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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Zweites Quartal.

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damals beliebt waren und wie sie Goethe z> B auch an Gnstchen Stolberg ge¬
schrieben. Es müßte eine reizvolle Aufgabe sein, daraufhin zu versuchen, ob und
inwieweit Wahrheit und Dichtung im "Werther" sich sondern läßt, eine Aufgabe,
deren Lösung möglicherweise später einmal durch die Originalbriefe eine glänzende
Bestätigung finden konnte. Beim "Götz" hat man, um Goethes eigene Angabe,
die Anfänge dieser Dichtung gehörten in die Straßburger Zeit, aufrecht zu er¬
halten, auf die schone Stelle in Herders Shakespeare-Aufsatz hingewiesen, der sicher
vor dein 14. October 1771 entstanden ist: "Glücklich, daß ich noch im Ablauf der Zeit
lebte, wo ich ihn (Shakespeare) begreifen konnte, und wo du, mein Freund, der du
dich bei diesen. Lesen erkennst und fühlst, und den ich vor seinem heiligen Bilde mehr
als einmal umarmt, wo du noch deu süßen und deiner würdigen Traum haben
kannst, sein Denkmal aus unsern Ritterzeiten in unsrer Sprache, unserm so weit ab¬
liegenden Vaterlande herzustellen. Ich beneide dir den Traum und dein edles Wirken.
Laß nicht nach, bis der Kranz dort oben hange/' Der ganze Passus beweist nichts,
da er erst bei der vor Ostern 1772 vorgenommenen Ueberarbeitung jenes Aufsatzes
hinzugekommen ist. Immerhin hätte Düntzer die Sache erwähnen müssen. Aber
der ganze Dttntzersche Aufsatz macht etwas den Eindruck, als ob er rasch und
!we (d. h. fürs "Jahrbuch") hingeworfen sei.

An Düntzers Arbeit schließt sich eine Studie von W. Wilmanns: "Goethes
Belinde", die, in gesuchter und wenig überzeugender Weise, darzuthun bemüht ist,
daß Goethes Darstellung seines Verhältnisses zu Lili in den letzten Büchern von
"Dichtung und Wahrheit" durch eine Erzählung des Fräulein de Scudery, deren
Heldin Belinde heißt, beeinflußt sei; dies soll der Grund sein, weshalb Goethe em
paarmal Verse, die Lili galten, "an Belinden" richtete! Weiterhin hat R. M.
Werner Nachträge zur Deutung des "Jahrmarktfestes" gespendet, D. Jacoby
sucht, zumeist nach Anklängen in Briefsteller, die Entstehungszeit einzelner Faust¬
scenen nachzuweisen, M. Ehrlich endlich giebt Ergänzungen zu dem, was früher
schon Viehoff und Düntzer zur Erläuterung der "Weissagungen des Bakis" geboten
haben.

Die weiteren Kreise der Gebildeten, auf deren Theilnahme das "Goethe-Jahrbuch"
ausgesprochnermaßcn rechnet, werden sich vor allem an die erste Abtheilung, die
"formvollendeten und inhaltsreichen" Abhandlungen halten -- eine Mahnung an
den Herausgeber, in den folgenden Jahrgängen diese Abtheilung ja nie zu kurz
kommen zu lassen. Der vorliegende erste Jahrgang bietet hier drei Arbeiten:
"Bettina von Arnim" von H. Grimm, "Goethe und Lessing" von W. Freiherr
von Biedermann und "Faust und Helena" von F. Vobertag. Grimms Auf¬
satz können wir für keine sehr günstige Ouvertüre des ganzen Unternehmens halten.
Wir hofften eine gründliche, aufräumende Arbeit über Bettinas Verhältniß zu Goethe
und die daraus hervorgegangenen literarischen Erzeugnisse zu finden; statt dessen
giebt der Verfasser, in seiner geistreichen und aphoristischen Art, ein Charakterbild
Bettinas, in welchem sie uns zwar in wesentlich anderer und schönerer Beleuchtung
erscheint als bisher, und welches durch die eingeflochtenen persönlichen Erinnerungen
des Verfassers einen besonderen Reiz enthält, welches aber gerade das Verhältmß


Tante gesprochen und bei Weitem das böse Weib nicht gefunden, das man bei uns aus ihr
macht. Sie ist eine muntre, heftige Frau, von dem besten Herzen". Was soll die Tante
hier? Nun, es ist eben die leibhaftige Tante, die Goethe in Wchlar hatte, und über die
er an Merck wahrscheinlich wörtlich so geschrieben hat: die Frau Geheimräthin Lange, die,
als Goethe am 11. Scptbr. von Wetzlar flüchtete, erklärte, "es wäre doch sehr ungezogen, daß
Doctor Goethe so ohne Abschied zu nehmen weggereist sei, sie wolle es des Doctor Goethe
Mutter schreiben, wie er sich aufgeführt habe".

