woche und eine Reihe vou
Sitzungen dazu brauchte, um unter harten Kämpfen ihre Präsidentschafts-Can¬
didaten zu ernennen, erledigte die demokratische Partei, welche am 22. Juni zu
Cincinnati ihre Natioualconvention uuter dem Vorsitze des Richters George
E. Hoadley abhielt, ihre Aufgabe verhältnißmäßig sehr schnell. Schon im zweiten
Wahlgänge wurde General Winfield Scott Hancock aus Peuushlvauien
für das Amt des Präsidenten ernannt, und ebenso leicht erfolgte die Nomina¬
tion des früheren Congreßrepräsentanten William H. English aus Jndiana
für den Posten des Vice-Präsidenten.

Was die Persönlichkeiten der einzelnen Candidaten anbetrifft, fo wurde
Garfield zu Orange, einer ungefähr 14 englische Meilen von Cleveland im
Staate Ohio gelegenen Ortschaft, am 19. November des Jahres 1831 geboren.
Seine Eltern lebten auf einer kleinen, ihnen gehörigen Farm und hatten vier
Kinder, von denen James das jüngste war. Abraham Garfield, der Vater,
starb bereits im Jahre 1833 und hinterließ den Seinigen außer der Farm und
deren geringem Ertrag kein weiteres Vermögen. Schon früh mußte auch James
bei der Bewirthschaftung der Farm mit Hand anlegen, doch besuchte er während
der Wintermonate eine in der Nähe befindliche Dorfschule. In seinem 14. Lebens¬
jahre trat er bei einen? Zimmermann in die Lehre und blieb daselbst etwa zwei
Jahre. Um sich einen höheren Lohn zu verdienen, suchte und fand er dann
Beschäftigung als Bootsmann auf dem Ohio-Canal. Weil indeß diese Lebens¬
weise seiner Gesundheit nicht zuträglich war, faßte er den Entschluß, sich als
Matrose auf einem Segelschiffe des Eriesees zu verdingen. Bevor er jedoch
diesen Entschluß ausführte, wurde er durch eiuen Freund bestimmt, eine bessere


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[0173] Arthur von New-Iork. Die Anhänger Granes waren entschieden für letzteren; so wurde Arthur schon beim ersten Ballot mit Stimmenmehrheit nominirt und die Nomination auf General Kilpatricks Antrag zu einer einstimmigen erhoben. Arthurs Nomination geschah wohl hauptsächlich zu dem Zwecke, die Grcmt- fraction mit ihrer zuvor erlittenen Niederlage etwas zu versöhnen und dem auf¬ gestellten Präsidentschafts-Candidaten die thatkräftige Unterstützung der Führer dieser Fraction zu sichern. Nur in dieser Hinsicht mag die Nomination als ein geschickter politischer Schachzug angesehen werden. Conkling und seine Freunde, die sonst vielleicht aus Verdruß über ihre Niederlage sich von einer regen Betheiligung an der Wahlkampagne, welche im Augustmonat in voller Hitze entbrennen wird, fern gehalten hätten, werden jetzt mit Sicherheit alle Kräfte aufbieten, um die Elektoren oder Präsidentenwähler des Staates New-Iork, welcher der bevölkertste der Union ist und deshalb auch die meisten Elektoren unter allen Unionsstaaten stellt, für den republikanischen Präsidentschafts-Can¬ didaten zu gewinnen. Während die republikanische Partei eine ganze Woche und eine Reihe vou Sitzungen dazu brauchte, um unter harten Kämpfen ihre Präsidentschafts-Can¬ didaten zu ernennen, erledigte die demokratische Partei, welche am 22. Juni zu Cincinnati ihre Natioualconvention uuter dem Vorsitze des Richters George E. Hoadley abhielt, ihre Aufgabe verhältnißmäßig sehr schnell. Schon im zweiten Wahlgänge wurde General Winfield Scott Hancock aus Peuushlvauien für das Amt des Präsidenten ernannt, und ebenso leicht erfolgte die Nomina¬ tion des früheren Congreßrepräsentanten William H. English aus Jndiana für den Posten des Vice-Präsidenten. Was die Persönlichkeiten der einzelnen Candidaten anbetrifft, fo wurde Garfield zu Orange, einer ungefähr 14 englische Meilen von Cleveland im Staate Ohio gelegenen Ortschaft, am 19. November des Jahres 1831 geboren. Seine Eltern lebten auf einer kleinen, ihnen gehörigen Farm und hatten vier Kinder, von denen James das jüngste war. Abraham Garfield, der Vater, starb bereits im Jahre 1833 und hinterließ den Seinigen außer der Farm und deren geringem Ertrag kein weiteres Vermögen. Schon früh mußte auch James bei der Bewirthschaftung der Farm mit Hand anlegen, doch besuchte er während der Wintermonate eine in der Nähe befindliche Dorfschule. In seinem 14. Lebens¬ jahre trat er bei einen? Zimmermann in die Lehre und blieb daselbst etwa zwei Jahre. Um sich einen höheren Lohn zu verdienen, suchte und fand er dann Beschäftigung als Bootsmann auf dem Ohio-Canal. Weil indeß diese Lebens¬ weise seiner Gesundheit nicht zuträglich war, faßte er den Entschluß, sich als Matrose auf einem Segelschiffe des Eriesees zu verdingen. Bevor er jedoch diesen Entschluß ausführte, wurde er durch eiuen Freund bestimmt, eine bessere

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157693/173>, abgerufen am 25.08.2024.