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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Zweites Quartal.

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gangenheit und die Gegenwart über die Zukunft urtheilen lassen, später noch zu
beweisen sein. Fiir heute setzen wir, ähnlich wie zu Ende des fünften Artikels, den
Fall, daß die von Mendelssohn angebahnte und von seinen Schillern und Verehrern
fortgeführte Reform der in Deutschland wohnenden Juden nicht bloß deren äußeres
Wesen, ihre Bildung und ihre Sitten der deutschen Art gleich oder wenigstens
sehr ähnlich machen, sondern auch deren Nassencharakter mit seinen Anschauungen
und Neigungen von Grund aus beseitigen könne und zum guten Theile schon be¬
seitigt habe. Mit anderen Worten: wir nehmen einmal bis auf Weiteres an, daß
die sogenannten Reformjuden, bei welchen der Talmud nur noch geringe Gel¬
tung hat, und die beträchtliche Zahl derjenigen von ihren Stammgenossen, welche
glcmbcns- und religionslos auftreten, in der That, wie behauptet wird, zu Deut¬
schen geworden seien. Dann würden immer noch zwei sehr erhebliche Bedenken
übrig bleiben. Einerseits beschränkt sich das reformirte Judenthum sammt seinen:
Absenker, dem ungläubigen Judenthum, fast einzig auf die großen Städte und einen
Theil der kleinen, und bei Weitem die Mehrzahl der im östlichen Deutschland an¬
sässigen Semiten steht der Bildung und den sonstigen Vorzügen jener Klassen mehr
oder minder fern. Sodann aber grenzen wir an Polen und andere westrussische
Landstriche, und von hier strömt ohne Unterlaß, bald mächtiger (wie in der Gründer¬
zeit) bald schwächer, wie aus einem ungeheuern Reservoir das echte mittelalterliche
Tcllmudjudenthum in Gestalt von bettelnden und schachernden Hebräern in den Osten
des Reiches ein, um sich hier mit seinen widerwärtigen Sitten und Neigungen,
seinein Haß gegen die Gojim, seiner tiefen Unbildung und seinem gierigen und un¬
stillbaren Hunger nach Erwerb mit allen Mitteln für eine Weile festzusetzen, sich an
unsern wirthschaftlichen Kräften leidlich vollzuscmgen und dann großentheils, pecu-
niär gekräftigt und durch Erfahrung mit den Verhältnissen und Gelegenheiten ver¬
traut geworden, zu weiterer vampyrartiger Aufsaugung des deutscheu Volkskörpers,
die zuletzt im höheren Stil, durch Börsenspeculatiouen, faule Gründungen u. tgi.
betrieben wird, mehr nach dem Innern des neuen Ausbeutungsgebietes und vor
Allem nach Berlin zu ziehen.

So scheint es uns von besonderer Wichtigkeit, daß man zur Entscheidung in
unsrer Frage ein deutliches Bild von dem Wesen dieser russischen und polnischen
Juden mitbringe, denen, wie angedeutet, die Majorität ihrer Stamm- und Glaubens¬
genossen in den kleinen Orten der Provinzen Schlesien, Posen und Preußen mehr
oder minder ähnlich ist.

Im russischen Reiche leben, wie wir sahen, circa 2 650000 Jsraeliten, mithin
über vierzig Procent der gesammten jüdischen Diaspora, und die meisten davon
fallen auf Polen, wo deren im Jahre 1878 bei einer Gesammtbevölkerung von
ungefähr sieben Millionen Seelen 808 518 wohnten. Dann folgt Süd Westrußland
mit 772 834 Juden, von denen 277 497 auf das Gouvernement Kiew, 242 496
auf Podolien und 252 841 auf Volhynien kommen.*) Stufenweise abfallend reihen