damals beliebt waren und wie sie Goethe z> B auch an Gnstchen Stolberg ge¬
schrieben. Es müßte eine reizvolle Aufgabe sein, daraufhin zu versuchen, ob und
inwieweit Wahrheit und Dichtung im „Werther" sich sondern läßt, eine Aufgabe,
deren Lösung möglicherweise später einmal durch die Originalbriefe eine glänzende
Bestätigung finden konnte. Beim „Götz" hat man, um Goethes eigene Angabe,
die Anfänge dieser Dichtung gehörten in die Straßburger Zeit, aufrecht zu er¬
halten, auf die schone Stelle in Herders Shakespeare-Aufsatz hingewiesen, der sicher
vor dein 14. October 1771 entstanden ist: „Glücklich, daß ich noch im Ablauf der Zeit
lebte, wo ich ihn (Shakespeare) begreifen konnte, und wo du, mein Freund, der du
dich bei diesen. Lesen erkennst und fühlst, und den ich vor seinem heiligen Bilde mehr
als einmal umarmt, wo du noch deu süßen und deiner würdigen Traum haben
kannst, sein Denkmal aus unsern Ritterzeiten in unsrer Sprache, unserm so weit ab¬
liegenden Vaterlande herzustellen. Ich beneide dir den Traum und dein edles Wirken.
Laß nicht nach, bis der Kranz dort oben hange/' Der ganze Passus beweist nichts,
da er erst bei der vor Ostern 1772 vorgenommenen Ueberarbeitung jenes Aufsatzes
hinzugekommen ist. Immerhin hätte Düntzer die Sache erwähnen müssen. Aber
der ganze Dttntzersche Aufsatz macht etwas den Eindruck, als ob er rasch und
!we (d. h. fürs „Jahrbuch") hingeworfen sei.

An Düntzers Arbeit schließt sich eine Studie von W. Wilmanns: „Goethes
Belinde", die, in gesuchter und wenig überzeugender Weise, darzuthun bemüht ist,
daß Goethes Darstellung seines Verhältnisses zu Lili in den letzten Büchern von
»Dichtung und Wahrheit" durch eine Erzählung des Fräulein de Scudery, deren
Heldin Belinde heißt, beeinflußt sei; dies soll der Grund sein, weshalb Goethe em
paarmal Verse, die Lili galten, „an Belinden" richtete! Weiterhin hat R. M.
Werner Nachträge zur Deutung des „Jahrmarktfestes" gespendet, D. Jacoby
sucht, zumeist nach Anklängen in Briefsteller, die Entstehungszeit einzelner Faust¬
scenen nachzuweisen, M. Ehrlich endlich giebt Ergänzungen zu dem, was früher
schon Viehoff und Düntzer zur Erläuterung der „Weissagungen des Bakis" geboten
haben.

Die weiteren Kreise der Gebildeten, auf deren Theilnahme das „Goethe-Jahrbuch"
ausgesprochnermaßcn rechnet, werden sich vor allem an die erste Abtheilung, die
„formvollendeten und inhaltsreichen" Abhandlungen halten — eine Mahnung an
den Herausgeber, in den folgenden Jahrgängen diese Abtheilung ja nie zu kurz
kommen zu lassen. Der vorliegende erste Jahrgang bietet hier drei Arbeiten:
„Bettina von Arnim" von H. Grimm, „Goethe und Lessing" von W. Freiherr
von Biedermann und „Faust und Helena" von F. Vobertag. Grimms Auf¬
satz können wir für keine sehr günstige Ouvertüre des ganzen Unternehmens halten.
Wir hofften eine gründliche, aufräumende Arbeit über Bettinas Verhältniß zu Goethe
und die daraus hervorgegangenen literarischen Erzeugnisse zu finden; statt dessen
giebt der Verfasser, in seiner geistreichen und aphoristischen Art, ein Charakterbild
Bettinas, in welchem sie uns zwar in wesentlich anderer und schönerer Beleuchtung
erscheint als bisher, und welches durch die eingeflochtenen persönlichen Erinnerungen
des Verfassers einen besonderen Reiz enthält, welches aber gerade das Verhältmß


Tante gesprochen und bei Weitem das böse Weib nicht gefunden, das man bei uns aus ihr
macht. Sie ist eine muntre, heftige Frau, von dem besten Herzen". Was soll die Tante
hier? Nun, es ist eben die leibhaftige Tante, die Goethe in Wchlar hatte, und über die
er an Merck wahrscheinlich wörtlich so geschrieben hat: die Frau Geheimräthin Lange, die,
als Goethe am 11. Scptbr. von Wetzlar flüchtete, erklärte, „es wäre doch sehr ungezogen, daß
Doctor Goethe so ohne Abschied zu nehmen weggereist sei, sie wolle es des Doctor Goethe
Mutter schreiben, wie er sich aufgeführt habe".
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157679/355>, abgerufen am 22.07.2024.