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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Erstes Quartal.

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bewogen werden. Die französische Regierung hatte kurz vorher auf Guizots
Verwendung auf zehn Exemplare subscribirt und der König werthvolle Kupfer¬
werke geschenkt.

Einen hoffnungsvollen zukünftigen Stellvertreter erkannte Gerhard schon
1832 in dem damals dreiundzwanzigjährigen Emil Braun in München, dessen
Gewinnung für das Institut sich bald als höchst werthvoll herausstellte. Schon
im Februar 1834 trat er, durch Gerhard vorbereitet und persönlich eingeführt,
an des kränklichen Kellermann Stelle als Bibliothekar und Unterarchivar ein.
Gerhard benutzte seine Anwesenheit in Rom, um im Lrülsttwo wieder einen
seiner früheren ausführlichen Jahresberichte zu geben, während Bunsen in der¬
selben Zeit eine Idee zur Ausführung brachte, welche von finanziellem Nutzen
war. Es wurden sogenannte "Privatversammlungen" eingerichtet, in denen
Vorlesungen und Demonstrationen gehalten wurden, und deren Theilnehmer ein
Honorar zahlten. In kurzer Frist fanden sich einundvierzig Zuhörer, und' im
Laufe von sechs Jahren brachte diese Einrichtung dem Bibliothekfonds an acht¬
tausend Francs ein. An den Vorträgen betheiligten sich Bunsen, Gerhard,
Kellermann, Braun, K. Meyer, Lepsius, Carina, Abeken u. a. Hauptgegenstände
waren: Römische Topographie, Museenkunde, Vasen u. a. Bildwerke, Kunstgeschichte
n. a. 1840 hatte die Bibliothek bereits 1500 Werke, welche zum größten Theil
in den übrigen römischen Bibliotheken fehlten, und deren liberale Ausleihung --
auch außerhalb der Bibliothek, was in Rom bis dahin unbekannt war -- eins
der besten Mittel zur Verbindung der Gleichstrebenden und zur Erhöhung des
Ansehens des Instituts wurde.

Ein schweres Hemmniß freilich bildete fortdauernd die Schwäche der
Finanzen. Nur die Aufopferung der Leiter und einzelne außerordentliche Ein¬
nahmen ermöglichten die Fortführung der Publikationen, für welche die Beiträge
höchst unregelmäßig eingingen und zum Theil ganz ausblieben. Bedrohend für
den Bestand des Ganzen waren aber auch andere Ereignisse. Panofka, der
mit de Witte's uneigennütziger Hilfe die Geschäfte der französischen Section und
den Verlag der Annalen und Monumente geleitet hatte, erkrankte und entschloß
sich, Paris zu verlassen. Auch de Witte mußte, um Zeit für eigene Studien
zu gewinnen, seinen Austritt ankündigen. Obwohl zu seinem Ersatz der junge
Richard Lepsius, der damals seine ägyptologischen Studien begann, gewonnen
wurde, so schien es doch, besonders da auch der letztere, wie de Witte, binnen
kurzem nach Italien aufbrechen wollte, unmöglich, in Paris die bisherige Thätig¬
keit weiterzuführen. Bunsen besprach mit Panofka in Bonn den Plan, den
Schwerpunkt von Paris nach Berlin zu verlegen, wohin der letztere zu gehen
beschlossen hatte, und wohin auch Gerhard bald von Rom zurückkehren mußte.
Panofka, der im Januar 1835 in Berlin eintraf, und Gerhard -- letzterer


Grenzboten I. 1S80. SS

bewogen werden. Die französische Regierung hatte kurz vorher auf Guizots
Verwendung auf zehn Exemplare subscribirt und der König werthvolle Kupfer¬
werke geschenkt.

Einen hoffnungsvollen zukünftigen Stellvertreter erkannte Gerhard schon
1832 in dem damals dreiundzwanzigjährigen Emil Braun in München, dessen
Gewinnung für das Institut sich bald als höchst werthvoll herausstellte. Schon
im Februar 1834 trat er, durch Gerhard vorbereitet und persönlich eingeführt,
an des kränklichen Kellermann Stelle als Bibliothekar und Unterarchivar ein.
Gerhard benutzte seine Anwesenheit in Rom, um im Lrülsttwo wieder einen
seiner früheren ausführlichen Jahresberichte zu geben, während Bunsen in der¬
selben Zeit eine Idee zur Ausführung brachte, welche von finanziellem Nutzen
war. Es wurden sogenannte „Privatversammlungen" eingerichtet, in denen
Vorlesungen und Demonstrationen gehalten wurden, und deren Theilnehmer ein
Honorar zahlten. In kurzer Frist fanden sich einundvierzig Zuhörer, und' im
Laufe von sechs Jahren brachte diese Einrichtung dem Bibliothekfonds an acht¬
tausend Francs ein. An den Vorträgen betheiligten sich Bunsen, Gerhard,
Kellermann, Braun, K. Meyer, Lepsius, Carina, Abeken u. a. Hauptgegenstände
waren: Römische Topographie, Museenkunde, Vasen u. a. Bildwerke, Kunstgeschichte
n. a. 1840 hatte die Bibliothek bereits 1500 Werke, welche zum größten Theil
in den übrigen römischen Bibliotheken fehlten, und deren liberale Ausleihung —
auch außerhalb der Bibliothek, was in Rom bis dahin unbekannt war — eins
der besten Mittel zur Verbindung der Gleichstrebenden und zur Erhöhung des
Ansehens des Instituts wurde.

Ein schweres Hemmniß freilich bildete fortdauernd die Schwäche der
Finanzen. Nur die Aufopferung der Leiter und einzelne außerordentliche Ein¬
nahmen ermöglichten die Fortführung der Publikationen, für welche die Beiträge
höchst unregelmäßig eingingen und zum Theil ganz ausblieben. Bedrohend für
den Bestand des Ganzen waren aber auch andere Ereignisse. Panofka, der
mit de Witte's uneigennütziger Hilfe die Geschäfte der französischen Section und
den Verlag der Annalen und Monumente geleitet hatte, erkrankte und entschloß
sich, Paris zu verlassen. Auch de Witte mußte, um Zeit für eigene Studien
zu gewinnen, seinen Austritt ankündigen. Obwohl zu seinem Ersatz der junge
Richard Lepsius, der damals seine ägyptologischen Studien begann, gewonnen
wurde, so schien es doch, besonders da auch der letztere, wie de Witte, binnen
kurzem nach Italien aufbrechen wollte, unmöglich, in Paris die bisherige Thätig¬
keit weiterzuführen. Bunsen besprach mit Panofka in Bonn den Plan, den
Schwerpunkt von Paris nach Berlin zu verlegen, wohin der letztere zu gehen
beschlossen hatte, und wohin auch Gerhard bald von Rom zurückkehren mußte.
Panofka, der im Januar 1835 in Berlin eintraf, und Gerhard — letzterer


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157681/425>, abgerufen am 23.07.2024.