*) Vergl. hierzu die 13 Aufsätze "Bon der Wiege bis zum Grabe" von S. Wiener,
die im Jahre 1S79 in den Montagsblättern der "Se. Petersburger Zeitung" erschienen, und

gangenheit und die Gegenwart über die Zukunft urtheilen lassen, später noch zu
beweisen sein. Fiir heute setzen wir, ähnlich wie zu Ende des fünften Artikels, den
Fall, daß die von Mendelssohn angebahnte und von seinen Schillern und Verehrern
fortgeführte Reform der in Deutschland wohnenden Juden nicht bloß deren äußeres
Wesen, ihre Bildung und ihre Sitten der deutschen Art gleich oder wenigstens
sehr ähnlich machen, sondern auch deren Nassencharakter mit seinen Anschauungen
und Neigungen von Grund aus beseitigen könne und zum guten Theile schon be¬
seitigt habe. Mit anderen Worten: wir nehmen einmal bis auf Weiteres an, daß
die sogenannten Reformjuden, bei welchen der Talmud nur noch geringe Gel¬
tung hat, und die beträchtliche Zahl derjenigen von ihren Stammgenossen, welche
glcmbcns- und religionslos auftreten, in der That, wie behauptet wird, zu Deut¬
schen geworden seien. Dann würden immer noch zwei sehr erhebliche Bedenken
übrig bleiben. Einerseits beschränkt sich das reformirte Judenthum sammt seinen:
Absenker, dem ungläubigen Judenthum, fast einzig auf die großen Städte und einen
Theil der kleinen, und bei Weitem die Mehrzahl der im östlichen Deutschland an¬
sässigen Semiten steht der Bildung und den sonstigen Vorzügen jener Klassen mehr
oder minder fern. Sodann aber grenzen wir an Polen und andere westrussische
Landstriche, und von hier strömt ohne Unterlaß, bald mächtiger (wie in der Gründer¬
zeit) bald schwächer, wie aus einem ungeheuern Reservoir das echte mittelalterliche
Tcllmudjudenthum in Gestalt von bettelnden und schachernden Hebräern in den Osten
des Reiches ein, um sich hier mit seinen widerwärtigen Sitten und Neigungen,
seinein Haß gegen die Gojim, seiner tiefen Unbildung und seinem gierigen und un¬
stillbaren Hunger nach Erwerb mit allen Mitteln für eine Weile festzusetzen, sich an
unsern wirthschaftlichen Kräften leidlich vollzuscmgen und dann großentheils, pecu-
niär gekräftigt und durch Erfahrung mit den Verhältnissen und Gelegenheiten ver¬
traut geworden, zu weiterer vampyrartiger Aufsaugung des deutscheu Volkskörpers,
die zuletzt im höheren Stil, durch Börsenspeculatiouen, faule Gründungen u. tgi.
betrieben wird, mehr nach dem Innern des neuen Ausbeutungsgebietes und vor
Allem nach Berlin zu ziehen.

So scheint es uns von besonderer Wichtigkeit, daß man zur Entscheidung in
unsrer Frage ein deutliches Bild von dem Wesen dieser russischen und polnischen
Juden mitbringe, denen, wie angedeutet, die Majorität ihrer Stamm- und Glaubens¬
genossen in den kleinen Orten der Provinzen Schlesien, Posen und Preußen mehr
oder minder ähnlich ist.

Im russischen Reiche leben, wie wir sahen, circa 2 650000 Jsraeliten, mithin
über vierzig Procent der gesammten jüdischen Diaspora, und die meisten davon
fallen auf Polen, wo deren im Jahre 1878 bei einer Gesammtbevölkerung von
ungefähr sieben Millionen Seelen 808 518 wohnten. Dann folgt Süd Westrußland
mit 772 834 Juden, von denen 277 497 auf das Gouvernement Kiew, 242 496
auf Podolien und 252 841 auf Volhynien kommen.*) Stufenweise abfallend reihen



*) Vergl. hierzu die 13 Aufsätze „Bon der Wiege bis zum Grabe" von S. Wiener,
die im Jahre 1S79 in den Montagsblättern der „Se. Petersburger Zeitung" erschienen, und
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157679/60>, abgerufen am 22.07.2024.