Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Erstes Quartal.in Döbeln bei dem allgemeinen Wehklagen auch ein Pferd in Thränen ausge¬ Alle diese Bemerkungen giebt er in einer kernigen, oft auch humorvollen
Auch das socialistische, aus den Bauernkriegen bekannte Verschen erwähnt er:
Besonders sind seine Uebersetzungen classischer Sprichwörter ebenso originell V. R. in Döbeln bei dem allgemeinen Wehklagen auch ein Pferd in Thränen ausge¬ Alle diese Bemerkungen giebt er in einer kernigen, oft auch humorvollen
Auch das socialistische, aus den Bauernkriegen bekannte Verschen erwähnt er:
Besonders sind seine Uebersetzungen classischer Sprichwörter ebenso originell V. R. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0552" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/146481"/> <p xml:id="ID_1615" prev="#ID_1614"> in Döbeln bei dem allgemeinen Wehklagen auch ein Pferd in Thränen ausge¬<lb/> brochen sei. Er erwähnt Zoilus, den Homerkritiker, und citirt Plutarchs Schrift<lb/> LonidsllÄÄ, er theilt die Grabschrift des ritterlichen Saladin mit und<lb/> bespricht die Erfindung Guido's von Arezzo. Von wirklich historischem Werthe<lb/> sind die Bemerkungen über Begebenheiten seiner eigenen Zeit; besonders für die<lb/> Cultur- und Sittengeschichte wird sich manches Interessante und bisher Unbe¬<lb/> kannte aus seinem Werke gewinnen lassen. Er spricht über das Soldatenleben<lb/> und über die Trunksucht der deutschen Fürsten, über das Studentenleben und die<lb/> Gymnasialbildung; vom Gymnasium zu Zwickau erzählt er, daß es damals<lb/> unter dem Namen „Schleiff-Musk zu Zwickaw" (mola, aoutoria) bekannt gewesen<lb/> sei, wegen der strengen Disciplin, die der Rector Plateanus eingeführt hatte.<lb/> In seiner Gesinnung ist Bake durchaus deutsch national; er beklagt es, daß sich<lb/> so viele Handwerksgesellen durch die Aussicht auf Gewinn und arbeitsloses<lb/> Leben ihrem Gewerbe entfremden und für das Soldatenleben werben lassen;<lb/> es sei dies ein großer Schade für das social-ökonomische Wohl Deutschlands.</p><lb/> <p xml:id="ID_1616" next="#ID_1617"> Alle diese Bemerkungen giebt er in einer kernigen, oft auch humorvollen<lb/> Sprache. So hat er uns auch viele alte Kernsprüche überliefert, unter anderen<lb/> ein Wort Selnekkers über den Undank:</p><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_10" type="poem"> <l> Wer nutz will sein,<lb/> Geb sich darein,<lb/> Arbeite sich krank,<lb/> Hoffe kein Danck,<lb/> Er fresse Koth,<lb/> Thue dafür Gott,<lb/> Sonst ist seinen Diensten Niemand holt.</l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_1617" prev="#ID_1616" next="#ID_1618"> Auch das socialistische, aus den Bauernkriegen bekannte Verschen erwähnt er:</p><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_11" type="poem"> <l> Als Adam hackt' und Eva span,<lb/> Wer war da ein Edelmann?</l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_1618" prev="#ID_1617"> Besonders sind seine Uebersetzungen classischer Sprichwörter ebenso originell<lb/> als kernig deutsch. Nur ein Beispiel sei zum Schlüsse noch angeführt, welches<lb/> wegen einer Parallele aus weit späterer Zeit frappirt. Seume erzählt uns in<lb/> seiner Selbstbiographie, daß er einst das horazische (juiäcMä clslirant rs^s,<lb/> xlsewnwr ^enivi übersetzt habe: „Wenn sich die Könige raufen, müssen die<lb/> Bauern Haare lassen." Der Rector Korbinsky in Borna war mit dieser derben,<lb/> aber treffenden Uebersetzung sehr wohl zufrieden. Denselben Vers giebt Bake<lb/> ganz ähnlich wieder: „Wamms dem Printzen übel geht, ich meine die armen<lb/> Unterthanen müssen Haar lassen."</p><lb/> <note type="byline"> V. R.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0552]
in Döbeln bei dem allgemeinen Wehklagen auch ein Pferd in Thränen ausge¬
brochen sei. Er erwähnt Zoilus, den Homerkritiker, und citirt Plutarchs Schrift
LonidsllÄÄ, er theilt die Grabschrift des ritterlichen Saladin mit und
bespricht die Erfindung Guido's von Arezzo. Von wirklich historischem Werthe
sind die Bemerkungen über Begebenheiten seiner eigenen Zeit; besonders für die
Cultur- und Sittengeschichte wird sich manches Interessante und bisher Unbe¬
kannte aus seinem Werke gewinnen lassen. Er spricht über das Soldatenleben
und über die Trunksucht der deutschen Fürsten, über das Studentenleben und die
Gymnasialbildung; vom Gymnasium zu Zwickau erzählt er, daß es damals
unter dem Namen „Schleiff-Musk zu Zwickaw" (mola, aoutoria) bekannt gewesen
sei, wegen der strengen Disciplin, die der Rector Plateanus eingeführt hatte.
In seiner Gesinnung ist Bake durchaus deutsch national; er beklagt es, daß sich
so viele Handwerksgesellen durch die Aussicht auf Gewinn und arbeitsloses
Leben ihrem Gewerbe entfremden und für das Soldatenleben werben lassen;
es sei dies ein großer Schade für das social-ökonomische Wohl Deutschlands.
Alle diese Bemerkungen giebt er in einer kernigen, oft auch humorvollen
Sprache. So hat er uns auch viele alte Kernsprüche überliefert, unter anderen
ein Wort Selnekkers über den Undank:
Wer nutz will sein,
Geb sich darein,
Arbeite sich krank,
Hoffe kein Danck,
Er fresse Koth,
Thue dafür Gott,
Sonst ist seinen Diensten Niemand holt.
Auch das socialistische, aus den Bauernkriegen bekannte Verschen erwähnt er:
Als Adam hackt' und Eva span,
Wer war da ein Edelmann?
Besonders sind seine Uebersetzungen classischer Sprichwörter ebenso originell
als kernig deutsch. Nur ein Beispiel sei zum Schlüsse noch angeführt, welches
wegen einer Parallele aus weit späterer Zeit frappirt. Seume erzählt uns in
seiner Selbstbiographie, daß er einst das horazische (juiäcMä clslirant rs^s,
xlsewnwr ^enivi übersetzt habe: „Wenn sich die Könige raufen, müssen die
Bauern Haare lassen." Der Rector Korbinsky in Borna war mit dieser derben,
aber treffenden Uebersetzung sehr wohl zufrieden. Denselben Vers giebt Bake
ganz ähnlich wieder: „Wamms dem Printzen übel geht, ich meine die armen
Unterthanen müssen Haar lassen."
V. R.
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