Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Zweites Quartal.Gefügt hat sich diesem Ansinnen, soviel bekannt worden ist, nur ein Bischof, Die italienische Negierung fertigt nach Empfang solcher Anträge jedesmal Aus alledem ergiebt sich, daß der Papst seine discretionäre Gewalt in Zum Verständniß der Lage in England. 2. Das neue englische Cabinet, welches an Stelle des Ministeriums Beacons- Gefügt hat sich diesem Ansinnen, soviel bekannt worden ist, nur ein Bischof, Die italienische Negierung fertigt nach Empfang solcher Anträge jedesmal Aus alledem ergiebt sich, daß der Papst seine discretionäre Gewalt in Zum Verständniß der Lage in England. 2. Das neue englische Cabinet, welches an Stelle des Ministeriums Beacons- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0452" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/146957"/> <p xml:id="ID_1313"> Gefügt hat sich diesem Ansinnen, soviel bekannt worden ist, nur ein Bischof,<lb/> welcher den Muth hatte, ein förmliches Gesuch um Ernennung an den König<lb/> Victor Emanuel zu richten. Alle übrigen zögerten und fragten beim Papste an.<lb/> Als Ergebniß längerer geheimer Unterhandlungen hat sich endlich eine Art von<lb/> inoäus vivsiiäi herausgebildet, vermöge dessen die vom Papste ernannten Titu-<lb/> lare königlicher Patronatsstellen in den Antrag um Ertheilung des Exequatur<lb/> eine etwa dahin lautende Formel aufnehmen: Vi,8to 1a doll» xontoLviA äoll<lb/> ... ÄVöQclo Mutitv ob.s cjusstÄ sscls osseo vais ssiu, «11 xs-tronÄto rs^lo oto.<lb/> (Angesichts der päpstlichen Bulle vom ... nachdem ich vernommen habe, daß<lb/> diese Stelle königlichen Patronats sei, bitte ich u. s. w.).</p><lb/> <p xml:id="ID_1314"> Die italienische Negierung fertigt nach Empfang solcher Anträge jedesmal<lb/> zwei Decrete aus, deren eines die königliche Ernennung des Betreffenden zum<lb/> Bischof für die fragliche Stelle enthält, während das andere der päpstlichen<lb/> Ernennungsbulle das Exequatur ertheilt. Sie glaubt auf diese Weise ihr Patro¬<lb/> natsrecht wenigstens im Princip zu wahren, wenn sie auch duldet, daß dasselbe<lb/> thatsächlich nach wie vor vom päpstlichen Stuhle usurpirt wird. Wie verlautet,<lb/> vergewissert sich letzterer allerdings in zweifelhaften Fällen unter der Hand, ob<lb/> staatlicherseits Bedenken gegen die Person des zu ernennenden obwalten. In¬<lb/> deß scheinen diese Erkundigungen nicht durch Vertrauenspersonen bei der Central-<lb/> stelle, sondern meist bei den Provinzialbehörden auf Umwegen eingezogen zu<lb/> werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1315"> Aus alledem ergiebt sich, daß der Papst seine discretionäre Gewalt in<lb/> Italien entgegenkommender handhabt als in Bezug auf Deutschland, woran<lb/> wir uns in den nächsten Entwicklungsphasen des Streites der Curie mit der<lb/> preußischen Regierung erinnern wollen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Zum Verständniß der Lage in England.<lb/> 2.</head><lb/> <p xml:id="ID_1316" next="#ID_1317"> Das neue englische Cabinet, welches an Stelle des Ministeriums Beacons-<lb/> field getreten, entspricht nicht ganz den Parteiverhältnissen, wie sie nach dem<lb/> Ausgange der Wahlen erschienen. Die Whigs hatten, als sie 1874 vom<lb/> Staatsruder zurückgetreten waren, etwas abgewirtschaftet, um nicht zu sagen<lb/> entkräftet ausgesehen. Im Laufe der sechs Jahre, wo sie der Regierung fern</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0452]
Gefügt hat sich diesem Ansinnen, soviel bekannt worden ist, nur ein Bischof,
welcher den Muth hatte, ein förmliches Gesuch um Ernennung an den König
Victor Emanuel zu richten. Alle übrigen zögerten und fragten beim Papste an.
Als Ergebniß längerer geheimer Unterhandlungen hat sich endlich eine Art von
inoäus vivsiiäi herausgebildet, vermöge dessen die vom Papste ernannten Titu-
lare königlicher Patronatsstellen in den Antrag um Ertheilung des Exequatur
eine etwa dahin lautende Formel aufnehmen: Vi,8to 1a doll» xontoLviA äoll
... ÄVöQclo Mutitv ob.s cjusstÄ sscls osseo vais ssiu, «11 xs-tronÄto rs^lo oto.
(Angesichts der päpstlichen Bulle vom ... nachdem ich vernommen habe, daß
diese Stelle königlichen Patronats sei, bitte ich u. s. w.).
Die italienische Negierung fertigt nach Empfang solcher Anträge jedesmal
zwei Decrete aus, deren eines die königliche Ernennung des Betreffenden zum
Bischof für die fragliche Stelle enthält, während das andere der päpstlichen
Ernennungsbulle das Exequatur ertheilt. Sie glaubt auf diese Weise ihr Patro¬
natsrecht wenigstens im Princip zu wahren, wenn sie auch duldet, daß dasselbe
thatsächlich nach wie vor vom päpstlichen Stuhle usurpirt wird. Wie verlautet,
vergewissert sich letzterer allerdings in zweifelhaften Fällen unter der Hand, ob
staatlicherseits Bedenken gegen die Person des zu ernennenden obwalten. In¬
deß scheinen diese Erkundigungen nicht durch Vertrauenspersonen bei der Central-
stelle, sondern meist bei den Provinzialbehörden auf Umwegen eingezogen zu
werden.
Aus alledem ergiebt sich, daß der Papst seine discretionäre Gewalt in
Italien entgegenkommender handhabt als in Bezug auf Deutschland, woran
wir uns in den nächsten Entwicklungsphasen des Streites der Curie mit der
preußischen Regierung erinnern wollen.
Zum Verständniß der Lage in England.
2.
Das neue englische Cabinet, welches an Stelle des Ministeriums Beacons-
field getreten, entspricht nicht ganz den Parteiverhältnissen, wie sie nach dem
Ausgange der Wahlen erschienen. Die Whigs hatten, als sie 1874 vom
Staatsruder zurückgetreten waren, etwas abgewirtschaftet, um nicht zu sagen
entkräftet ausgesehen. Im Laufe der sechs Jahre, wo sie der Regierung fern
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