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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Erstes Quartal.

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Lehramt geprüfte Gelehrte gestiftet. Als Zweck der letzteren ist im Statut vom
3. Februar 1860 bezeichnet: "die archäologischen Studien zu beleben und die
anschauliche Kenntniß des classischen Alterthums möglichst zu verbreiten, insbe¬
sondere um für das römische Institut für archäologische Correspondenz leitende
Kräfte und für die vaterländischen Universitäten Lehrer der Archäologie heran¬
zubilden." Für diese Stipendiaten sollten die Secretäre allwinterlich Erklä¬
rungen der Museen und archäologische Uebungen veranstalten. Die Berliner
Centraldirection, aus Bunsen als Generalsecretär, Gerhard und Lepsius als
Directionssecretären bestehend, später verstärkt durch Mommsen und Abeken,
Haupt, Meineke und Hercher, trat in die Stellung einer prüfenden und vor¬
schlagenden, dem Staate gegenüber verantwortlichen Aufsichtsbehörde.

Dank den Bemühungen Heuzens und Brunns trat sowohl in der Theil¬
nahme an den Sitzungen, in denen de Rossi, Lanci und Pater Garrucci eine her¬
vorragende Rolle spielten, als auch der Thätigkeit der Korrespondenten und den
literarischen Leistungen ein schneller Aufschwung ein. Nicht geringe Mühe kostete
es, die Publikationen wieder in Ordnung zu bringen. Mit 1857 wurde das
alte Format wiederhergestellt, und in wahrem Wetteifer boten alte und neue
Freunde den wieder geöffneten Blättern werthvolle Beiträge dar. Mit jugend¬
licher Freudigkeit betheiligte sich Welcker, der nun endlich seinen Wunsch ganz
erfüllt sah. In die Lücken, welche durch Brauns, Borghesis, Bunsens, Hamil-
tons, Panofkas, Secchis, Ccminas, Oriolis, Letronnes, Raoul - Rochettes, Avel-
linos u. A. Tod gerissen waren, traten außer den Genannten die Franzosen
des Vergers, Desjardins, Renier, Ultner, Decharme, Wescher, der Belgier
Roulez, die Italiener Rosa, C. L. Visconti, Bruzza, Salinas, Pellegrini, Lcm-
cicmi, Gamnrrini, Jalta und die gelehrte Gräfin Lovatelli-GaLtani, welcher die
Ehrenmitgliedschaft zu Theil wurde, der Russe Jwänoff, die Griechen Cigalla,
Pervanoglu, Rhusopulos, Postolacca. Was vollends Deutschland betrifft, so
finden wir fast die Namen aller in den letzten beiden Jahrzehnten auf archäolo¬
gischen Gebiete bekannt und berühmt gewordenen in der Liste derjenigen, welche
seit der Stipendienordnung 1860 als rax^^i auf dem Capitol eintrafen. Es
waren von 1860--73 der Reihe nach: Conze, Michaelis, Kießling, Wachsmuth,
Reifferscheid, Helbig, KekM, Benndorf, Gräser, Bormann, Dilthey, Förster,
Matz, Engelmann, Trendelenburg, Hirschfeld, Lüders, Kaibel, Robert. Im
Winter 1860--61 hielt sich zu gleicher Zeit ein ganzes Dutzend jüngerer Studi-
render auf dem Capitol auf, darunter Detlefsen, Friederichs, Hercher, Th. Heyse,
Petersen, Reder, Wachsmuth. Später kamen Bergan, O. Hirschfeld, Hirzel,
Klügmann, Köhler, Lübbert, Nissen, Schöne, Studemund, Treu, Wilmcmns,
Zangemeister, Hinck, Jordan, Heydemann, Donner, Schlie, Schöll u. v. a. Auf
den vaterländischen Universitäten und durch philologische Studien wohl vorbe-


Grenzboten I. 1880. SS

Lehramt geprüfte Gelehrte gestiftet. Als Zweck der letzteren ist im Statut vom
3. Februar 1860 bezeichnet: „die archäologischen Studien zu beleben und die
anschauliche Kenntniß des classischen Alterthums möglichst zu verbreiten, insbe¬
sondere um für das römische Institut für archäologische Correspondenz leitende
Kräfte und für die vaterländischen Universitäten Lehrer der Archäologie heran¬
zubilden." Für diese Stipendiaten sollten die Secretäre allwinterlich Erklä¬
rungen der Museen und archäologische Uebungen veranstalten. Die Berliner
Centraldirection, aus Bunsen als Generalsecretär, Gerhard und Lepsius als
Directionssecretären bestehend, später verstärkt durch Mommsen und Abeken,
Haupt, Meineke und Hercher, trat in die Stellung einer prüfenden und vor¬
schlagenden, dem Staate gegenüber verantwortlichen Aufsichtsbehörde.

