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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Erstes Quartal.

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Wie gern und freudig wir auch anerkennen, daß die neueste Uebertragung des
Nibelungenliedes durch L> Freitag ihren Vorgängern gegenüber einen erfreulichen
Fortschritt bezeichnet, so behält unseres Erachtens auch angesichts dieser Nachdichtung
das oben mitgetheilte Urtheil Franz Pfeiffers in der Hauptsache seine Geltung.
Freitag Null seine Uebertragung "als eine neuhochdeutsche Nachdichtung des mittel¬
hochdeutschen Textes, nicht aber als eine Jnterlinearversion" angesehen wissen, als
"eine Umgießung des alten Stoffes in die neue Form, nicht aber als eine mecha¬
nische Copie". Doch hat der Leser -- beruhigt uns der Uebersetzer -- "nicht etwa
eine sogenannte freie Uebersetzung zu befürchten, d. h. eine solche, die den unge¬
fähren Sinn des Originals annähernd wiedergiebt; ich war bemüht, jeden Ausdruck,
jede Construction des Urtextes zu schonen, und bin selbst Archaismen nicht aus dein
Wege gegangen. Aber immer war mir bewußt, daß ich der moderne Nachdichter
war und sein sollte, und daß eine Uebersetzung, bei deren Lectüre es den Leser
dünkt, als ob der Autor in fremden Zungen zu ihm rede, kein besseres Schicksal
verdient, als in den Papierkorb geworfen zu werden." Diese Grundsätze finden
unsern vollen Beifall, und die Beruhigung können wir allen, die gesonnen sind, sich
dieser Uebertragung zu bedienen, geben, daß ihnen Freitag die Benutzung eines alt¬
deutschen Wörterbuchs erspart hat. Was er sich an alterthümlichen Wörtern und
Wendungen gestattet, hält sich in den Grenzen der Verständlichkeit und des guten
Geschmacks. Durch knappe, sachgemäße Anmerkungen am Ende des Buches hat
er die unentbehrlichsten Archaismen erläutert, auch in einer hübsch geschriebenen
Einleitung Fragen, welche die Entwicklung der Sage betreffen, unter Darbietung
der altnordischen Ueberlieferung ansprechend erledigt. Die wenigen Andentungen
indeß, die er über den Bau der Nibelungenstrophe giebt, erscheinen uns in Anbe¬
tracht des Leserkreises, für den sie bestimmt sind, nicht als ausreichend; Leser dieser
Art bedürfen und begehren genauere Belehrung darüber, wie sie die Kunst des
Lesens zu üben haben, zumal bei der wesentlich eigenartigen Behandlung, die Freitag
der alten Nibelungenstrophe in diesem neuhochdeutschen Gewande hat angedeihen
lassen. Wir sind weit entfernt, den sogenannten glatten Versen das Wort zu reden;
im Gegentheil scheint uns Freitags strenge Handhabung der etwas schweren alter-
thiimlichen Form durchaus angebracht, und sie wird selbst auf diejenigen Leser,
welche, an gefälligere, leichtere Rhythmen gewöhnt, sich ihr anfangs nur widerwillig
fügen, ihre Wirkung nicht verfehlen, hier fo wenig wie in den durch das Unter¬
drücken der Senkungen so wirkungsvollen Volksweisen. Wir sehen es als einen
Vorzug dieser Uebersetzung an, daß sie der echten Nibelnngcnstrophe möglichst tren
geblieben ist; gerade dadurch ist eine Abwechslung der Grundform ermöglicht worden,
deren die eintönige, durch ihren gleichmäßigen Bau für unser modernes Drüber-
hinlesen freilich bequemere neuere Nibelungenstrophe entbehren muß. Nur ist soviel
gewiß: wem der altdeutsche Versbau nicht ganz geläufig ist, der wird oft den
metrischen Beirath des Uebersetzers vermissen. Im ganzen aber verdient die Ueber¬
setzung in dieser Richtung alles Lob. Auch die Uebertragung selber ist vielfach
gelungen; ihr gegenüber nimmt sich Simrocks Neudeutsch geradezu barbarisch aus.
So manche Stellen zeigen freilich anch, wie schwer, ivie geradezu unmöglich es ist,
den vollen Sinn und die eigenthümliche Färbung gewisser Wendungen wiederzu¬
geben, ohne ein völlig schiefes Bild von dem alten Stile im modernen Leser hervor¬
zurufen. Und bei dieser Gelegenheit können wir dem Uebersetzer einen Vorwurf uicht
ersparen. Da er seine Arbeit für das größere Publikum -- nicht für Fachgenossen --
bestimmt hat, so war er es der Sache, der er dienen will, ebensosehr wie seinen
Lesern schuldig, sich liber die großen Schwierigkeiten gerade einer Uebertragung aus
dem Altdeutschen ausführlicher auszusprechen. ' Es besteht eben eine unmisfüllbare


Wie gern und freudig wir auch anerkennen, daß die neueste Uebertragung des
Nibelungenliedes durch L> Freitag ihren Vorgängern gegenüber einen erfreulichen
Fortschritt bezeichnet, so behält unseres Erachtens auch angesichts dieser Nachdichtung
das oben mitgetheilte Urtheil Franz Pfeiffers in der Hauptsache seine Geltung.
