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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Erstes Quartal.

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und Epigraphik binnen einem einzigen Triennium der vierziger Jahre vier solche
gegründet wurden: nämlich 1842 in Bonn die Jahrbücher des Vereins rheini¬
scher Alterthumsfreunde und in Neapel Avellinos LuUettino -MköoloAiLo Qg.xc>-
Istimo, 1843 die Archäologische Zeitung in Berlin und 1844 die Pariser lisvus
greköoioß'iqns, wenn gegenüber der früheren vereinzelten Vertretung archäolo¬
gischer Fächer auf den deutschen Universitäten, wie durch Heyne und Müller in
Göttingen, Welcker in Bonn, jetzt Gerhard und Panofka in Berlin wirksam
waren, Wieseler, Urlichs, Curtius vielversprechend neben die älteren Kräfte traten
und namentlich Otto Jahr durch methodische Behandlung und Verbindung mit
der Philologie der Archäologie einen großartigen Aufschwung verschaffte, so
durfte das römische Institut sich rühmen, den ersten Anstoß zu so rühmlichem
Wetteifer gegeben zu haben. Die Schriften des Instituts hatten nach jeder
Richtung hin: sammelnd, erklärend, kritisirend, forschend, anregend als grund¬
legende Mächte sür eine neue Behandlung der Alterthumswissenschaft gewirkt.
Das Institut war dadurch zu einer Art von hoher Schule geworden, die man
nicht aufgebe" durfte, und deren Organisation für die Weiterführung so bedeu¬
tender Unternehmungen, wie die Sammlung der lateinischen Inschriften, geradezu
unentbehrlich war. Die drei würdigen Schüler des Altmeisters der Epigraphik
Borghesi, nämlich Kellermann, Heuzen und Mommsen, hatten ihre großen epi¬
graphischen Arbeiten im engen Anschlusse an das Institut ausgeführt, und die
Disciplinen der Inschriftenkunde und der Alterthümer waren erst dadurch in
die fruchtbare Verbindung und Wechselwirkung mit der Kunstarchäologie getreten.

Muthig ging man also daran, die Thätigkeit des Instituts neu zu beleben.
Auf Herzens Vorschlag wurde einstimmig Heinrich Brunn zum Nachfolger
Brauns gewählt, und die frühere "consularische" Stellnngsgleichheit der beiden
Secretäre wieder hergestellt. Zugleich wurde der Plan gefaßt, die Zukunft des
Institutes dadurch sicherer zu stellen, daß man es zu einer Staatsanstalt mache,
und es ging ein darauf bezüglicher, von Gerhard, Bunsen, Niebuhr und Usedom
befürworteter Antrag im Mai 1857 an die preußische Regierung ab. Die Krank¬
heit des Königs verzögerte die Entscheidung. Als sie am 15. September 1858
erfolgte, gab sie zwar nicht dem Antrage direct Folge, gewährte indeß eine Er¬
höhung des bisherigen Zuschusses von 1340 Thalern um 4500 Thaler und
somit die Möglichkeit, der Verwaltung nunmehr eine sichere Basis zu geben,
welche durch Ministerialrescript vom 1. October 1859 geregelt wurde. Abge¬
sehen davon, daß der knappe Gehalt der Secretäre erhöht und ein fester Fonds
für die Vermehrung der Bibliothek geschaffen werden konnte, und daß die Fort¬
führung der Publikationen sichergestellt war, wurde eine bestimmte Summe für
Zeichnungen und für wissenschaftliche Reisen der Jnstitutsmitglieder ausgeworfen
und zwei Reifestipendien für junge, in Preußen promovirte oder für das höhere


und Epigraphik binnen einem einzigen Triennium der vierziger Jahre vier solche
gegründet wurden: nämlich 1842 in Bonn die Jahrbücher des Vereins rheini¬
scher Alterthumsfreunde und in Neapel Avellinos LuUettino -MköoloAiLo Qg.xc>-
Istimo, 1843 die Archäologische Zeitung in Berlin und 1844 die Pariser lisvus
greköoioß'iqns, wenn gegenüber der früheren vereinzelten Vertretung archäolo¬
gischer Fächer auf den deutschen Universitäten, wie durch Heyne und Müller in
Göttingen, Welcker in Bonn, jetzt Gerhard und Panofka in Berlin wirksam
waren, Wieseler, Urlichs, Curtius vielversprechend neben die älteren Kräfte traten
und namentlich Otto Jahr durch methodische Behandlung und Verbindung mit
der Philologie der Archäologie einen großartigen Aufschwung verschaffte, so
durfte das römische Institut sich rühmen, den ersten Anstoß zu so rühmlichem
Wetteifer gegeben zu haben. Die Schriften des Instituts hatten nach jeder
Richtung hin: sammelnd, erklärend, kritisirend, forschend, anregend als grund¬
legende Mächte sür eine neue Behandlung der Alterthumswissenschaft gewirkt.
Das Institut war dadurch zu einer Art von hoher Schule geworden, die man
nicht aufgebe« durfte, und deren Organisation für die Weiterführung so bedeu¬
tender Unternehmungen, wie die Sammlung der lateinischen Inschriften, geradezu
unentbehrlich war. Die drei würdigen Schüler des Altmeisters der Epigraphik
Borghesi, nämlich Kellermann, Heuzen und Mommsen, hatten ihre großen epi¬
graphischen Arbeiten im engen Anschlusse an das Institut ausgeführt, und die
Disciplinen der Inschriftenkunde und der Alterthümer waren erst dadurch in
die fruchtbare Verbindung und Wechselwirkung mit der Kunstarchäologie getreten.

Muthig ging man also daran, die Thätigkeit des Instituts neu zu beleben.
Auf Herzens Vorschlag wurde einstimmig Heinrich Brunn zum Nachfolger
Brauns gewählt, und die frühere „consularische" Stellnngsgleichheit der beiden
Secretäre wieder hergestellt. Zugleich wurde der Plan gefaßt, die Zukunft des
Institutes dadurch sicherer zu stellen, daß man es zu einer Staatsanstalt mache,
und es ging ein darauf bezüglicher, von Gerhard, Bunsen, Niebuhr und Usedom
befürworteter Antrag im Mai 1857 an die preußische Regierung ab. Die Krank¬
heit des Königs verzögerte die Entscheidung. Als sie am 15. September 1858
erfolgte, gab sie zwar nicht dem Antrage direct Folge, gewährte indeß eine Er¬
höhung des bisherigen Zuschusses von 1340 Thalern um 4500 Thaler und
somit die Möglichkeit, der Verwaltung nunmehr eine sichere Basis zu geben,
welche durch Ministerialrescript vom 1. October 1859 geregelt wurde. Abge¬
sehen davon, daß der knappe Gehalt der Secretäre erhöht und ein fester Fonds
für die Vermehrung der Bibliothek geschaffen werden konnte, und daß die Fort¬
führung der Publikationen sichergestellt war, wurde eine bestimmte Summe für
Zeichnungen und für wissenschaftliche Reisen der Jnstitutsmitglieder ausgeworfen
und zwei Reifestipendien für junge, in Preußen promovirte oder für das höhere


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157681/472>, abgerufen am 23.07.2024.