Dank den Bemühungen Heuzens und Brunns trat sowohl in der Theil¬
nahme an den Sitzungen, in denen de Rossi, Lanci und Pater Garrucci eine her¬
vorragende Rolle spielten, als auch der Thätigkeit der Korrespondenten und den
literarischen Leistungen ein schneller Aufschwung ein. Nicht geringe Mühe kostete
es, die Publikationen wieder in Ordnung zu bringen. Mit 1857 wurde das
alte Format wiederhergestellt, und in wahrem Wetteifer boten alte und neue
Freunde den wieder geöffneten Blättern werthvolle Beiträge dar. Mit jugend¬
licher Freudigkeit betheiligte sich Welcker, der nun endlich seinen Wunsch ganz
erfüllt sah. In die Lücken, welche durch Brauns, Borghesis, Bunsens, Hamil-
tons, Panofkas, Secchis, Ccminas, Oriolis, Letronnes, Raoul - Rochettes, Avel-
linos u. A. Tod gerissen waren, traten außer den Genannten die Franzosen
des Vergers, Desjardins, Renier, Ultner, Decharme, Wescher, der Belgier
Roulez, die Italiener Rosa, C. L. Visconti, Bruzza, Salinas, Pellegrini, Lcm-
cicmi, Gamnrrini, Jalta und die gelehrte Gräfin Lovatelli-GaLtani, welcher die
Ehrenmitgliedschaft zu Theil wurde, der Russe Jwänoff, die Griechen Cigalla,
Pervanoglu, Rhusopulos, Postolacca. Was vollends Deutschland betrifft, so
finden wir fast die Namen aller in den letzten beiden Jahrzehnten auf archäolo¬
gischen Gebiete bekannt und berühmt gewordenen in der Liste derjenigen, welche
seit der Stipendienordnung 1860 als rax^^i auf dem Capitol eintrafen. Es
waren von 1860—73 der Reihe nach: Conze, Michaelis, Kießling, Wachsmuth,
Reifferscheid, Helbig, KekM, Benndorf, Gräser, Bormann, Dilthey, Förster,
Matz, Engelmann, Trendelenburg, Hirschfeld, Lüders, Kaibel, Robert. Im
Winter 1860—61 hielt sich zu gleicher Zeit ein ganzes Dutzend jüngerer Studi-
render auf dem Capitol auf, darunter Detlefsen, Friederichs, Hercher, Th. Heyse,
Petersen, Reder, Wachsmuth. Später kamen Bergan, O. Hirschfeld, Hirzel,
Klügmann, Köhler, Lübbert, Nissen, Schöne, Studemund, Treu, Wilmcmns,
Zangemeister, Hinck, Jordan, Heydemann, Donner, Schlie, Schöll u. v. a. Auf
den vaterländischen Universitäten und durch philologische Studien wohl vorbe-


Grenzboten I. 1880. SS
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[0473] Lehramt geprüfte Gelehrte gestiftet. Als Zweck der letzteren ist im Statut vom 3. Februar 1860 bezeichnet: „die archäologischen Studien zu beleben und die anschauliche Kenntniß des classischen Alterthums möglichst zu verbreiten, insbe¬ sondere um für das römische Institut für archäologische Correspondenz leitende Kräfte und für die vaterländischen Universitäten Lehrer der Archäologie heran¬ zubilden." Für diese Stipendiaten sollten die Secretäre allwinterlich Erklä¬ rungen der Museen und archäologische Uebungen veranstalten. Die Berliner Centraldirection, aus Bunsen als Generalsecretär, Gerhard und Lepsius als Directionssecretären bestehend, später verstärkt durch Mommsen und Abeken, Haupt, Meineke und Hercher, trat in die Stellung einer prüfenden und vor¬ schlagenden, dem Staate gegenüber verantwortlichen Aufsichtsbehörde. Dank den Bemühungen Heuzens und Brunns trat sowohl in der Theil¬ nahme an den Sitzungen, in denen de Rossi, Lanci und Pater Garrucci eine her¬ vorragende Rolle spielten, als auch der Thätigkeit der Korrespondenten und den literarischen Leistungen ein schneller Aufschwung ein. Nicht geringe Mühe kostete es, die Publikationen wieder in Ordnung zu bringen. Mit 1857 wurde das alte Format wiederhergestellt, und in wahrem Wetteifer boten alte und neue Freunde den wieder geöffneten Blättern werthvolle Beiträge dar. Mit jugend¬ licher Freudigkeit betheiligte sich Welcker, der nun endlich seinen Wunsch ganz erfüllt sah. In die Lücken, welche durch Brauns, Borghesis, Bunsens, Hamil- tons, Panofkas, Secchis, Ccminas, Oriolis, Letronnes, Raoul - Rochettes, Avel- linos u. A. Tod gerissen waren, traten außer den Genannten die Franzosen des Vergers, Desjardins, Renier, Ultner, Decharme, Wescher, der Belgier Roulez, die Italiener Rosa, C. L. Visconti, Bruzza, Salinas, Pellegrini, Lcm- cicmi, Gamnrrini, Jalta und die gelehrte Gräfin Lovatelli-GaLtani, welcher die Ehrenmitgliedschaft zu Theil wurde, der Russe Jwänoff, die Griechen Cigalla, Pervanoglu, Rhusopulos, Postolacca. Was vollends Deutschland betrifft, so finden wir fast die Namen aller in den letzten beiden Jahrzehnten auf archäolo¬ gischen Gebiete bekannt und berühmt gewordenen in der Liste derjenigen, welche seit der Stipendienordnung 1860 als rax^^i auf dem Capitol eintrafen. Es waren von 1860—73 der Reihe nach: Conze, Michaelis, Kießling, Wachsmuth, Reifferscheid, Helbig, KekM, Benndorf, Gräser, Bormann, Dilthey, Förster, Matz, Engelmann, Trendelenburg, Hirschfeld, Lüders, Kaibel, Robert. Im Winter 1860—61 hielt sich zu gleicher Zeit ein ganzes Dutzend jüngerer Studi- render auf dem Capitol auf, darunter Detlefsen, Friederichs, Hercher, Th. Heyse, Petersen, Reder, Wachsmuth. Später kamen Bergan, O. Hirschfeld, Hirzel, Klügmann, Köhler, Lübbert, Nissen, Schöne, Studemund, Treu, Wilmcmns, Zangemeister, Hinck, Jordan, Heydemann, Donner, Schlie, Schöll u. v. a. Auf den vaterländischen Universitäten und durch philologische Studien wohl vorbe- Grenzboten I. 1880. SS

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157681/473>, abgerufen am 01.10.2024.