Freitag Null seine Uebertragung „als eine neuhochdeutsche Nachdichtung des mittel¬
hochdeutschen Textes, nicht aber als eine Jnterlinearversion" angesehen wissen, als
„eine Umgießung des alten Stoffes in die neue Form, nicht aber als eine mecha¬
nische Copie". Doch hat der Leser — beruhigt uns der Uebersetzer — „nicht etwa
eine sogenannte freie Uebersetzung zu befürchten, d. h. eine solche, die den unge¬
fähren Sinn des Originals annähernd wiedergiebt; ich war bemüht, jeden Ausdruck,
jede Construction des Urtextes zu schonen, und bin selbst Archaismen nicht aus dein
Wege gegangen. Aber immer war mir bewußt, daß ich der moderne Nachdichter
war und sein sollte, und daß eine Uebersetzung, bei deren Lectüre es den Leser
dünkt, als ob der Autor in fremden Zungen zu ihm rede, kein besseres Schicksal
verdient, als in den Papierkorb geworfen zu werden." Diese Grundsätze finden
unsern vollen Beifall, und die Beruhigung können wir allen, die gesonnen sind, sich
dieser Uebertragung zu bedienen, geben, daß ihnen Freitag die Benutzung eines alt¬
deutschen Wörterbuchs erspart hat. Was er sich an alterthümlichen Wörtern und
Wendungen gestattet, hält sich in den Grenzen der Verständlichkeit und des guten
Geschmacks. Durch knappe, sachgemäße Anmerkungen am Ende des Buches hat
er die unentbehrlichsten Archaismen erläutert, auch in einer hübsch geschriebenen
Einleitung Fragen, welche die Entwicklung der Sage betreffen, unter Darbietung
der altnordischen Ueberlieferung ansprechend erledigt. Die wenigen Andentungen
indeß, die er über den Bau der Nibelungenstrophe giebt, erscheinen uns in Anbe¬
tracht des Leserkreises, für den sie bestimmt sind, nicht als ausreichend; Leser dieser
Art bedürfen und begehren genauere Belehrung darüber, wie sie die Kunst des
Lesens zu üben haben, zumal bei der wesentlich eigenartigen Behandlung, die Freitag
der alten Nibelungenstrophe in diesem neuhochdeutschen Gewande hat angedeihen
lassen. Wir sind weit entfernt, den sogenannten glatten Versen das Wort zu reden;
im Gegentheil scheint uns Freitags strenge Handhabung der etwas schweren alter-
thiimlichen Form durchaus angebracht, und sie wird selbst auf diejenigen Leser,
welche, an gefälligere, leichtere Rhythmen gewöhnt, sich ihr anfangs nur widerwillig
fügen, ihre Wirkung nicht verfehlen, hier fo wenig wie in den durch das Unter¬
drücken der Senkungen so wirkungsvollen Volksweisen. Wir sehen es als einen
Vorzug dieser Uebersetzung an, daß sie der echten Nibelnngcnstrophe möglichst tren
geblieben ist; gerade dadurch ist eine Abwechslung der Grundform ermöglicht worden,
deren die eintönige, durch ihren gleichmäßigen Bau für unser modernes Drüber-
hinlesen freilich bequemere neuere Nibelungenstrophe entbehren muß. Nur ist soviel
gewiß: wem der altdeutsche Versbau nicht ganz geläufig ist, der wird oft den
metrischen Beirath des Uebersetzers vermissen. Im ganzen aber verdient die Ueber¬
setzung in dieser Richtung alles Lob. Auch die Uebertragung selber ist vielfach
gelungen; ihr gegenüber nimmt sich Simrocks Neudeutsch geradezu barbarisch aus.
So manche Stellen zeigen freilich anch, wie schwer, ivie geradezu unmöglich es ist,
den vollen Sinn und die eigenthümliche Färbung gewisser Wendungen wiederzu¬
geben, ohne ein völlig schiefes Bild von dem alten Stile im modernen Leser hervor¬
zurufen. Und bei dieser Gelegenheit können wir dem Uebersetzer einen Vorwurf uicht
ersparen. Da er seine Arbeit für das größere Publikum — nicht für Fachgenossen —
bestimmt hat, so war er es der Sache, der er dienen will, ebensosehr wie seinen
Lesern schuldig, sich liber die großen Schwierigkeiten gerade einer Uebertragung aus
dem Altdeutschen ausführlicher auszusprechen. ' Es besteht eben eine unmisfüllbare


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[0359] Wie gern und freudig wir auch anerkennen, daß die neueste Uebertragung des Nibelungenliedes durch L> Freitag ihren Vorgängern gegenüber einen erfreulichen Fortschritt bezeichnet, so behält unseres Erachtens auch angesichts dieser Nachdichtung das oben mitgetheilte Urtheil Franz Pfeiffers in der Hauptsache seine Geltung. Freitag Null seine Uebertragung „als eine neuhochdeutsche Nachdichtung des mittel¬ hochdeutschen Textes, nicht aber als eine Jnterlinearversion" angesehen wissen, als „eine Umgießung des alten Stoffes in die neue Form, nicht aber als eine mecha¬ nische Copie". Doch hat der Leser — beruhigt uns der Uebersetzer — „nicht etwa eine sogenannte freie Uebersetzung zu befürchten, d. h. eine solche, die den unge¬ fähren Sinn des Originals annähernd wiedergiebt; ich war bemüht, jeden Ausdruck, jede Construction des Urtextes zu schonen, und bin selbst Archaismen nicht aus dein Wege gegangen. Aber immer war mir bewußt, daß ich der moderne Nachdichter war und sein sollte, und daß eine Uebersetzung, bei deren Lectüre es den Leser dünkt, als ob der Autor in fremden Zungen zu ihm rede, kein besseres Schicksal verdient, als in den Papierkorb geworfen zu werden." Diese Grundsätze finden unsern vollen Beifall, und die Beruhigung können wir allen, die gesonnen sind, sich dieser Uebertragung zu bedienen, geben, daß ihnen Freitag die Benutzung eines alt¬ deutschen Wörterbuchs erspart hat. Was er sich an alterthümlichen Wörtern und Wendungen gestattet, hält sich in den Grenzen der Verständlichkeit und des guten Geschmacks. Durch knappe, sachgemäße Anmerkungen am Ende des Buches hat er die unentbehrlichsten Archaismen erläutert, auch in einer hübsch geschriebenen Einleitung Fragen, welche die Entwicklung der Sage betreffen, unter Darbietung der altnordischen Ueberlieferung ansprechend erledigt. Die wenigen Andentungen indeß, die er über den Bau der Nibelungenstrophe giebt, erscheinen uns in Anbe¬ tracht des Leserkreises, für den sie bestimmt sind, nicht als ausreichend; Leser dieser Art bedürfen und begehren genauere Belehrung darüber, wie sie die Kunst des Lesens zu üben haben, zumal bei der wesentlich eigenartigen Behandlung, die Freitag der alten Nibelungenstrophe in diesem neuhochdeutschen Gewande hat angedeihen lassen. Wir sind weit entfernt, den sogenannten glatten Versen das Wort zu reden; im Gegentheil scheint uns Freitags strenge Handhabung der etwas schweren alter- thiimlichen Form durchaus angebracht, und sie wird selbst auf diejenigen Leser, welche, an gefälligere, leichtere Rhythmen gewöhnt, sich ihr anfangs nur widerwillig fügen, ihre Wirkung nicht verfehlen, hier fo wenig wie in den durch das Unter¬ drücken der Senkungen so wirkungsvollen Volksweisen. Wir sehen es als einen Vorzug dieser Uebersetzung an, daß sie der echten Nibelnngcnstrophe möglichst tren geblieben ist; gerade dadurch ist eine Abwechslung der Grundform ermöglicht worden, deren die eintönige, durch ihren gleichmäßigen Bau für unser modernes Drüber- hinlesen freilich bequemere neuere Nibelungenstrophe entbehren muß. Nur ist soviel gewiß: wem der altdeutsche Versbau nicht ganz geläufig ist, der wird oft den metrischen Beirath des Uebersetzers vermissen. Im ganzen aber verdient die Ueber¬ setzung in dieser Richtung alles Lob. Auch die Uebertragung selber ist vielfach gelungen; ihr gegenüber nimmt sich Simrocks Neudeutsch geradezu barbarisch aus. So manche Stellen zeigen freilich anch, wie schwer, ivie geradezu unmöglich es ist, den vollen Sinn und die eigenthümliche Färbung gewisser Wendungen wiederzu¬ geben, ohne ein völlig schiefes Bild von dem alten Stile im modernen Leser hervor¬ zurufen. Und bei dieser Gelegenheit können wir dem Uebersetzer einen Vorwurf uicht ersparen. Da er seine Arbeit für das größere Publikum — nicht für Fachgenossen — bestimmt hat, so war er es der Sache, der er dienen will, ebensosehr wie seinen Lesern schuldig, sich liber die großen Schwierigkeiten gerade einer Uebertragung aus dem Altdeutschen ausführlicher auszusprechen. ' Es besteht eben eine unmisfüllbare

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157681/359>, abgerufen am 03.07.2024.